
Über 100 Bürgerinnen und Bürger aus Suhl und Umgebung kamen am vergangenen Samstag in die ehemalige Stasi-Bezirksverwaltung Suhl, die im Rahmen eines Bürger- und Informationstages ihre Pforten geöffnet hatte. Der Tag der offenen Tür in der Hölderlinstraße wurde vom Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde Suhl, Stefan Walter, eröffnet. Der Suhler Oberbürgermeister, André Knapp, richtete dann Grußworte der Stadt Suhl aus und betonte die historische Bedeutung des Ortes. Der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen, Dr. Peter Wurschi, sprach folgend in seiner Begrüßung vor allem das Engagement der damaligen Bürgerrechtler an. Er würdigte ihren Mut, am 4. Dezember 1989 den Ort zu besetzen und damit die weitere Aktenvernichtung durch die Staatssicherheit zu stoppen. Heute erinnert nur wenig an diesen einstigen Ort der staatlichen Repression. Das Grußwort von Dr. Peter Wurschi können Sie hier über diesen Link herunterladen. (Auf dem Foto zu sehen: Dr. Peter Wurschi begrüßt die Gäste zum Tag der offenen Tür).
Den ersten Vortrag hielt Dr. Philipp Springer (BStU, Berlin) über „Verschluss-Sachen“, also Dokumente, Fotos und Objekte aus dem Archiv der Staatssicherheit. Jedes der vorgestellten Archivalien erzählt eine eigene, unerwartete Geschichte über den DDR-Geheimdienst. An der folgenden Geländeführung von Sascha Münzel (BStU, Ast. Suhl) beteiligten sich ebenfalls sehr viele Bürger, die so zum ersten Mal in die Geschichte der Stasi-Bezirksverwaltung Suhl eintauchten. Anschließend wurden Kaffee und Kuchen gereicht; bei dieser Gelegenheit kamen die Mitarbeiter des ThLA und des Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen mit den interessierten Bürgern ins Gespräch. Im Rahmen des Tags der offenen Tür wurde außerdem die Ausstellung „Die Stasi“ und Originaltöne der DDR-Geheimpolizei an der gut besuchten „Stasi-Hörbar“ präsentiert. Ebenfalls wurden viele Anträge auf Einsicht in die eigene Stasi-Akte gestellt.
Abschließend verfolgten die Besucher gespannt die Ausführungen von Dr. Anke Geier zur Friedlichen Revolution 1989/90 in Suhl. Der Vortrag ist über diesen Link abrufbar. Im anschließenden Gespräch meldeten sich dann auch einige an der Stasi-Besetzung beteiligte Suhler zu Wort und dankten für die würdigende Darstellung der Ereignisse. Die Erstürmung der Stasi-Bezirksverwaltung war ein „Wunder der Gewaltlosigkeit“, wie es Bernd Winkelmann so treffend formulierte. Winkelmann gehörte zu den maßgeblichen Akteuren der Besetzung der einstigen Stasi-Bezirksverwaltung.
Mit dem Tag der offenen Tür in der Suhler „Stasi-Burg“ wurde deutlich, dass diese lokale Geschichte noch lange nicht auserzählt ist. Die erfreuliche Resonanz zeigt: nach wie vor interessieren sich viele Suhler Bürger für diesen Ort.