Am 2. Oktober ist Wolfgang Mayer nach längerer Krankheit verstorben.
Wolfgang Mayer besetzte am 9. September 1988 die Dänische Botschaft in Ostberlin zusammen mit weiteren Ausreisewilligen. Der dänische Botschafter verständigte die DDR-Regierung, die in der darauffolgenden Nacht in das Botschaftsgelände eindrangen und die Botschaftsbesetzer inhaftierten. Die dreizehn Erwachsenen wurden einen halben Tag lang verhört, die fünf Kinder in ein Heim verbracht. Später wurden die Flüchtlinge zu mehrjährigen Gefängnisstrafen „auf Bewährung“ verurteilt und durften am 22. März 1989 ausreisen.
Wolfgang Mayer nahm seinen Wohnsitz in Cochem an der Mosel und verarbeitete seine Erfahrungen mit der Ausreise in den beiden Büchern „Dänen von Sinnen“ (1990) und „Die mit dem Storch zogen“ (1992). Er studierte Politikwissenschaft und promovierte zur Rechtslage und DDR-Praxis gegenüber Ausreisewilligen („Flucht und Ausreise“, publiziert 2002).
Zuvor hatte er von 1970 bis 1975 Pädagogik an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg studiert. Anschließend war er bis 1986 in Ilmenau und Hildburghausen als Lehrer für Mathematik und Polytechnik angestellt. Am 10. März 1987 stellte Wolfgang Mayer zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern einen Ausreiseantrag. Er wurde daraufhin fristlos entlassen. Nach längerem Kampf wurde er 2002 in Thüringen wieder in den Thüringer Schuldienst eingestellt. 2007 begründete er das Internetforum „Flucht und Ausreise“.
"Ich habe ihn als einen aufmerksamen Zeitgenossen und streitbaren Demokraten und Erwachsenenbildner kennengelernt", sagt der Landesbeauftragte Christian Dietrich. Er wird uns fehlen.
Die Trauerfeier findet am Samstag, den 14.10.2017 um 13:30 Uhr in der Trauerhalle des Großen Friedhofs in der Leonhardtstraße in Greiz / Thüringen statt.