Montag, 5.Juni 2023

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Vor 50 Jahren endete in Polen der kulturelle „Frühling“ und es begann eine umfassende Vertreibung vor allem jüdischer Bürger.
Die dramatische Entwicklung setzte mit Protesten gegen die staatliche Zensur nach der Absetzung von Theaterinszenierungen in Warschau ein. Am 8. März 1968 kam es dort zu einer Studentendemonstration, woraufhin einige der Studentenführer inhaftiert wurden, viele Sympathisanten erhielten zudem Berufsverbote. Nach dem Arabisch-Israelischen Sechstagekrieg (5. bis 10. Juni 1967) hatte die Polnische Staatspartei bereits zuvor eine antisemitische Kampagne gestartet. Nun wurden die Studenten und ihre Verbündeten als Zionisten und „Feinde des polnischen Volkes“ verfolgt. Viele Intellektuelle und Künstler, insbesondere Juden (ca. 13.000 Menschen), mussten Polen daraufhin verlassen.
Halina JaworskiHalina Jaworski (* 13.12. 1952 in Danzig, heute Düsseldorf) schreibt: „Wir hatten 10 Tage, vom 25. September bis 5. Oktober um - Mitten in Europa im Jahr 1968 - 1.000 Jahre in einen Koffer zu packen - bloß aber keine Sachen die zu neu sind und keine die älter sind als 1945. Aber auch keine Manuskripte, Doktorarbeiten, Noten, Schulzeugnissen, Tagebücher... Der Zollbeamte zog mein Tagebuch heraus und fing an laut darin zu lesen. Ich sagte, er soll mir das zurückgeben. Er lachte nur. Ich sprang über die Absperrung und riss ihm das Tagebuch aus den Händen. Er war sprachlos vor so viel ungehorsam. Ich zerriss es in tausend Stücke. Ich war mit meinen 15 Jahren zur Persona non grata erklärt worden.“ Ausgereist war sie mit dem blauen Pass der Staatenlosen, mit dem in Israel, Österreich, Großbritannien oder Deutschland Asyl beantragt wurde. (Siehe Foto rechts)

Einige interessante Artikel wurden jüngst zu der Vertreibung jüdischer Polen im Jahr 1968 veröffentlicht, darunter:
Gerhard Gnauck auf Welt online: "Das Ende eines hoffnungsvollen Frühlings in Verzweiflung und Scham: Ein Besuch bei der polnischen Schriftstellerin Hanna Krall"
David Kowalski auf Jüdische Allgemeine online: „Zionistische Agenten“
Florian Kellermann auf Deutschlandfunk online: "Polen - schwierige Geschichte"
Monika Sieradzka auf der Deutsche Welle online: "Polen und die Ausbürgerung der Juden"

Nachtrag 08.03.2018: Der polnische Präsident Andrzej Duda bat zum 50. Jahrestag um Entschuldigung: "Bitte verzeihen Sie, verzeihen Sie der Republik und den Polen, dem Polen von damals." (siehe Welt online)

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