Fragebögen an 2.000 Thüringer versandt
Viele Menschen wurden in den 40 Jahren DDR bespitzelt, ausgesiedelt, inhaftiert und so ihrer privaten und oft auch beruflichen Zukunft beraubt. Die politische Verfolgung damals hat mitunter Nachwirkungen bis heute. Seit 1992 ist es Betroffenen möglich, für das in der sowjetischen Besatzungszone und in der DDR erlittene politische Unrecht rehabilitiert und entschädigt zu werden.
Ein erster Bericht zur sozialen Lage der Opfer der SED-Diktatur in Thüringen zeigte im Jahr 2008 den damaligen Stand der Rehabilitierungen und die soziale Lage der Betroffenen. Nun wird diese Studie im Auftrag des Landesbeauftragten des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur weitergeführt. Die Untersuchung wird von der Jenaer Forschungsgruppe „Zeitspuren: SED-Verfolgte in Thüringen heute“ erarbeitet.
Ein wichtiger Teil der Studie ist eine repräsentative Umfrage zur sozialen und gesundheitlichen Lage von Menschen, die in der DDR verfolgt oder in anderer Hinsicht beeinträchtigt bzw. geschädigt, die in Thüringen leben und rehabilitiert wurden. Zu diesem Zweck wurden Fragebögen an 2.000 zufällig ausgewählte Betroffene gesandt. Die Fragen beziehen sich auf den Prozess der Rehabilitierung, auf die Einstellung zur DDR und Bundesrepublik sowie auf die soziale Lage (Arbeit, Familie, Erwerbstätigkeit und Einkommen, Wohnverhältnisse, Freizeitaktivitäten) und auf das gesundheitliche Befinden der Betroffenen. Zusätzlich soll das Engagement Thüringens für die Opfer politischer Verfolgung in der sowjetischen Besatzungszone und DDR eingeschätzt werden. Die postalische Befragung erfolgt anonym und auf freiwilliger Basis.
Der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Jenaer Forschungsgruppe hoffen auf eine rege Beteiligung an der Umfrage. Die Ergebnisse werden im Bericht zur sozialen Lage der Opfer der SED-Diktatur in Thüringen im ersten Quartal 2021 vorgestellt.