Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Anke Geier sprach im Rahmen des Grenzland-Talks im Grenzlandmuseum Bad Sachsa am 3. Oktober über die Zwangsaussiedlungen 1952 und 1961 in Thüringen. Fokus ihres Vortrages waren die Vertreibungen aus dem Kreis Nordhausen. Am Beispiel der Aussiedlungsmaßnahme im Juni 1952 verdeutlichte sie unter anderen das Vorgehen der beteiligten Institutionen im Kreis Nordhausen. Im Unterschied zur „Aktion Festigung“, die am 3. Oktober 1961 stattfand und vorrangig vom Ministerium für Staatssicherheit akribisch vorbereitet wurde, war 1952 vor allem die Volkspolizei an der Ausführung beteiligt. Die SED war dennoch der maßgebliche Initiator der Aussiedlungsaktion. So instruierten und überwachten Partei-Instrukteure des Zentralkomitees der SED aus Berlin die Vorbereitung und Umsetzung auch im Kreis Nordhausen. 1961 übernahmen dann die sogenannten Bezirks- und Kreiseinsatzleitungen diese Aufgabe. Mit dem Vortrag wurde deutlich, dass die Aussiedlungen an der innerdeutschen Grenze zu den Zwangsmigrationen im kommunistischen Herrschaftsbereich gezählt werden können: die – im Verständnis des SED-Regimes – „unerwünschten“ Personen wurden aus dem Grenzgebiet vertrieben, um diese zu bestrafen, aber auch, um die verbliebenen Sperrgebietsbewohner zu disziplinieren.
Zuvor sprach die Zeitzeugin Marie-Luise Tröbs, die als Zehnjährige mit ihrer Familie am 3. Oktober 1961 von Geisa nach Ilmenau umgesiedelt wurde, über ihre Erlebnisse und die Tätigkeit des Bundes der Zwangsausgesiedelten. Im Festsaal des Kurhauses Bad Sachsa verfolgten etwa 100 Zuhörer die Veranstaltung. Einen Bericht des HarzKuriers zur Veranstaltung finden Sie hier. Den Vortrag von Dr. Anke Geier finden Sie in unserer Rubrik "Reden und Vorträge" oder direkt über diesen Link. (Foto: Gerhard Oberländer)