Katholisch geprägt, schwach industrialisiert und deutsch-deutsches Grenzgebiet - das Eichsfeld war aufgrund dieser Gemengelage von Anfang an ein politisches Ausnahmegebiet in der DDR. „Wenn wir im Eichsfeld nicht vorankommen, nicht hier die Lehren ziehen, Erfahrungen sammeln, nicht hier das Beispiel schaffen, werden wir nicht in der Lage sein, in Bayern oder einem anderen katholischen Gebiet den Sozialismus aufzubauen“, mahnte Politbüromitglied Alfred Neumann auf der Sitzung des ZK Sekretariats am 1. Oktober 1958. Nur ein halbes Jahr später wurde von der SED der sogenannte „Eichsfeldplan“ beschlossen, um das katholische Milieu zu einem sozialistischen Industrieproletariat zu entwickeln. Es folgte die Ansiedlung gigantischer Industriebetriebe, ein massiver Ausbau der sozialen und wirtschaftlichen Infrastruktur, der Aufbau einer kirchenfernen, staatlich gelenkten und betriebsnahen Kulturszene sowie der systematische Import von regimeloyalen Kadern. In Leinefelde sollte sogar eine sozialistische Musterstadt errichtet werden. Nach der offiziellen Darstellung in der DDR-Historiographie und Propaganda sei der Eichsfeldplan eine einzigartige Erfolgsgeschichte gewesen. Doch welche Bilanz lässt sich tatsächlich ziehen? Neben der Entstehung, Zielsetzung und Umsetzung werden im Rahmen der Veranstaltung die Auswirkungen und Folgen des SED-Eichsfeldplans diskutiert. Es sprechen Dr. Christian Stöber vom Grenzmuseum Schifflersgrund und Dr. Torsten W. Müller vom Eichsfeldmuseum Heiligenstadt.
Die Veranstaltung findet am 27. September um 19:00 Uhr in der Erfurter Gedenkstätte Andreasstraße statt.