Montag, 5.Juni 2023

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Cover Heft 99 Gerbergasse18Wo beginnt Zensur und wo wird sie mit dem Schutz von Grund- und Menschenrechten oder der Anwendung des Strafrechts verwechselt? Die komplexen Debatten um die Phänomene Identitätspolitik, kulturelle Aneignung und eine sogenannte Cancel Culture haben gezeigt, wie dünn die gegenseitige Toleranz oftmals ausgebildet ist und wo die demokratische Diskussionskultur an ihre Grenzen stößt. Ehemals ein Herrschaftsinstrument, um Widerspruch und abweichende Meinungen mundtot zu machen, richtet sich der Zensurvorwurf inzwischen – meist pauschal – gegen alle und jeden. Passend dazu behaupten ganze Gruppen: „Das ist ja wie in der DDR!“, um sich gegen die Corona-Schutzmaßnahmen zu wehren oder die Berichterstattung „der Medien“ insgesamt zu ächten. Gefährlich und schief sind solche Vergleichsmaßstäbe nicht zuletzt, weil damit das tatsächliche Ausmaß von SED-Unrecht verharmlost und die gesellschaftliche Sehschärfe gegenüber Extremismus gemindert werden.

Im Themenschwerpunkt ZENSUR der aktuellen „Gerbergasse 18“ werden historische Fälle geschildert, die aber auch den Blick auf die Gegenwart schärfen möchten. Inhaltlich geht es beispielsweise um die Erforschung der Textsorte Gutachten im Druckgenehmigungsverfahren, das jedes in der DDR erschienene Buch zu durchlaufen hatte. Ein anderer Beitrag schildert, wie der jahrzehntelang tabuisierte Roman „1984“ von George Orwell fast doch noch in einem DDR-Verlag erschienen wäre. Weitere Zensur-Einblicke folgen, etwa wie „heiße Marken“ im Kalten Krieg die alltägliche Systemkonkurrenz prägten, wie diffizil die Zensurmechanismen im „Leseland DDR“ funktionierten oder wie ambivalent mit dem Erbe des Philosophen Friedrich Nietzsche bis 1990 umgegangen wurde. Dass der Deutungskampf um die Geschichte aggressiv fortwirkt, beschreibt ein Text über die staatliche Einflussnahme auf die Lagergedenkstätte Perm-36 in Russland.

In einem Interview bilanziert Roland Jahn seine zehnjährige Arbeit im Amt des Bundesbeauftragten: „Die Stasi-Unterlagen sind ein Teil des Gedächtnisses unserer Nation, ihre Nutzung und Erforschung ein Baustein unserer Demokratie.“ Dass die Akten, die am 17. Juni 2021 formell in den Bestand des Bundesarchivs eingegliedert wurden, weiterhin offen bleiben und auch für zukünftige Fragen an die SED-Diktatur und ihre Geheimpolizei bereitstehen, sei eine wichtige Voraussetzung für den Dialog der Generationen, denn jede Form der Aufarbeitung benötigt Aufklärung und fundiertes Wissen über das Geschehene.

Die neue Ausgabe der „Gerbergasse 18“ (Heft 98) ist im Buchhandel oder direkt über die Geschichtswerkstatt Jena (www.geschichtswerkstatt-jena.de) erhältlich.

Eine persönliche Aufarbeitung der Familiengeschichte

2019 erschien das Buch „Die Stasi, der König und der Zimmermann. Eine Geschichte von Verrat“. Der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur förderte die Publikation mit einem Druckkostenzuschuss. Am 9. Mai 2019 feierte das Buch in Erfurt seine Premiere. Im September 2019 las die Autorin Petra Riemann aus der Publikation an der alten Wirkungsstätte ihres Vaters, am Meininger Theater. Die für 2020 geplanten Lesungen mit dem Thüringer Landesbeauftragten mussten aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Am 28. April 2021 lud der Landesbeauftragte dann zu einer Online-Buchlesung mit Petra Riemann ein.

Die Lesung und das anschließende Gespräch mit Petra Riemann und ihrem Mann Torsten Sasse fand zahlreiche Interessierte. Zu Beginn der Lesung führte der Landesbeauftragte mit markanten Bildern in den Inhalt und die Entstehungsgeschichte des Buches von Petra Riemann ein. Im Buch erzählt die Autorin die Geschichte ihrer Familie und ihres Vaters, des bekannten DDR-Schauspielers Lutz Riemann.

Buchcover Riemann kleinLutz Riemann debütierte in den 1960er Jahren am Meininger Theater, später wirkte er auf den Bühnen in Weimar, Neustrelitz und Berlin. In den 1980er Jahren wurde er in der DDR-Serie Polizeiruf 110 als knorriger Volkspolizei-Oberstleutnant Zimmermann zu einem Publikumsliebling. 2013 wurde bekannt, dass er für die Auslandsaufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit gespitzelt hatte. Als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) mit dem selbstgewählten Decknamen „Richard König“ arbeitete er beinahe 30 Jahre für die Geheimpolizei der DDR mit unterschiedlichen Aufträgen und für verschiedene Dienststellen. Bereits seit 1966 spann Lutz Riemann sein Netz unter Kolleginnen und Kollegen und im Kreis befreundeter Kunstschaffender in Thüringen. Er schaffte es, Freundschaften herzustellen und zu halten und sie gleichzeitig der Stasi zu verraten. Er konnte, so schreibt es Petra Riemann in ihrem Buch, empathisch sein, ohne Empathie zu haben. Als er dann 2013 aufgrund eines Zeitungsartikels der WELT aufflog, gab er seine Tätigkeit als IM unumwunden zu. Seine Enttarnung war im Grunde ein Kollateralschaden: Eigentlich bezweckte die Zeitung, den damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück in die Nähe der Stasi zu rücken: Lutz Riemanns Ehefrau ist die Cousine von Peer Steinbrück.

Die Enttarnung Lutz Riemanns als Stasi-Spitzel traf vor allem seine Familie. Zwar hatte der Vater bereits 1999 gegenüber der Tochter seine Tätigkeit für die Auslandsaufklärung zugegeben: Er schob ihr bei einem Bootsausflug einen kleinen Zettel mit dieser Information zu. Aber es gab kein Gespräch hierüber. Es herrschte Sprachlosigkeit, auch bei Petra Riemann. Nach dem Artikel in der WELT im Jahr 2013 begann Petra Riemann sich zu erinnern: An ihre Kindheit, ihren Vater, die Freunde des Vaters, die Besuche von Onkel Peer (Steinbrück) in Meiningen und sie wollte wissen, wie alles zusammenhing. Ihr Mann Torsten Sasse, liebevoll der „kleine Imperialist“ genannt, weil geboren im Westen, mit fragendem Blick auf das Leben im Osten, half ihr dabei. So entstand ein Buch, das drei Ebenen miteinander verbindet: Die Recherche zu Lutz Riemann alias IM „Richard König“ in den Akten der Behörde für Stasi-Unterlagen. Ein Zwiegespräch zwischen Petra Riemann und ihrem Ehemann über die eigene Vergangenheit in der DDR. Und die kommentierende Einordnung dieser beiden Erinnerungsquellen in die Erzählung eines Lebens in der DDR und des Wirkens eines IM gegenüber seinem Umfeld.

Im Vorfeld der Veranstaltung haben die Autorin und ihr Mann im Dialog die abwechslungsreiche und kurzweilige Lesung als hochwertiges Video aufgenommen. In der Online-Buchlesung am 28. April wurde dieses Video nach der Einführung abgespielt. Anschließend richteten die Teilnehmenden und der Moderator Fragen an Petra Riemann und Torsten Sasse. Es zeigte sich, dass vor allem die persönliche Aufarbeitung der Vergangenheit interessierte. Die Arbeit am Buch war für Petra Riemann sehr aufwühlend und zugleich befreiend. Sie fühlte sich lange verantwortlich, gar schuldig für die Taten ihres Vaters. Durch die Arbeit am Buch fand sie endlich aber auch Erklärungen für beispielsweise plötzlich abbrechende Familien-Freundschaften ihrer Kindheit. Bei ihren Recherchen stieß sie auch auf den Fall des langjährigen Familienfreundes Roger Nastoll. Der Thüringer Schriftsteller wurde mit dem Ziel der sogenannten Zersetzung über viele Jahre von verschiedenen IM bespitzelt. Auch Lutz Riemann berichtete der Stasi über den Freund. Er baute ein Vertrauensverhältnis zu ihm auf, nutzte sogar seine Familie, um Informationen abzuschöpfen. Während der Aufarbeitung ihrer Geschichte traf Petra Riemann zum Glück auf aufgeschlossene Angehörige und Betroffene, die ihr halfen, die eigene Vergangenheit zu rekonstruieren.

Die Fragenden in der Gesprächsrunde versuchten auch die Motive von Lutz Riemanns IM-Tätigkeit zu ergründen: Warum stellte er sich in den Dienst der Stasi? Wurde er womöglich zur Mitarbeit erpresst? Wie schätzten seine Führungsoffiziere seine Arbeit ein? In den Stasi-Akten konnte die Autorin nichts Entlastendes über ihren Vater finden. Er selbst äußerte, aus weltanschaulicher Überzeugung, als überzeugter Kommunist gehandelt zu haben. Schlussendlich wurde die Frage gestellt, ob Petra Riemann ihrem Vater verzeihen kann. Sie könne ihm eventuell verzeihen, aber erst nach einem Gespräch mit ihm. Bislang lehnte der Vater aber ab, mit der Tochter über seine Taten als IM des Ministeriums für Staatssicherheit zu sprechen.

Die Resonanz auf die Veranstaltung war groß, daher wird die Online-Buchlesung mit Petra Riemann am 15. Dezember 2021 erneut durchgeführt. Anmeldungen hierfür bitte unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Hotel Panorama privat
 

Gottesdienst am 11. Juli um 10 Uhr in der Christuskirche Oberhof

Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Zella-Mehlis/ Oberhof erinnert am Sonntag, den 11. Juli 2021, um 10 Uhr, in der Christuskirche (Jägerstraße, Oberhof) mit einem Zentralgottesdienst an die Vertreibung Oberhofer Familien vor über 70 Jahren. Der südthüringer Regionalbischof Probst Tobias Schüfer hält die Predigt.
In der sogenannten „Aktion Oberhof“, die zwischen dem 13. November 1950 und dem 7. Februar 1951 ablief, wurden mindestens 48 Familien mit ihren Angehörigen aus der Rennsteigstadt zwangsausgesiedelt. Viele der Betroffenen führten Hotels, Pensionen, Geschäfte und Handwerksbetriebe, die enteignet wurden und später zum großen Teil in „Volkseigentum“ übergingen. Die Staatspartei der DDR, die SED, war maßgeblicher Initiator der im Geheimen ablaufenden Aktion. Zahlreiche andere Behörden halfen die Vertreibung zu planen und durchzuführen, so die Landesbehörde der Volkspolizei, das Thüringer Innenministerium, die Landesfinanzdirektion, das noch „junge“ Ministerium für Staatssicherheit, das Ministerium für Verkehr, der Deutsche Sportausschuss und vor Ort in Oberhof die SED-Ortsgruppe und die stellvertretende Bürgermeisterin.
Hintergrund der Vertreibungs- und Enteignungswelle 1950/51 war die beabsichtigte Umgestaltung Oberhofs zu einem „sozialistischen St. Moritz“: die Stadt sollte in Zukunft als das Wintersportzentrum der DDR den „Werktätigen“ Erholung bieten. Diesen Ausbauplänen der SED standen aber die privaten Eigentümer der Ferienunterkünfte entgegen. Zugleich bot sich der SED mit der „Aktion Oberhof“ die Möglichkeit, weitere „unliebsame“ Personen aus der Stadt auszuweisen.
Dem Ausbau Oberhofs zu einem zentralen Erholungs- und Wintersportzentrum in der DDR, in dem auch Walter Ulbricht regelmäßig zu Gast war, und weitere Themenfelder der Zeitgeschichte Oberhofs widmet sich im nächsten Jahr am 14. Mai 2022 die Tagung „Höher, schneller, weiter? Ein Forum zu Zeitgeschichte und Zukunftsperspektiven Oberhofs“ der Stiftung Ettersberg in Kooperation mit dem Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Stadt Oberhof. Die Veranstaltung war für den 10. Juli 2021 geplant, aufgrund der unklaren Pandemielage vor einigen Wochen haben sich die Veranstalter entschieden, die Tagung erst im Mai 2022 durchzuführen.

Informationen zur Veranstaltung erhalten Sie im Vorfeld unter www.stiftung-ettersberg.de.

Bild PM PK kleinHeute händigte der Landesbeauftragte Dr. Peter Wurschi seinen Tätigkeitsbericht der Jahre 2019 und 2020 an die Präsidentin des Thüringer Landtages Birgit Keller aus. Im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz informierte er über die Arbeit der Behörde in den vergangenen zwei Jahren.

„Mit beraten, erinnern und aufarbeiten werden die Arbeitsfelder der Behörde auch im Tätigkeitsbericht passend beschrieben“, erläuterte der Landesbeauftragte zu Beginn der Pressekonferenz. Der Landesbeauftragte erläuterte, dass durch die Novellierung der SED-Unrechtsbereinigungsgesetze im November 2019 endlich die Antragsfristen für eine Rehabilitierung wegfallen und dadurch den Betroffenen des SED-Unrechts die Zeit gegeben wird, sich mit ihrem Schicksal auseinanderzusetzen und rechtliche Möglichkeiten zu überlegen. Die Beratungsanfragen hinsichtlich einer Rehabilitierung sind in diesem Zusammenhang auch gestiegen. 2019 und 2020 gingen insgesamt 1.881 Anfragen von Bürger*innen in der Behörde ein. „Die Novellierung war für die Betroffenen ein wichtiges und vor allem wertschätzendes Signal“, so der Landesbeauftragte.

Den Beschluss des Bundestages, die Stasi-Unterlagen in das Bundesarchiv zu überführen, begrüßt der Landesbeauftragte. Dabei bleibt der Zugang zu den Akten genauso erhalten wie die Außenstellen in Erfurt, Gera und Suhl. Für die zukünftigen „Standorte ohne Akten“ sollen in enger Abstimmung mit Bund, Land und Kommunen Zentren für die regionale Erinnerungsarbeit und Demokratiebildung entstehen.

Im Tätigkeitsbericht finden sich interessante Berichte von Veranstaltungen, die im 30. Jahr der Friedlichen Revolution und der Deutschen Einheit 2019 und 2020 stattfanden. Zusammen mit der Präsidentin des Thüringer Landtages organisierte der Landesbeauftragte beispielsweise am 13. Oktober 2020 einen spannenden Abend mit Zeitzeug*innen, bei dem an die erste freie Volkskammerwahl in der DDR und an die erste Landtagswahl 1990 erinnert wurde. Insgesamt führte der Landesbeauftragte in den vergangenen zwei Jahren 48 Veranstaltungen durch, darunter Lesungen, Vorträge, Podiumsdiskussionen und vieles mehr. Mit über 40 Quellen-Zeitzeugen-Projekten und teilweise mehrtägigen politisch-historischen Bildungsprojekten wurden über 1.100 Teilnehmer*innen, darunter viele Schüler*innen erreicht und mit Ihnen über die SED-Diktatur in der DDR und ihre Auswirkungen bis in unser heutiges Zusammenleben diskutiert. „Geschichte hört nicht auf, sie ist Teil der Biografien und Teil unseres heutigen Zusammenlebens. Wir alle müssen lernen uns besser zuzuhören und den Betroffenen des SED-Unrechts Zeit geben, ihr Schicksal zu erzählen. 1990 ist dabei nicht das Ende der Geschichte, sondern vielmehr eine große Zäsur im Leben der Ostdeutschen“, so der Landesbeauftragte bei der Vorstellung seines Berichtes.

Landtagspräsidentin Birgit Keller dazu: „Fast 1900 Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern haben den Landesbeauftragten erreicht. Das zeigt, die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit bleibt auch nach über 30 Jahren zentral. Dr. Wurschi und seinem Team ist es gelungen, die Arbeit auch unter Corona-Bedingungen sehr persönlich zu leisten. Es wurden zeitgemäße Lösungen gefunden, um die individuelle Beratung fortzusetzen und für die Betroffenen immer ansprechbar zu sein. Dafür bin ich sehr dankbar.“

 
Buchpremiere Erfurt 2019 klein

Buchlesung und Gespräch mit Petra Riemann

Mittwoch, 28. April 2021, 19 Uhr

 

Im Sommer 2013, mitten im Bundestagswahlkampf, berichtet die „WELT am Sonntag“: Der bekannte DDR-Schauspieler Lutz Riemann arbeitete als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) für den Auslandsnachrichtendienst der Staatssicherheit. Unter dem Decknamen „Richard König“ habe er in den 1970er Jahren Peer Steinbrück bespitzelt und auch Künstlerkollegen in Thüringen ausspioniert. Nicht nur den SPD- Kanzlerkandidaten trifft die Nachricht wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Auch die Tochter des Schauspielers, Petra Riemann, ist schockiert. Sie kann nicht glauben, dass ihr Vater ein linientreuer IM war, der ans Ministerium für Staatssicherheit berichtete. Im Gegenteil: Sie kennt ihn als feinsinnigen Künstler, als einen Aufrechten, der sich nicht verbiegen lässt, als liberalen Familienvater, der seine Kinder zum freien Denken und zum Widerspruch in der Diktatur ermunterte.

Buchcover Riemann kleinLutz Riemann, unter anderen bekannt als „Oberleutnant Zimmermann" aus der DDR-Krimi-Reihe „Polizeiruf 110“, gibt seine Stasi-Tätigkeit 2013 unumwunden zu. Und die Tochter fragt ihn nach dem „Warum?“. Eine Antwort bekommt sie nicht. Also beginnt Petra Riemann mit eigenen Recherchen. Sie stellt einen Forschungsantrag beim Stasi-Unterlagen-Archiv in Berlin. Plötzlich entwickelt die Recherche eine Eigendynamik. Kindheitsfreunde, die Petra Riemann seit Jahrzehnten nicht mehr sah, Bekannte, Verwandte, Arbeitskollegen treten plötzlich wieder in ihr Leben und geben „Richard König“ ein Gesicht. Die Berichte des IMs und das besondere Wissen der Autorin über persönliche Verbindungen legen beredtes Zeugnis ab über das Ausmaß der „Zersetzungsarbeit“ unter den Thüringer Künstlern.

Petra Riemann, Jahrgang 1968, geboren in der DDR, hat ihre Familiengeschichte aufgearbeitet. Sie verschafft sich damit Klarheit über die eigene Vergangenheit und über die Beziehung zu ihrem Vater. Als Ergebnis ihrer jahrelangen Recherchen entsteht das Buch „Die Stasi, der König und der Zimmermann“.

Aus diesem Buch liest die Autorin im Sprechwechsel mit ihrem Mann, dem Journalisten Torsten Sasse, am Mittwoch, den 28. April 2021, 19 Uhr in einer Online-Lesung.

Moderiert wird die Lesung und das anschließende Gespräch vom Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Dr. Peter Wurschi.

 

Wir freuen uns über Ihre Teilnahme. Die Veranstaltung ist kostenfrei.

 

Hinweis zur Veranstaltung
Wir weisen darauf hin, dass die Veranstaltung Online über die Plattform Zoom stattfindet.

Bitte melden Sie Ihre Teilnahme an der Veranstaltung unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.Sie erhalten dann eine Bestätigungsmail und 24 Stunden vor der Veranstaltung einen persönlichen Zugangslink.

Über die Plattform Zoom können Sie auch Fragen und Kommentare an die Autorin und den Moderator adressieren, die wir gern in die Diskussion einbringen.Für die Teilnahme benötigen Sie einen stabilen Internetzugang, Kamera, Lautsprecher und/oder ein Mikrofon.

Es gelten unsere Datenschutzbestimmungen http://thla-thueringen.de/images/ThLA_Erklaerung_DSGVO.pdfFür die Verwendung der Software Zoom übernimmt der ThLA keine Haftung.

Die geltenden Datenschutzrichtlinien von Zoom finden Sie unter folgendem Link https://zoom.us/docs/de-de/privacy-and-security.html

Weitere Informationen zum Buch und zur Autorin finden Sie auf der Website der Autorin: https://stasi-koenig-zimmermann-dasbuch.de/

Oberhof Absage

 

Sehr geehrte Damen und Herren,
aufgrund des rasch steigenden Infektionsgeschehens müssen wir leider die Oberhof-Tagung am 21. November 2020 absagen. Wir holen die Veranstaltung nächstes Jahr, voraussichtlich am 10. Juli 2021, nach. Veranstaltungsort wird weiterhin das AHORN Panorama Hotel sein. Wir bitten vor diesem Hintergrund um Ihr Verständnis. Bleiben Sie gesund.

Im Rahmen des Forschungsverbundes »Diktaturerfahrung und Transformation« richtet die Stiftung Ettersberg in Kooperation mit dem Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Stadt Oberhof ein Forum aus, das sowohl auf die zeitgeschichtliche Entwicklung Oberhofs schaut, aber auch den Blick auf gegenwärtige Veränderungen lenkt und nach Perspektiven für die Zukunft fragt. Gemeinsam werden wir am Samstag, den 21. November 2020, von 9 bis 17 Uhr im AHORN Panorama Hotel Oberhof (Dr.-Theodor-Neubauer-Str. 29, 98559 Oberhof) durch eine kritische und differenzierte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, Ideen für die Gegenwart und Zukunft Oberhofs diskutieren.


Oberhof steht traditionell für Wintersport und durchlief zugleich eine wechselhafte Geschichte. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Höhenluftkurort ausgebaut, entwickelte sich das »sozialistische St. Moritz« seit 1949 zum zentralen Erholungs- und Wintersportzentrum der Werktätigen in der DDR, in dem auch Walter Ulbricht regelmäßig gastierte. Doch das Freizeitidyll hatte seinen Preis: Für den Aufbau des FDGB-Feriendienstes in der Stadt am Rennsteig wurden ab November 1950 insgesamt 51 Familien zwangsausgesiedelt und enteignet. Sportliche Großereignisse prägten fortan die Atmosphäre ebenso wie prominente Gäste in den zahlreichen Hotelneubauten, die dem weitreichenden Umgestaltungswillen der SED folgten. Heute stellt der Klimawandel mit einhergehender Schneeknappheit Oberhof vor touristische Herausforderungen, die nach neuartigen und nachhaltigen Konzepten verlangen.


Anmeldungen für die Veranstaltung nimmt Sarah Kunte (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Tel: 0361/219 212 21) bis zum 26. Oktober 2020 entgegen. Die Veranstaltung ist kostenfrei.

PROGRAMM
9:00 Grußworte
Prof. Dr. Jörg Ganzenmüller (Vorstandsvorsitzender der Stiftung Ettersberg)
Thomas Schulz (Bürgermeister Oberhof)


9:30 »Aktion Oberhof« 1950/51 – Der sozialistische Umbau beginnt
Impuls: Dr. Anke Geier (Historikerin beim Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Podium: Hans-Joachim Köhler (Oberpfarrer a.D.), Angelika Reinhardt (Zeitzeugin)
Moderation: Dirk Schneider (Autor und Regisseur)


10:45 Kaffeepause


11:15 St. Moritz im Sozialismus – Der Aufstieg Oberhofs zum (inter)nationalen
Erholungs- und Wintersportzentrum
Impuls: Prof. Dr.-Ing. Daniela Spiegel (Hochschule Anhalt)
Podium: Dr. Martin Zückert (Collegium Carolinum), Dr. Lutz Schneider (Architekt)
Moderation: Wolfgang Kil (Architekturkritiker und Publizist)


12:30 Mittagspause


13:30 Kader, Schmiede, Leistung: Oberhof – das Sportzentrum
Impuls: Dr. Jutta Braun (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung)
Podium: Frank Ullrich (ehem. Biathlet und Bundestrainer), Thomas Zirkel (Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes Thüringen)
Moderation: Sascha Mönch (Sportreporter und –moderator)


14:45 Kaffeepause


15:15 Tradition und Zukunft. Oberhof in zehn Jahren?!
Impuls: Thomas Purschke (Journalist)
Podium: Dr. Hartmut Schubert (Thüringer Finanzstaatssekretär, WM- und Oberhofbeauftragter der Landesregierung), Dr.-Ing. Ulrich Wieler (Architekt), Wolfgang Henninger (Hotelier)
Moderation: Dr. Peter Wurschi (Thüringer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)


17:00 Ende

2020 10 13 Demokratie Jetzt oder nie 2

 

Die Präsidentin des Thüringer Landtags und der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur wollen an die Volkskammerwahl und die Landtagswahl vor 30 Jahren erinnern und laden Sie herzlich zur Veranstaltung am Dienstag, den 13. Oktober 2020, 19 Uhr in den Thüringer Landtag ein.

Am 18. März 1990 wurde die letzte Volkskammer der DDR gewählt. Das Besondere an dieser Wahl vor 30 Jahren war, dass die Bürgerinnen und Bürger erstmals selbstbestimmt und freiwillig über ihre Zukunft abstimmen konnten. Sie hatten die Wahl zwischen 19 Parteien und fünf Listenverbindungen, d. h. zwischen unterschiedlichen politischen Zielen und Parteiprogrammen.

In den vorherigen Volkskammerwahlen konnte lediglich über eine Einheitsliste der sogenannten Nationalen Front abgestimmt werden. In der Nationalen Front waren alle Parteien der DDR und die politischen Massenorganisationen versammelt. Durch die Dominanz der SED-Mitglieder, auch in den Massenorganisationen, verfügte die Staatspartei SED stets über eine klare Mehrheit. Die Volkskammer der DDR war demnach ein Scheinparlament, das keinerlei Einfluss auf das politische Geschehen in der DDR hatte.

Mit der Volkskammerwahl am 18. März 1990 änderte sich alles. Nun wurde die Volksvertretung der DDR erstmals in ihrer Geschichte demokratisch gewählt. Vorausgegangen war die Friedliche Revolution im Herbst 1989, die die SED-Diktatur beendete.

Der Wahlkampf war kurz und stellte die bestehenden und die neu gegründeten Parteien vor organisatorische Herausforderungen. Die Wahlbeteiligung war mit 93,4 Prozent überaus hoch.

Entgegen aller Vorhersagen gewann die „Allianz für Deutschland“ (CDU, Demokratischer Aufbruch, Deutsche Soziale Union) mit 48 Prozent. Wahlentscheidend schien letztlich der Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung nach einer wirtschaftlichen und politischen Wiedervereinigung Deutschlands gewesen zu sein. Die SPD erhielt 21,9 Prozent aller Stimmen. Drittstärkste Kraft wurde die zur PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus) umbenannte SED mit 16,4 Prozent. Die Bürgerrechtsinitiativen, die im Herbst 1989 das System SED ins Wanken gebracht hatten, erhielten nur auf 2,9 Prozent aller abgegebenen Stimmen.

Die neu gewählte Volkskammer konstituierte sich dann am 5. April 1990. Die Mitglieder gestalteten mit einem enormen Arbeitspensum den Weg zur deutschen Einheit. Es wurden über 150 Gesetze verabschiedet und mehr als 100 Beschlüsse gefasst. Darunter waren wichtige Meilensteine, wie neue Verfassungsgrundsätze der DDR, die Verabschiedung einer neuen Kommunalverfassung und die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion mit der Bundesrepublik Deutschland. Mit dem Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland zum 3. Oktober 1990 wurde die Volkskammer aufgelöst.

Nur wenige Tage nach der Wiedervereinigung Deutschlands wählten die Bürgerinnen und Bürger Thüringens ihren Landtag nach demokratischen Prinzipien.

Auch hier siegte die CDU mit dem Spitzenkandidaten Josef Duchač und holte mit 45,5 Prozent beinah die absolute Mehrheit im Landesparlament: Die CDU errang 44 von insgesamt 89 Sitzen. Die SPD kam auf 22,8 Prozent (21 Sitze), die PDS auf 9,7 Prozent (neun Sitze). Die FDP errang 9,3 Prozent und besetzte ebenfalls neun Sitze im Landtag. Mit 6,5 Prozent (sechs Sitze) gelang auch dem Bündnis 90/ Die Grünen der Einzug in den Landtag.

Josef Duchač, der 1957 in die CDU der DDR eingetreten war, leitete schließlich mit der FDP ab November 1990 eine Koalitionsregierung. Am 8. November 1990 wurde Duchač von den Landtagsabgeordneten zum Ministerpräsidenten Thüringens gewählt.

 

Programm

 

19.00 – 19.15 Uhr

Begrüßung und Einführung

Birgit Keller, Präsidentin des Thüringer Landtags

Dr. Peter Wurschi, Thüringer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

 

19.15 – 19.30 Uhr

Mehr Demokratie wagen. Das „Superwahljahr“ 1990

Impulsvortrag

Dr. Bertram Triebel, Historiker

 

19.30 – 20.30 Uhr

Moderiertes Gespräch mit

Dr. habil. Christine Klaus (SPD, Mitglied der Volkskammer der DDR 1990 und des Thüringer Landtags 1990-2004)

 Dr. Hans-Peter Häfner (CDU, Mitglied der Volkskammer 1990 und des Thüringer Landtags 1990-1999)

Dr. Bertram Triebel

Moderation: Dr. Sebastian Haak, Freier Nachrichtenjournalist

 

Aufgrund des Coronavirus wurde die Teilnehmer*innenzahl der Veranstaltung begrenzt. Trotzdem können Sie der Veranstaltung im virtuellen Raum beiwohnen. Die Veranstaltung im Plenarsaal übertragen wir live auf der Facebook des Thüringer Landtags (https://www.facebook.com/thueringer.landtag/?ref=page_internal), YouTube (https://www.youtube.com/channel/UCCAO9JctC_kraxU_vFb-Ibw) und auf der Internetseite des Thüringer Landtags (https://www.thueringer-landtag.de/).

Gerbergasse18 Heftcover 96webIn einer krisenhaften Zeit scheint wenig Platz für das Feiern eines runden Jubiläums? So gerät auch das Ereignis „30 Jahre Deutsche Einheit“ – angesichts einer weltweiten Pandemie – in diesem Herbst in den Hintergrund. Auch deshalb rückt die neue Ausgabe der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ bewusst das Jahr 1990 und Fragen zur Einheit in den Mittelpunkt. Unter anderem durch Einblicke zu den psychiatrischen Begutachtungen der Ende 1989 abgesetzten DDR-Staatsführung, einer Analyse zum kalkulierten Absterben einer eigenständigen Zeitungslandschaft im Osten nach einem kurzen „Pressefrühling“ Anfang 1990, einem Bericht zur Begründung des Rennsteiglaufes als gesamtdeutsches Sportereignis, mit persönlichen Erlebnissen am 3. Oktober 1990 in New York und der Stimmungslage in der östlichsten Stadt Thüringens, Gößnitz im Altenburger Land, anhand einer ethnografischen Studie. Auch mehrere Rezensionen widmen sich dem besonderen Jahr 1990: der Frage nach dem „deutschen Volk“ und wer es definiert, der politischen Rhetorik und den Sprachbildern der Einheit, den Spuren eines verschwundenen Landes sowie dem Versuch, das gesamte Jahr in Form einer Remontage aus Bildern und Texten freizulegen.


Wie immer enthält auch die Rubrik Zeitgeschichte weitere spannende Beiträge, diesmal zu den Besonderheiten des Fotoarchivs der DDR-Staatssicherheit, dem jahrelangen Tauziehen um das Zentrale Parteiarchiv der SED und einem kuriosen Autounfall vor 40 Jahren an der deutsch-deutschen Grenze, als im August 1980 ein Wagen „kopfüber in den Osten“ stürzte. In der Rubrik Zeitgeschehen/Diskussion geht es aus unterschiedlichen Perspektiven um ein 1968 für Jena entstandenes Wandbild von Siegfried Winderlich im Plenarsaal des Rathauses sowie den gesellschaftlichen Umgang mit DDR-Auftragskunst heute. Mit drei persönlichen Nachrufen wird an den Bürgerrechtler Thomas Auerbach erinnert, der im Juni 2020 verstarb. Der 1947 geborene Auerbach wirkte in den 1970er Jahren in der Jungen Gemeinde Stadtmitte in Jena, engagierte sich nach seiner zwangsweisen Ausbürgerung 1977 von West-Berlin aus für politisch Verfolgte in der DDR und forschte viele Jahre als BStU-Mitarbeiter zur DDR-Geheimpolizei. Daneben gab er wichtige Impulse zur Aufarbeitung der SED-Diktatur – gerade in Jena und für die Geschichtswerkstatt.


Die neue Ausgabe der „Gerbergasse 18“ (Heft 96) sind ab sofort im Buchhandel oder direkt bei der Geschichtswerkstatt Jena (www.geschichtswerkstatt-jena.de) erhältlich.

 
Bild Briefe Umfrage 350x260Für eine thüringenweite Studie hat der Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 2.000 Exemplare des Fragebogens für den „Bericht zur sozialen Lage der Opfer der SED-Diktatur in Thüringen“ mit Unterstützung des Landesverwaltungsamtes Suhl versendet. Viele Betroffene haben bereits durch ihre freiwillige Teilnahme geholfen, erste Einblicke in ihre aktuelle Lebenssituation, die Umsetzung der Rehabilitierungsverfahren sowie den Erhalt von Leistungen nach den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen zu gewinnen. Dafür bedankt sich der Landesbeauftragte bei allen Teilnehmenden ganz herzlich! Die Erarbeitung der Studie hat die Forschungsgruppe „Zeitspuren: SED-Verfolgte in Thüringen heute“ aus Jena übernommen. Durch die anonyme Teilnahme an der Befragung helfen die Mitwirkenden dabei, eine repräsentative Einschätzung der sozialen und gesundheitlichen Lage der SED-Opfer in Thüringen zu gewinnen. Der Bericht soll im I. Quartal 2021 vorgestellt werden.


Der 2008 veröffentlichte erste und bisher auch bundesweit einzige Forschungsbericht zur sozialen Lage der Opfer des SED-Regimes in einem ostdeutschen Bundesland, ist eine umfassende Analyse der damaligen Lebenssituation von Betroffenen im Freistaat Thüringen. Dieser mehr als zehn Jahre alte Bericht, diente über Jahre als Grundlage für Forschung und Wissenschaft und wird mit dem jetzt neu zu erstellendem Bericht als vergleichende Studie fortgeschrieben. Diese erneute Untersuchung zur Lebenssituation ehemals politisch Verfolgter soll Impulse und Empfehlungen für das weiter politische Handeln geben und Ausgangspunkt für weitere Forschungen in diesem Bereich sein.
 
Um ein vollständiges und umfassendes Ergebnis zu bekommen, bittet der Landesbeauftragte alle, die den Fragebogen erhalten und bisher noch nicht zurückgesendet haben, diesen bis zum 18. August 2020 zurückzusenden. Sollten Sie Fragen haben oder Hilfe beim Ausfüllen benötigen unterstützt Sie das Team des Landesbeauftragten dabei.

Kontaktdaten: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!; 0361 57 3114 - 959

GG18 C95Ohne sie wären wir alle nicht da: die menschliche Sexualität. Dennoch ist das historische Befragen des Liebes- und Sexuallebens – in Ost und West – eher ein pikantes Randthema geblieben: oft ausgeblendet, gar tabuisiert oder auf knappe Psychogramme verkürzt. Neben Aufklärung gibt es viel Verklärung, weil hartnäckige Mythen und Klischees fortwirken – natürlich, wer könnte sich davon freisprechen?


Der Soziologe und Jugendforscher Kurt Starke, gerne als „Sex-Papst“ der DDR bezeichnet, hatte vor 1990 eine Studie mit einem westdeutschen Kollegen „Zum Sexualverhalten von Studenten aus BRD und DDR“ durchgeführt. Die „Bild“-Zeitung verkürzte die Ergebnisse wenige Monate vor der Wiedervereinigung mit großen Buchstaben zu: „DDR-Frauen kriegen öfter einen Orgasmus“. Solche und ähnliche Boulevard-Meldungen führen ein Eigenleben – eine Mischung aus wirkmächtigen und langlebigen Selbstund Fremdbildern über den „wilden“ Osten kursieren: ungezwungene Nacktheit im FKK-Paradies, ein natürlicherer Umgang mit dem eigenen Körper, die sexuell freizügige Ostfrau bei gleichzeitiger Abwesenheit von bürgerlichkirchlicher Moral und kapitalistischem Leistungsdruck.


Der Blick auf die Bereiche Liebe und Sexualität schließt immer auch Gesellschaftsgeschichte ein. Wie wurde und wird mit Minderheiten umgegangen, die andere Varianten der normierten Sexualität leb(t)en? Im vorliegenden Heft wird das eindrücklich am Beispiel eines schwulen NVA-Offiziers, lesbischen Frauen auf dem Land und dem Rechtsanwalt Hans Holbein aus Apolda gezeigt, der für die Freiheit des dritten Geschlechts eintrat und dessen Stiftung für sexuelle Aufklärung und Wissensvermittlung seit 100 Jahren einer Verwirklichung harrt. So ist das Reden über Liebe und Sex auch nach 30 Jahren gemeinsamer Ost-West-Verbindung geprägt von vielen Gemeinsamkeiten, aber auch bestimmten Unterschieden.


Weitere Beiträge im Heft widmen sich unter anderem der Mail Art in der DDR als Kunst der Korrespondenz, den Spätfolgen psychologischer Folter durch die Zersetzungsmaßnahmen der DDR-Geheimpolizei sowie der Frage, weshalb alte Kader immer noch großen Einfluss auf die Geschichtsschreibung der DDR-Seefahrt haben. Eine Rezension bespricht den Erinnerungsband „Zusammenbruch“ des einstigen FDJ-Chefs Eberhard Aurich.

Die neue Ausgabe der „Gerbergasse 18“ (Heft 95) sind ab sofort im Buchhandel oder direkt bei der Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.

 

Fragebogen1web

 

Fragebögen an 2.000 Thüringer versandt

Viele Menschen wurden in den 40 Jahren DDR bespitzelt, ausgesiedelt, inhaftiert und so ihrer privaten und oft auch beruflichen Zukunft beraubt. Die politische Verfolgung damals hat mitunter Nachwirkungen bis heute. Seit 1992 ist es Betroffenen möglich, für das in der sowjetischen Besatzungszone und in der DDR erlittene politische Unrecht rehabilitiert und entschädigt zu werden.


Ein erster Bericht zur sozialen Lage der Opfer der SED-Diktatur in Thüringen zeigte im Jahr 2008 den damaligen Stand der Rehabilitierungen und die soziale Lage der Betroffenen. Nun wird diese Studie im Auftrag des Landesbeauftragten des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur weitergeführt. Die Untersuchung wird von der Jenaer Forschungsgruppe „Zeitspuren: SED-Verfolgte in Thüringen heute“ erarbeitet.


Ein wichtiger Teil der Studie ist eine repräsentative Umfrage zur sozialen und gesundheitlichen Lage von Menschen, die in der DDR verfolgt oder in anderer Hinsicht beeinträchtigt bzw. geschädigt, die in Thüringen leben und rehabilitiert wurden. Zu diesem Zweck wurden Fragebögen an 2.000 zufällig ausgewählte Betroffene gesandt. Die Fragen beziehen sich auf den Prozess der Rehabilitierung, auf die Einstellung zur DDR und Bundesrepublik sowie auf die soziale Lage (Arbeit, Familie, Erwerbstätigkeit und Einkommen, Wohnverhältnisse, Freizeitaktivitäten) und auf das gesundheitliche Befinden der Betroffenen. Zusätzlich soll das Engagement Thüringens für die Opfer politischer Verfolgung in der sowjetischen Besatzungszone und DDR eingeschätzt werden. Die postalische Befragung erfolgt anonym und auf freiwilliger Basis.


Der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Jenaer Forschungsgruppe hoffen auf eine rege Beteiligung an der Umfrage. Die Ergebnisse werden im Bericht zur sozialen Lage der Opfer der SED-Diktatur in Thüringen im ersten Quartal 2021 vorgestellt.

851945AllikleinAm 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht, im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst bedingungslos. Dies bedeutete das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Europa war endlich vom Terror des Nationalsozialismus befreit. Der Zweite Weltkrieg forderte mit seinem Rassen- und Vernichtungskrieg mehr als 64 Millionen Menschenleben. Der Krieg, der von deutschem Boden ausging, brachte ein unvorstellbares Leid und Grauen über viele Teile der Welt. Unbeschreibliche Menschheitsverbrechen, wie der Holocaust zeigt die menschenverachtende Grausamkeit des Naziregimes.

Bereits Mitte April wurde Thüringen von den westlichen Alliierten befreit. Viele Thüringer wurden sich der Grausamkeiten der Nationalsozialistischen Diktatur bewusst. So mussten die Bürger der Stadt Weimar, auf Befehl US-Streitkräfte das KZ Buchenwald besuchen – viele waren erschüttert von den unmenschlichen Zuständen im Lager. Anfang Juni 1945 zogen sich die Westalliierten aus den von ihnen besetzten Gebieten in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg zurück und die sowjetischen Truppen übernehmen diese Gebiete. Im Gegenzug werden von den Westalliierten die Westsektoren Berlins besetzt.


Die Menschen im befreiten Europa, hofften auf einen demokratischem Neuanfang und die Chance zum Neubeginn. Für viele osteuropäische Länder und die SBZ bedeutete dies, dass sie von einer Diktatur in die nächste wechselten, in eine neue Fremdherrschaft und Übergang zu neuer Abhängigkeit. Eine Diktatur die für viele Menschen wieder Leid bedeutet. Menschen wurden inhaftiert, gefoltert, in Gulags verschleppt und vertrieben. In Deutschland gingen nach der Gründung der DDR, 1949 die Repressionen durch die sowjetischen Besatzer und SED-Diktatur weiter. Ein demokratischer Neuanfang war erst nach der Friedlichen Revolution 1989/90 möglich. Bis dahin wurden diese Länder durch das sowjetische Regime dominiert und mussten sich an die Weisungen aus Moskau halten.


Dr. Peter Wurschi: „Umso wichtiger ist es, an die Gedenktage 8. Mai 1945 und 9. November 1989 zu begehen, an dem die Deutschen von den beiden Diktaturen des 20. Jahrhundert, auf unterschiedliche Weise befreit wurden. Der 8. Mai 1945 ist ein Tag der Befreiung. Er befreite von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Als Feiertag mahnt er uns in der deutschen Erinnerungskultur, die oft relativierten Verbrechen der Deutschen nicht zu vergessen. Zukünftige Generationen sollen von dem Gedenken partizipieren, die Zeitzeugen werden immer weniger und wir müssen jetzt gegen das Vergessen ankämpfen.“

Weitere Informationen zum Kriegsende in Thüringen finden Sie hier.

Landesbeauftragten Konferenz lang

Aus der Konferenz:

Die Landesbeauftragten begrüßen, dass Frauen, die durch die mit Hepatitis C kontaminierte Anti-D Prophylaxe erkrankt sind und schwer an ihrer Infektion und deren Folgen tragen, nun langfristig besser unterstützt werden. Die Betroffenen sind als junge Mütter in der DDR mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert worden und dabei Opfer einer Straftat durch staatliche Stellen geworden, die in der DDR vertuscht und verschwiegen wurde. Durch eine entsprechende Gesetzesänderung soll den Betroffenen nun besser geholfen werden. Betroffene Frauen, deren Viruslast sich aufgrund des medizinischen Fortschritts verringert hatte, deren Sekundärschädigungen jedoch weiter fortbestehen, behalten durch die Einführung einer Bestandsschutzregelung ab 1.1.2020 ihre monatliche Rente. Zudem erhalten auch alle betroffenen Frauen, denen ab 2014 die Rente herabgesetzt oder entzogen wurde, auf Antrag erneut eine Rente in der Höhe, die dem Grad der Schädigung vor der Neufestsetzung entspricht.
 
Zum Jahresbeginn 2020 trat eine Novellierung des Anti-D-Hilfegesetzes in Kraft, das eine Verbesserung der materiellen Situation der geschädigten Frauen beabsichtigt. Wer in der DDR 1978/1979 nach der Geburt des ersten Kindes die Anti-D Immunprophylaxe benötigte und durch eine der in Halle (Saale) hergestellten Chargen mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert wurde, hat aus humanitären und sozialen Gründen Anspruch auf finanzielle Hilfen. Berechtigte, die den Antrag beim Versorgungsamt bis zum 30. Juni 2020 stellen, haben rückwirkend einen Anspruch auf die Leistungen ab dem 1. Januar 2020. Betroffenen wird empfohlen, sich zur Unterstützung bei der Antragstellung und Begleitung bei der persönlichen Aufarbeitung an die Aufarbeitungsbeauftragten in den Ländern zu wenden.
 
Hintergrund: Anfang der 70er Jahre wurde in der DDR die Anti-D-Prophylaxe eingeführt. Das verwendete Anti-D-Immunglobulin wurde aus Blutplasma hergestellt. Im Frühjahr 1978 bestand der Verdacht, dass einige Spender an einer Hepatitis erkrankt waren. Dennoch wurde das kontaminierte Blutplasma verwendet. Infolgedessen erkrankten fast 7.000 Frauen (teilweise auch deren Kinder und Angehörige), die eine Anti-D-Prophylaxe erhalten hatten, an Hepatitis C. Auf Veranlassung der Gesundheitsbehörden wurden die erkrankten Frauen von ihren Säuglingen getrennt und auf Isolierstationen wochenlang in Quarantäne gesetzt. 1979 fand in Halle ein Geheimprozess statt, die Angeklagten wurden verurteilt, die verantwortliche politische Spitze blieb unbehelligt.
 
Betroffene und Öffentlichkeit waren nicht beteiligt und konnten keine Nebenklage erheben. Die medizinisch indizierte Absicht, der Unverträglichkeit der Rhesusgruppen zwischen Mutter und Säugling entgegenzuwirken, bezahlen die Frauen mit dem hohen Preis ihrer Gesundheit. Lebenslang sind die Frauen durch die schweren Folgen ihrer Erkrankung gezeichnet.
 
Literaturhinweis:
Florian Steger u.a.: Vertuschter Skandal. Die kontaminierte Anti-D-Prophylaxe in der DDR 1978/79 und ihre Folgen. Studienreihe der Landesbeauftragten, hg. von der Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Sonderband, Halle 2017.
 
Weitere Informationen (Vorab-Ankündigung):
 
 
Anlage: Anti-D-Hilfegesetz mit dem neu eingefügten § 7a zum Bestandsschutz
Nachfragen zum Beratungsangebot:
 
Landesbeauftragter des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Jürgen-Fuchs-Straße 1 | 99096 Erfurt
Tel.: 0361 573114950
Fax.: 0361 57 3114-952
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Internet: www.thla.thueringen.de

Berliner Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (BAB)
Franz-Jacob-Str. 4 B | 10369 Berlin
Telefon: (030) 24 07 92 - 0
Telefax: (030) 24 07 92 - 99
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Internet: www.berlin.de/aufarbeitung
 
Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur
Hegelallee 3 | 14467 Potsdam
Tel.: 0331 23 72 92 - 21
Fax: 0331 23 72 92 - 29
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Internet: www.aufarbeitung.brandenburg.de
 
Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur
Bleicherufer 7 | 19053 Schwerin
Tel.: 0385 734006
Fax: 0385 734007
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Internet: www.landesbeauftragter.de
 
Sächsischer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Unterer Kreuzweg 1 | 01097 Dresden
Tel.: 0351.493-3703
Fax: 0351.451031-3709
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Internet: www.lasd.landtag.sachsen.de
 
Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Schleinufer 12 | 39104 Magdeburg
Tel.: 03 91 / 5 60-15 01
Fax: 03 91 / 5 60-15 20
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Internet: https://aufarbeitung.sachsen-anhalt.de
 

 

Peter 1FBPeter Heubach aus Sonneberg ist tot. Mit gerade einmal 56 Jahren ist er am 13. März 2020 verstorben. Der Landesbeauftragte und seine Mitarbeiter*innen betrauern den unerwarteten Verlust dieses herzensguten Menschen.

Peter wurde 1963 in Sonneberg im südlichen Thüringen geboren. Er wuchs in der Geborgenheit seiner Eltern und Großmutter auf und erkannte früh sein Interesse am Musizieren. Peter lernte Klarinette und spielte ab November 1976 im Blasorchester Sonneberg-Oberlind. Zudem engagierte er sich bei den „Jungen Sanitätern“ und erlernte die Grundlagen der Ersten Hilfe. Ihm machte diese Arbeit Freude und so wurde er 1978 Mitglied des DRK der DDR. Auch das Schwimmen war seine Leidenschaft. Ebenfalls 1978 absolvierte er einen Rettungsschwimmerlehrgang. Sein damaliger Berufswunsch war Schwimmmeister. In der Schule lief es zu dieser Zeit nicht gut: Seine Leistungen verschlechterten sich und er musste gegen seinen Willen die Schule mit einem 8.Klassen-Abschluss beenden. Im Patenbetrieb der Schule, dem VEB Thuringia Sonneberg, erhielt er eine Lehrstelle als Dreher, die ihn allerdings nicht interessierte. Er wechselte die Ausbildung, wurde Transport- und Lagerarbeiter und holte den Abschluss der 10. Klasse nach.

In dieser turbulenten Jugendzeit geriet er in die Fänge der Staatssicherheit. Im September 1979 wurde er unter einem Vorwand ins Sonneberger Rathaus bestellt. Zwei Mitarbeiter der Staatssicherheit nahmen ihn dort in Empfang und befragten ihn unter anderem zu seiner Einstellung zur DDR (die als junger Mann durchaus eine positive war) und bauten Vertrauen zum jungen Peter auf. Beim nächsten Treffen im Dezember 1979 warben sie ihn – im Alter von 16 Jahren – als Inoffiziellen Mitarbeiter für die Staatssicherheit. Peter unterschrieb eine Verpflichtungserklärung zur Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit, ohne sich bewusst zu sein, was er eigentlich unterschrieb.

Ihm wurde erklärt, dies sei eine Vorbereitung zum Wehrdienst. Die Staatssicherheit bat ihn, sich „etwas herum zu hören“ und nutze seine Offenheit und Redeseligkeit aus. Zugleich verpflichteten sie ihn zu Stillschweigen. Nur kurze Zeit später, im Januar 1980, offenbarte er sich aber einem (vermeintlichen) Freund. Allerdings war dieser „Freund“ selbst Inoffizieller Mitarbeiter und auf Peter Heubach angesetzt, um dessen Arbeit als jugendlicher inoffizieller Mitarbeiter zu überwachen. Die Stasi überließ nichts dem Zufall. Beim nächsten Treffen wurde Peter gedroht, in den Jugendwerkhof zu kommen, wenn er noch einmal über seine Tätigkeit für die Staatssicherheit spräche. Also schwieg er und das MfS hielt an ihm fest. Zum 1. Oktober 1982 wurde er nach Berlin ins Wachregiment „Felix Dzierzynski“ zum dreijährigen Wehrdienst einberufen. Während seiner Dienstzeit kam es immer wieder zu kleineren Disziplinarverstößen. Ende November 1983 wurde er vorzeitig aus dem aktiven Dienst ausgemustert.

Danach arbeitete er bis 1989 im VEB Thuringia in Sonneberg als Transportarbeiter. Seine Anträge zur beruflichen Weiterentwicklung wurden seitens der Betriebsleitung konsequent abgelehnt. Im Betrieb stellte er zunehmend kritische Fragen, bald blieb er den Partei- und FDJ-Versammlungen fern. Inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit waren auf ihn angesetzt. Im August 1988, während seines Jahresurlaubes, arbeitete er als ehrenamtlicher Rettungsschwimmer an der Ostsee, was ihm große Freude bereitete. Also entschloss er sich, seinen lang gehegten Traum zu erfüllen und hauptberuflicher Rettungsschwimmer zu werden. Er bewarb sich im Ostseebad Zingst und wurde zu seiner Überraschung eingestellt. Nach Saisonende kehrte er im Oktober 1989 nach Sonneberg zurück und erlebte dort die Friedliche Revolution. Sein Traum vom Rettungsschwimmer in Zingst im nächsten Jahr war allerdings passé. In den 1990er Jahren arbeitete er als Rettungsschwimmer in den Bädern der Stadt Sonneberg. Dabei trug er schwer an seiner Biografie. Die Mitarbeit bei der Staatssicherheit machte ihn schwer zu schaffen, zumal sie immer wieder seine berufliche Existenz bedrohte. Der erste Landesbeauftragte Thüringens, Jürgen Haschke, unterstützte die Rehabilitierung von Peter Heubach intensiv. Die Einsicht in Peters Stasi-Akte machte deutlich, dass diese eine Opferakte und keine Täterakte war. Peter wurde als Jugendlicher für die inoffizielle Arbeit für die Staatssicherheit geworben! Am 19. November 1998 wurde er nach dem 2. SED-Unrechtsbereinigungsgesetz verwaltungsrechtlich rehabilitiert.

Im Jahr 2000 zog Peter in den Norden, nach Rostock, und nahm eine Tätigkeit als Schwimmmeister und Taxifahrer auf. Nach dem Tod von Mutter und Großmutter kehrte er wieder in seine Heimat Sonneberg zurück.

Peter engagierte sich in der UOKG und in der Vereinigung der Opfer des Stalinismus. Als Mitglied der SPD seit 1993 arbeitete er im Arbeitskreis Geschichte des Landesverbandes der SPD in Thüringen und im Landesverband Mecklenburg-Vorpommern. Er war Zeitzeuge im Zeitzeugenbüro der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Peter hatte noch viel vor. In den letzten Gesprächen mit ihm, ging es immer um Zukunft, Perspektive und Vorhaben. So kämpfte er engagiert dafür, die akademischen Grade, die Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) an der geheimen Hochschule des MfS (auch bekannt als Juristische Hochschule Potsdam) erworben hatten, abzuerkennen. Zudem machte er es sich zur Lebensaufgabe, junge Menschen über die DDR-Diktatur aufklären. Durch seine persönlichen Erfahrungen war er überzeugt, dass Kinder und Jugendliche niemals durch eine Diktatur missbraucht werden sollten. Wir werden Peter und seine herzliche und direkte Art sowie seine „Sumbarcher Mundart“ sehr vermissen.

Gerbergasse18 Heftcover94Politische Haft ist kein historisches Phänomen. Das zeigt schon der Blick auf die wachsende Zahl an Gefängnisliteratur, die weltweit entsteht, vor allem in autoritären Staaten. Waren im 20. Jahrhundert „staatsgefährdende“ Schriftsteller und Publizisten betroffen, werden im 21. Jahrhundert zunehmend Autoren, Aktivisten und Künstler angegriffen, die online aktiv sind. So wie der saudische Blogger Raif Badawi, der seit über acht Jahren in Haft ist und vom dem es seit Januar kein Lebenszeichen mehr gibt. Er hatte sein Heimatland für mangelnde Religions- und Meinungsfreiheit kritisiert. Das Urteil gegen ihn gab einem Buch mit Badawis Texten den Titel: 10 Jahre Gefängnis und 1000 Peitschenhiebe. Sein Fall und der Protest von Menschenrechtsgruppen gegen die fortgesetzte Inhaftierung wird im neuen Heft vorgestellt.

Auch in der DDR gab es sie offiziell nicht, die „Politischen“. Sie galten als kriminell, teilten mit allen anderen Häftlingen Zellen und Gefängnisse. Angeklagt und verurteilt wurden sie aber mit politischen Paragrafen, ausgelegt und zurechtgebogen als „Verbrechen gegen die Deutsche Demokratische Republik“. Darunter zählten etwa „Ungesetzliche Sammlung von Nachrichten“, „Staatsfeindliche Verbindungen“ oder „Ungesetzlicher Grenzübertritt“. Wie viele Opfer die politische Justiz in der SBZ und der DDR fabriziert hat, ist bis heute nicht bekannt. Schätzungen reichen bis zu 250000 Personen im Zeitraum zwischen 1949 und 1989. Momentan recherchiert ein Teilprojekt des Forschungsverbundes „Landschaften der Verfolgung“, um die konkrete Zahl in einer Datenbank zu erfassen.

Weitere Beiträge im Heft beschäftigen sich mit unterschiedlichen Themen und Fragestellungen. Etwa mit der Geschichte des Jugendwerkhofs Königstein nahe Dresden, dem Ende der Stasi-Kreisdienststelle in Jena im Dezember 1989 oder einem Rückblick des ehemaligen Erlanger Oberbürgermeisters Dietmar Hahlweg auf die Ereignisse 1989/90. Ein persönlicher Bericht des Fotografen Michael Kerstgens über seine Bildreportage in Mühlhausen im Frühjahr 1990 diskutiert die spannende Frage, wie wir uns anhand von Fotografien erinnern können und wollen. Die neue Ausgabe der „Gerbergasse 18“ (Heft 94) ist zeitnah im lokalen Buchhandel oder direkt über die Geschichtswerkstatt Jena (http://www.geschichtswerkstatt-jena.de) erhältlich.

Covid19 TelefonWBZ
 

Die psychosoziale Beratung der Beratungsinitiative SED-Unrecht im Auftrag des Landesbeauftragten des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, steht den Betroffen auch in Zeiten der sozialen Isolation aufgrund der notwendigen Vorsichtsmaßnahmen in unserer Gesellschaft um die Ausbreitung der Erkrankung mit dem Coronavirus (COVID-19) zu verlangsamen, telefonisch in der Zeit von 9.00 - 13.00Uhr (Montag bis Freitag) zur Verfügung.

 

Robert Sommer, Leiter
Telefon: 0361 57 3114-957
Mobil:    0176 70 51 3462

Tina Weinrich
Mobil:    0176 43 49 5896

Conny Rittich
Mobil: 0151 59 45 2839

 

Der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ist für Sie Montag bis Freitag von 9.00 - 15.00 Uhr unter 0361 57 3114-951 erreichbar.

 

#WirBleibenZuhause

 
 

Absage Demokratie Jetzt oder nie 1

 

Sehr geehrte Damen und Herren,
der Thüringer Landtag ergreift wegen des Coronavirus besondere Vorsichtsmaßnahmen. Aufgrund dessen, müssen wir die Veranstaltung am 18.03.2020 „Demokratie – Jetzt oder Nie! - Die erste freie Wahl der DDR am 18.03.1990“ im Plenarsaal des Thüringer Landtages absagen. Hierfür bitten wir um Ihr Verständnis und wünschen Ihnen, dass Sie in diesen Zeiten vor allem gesund bleiben.

 

Die Präsidentin des Thüringer Landtags und der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur wollen an die Volkskammerwahl vor 30 Jahren erinnern und laden Sie herzlich zur Veranstaltung am Mittwoch, den 18. März 2020, 19 Uhr in den Thüringer Landtag ein.

Am 18. März 1990 wurde die letzte Volkskammer der DDR gewählt. Das Besondere an dieser Wahl vor 30 Jahren war, dass die Bürgerinnen und Bürger erstmals selbstbestimmt und freiwillig über ihre Zukunft abstimmen konnten. Sie hatten die Wahl zwischen 19 Parteien und fünf Listenverbindungen, d. h. zwischen unterschiedlichen politischen Zielen und Parteiprogrammen.

In den vorherigen Volkskammerwahlen konnte lediglich über eine Einheitsliste der sogenannten Nationalen Front abgestimmt werden. In der Nationalen Front waren alle Parteien der DDR und die politischen Massenorganisationen versammelt. Durch die Dominanz der SED-Mitglieder, auch in den Massenorganisationen, verfügte die Staatspartei SED stets über eine klare Mehrheit. Die Volkskammer der DDR war demnach ein Scheinparlament, das keinerlei Einfluss auf das politische Geschehen in der DDR hatte.

HP 31032020 ABGESAGT
 

„Minol-Pirols“ - Musikalische Lesung und Gespräch mit Shanghai Drenger

Punks gab es in der DDR seit Anfang der 1980-er Jahre. Die Punks waren laut, sie waren bunt und manchmal sogar höflich. Punks in der DDR stören den sozialistischen Alltag. Normal sind die nicht, finden viele. Und manchmal haben sie auch Recht damit.

Shanghai Drenger hat einen Roman darübergeschrieben. In „Minol-Pirols“ beschreibt er, wie es ist, als Minderheit gegen den Staat und die Mehrheit zu sein. Und wie es ist, Freiheit in der Unfreiheit zu suchen und zu finden.

Drenger selbst war seit 1984 Sänger der Magdeburger Punkband VITAMIN A und wurde unter anderem für seine Texte von der Stasi in Magdeburg und Brandenburg inhaftiert. Nach seiner Entlassung gründete er die Band ANTI-X, mit der er bis heute auftritt.

Shanghai Drenger liest am 31. März 2020 in Suhl aus seinem Buch „Minol-Pirols“ und singt unplugged Songs seiner Bands. Im Anschluss möchte er mit dem Publikum ins Gespräch kommen über Jugend, Musik und Rebellion in der DDR.

Die musikalische Lesung ist Teil der Veranstaltungsreihe „Spuren suchen, Heimat finden“, in der über das Leben im real-existierenden Sozialismus gesprochen wird. Was wurde wie erlebt, was wird von der DDR erinnert und wie beeinflussen diese Erlebnisse und Erinnerungen die Gegenwart? Kooperationspartner des Landesbeauftragten des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur sind die Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen und der Heimatbund Thüringen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden in der sowjetischen Besatzungszone und in der DDR Ausweisungen mittels Kreisverweis zu einem Instrument der sich etablierenden kommunistischen Partei, um unerwünschte Personen aus einem Ort zu vertreiben. Diese Vertreibungen aus dem Kreis gingen einher mit der Enteignung landwirtschaftlicher Güter im Zuge der Bodenreform, aber auch privatwirtschaftlicher Betriebe, Hotels und Pensionen.

Die „Aktion Oberhof“ in den Jahren 1950 und 1951 umfasste die Enteignungen privater Hotels, Pensionen und Betriebe in Oberhof, um private Unterkünfte in staatliche Erholungs- und Kureinrichtungen zu überführen und Oberhof als das Wintersportzentrum der DDR auszubauen. Es wurden schließlich 51 Personen und ihre Familienangehörigen, d.h. zwischen 150 und 160 Personen per Kreisverweis aus Oberhof zwangsausgesiedelt und ca. 30 Häuser (Hotels, Pensionen, Gasthäuser, private Betriebe) enteignet. Der Vortrag erläutert die „Aktion Oberhof“ und ihre Hintergründe.Die Veranstaltung erfolgt in Kooperation des Landesbeauftragten mit der Volkshochschule „Karl Mundt“ Suhl.

Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

 

Wann: 5. März 2020, 18-20 Uhr

Wo: Ratssaal in der Volkshochschule „Karl Mundt“ Suhl, Meininger Str. 89, 98529 Suhl

Weitere Informationen finden Sie hier.

ThueringenAusstellung202003

Der Landesbeauftragte präsentiert sich am Montag, den 02.03.2020 zwischen 10:00 und 13:00 Uhr auf der Thüringen Ausstellung (Messestand des Thüringer Landtags). Hier informiert er zu seiner Arbeit und zu den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen (SED-UnBerG) und deren Novellierung vom November 2019. Es besteht weiterhin die Möglichkeit, einen Antrag auf Einsicht in die Stasi-Unterlagen beim BStU zu stellen.

Wir freuen uns auf ihr kommen.

Heimat Spuren 2020 Arnstadt 1

 

Die Schauspieler Annekatrin Schuch-Greiff und Alexander Beisel lassen Szenen der Friedlichen Revolution in Eisenach lebendig werden. Sie lesen aus Margot Friedrichs „Tagebuch einer Revolution“. Margot Friedrich beschreibt darin aus einem persönlichen Blickwinkel die Zeit zwischen dem 29. September 1989 und dem 18. März 1990 in Eisenach. Die Ereignisse in Eisenach stehen dabei exemplarisch für viele andere Orte in der damaligen DDR.

Im Anschluss an die Lesung sind Sie eingeladen, Ihre persönlichen Erinnerungen einzubringen, gemeinsam zu diskutieren und den Blick ins Heute zu richten. Was haben Sie vor 30 Jahren erlebt? Wie beeinflussten die Ereignisse der Friedlichen Revolution und anschließenden Transformation Ihre Gegenwart? Was bleibt in Ihren Erinnerungen von der DDR übrig?

Die szenische Lesung und das anschließende Gespräch wird moderiert durch Dr. Juliane Stückrad vom Büro für angewandte Kulturforschung. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Spuren suchen, Heimat finden“ des Landesbeauftragten des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen und dem Heimatbund Thüringen.

Der Eintritt ist frei.

 

Datum und Uhrzeit: 19.02.2020 19:00 – 21:30

Ort: Theatercafé Arnstadt, Schlossgarten 1, 99310 Arnstadt

Hier können Sie den Veranstaltungsflyer downloaden.

 

 

Kooperationspartner/innen
Polizeiverordnung Grenze

Vor 30 Jahren, am 9. November 1989, öffneten sich die Grenzen der DDR für viele überraschend. Der Vortrag geht auf dieses Ereignis in der Region Suhl ein, beleuchtet aber auch die Geschichte des DDR-Grenzregimes: Ab Ende Mai 1952 wurde die innerdeutsche Grenze abgeriegelt und ein Sperrgebiet an der Grenze errichtet. Im Zuge der Grenzsicherung wurden 1952 und 1961 während der Zwangsaussiedlungsaktionen zahlreiche Sperrgebietsbewohner ins Landesinnere vertrieben und einige Dörfer im ehemaligen Bezirk Suhl wurden zu Wüstungen. Die Veranstaltung erfolgt in Kooperation des Landesbeauftragten mit der Volkshochschule „Karl Mundt“ Suhl.

Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

 

Wann: 6. Februar 2020, 18-20 Uhr

Wo: Ratssaal in der Volkshochschule „Karl Mundt“ Suhl, Meininger Str. 89, 98529 Suhl

Weitere Informationen finden Sie hier.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden in der sowjetischen Besatzungszone und in der DDR Ausweisungen mittels Kreisverweis zu einem Instrument der sich etablierenden kommunistischen Partei, um unerwünschte Personen aus einem Ort zu vertreiben. Diese Vertreibungen aus dem Kreis gingen einher mit der Enteignung landwirtschaftlicher Güter im Zuge der Bodenreform, aber auch privatwirtschaftlicher Betriebe, Hotels und Pensionen.

Die „Aktion Oberhof“ in den Jahren 1950 und 1951 umfasste die Enteignungen privater Hotels, Pensionen und Betriebe in Oberhof, um private Unterkünfte in staatliche Erholungs- und Kureinrichtungen zu überführen und Oberhof als das Wintersportzentrum der DDR auszubauen. Es wurden schließlich 51 Personen und ihre Familienangehörigen, d.h. zwischen 150 und 160 Personen per Kreisverweis aus Oberhof zwangsausgesiedelt und ca. 30 Häuser (Hotels, Pensionen, Gasthäuser, private Betriebe) enteignet. Der Vortrag erläutert die „Aktion Oberhof“ und ihre Hintergründe.

Die Veranstaltung erfolgt in Kooperation des Landesbeauftragten mit der Volkshochschule Joseph Meyer Hildburghausen und der Kreisbibliothek Joseph Meyer Hildburghausen.

Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

 

Wann: 30. Januar 2020, 19:30-21:00 Uhr
Wo: Bürgersaal Historisches Rathaus Hildburghausen, Markt 25, Hildburghausen, 98646 Hildburghausen

Weitere Informationen finden Sie hier.

In diesem Jahr findet die 13. Geschichtsmesse in SuhlGM2019k mit dem Schwerpunkt „30 Jahre Transformation im geeinten Deutschland – wo stehen wir?“ statt. 300 Teilnehmer aus ganz Deutschland werden erwartet. Auch in diesem Jahr präsentiert sich der Landesbeauftragte mit einem Informationsstand dem Fachpublikum. Die Dokumentation „Feindberührung“ nebst Arbeitsmaterial für Schulen wird von Dr. Matthias Wanitschke in einer Projektpräsentation vorgestellt. Der Film »Feindberührung« erzählt die Widerstands-Geschichte Peter Wulkaus, der von seinem »Freund« Hartmut Rosinger an die Staatssicherheit verraten wurde.Das neu zusammengestellte Arbeitsmaterial möchte Anregungen für einen methodisch kontrollierten Umgang mit dem Dokumentarfilm »Feindberührung« im Geschichtsunterricht geben, um die Machart und die Erzählabsichten von historischen Dokumentationen zu erkennen und zu hinterfragen.
Am Abend des 23. Januar 2020 wird auf dem Podium über „Strukturwandel in Ostdeutschland seit 1990 am Beispiel von Suhl“ gesprochen. Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Frau Dr. Anke Geier diskutiert gemeinsam mit Stadtforscher Frank Eckardt (Bauhaus-Universität Weimar), der Historikerin Ulrike Schulz sowie der DDR-Bürgerrechtlerin Brigitta Wurschi zu diesem spannenden Thema.
So wie in den letzten Jahren bietet die Geschichtsmesse ein umfangreiches Programm mit Podiumsdiskussionen, Vorträgen, rund 50 Präsentationen zu aktuellen Ausstellungen, Schulprojekten, Dokumentarfilmen, Publikationen und Veranstaltungsvorhaben.
Eine Übersicht des Veranstaltungsprogramms finden sie unter: https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/geschichtsmesse-4304.html

Cover Gerbergasse18 Heft 93Ende des Jahres erscheinen gleich zwei Ausgaben der Zeitschrift „Gerbergasse 18“: zum Schwerpunkt Orte des Gedenkens und ein Sonderheft für Matthias Domaschk.
Das Heft 93 schließt den laufenden Jahrgang ab und wirft im Schwerpunkt einen vielschichtigen Blick auf den Umgang mit Gedenkstätten, Museen und Erinnerungsorten. Die Ausgabe enthält unter anderem die Vorstellung des innovativen Modellprojektes DENKOrte, Porträts über das Grenzlandmuseum Eichsfeld und das Grenzmuseum Schifflersgrund, einen Bericht über den Beginn des russischen Gedenkprojektes „letzte Adresse“ in Deutschland oder einen Artikel zur Frage, wie und warum es mitunter zu Konflikten in der historisch-politischen Vermittlungsarbeit kommt, wenn Zeitzeugen in der Ausstellung sagen: „Das war doch gar nicht so!“. In weiteren Beiträgen der Ausgabe geht es etwa um die Jugendweihe im katholischen Eichsfeld, die Rolle der Botschaftsflüchtlinge im Herbst 1989 in Prag oder eine Rezension über Forschungen zur politischen Traumatisierung durch Repression und Verfolgung in der DDR.


Ein Matthias Domaschk gewidmetes Sonderheft bietet neben Ergebnissen der seit 2015 tätigen Arbeitsgruppe, die den Tod des 23-Jährigen im Stasi-Kna st 1981 aufzuklären versucht, viele weitere Beiträge, Essays und Cover Sonderausgabe Matthias DomaschkInterviews über Matz, wie ihn seine Freunde nannten. Neben vielen Fotos und Dokumenten enthält die Ausgabe auch eine DVD. Die vom Historiker Dr. Henning Pietzsch koordinierte Arbeitsgruppe, unterstützt durch die Thüringer Staatskanzlei, hat intensiv an der Rekonstruktion der Todesumstände in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit Gera am 12. April 1981 gearbeitet. Sie hat namentlich bekannte Zeugen erneut gesprochen und bisher unbekannte Zeugen ausfindig gemacht und intensiv befragt, verfügbare Quellen und Dokumente in verschiedenen Archiven gesichtet und neu bewertet. Ziel war es, sämtlichen Hinweisen, Widersprüchen und offenen Fragen nachzugehen, die mit dem Tod von Matthias Domaschk zusammenhängen. Die Sonderausgabe ist aber auch der Versuch, eine Zeit zu befragen, in der Menschen bedrängt, erpresst und eingesperrt wurden, weil sie kritische Fragen stellten, einen eigenen Lebensweg wählten, über die Welt offen diskutierten oder sich frei bewegen wollten.

 

Die zwei neue Ausgaben der „Gerbergasse 18“ (Heft 93 und Sonderheft) sind ab sofort im Buchhandel und bei der Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.

Möller 2010 Foto Ralf MartenDer langjährige Vorsitzende des Bautzen-Komitees, Harald Möller, verstarb am 4. Dezember 2019 im Alter von 91 Jahren. Der Landesbeauftragte betrauert den Verlust des gebürtigen Thüringers, der sich in den letzten 60 Jahren für die Aufarbeitung des SED-Unrechtes einsetzte.


Harald Möller wurde 1948 als 20-Jähriger wegen angeblicher Spionage zu zweimal lebenslänglich verurteilt. Von seinem Heimatort Vacha, unmittelbar an der thüringisch-hessichen Grenze, war er mit seinen Freunden öfter über die noch grüne Grenze zum Tanz gegangen. Bei manchen Gelegenheiten nahm er auch Briefe und Pakete mit. Als „Grenzgänger“ nahm er hierbei die Unterschiede zwischen Ost und West wahr. Auch brachte er Zeitungen von seinen Besuchen „im Westen“ mit und diskutierte die Inhalte mit seinen Studienkollegen. Harald Möller studierte mittlerweile in Eisenach an einer Fachschule für Neulehrer. Im April 1948 wurde er verhaftet und wochenlang von sowjetischen Offizieren verhört. Im August 1948 folgte der Prozess und die Verurteilung zu zweimal lebenslänglich. Ihm wurde vorgeworfen, Spionagematerial für die Amerikaner zu sammeln. Die Strafe wurde dann im Januar 1950 auf 25 Jahre Arbeitslager reduziert. Seine Haftzeit verbrachte er im „Gelben Elend“ in Bautzen, wo die Haftbedingungen katastrophal waren. In der Haft erkrankte er an offener Tbc. Ohne die Solidarität der Häftlinge untereinander, die sich mit primitivsten Mitteln gegenseitig halfen, hätte er nicht überlebt. Nach acht Jahren kam die Entlassung, doch auch der Neuanfang in Westdeutschland war steinig. Oft waren es alte Haftbekanntschaften, die ihm halfen, Fuß zu fassen. Auch deshalb war es ihm wichtig, gerade in der alten Bundesrepublik an das erlittene Unrecht zu erinnern und eine öffentliche Würdigung der Opfer anzumahnen.


Nach dem Mauerfall konnte er in seine alte Heimat und an den Ort seines Leids zurückkehren. Harald Möller engagierte sich für die Gedenkstätte Bautzen und für die Gedenkkapelle auf dem Karnickelberg. Lange Jahre war er Vorsitzender des Bautzen-Komitees, seit 2016 sein Ehrenvorsitzender. Er vertrat die Belange der Opfer immer aufrichtig und würdig, egal ob in der Gremienarbeit oder bei öffentlichen Auftritten. Viele schätzten seinen klaren Blick und seine freundlich kommunikative Art. Harald Möller fand immer die richtigen Worte - das Unrecht klar benennend, aber nie in Verbitterung und Hass endend. Harald Möller wird fehlen.

 
Foto: Ralf Marten

Buchcover Heilende WundenAm 10. Dezember 2019 findet um 19:00 Uhr in der Erfurter Gedenkstätte Andreasstraße (Andreasstraße 37a, 99084 Erfurt) eine musikalische Lesung mit Karl-Heinz Bomberg statt. Der Liedermacher und Facharzt für psychotherapeutische Medizin stellt sein aktuelles Werk "Heilende Wunden - Wege der Aufarbeitung politischer Traumatisierung in der DDR" vor.

Bomberg spricht über die verschiedenen Möglichkeiten der Bewältigung von politischer Traumatisierung in der DDR. Von Psychoanalyse, über sarkastischem Humor und ausgedehnte Reisen bis hin zur künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Erlebten gibt es viele Formen der Auseinandersetzung.

Im Wechsel zwischen Lesung und Musik spielt der Liedermacher und Arzt eigene Musikstücke – die auch die eigene Aufarbeitung spiegeln. 1981 trat Bomberg auf dem Potsdamer Gitarrenfest erstmalig mit einem eigenen Programm auf. Nachdem seine Lieder zunehmend regimekritisch wurden, kam es zu einem Ermittlungsverfahren; der gebürtige Thüringer musste 1984 schließlich drei Monate in Stasi-Untersuchungshaft verbringen. Seine Erlebnisse von Haft und Verfolgung verarbeitet er in seinen Liedern und Texten. Eine Auswahl davon wird Karl-Heinz Bomberg im Rahmen der Lesung präsentieren.

Der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich zu der Veranstaltung am 10. Dezember in die Gedenkstätte Andreasstraße ein. Matthias Morawski, Referent für Bürgerberatung und Rehabilitierungsfragen beim Landesbeauftragten, wird bei der Veranstaltung anwesend sein und steht im Anschluss an die Lesung als Ansprechpartner zur Verfügung.

Die musikalische Lesung ist eine Kooperationsveranstaltung zwischen dem Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Erfurter Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße. Wir freuen uns über Ihr Kommen! 
Foto: Buchcover "Heilende Wunden", Psychosozial-Verlag Gießen 2018.

WebsideVor 30 Jahren fiel die Mauer. Doch sie fiel nicht einfach, sie wurde von den Bewohner*innen der DDR zum Einsturz gebracht. Auch im ehemaligen Bezirk Suhl gingen die Menschen auf die Straße. Am 4. November 1989 demonstrierten über 20.000 Menschen in der Suhler Innenstadt und forderten die „Entmachtung der SED“ sowie „Freie Wahlen“. Fünf Tage später fiel die Mauer. Am Abend des 4. Dezember 1989 wurden noch einmal tausende Bürger*innen Suhls aktiv: Sie zogen von der Stadthalle hinauf zur „Stasi-Burg“ und stoppten die bereits begonnene Aktenvernichtung. Einen Tag später musste die Suhler Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit ihre Arbeit einstellen.

Veranstaltungstag am 8. Dezember in Suhl 

Diese Zeit der Zivilcourage vor 30 Jahren wird am 8. Dezember 2019 in Suhl ab 11:00 Uhr erinnert. Zusammen möchte der Landesbeauftragte mit Zeitzeug*innen und dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, über das damals Erlebte sprechen und historische Einordnungen vornehmen. Die SED-Diktatur wurde friedlich überwunden und demokratische Institutionen aufgebaut. In einem Festakt wird Dr. Sabine Bergmann-Pohl, die Präsidentin der ersten frei gewählten Volkskammer, über die beglückend-anstrengende Zeit dieser jungen Demokratie sprechen. Anschließend soll der Brückenschlag ins Heute gewagt werden: Was ist aus den Erwartungen und Wünschen geworden? Wie halten wir es mit unserer Demokratie und wie hat sich Suhl verändert?

Das detaillierte Programm des Veranstaltungstages finden Sie hier im Veranstaltungsflyer. Veranstalter sind der Landesbeauftragte, die Stadt Suhl und die Außenstelle Suhl des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Wir freuen uns über Ihr Kommen! 

Die Antragsfrist für das 2016 verabschiedete zweite Doping-Opferhilfe-Gesetz läuft Ende des Jahres 2019 aus. Betroffene, die in der DDR als Sportler*innen zwangsweise oder ohne ihr Wissen Dopingmaßnahmen ausgesetzt waren und dadurch erhebliche Gesundheitsschäden erlitten, können auf Basis dieses Gesetzes finanzielle und moralische Unterstützung erhalten.

Landesbeauftragter empfiehlt Betroffenen schnellstmögliche Antragsstellung

Entsprechend der Frist muss die Antragstellung bis zum 31.12.2019 erfolgen. Bei positivem Entscheid erhalten geschädigte ehemalige Athlet*innen einmalig 10.500€, sofern sie beim ersten Dopingopfer-Hilfegesetz nicht berücksichtigt worden sind.

Der Antrag ist bis Jahresende beim Bundesverwaltungsamt zu stellen, erforderliche Nachweise und Gutachten können nachgereicht werden. Weitere Information zur Antragsstellung, den erforderlichen Formularen und Ansprechpartnern sind hier auf der Webseite des Bundesverwaltungsamtes abrufbar. 
Matthias Morawski, Referent für Bürgerberatung / Rehabilitierung beim Landesbeauftragten, steht Betroffenen bei Fragen zum zweiten Doping-Opferhilfe-Gesetz und zur Antragstellung ebenfalls gerne zur Verfügung.

Shanghai Drenger Minol Pirols umschlagAm 27. November 2019 liest Autor Shanghai Drenger um 19:00 Uhr in der Nordhäuser Stadtbibliothek „Rudolf Hagelstange“ (Nikolaiplatz 1, 99734 Nordhausen) aus seiner aktuellen Publikation „Minol-Pirols“, worin er das Leben von Punks in der DDR beschreibt.

Sie waren laut, sie waren bunt und manchmal sogar höflich – Punks in der DDR stören in den 1980er Jahren den sozialistischen Alltag. Normal sind die nicht, finden viele. Und manchmal haben sie auch Recht damit.
Shanghai Drenger beschreibt in seinem neuen Roman „Minol-Pirols“, wie es ist, als Minderheit gegen den Staat und die Mehrheit zu sein. Und wie es ist, Freiheit in der Unfreiheit zu suchen und zu finden.

Drenger selbst war seit 1984 Sänger der Magdeburger Punkband VITAMIN A und wurde unter anderem für seine Texte von der Stasi in Magdeburg und Brandenburg inhaftiert. Nach seiner Entlassung gründete er die Band ANTI-X, mit der er bis heute auftritt. Der Autor liest aus seinem neuen Buch und singt unplugged Songs seiner Bands. Im Anschluss möchte er mit dem Publikum ins Gespräch kommen über Jugend, Musik und Rebellion in der DDR.

Was wurde wie erlebt, was wird von der DDR erinnert und wie beeinflussen diese Erlebnisse und Erinnerungen die Gegenwart? Die Buchlesung ist Teil der vierteiligen Veranstaltungsreihe „Spuren suchen, Heimat finden“, die diesen Fragen nachgeht. Kooperationspartner sind die Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen, der Heimatbund Thüringen und der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Jeweils angebunden an ein konkretes Thema und in Form von szenischen und musikalischen Lesungen blicken die Veranstalter auf Früher, den Weg ins Heute und in die Zukunft. Kooperationspartner vor Ort sind die Stadtbibliothek „Rudolf Hagelstange“ und der Verein „Gegen Vergessen für Demokratie“.

Am 15. November liest der Schriftsteller Utz Rachowski um 18:00 Uhr im Altenburger Kulturbundhaus (Brühl 2, 04600 Altenburg) aus seinem aktuellen Buch „Die Lichter, die wir selbst entzünden“. Musikalisch begleitet wird er von Andreas Schirneck.

BuchcoverPoesie ist politisch. Weil er eigene Gedichte und die seiner Freunde Reiner Kunze, Jürgen Fuchs und Wolf Biermann weitergibt, wird Utz Rachowski 1979 in der DDR zu über zwei Jahren Haft verurteilt. Das hindert ihn jedoch nicht daran, weiterzuschreiben. Bereits seit seiner Jugend beschreibt der Lyriker und Essayist wortgewandt, wie uns Geschichte im Großen und Kleinen, in Gesellschaft und Privatem beeinflusst. In seinen Texten verknüpft er Vergangenheit mit Gegenwart. Sein neuer Essayband vereint jene thematische Vielfalt in Form von Reden und Portraits. Erstmalig veröffentlicht Rachowski in „Die Lichter, die wir selbst entzünden“ auch Briefe, die er während seiner Haftzeit im Gefängnis schrieb. Andreas Schirneck ist Folk-Musiker und einstiger Weggefährte der berühmten Klaus Renft Combo. Im Anschluss an die Lesung sprechen Rachowski und Schirneck mit dem Publikum über künstlerische Freiheit und Widerstand in der DDR.

Was wurde wie erlebt, was wird von der DDR erinnert und wie beeinflussen diese Erlebnisse und Erinnerungen die Gegenwart? Die Buchlesung ist Teil der der vierteiligen Veranstaltungsreihe „Spuren suchen, Heimat finden“, die diesen Fragen nachgeht. Kooperationspartner sind die Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen, der Heimatbund Thüringen und der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Jeweils angebunden an ein konkretes Thema und in Form von szenischen und musikalischen Lesungen blicken die Veranstalter auf Früher, den Weg ins Heute und in die Zukunft. Wir freuen uns über Ihr Kommen, der Eintritt ist frei. Foto: Buchcover "Die Lichter, die wir selbst entzünden", P&L Edition.

Die Mauer ist auf! Das war der Satz, der sich am Abend des 9. November 1989 durch die DDR trug. Dieser glückliche Moment der Geschichte ebnete den Weg zu Freiheit, Einheit und Frieden in Europa. Der Landesbeauftragte erinnert im Zusammenhang mit dem freudigen Ereignis des Mauerfalls und seinem 30-jährigen Jubiläum auch an das über Jahrzehnte erlittene Unrecht an der innerdeutschen Grenze:

„Stacheldraht und Mauer sorgten dafür, dass die DDR einem großen Gefängnis glich, an dessen realen und imaginären Grenzen viele Menschen litten. Bei aller positiver Erinnerung an den Fall der Mauer dürfen die Schicksale der vielen Betroffenen von SED-Unrecht, etwa das der Zwangsausgesiedelten und der Grenzopfer, nicht in Vergessenheit geraten“, erklärt Dr. Peter Wurschi dazu.

Jene Menschen, die in der DDR an der Grenze lebten, bekamen als erste die Auswirkungen des Kalten Krieges zu spüren. Im Mai 1952 machte das SED-Regime die Grenzen dicht. Ein Sperrgebiet wurde installiert und die Grenzregion nun mit großem Aufwand bewacht und überwacht. Nur kurze Zeit später wurden über 8.300 Grenzbewohner der DDR staatlich organisiert aus ihren Heimatorten vertrieben – davon waren über 3.500 Thüringer betroffen. Sie verloren von heute auf morgen ihr zu Hause und wurden von ihren Familien und Freunden getrennt. Nach dem Beginn des Mauerbaus am 13. August 1961 kam es dann zu einer zweiten Zwangsaussiedlungsaktion. 3.175 Menschen verloren ihre Heimat, grenznahe Gebäude und Höfe wurden häufig dem Erdboden gleich gemacht.

Der „antifaschistische Schutzwall“, so der Propaganda-Ausdruck für Mauer und Grenze, sorgte ab 1961 mit tödlicher Präzision dafür, dass die Bürger der DDR in ihrem Land gefangen blieben. Fluchtversuche wurden durch Mauern und Zäune, durch Hunde-Laufanlagen, durch Minen und Selbstschussanlagen und mit Schießbefehl ausgestattete Grenzsoldaten nahezu unmöglich gemacht. Nach aktuellen Forschungen starben zwischen 1949 und 1989 mindestens 327 Menschen an der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze.

Der Überwindung der deutschen Teilung gingen zahlreiche Opfer jener deutschen Teilung voraus; auch ihnen gilt es am 9. November zu Gedenken.

Der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (ThLA) führt am Dienstag, den 5. November zwischen 12:00 und 18:00 Uhr in der Erfurter Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße (Andreasstraße 37a, 99084 Erfurt) in Kooperation mit dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) einen Bürgerberatungs- und Informationstag durch. Die Ansprechpartner für Betroffene und Interessierte sind Matthias Morawski (ThLA) und Mitarbeiter*innen des BStU.

Beratungs- und Gesprächsangebot

Matthias Morawski informiert Betroffene und deren Angehörige und Hinterbliebene zu den Rehabilitierungsmöglichkeiten nach den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen und den daran geknüpften sozialen Ausgleichs- und Unterstützungsleistungen. Er berät und unterstützt bei den entsprechenden Antragstellungen und bietet die Möglichkeit des Gesprächs über Erlebtes oder Erlittenes in der ehemaligen DDR in einem geschützten Rahmen.

Naumann Was uns erinnern lässtHarperCollinsGermanyAm 6. November 2019 liest Kati Naumann um 18:00 Uhr im Stadtmuseum Saalfeld (Münzplatz 5, 07318 Saalfeld/Saale) aus ihrem aktuellen Roman „Was uns erinnern lässt“.
Anhand einer Familiengeschichte an der deutsch-deutschen Grenze begibt sich Kati Naumann auf Spurensuche nach der Bedeutung von Heimat; und ergründet universelle Lebenserfahrungen in der DDR-Sperrzone südlich des Thüringer Waldes. Dabei schöpft sie sowohl aus eigenen Kindheitserinnerungen und Erlebnissen im innerdeutschen Grenzgebiet, als auch aus unzähligen Gesprächen mit Menschen, die am Rennsteig leben.

Im Anschluss an die Lesung möchte Kati Naumann auch mit dem Publikum über deren Erinnerungen und deren Bedeutung für die Gegenwart ins Gespräch kommen. Was wurde wie erlebt, was wird von der DDR erinnert und wie beeinflussen diese Erlebnisse und Erinnerungen die Gegenwart? Die Buchlesung ist Teil der der vierteiligen Veranstaltungsreihe „Spuren suchen, Heimat finden“, die diesen Fragen nachgeht. Kooperationspartner sind die Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen, der Heimatbund Thüringen und der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Kati Naumann wurde 1963 in Leipzig geboren und ist in Sonneberg, im ehemaligen Sperrgebiet im Thüringer Wald aufgewachsen.
„Der Thüringer Wald ist die Welt meiner Kindheit. Meine Familie stammt aus der Gegend und war dort fest verwurzelt. Meine Schwester und ich haben immer die Sommerzeit bei den Großeltern in Sonneberg, an der deutsch-deutschen Grenze verbracht. Wir waren jeden Tag im Wald, der so dicht an der Grenze lag, dass wir genau wussten, bestimmte Wege waren verboten“, erinnert sich Kati Naumann.
Naumann KatiClementine KünzelFür die Schreibzeit hatte sich die Autorin ein kleines Quartier am Rennsteig genommen. „Das war nicht nur für die Inspiration wichtig, sondern auch für die vielen Gespräche mit den Zeitzeugen vor Ort. Diese Berichte waren für mich von unschätzbarem Wert, weil ich durch sie etwas erfahren habe, was in keinem Buch und in keiner Akte steht. Nämlich wie sich die Menschen gefühlt haben, die in der Sperrzone lebten, wie sie das Trauma der Zwangsaussiedlung und die anschließende Stigmatisierung empfunden haben und wie es ihnen heute mit diesen Erinnerungen geht“, erklärt Kati Naumann weiter.

Was bedeutet Heimat heute, was bedeutete Heimat in der DDR? Jeweils angebunden an ein konkretes Thema und in Form von szenischen und musikalischen Lesungen blicken die Veranstalter der Reihe „Spuren suchen, Heimat finden“ in den Städten Saalfeld, Altenburg, Eisenach und Nordhausen auf Früher, den Weg ins Heute und in die Zukunft. Weitere Informationen zu den weiteren Veranstaltungen der Reihe finden Sie hier

Fotocredits Buchcover: HarperCollinsGermany. Fotocredits Porträt Katin Naumann: Clementine Künzel.

Heute wurde die Gesetzesnovelle der SED-Unrechtsbereinigungsgesetze durch den Bundestag in Berlin verabschiedet. Sie beinhaltet deutliche Verbesserungen für Opfer politischer Verfolgung in der DDR. Der Landesbeauftragte Dr. Peter Wurschi begrüßt den Beschluss.

„Die deutliche Verbesserung der SED-Unrechtsbereinigungsgesetze ist ein wichtiger Schritt zur individuellen Anerkennung persönlichen Leids und erfahrenen Unrechts von politisch Verfolgten der DDR. Die Befristung ist aufgehoben und lange geforderte breitere Zugänge zu Rehabilitierung und Ausgleichsleistungen wurden geschaffen. Im Besonderen für verfolgte Schüler; sie können zukünftig Leistungen nach dem Beruflichen Rehabilitierungsgesetz in Anspruch nehmen“, erklärt der Landesbeauftragte dazu. „Mit der Herabsetzung der Voraussetzung zum Erhalt der sogenannten Opferrente von 180 auf 90 verbüßte Hafttage wird außerdem das strafrechtliche Rehabilitierungsgesetz im Sinne vieler politischer Häftlinge der DDR verbessert“, so Dr. Peter Wurschi weiter.

Die Novelle (Bundesdrucksache 19/10817) beinhaltet im Überblick folgende Änderungen:

• Antragsentfristung der Rehabilitierungsgesetze
• Erhöhung der Opferrente von 300 auf 330 Euro monatlich
• Anhebung der Ausgleichsleistungen von 214 auf 240 Euro monatlich
• Voraussetzung der 180-Tage-Haft für Erhalt von „Opferrente“ und Ausgleichszahlungen nach dem Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetz wird auf 90-Tage herabgesetzt
• Verfolgte Schüler erhalten Zugang zu Ausgleichsleistungen nach dem Beruflichen Rehabilitierungsgesetz
• Anerkennung des Leids ehemaliger Heimkinder; Herabsetzung der Hürden für eine Rehabilitierung und Entschädigung
• Rehabilitierung bisher nicht entschädigter Opfer staatlicher Zersetzungsmaßnahmen und Zugang zu einmaliger Ausgleichsleistung in Höhe von 1.500 Euro
• Ermöglichung der Forschung in Adoptionsakten zur Überprüfung politisch motivierter Adoptionsvermittlungen

FRITZI Plakat Fritzi finalDiese Woche findet in Jena (22. Oktober um 17:00 Uhr im Kino im Schillerhof) und in Erfurt (23. Oktober um 17:00 Uhr im Cinestar) jeweils eine Sondervorstellung des Films "Fritzi - eine Wendewundergeschichte" mit dem Regisseur von Fritzi, Ralf Kukula, statt. Der Landesbeauftragte Dr. Peter Wurschi wird im Anschluss an die Filmvorstellungen mit Ralf Kukula über die Friedliche Revolution und den Film reflektieren und ins Gespräch mit dem Publikum treten.
Fritzi - eine Wendewundergeschichte schildert die Friedliche Revolution im Herbst 1989 aus dem Blickwinkel eines Kindes. In Anlehnung an das erfolgreiche Kinderbuch „Fritzi war dabei“ von Hanna Schlott und Gerda Raidt erzählt der Animationsfilm über die Kraft und den Mut, die Geschichte zu verändern. Der Film lädt ein zum generationsübergreifenden Dialog über die friedliche Revolution vor 30 Jahren, zwischen Kindern von heute und ihren Großeltern, die 1989 das Geschehen als Erwachsene mitgestalteten; und ihren Eltern, die die damaligen weltverändernden Ereignisse im Alter von Fritzi miterlebten. 
Einen Trailer zum Film gibt es hier über diesen Link auf Youtube. 

Folgende Sondervorführungen finden diese Woche in Kooperation zwischen dem ThLA und der Thüringer Landeszentrale für politische Bildung statt:

Filmpräsentation und Gespräch mit Regisseur Ralf Kukula

Der Landesbeauftragte Dr. Peter Wurschi wird im Anschluss an den Film mit dem Regisseur, Ralf Kukula, über die Friedliche Revolution und den Film reflektieren und mit dem Publikum ins Gespräch treten.
Wann: 22. Oktober 2019, 17:00 Uhr 
Wo: Kino im Schillerhof, Helmboldstraße 1, 07749 Jena

Wann: 23. Oktober 2019, 17:00 Uhr
Wo: Cinestar, Hirschlachufer 7, 99084 Erfurt

Cover Gerbergasse18 Heft92Die Rückschau auf die Ereignisse des Herbstes 1989 ist weiterhin geprägt von heftigen Kontroversen und emotionalen Diskussionen. Neben der Debatte um den Begriff „Unrechtsstaat“ wird derzeit viel gestritten: über das Erbe der Friedlichen Revolution und wem die Verdienste daran gebühren, über Geschichte als Instrument im Wahlkampf, über die Notwendigkeit einer Ost-Quote, über die Zukunft der Stasi-Akten, über den Stand der inneren Einheit, über alte Klischees und neue Vorurteile oder ob der letzte SED-Vorsitzende ein passender Festredner am 9. Oktober in Leipzig war.
Auf der anderen Seite bilden die 30 Jahre Abstand eine sichtbare Schwelle: Eine neue Generation – auch von jungen Historikerinnen und Historiker – tritt an, gewisse Archivbestände werden zugänglich oder öffnen sich durch entfallene Sperrfristen, die Bewertung der Epochenzäsur des Jahres 1989 wird erneut vermessen. Dieser komplexe Vorgang wird nicht zuletzt an der Heftigkeit der Debattenbeiträge, der Vielzahl neuer Bücher und Dokumentationen oder der politischen Orientierungssuche bei drei Landtagswahlen in den „neuen Bundesländern“ deutlich.
Geht es dabei nur um das symbolische Erringen der Deutungshoheit oder können wir froh sein über die Vielzahl an Streitobjekten? Schließlich ist die Auseinandersetzung über historische Schlüsselereignisse vor allem Ausdruck und Merkmal einer pluralen Erinnerungs- und Geschichtskultur, nicht ihr Mangel oder eine Krisenerscheinung. Einen Raum für Diskussionen, Austausch und kontroverse Positionen zu schaffen, ist seit Anbeginn das Ziel der Zeitschrift „Gerbergasse 18“. In der aktuellen Ausgabe reagiert etwa Wolfgang Schuller in einer Replik auf die häufig geäußerte Forderung, die DDR müsse „neu erzählt“ werden. Der Historiker begrüßt ausdrücklich neue Forschungsansätze, warnt aber vor der Tendenz, vor lauter Differenzierung und Grautönen analytische Kategorien und Begriffe zu verwischen.
In weiteren Heftbeiträgen geht es um die brisante Situation des Urlauberschiffs „Völkerfreundschaft“ während der Kuba-Krise 1962, das Stalin-Trauma der frühen DDR sowie den Olof-Palme-Marsch 1987 in Weimar.
In einer Rezension wird die interessante Publikation von Erdmuthe Antrack besprochen, die 1989 als Studentin hunderte Transparentsprüche der Friedlichen Revolution in Leipzig, Jena und Kahla notierte, die nun gesammelt unter dem Titel „Die Sprache des Volkes“ herauskamen.
Die neue Ausgabe der „Gerbergasse 18“ (Heft 92) ist ab sofort im Buchhandel oder direkt hier bei der Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.

Der Landesbeauftragte Dr. Peter Wurschi begrüßt die heutige Entscheidung des Bundestages, die Überprüfung von Beschäftigten und Bewerbern im öffentlichen Dienst auf eine Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit / Amt für Nationale Sicherheit der DDR (MfS / AfNS) zu verlängern.

Gleichzeitig unterstützt der Landesbeauftragte die Annahme der Entschließung des Kulturausschusses zur dauerhaften Sicherung der Stasi-Unterlagen durch eine Überführung des Stasi-Unterlagen-Archives in das Bundesarchiv. Der offene Zugang zu den Akten der Staatsicherheit ist ein großer Erfolg der Friedlichen Revolution von 1989/90. Dieser Zugang wird auch in Zukunft weiterhin erhalten bleiben. Die Akten werden unter dem Dach des Bundesarchives dem dort bestehenden Aktenbestand zugeordnet und als eigener Sonderbestand dauerhaft gesichert.

Der Thüringer Landtag hat sich in diesem Zusammenhang für den Erhalt der Thüringer Außenstellen des Stasi-Unterlagen-Archives ausgesprochen. „Entscheidend wird diesbezüglich sein, den folgenden Transformationsprozess für Thüringen aktiv mitzugestalten“, erläutert Dr. Peter Wurschi. „Es ist wichtig, die zukünftigen Außenstellen mit den örtlichen Trägern der Aufarbeitung der SED-Diktatur und den Beratungseinrichtungen für Menschen mit Diktaturerfahrung zu verzahnen, um so eine regionale Erinnerungslandschaft vor Ort zu entwickeln“, so der Landesbeauftragte weiter.
Bund und Land sind gleichermaßen aufgefordert die Veränderungen des Stasi-Unterlagen-Archives nicht als Rückzug zu gestalten, sondern neue Akzente in der Erinnerungsarbeit und Demokratiebildung zu setzen.

Buchcover RiemannAm 25. September findet um 19:00 Uhr im Foyer der Meininger Kammerspiele (Bernhardstraße 5, 98617 Meiningen) die Buchvorstellung der neuen Publikation „Die Stasi, der König und der Zimmermann“ von Petra Riemann statt. Die gebürtige Meiningerin stellt das Buch, das die eigene Familiengeschichte und Stasi-Vergangenheit ihres Vaters und bekannten DDR-Schauspielers Lutz Riemann aufarbeitet, erstmalig in Meiningen vor.

Im Sommer 2013 berichtet die „WELT am Sonntag“ mitten im Bundestagswahlkampf, dass der DDR-Schauspieler Lutz Riemann als Inoffizieller Mitarbeiter für die Stasi tätig gewesen sei. Unter dem Decknamen „Richard König“ habe Riemann in den 1970er Jahren den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück bespitzelt und bereits seit den 1960er Jahren Künstlerkollegen in Thüringen - etwa am Meininger Theater - ausspioniert. Lutz Riemann, bekannt als "Oberleutnant Zimmermann" aus der Fernsehserie „Polizeiruf 110“, gibt im Zuge der Berichterstattung 2013 seine Stasi-Tätigkeit unumwunden zu.

Petra Riemann ist schockiert. Sie kann nicht glauben, dass ihr Vater ein linientreuer Spitzel war. Im Gegenteil: Sie kennt ihn als liberalen Familienvater, der seine Kinder zu freiem Denken und Widerspruch in der Diktatur ermunterte. Wie passt das zusammen? Wer verbirgt sich hinter „Richard König“? Petra Riemann arbeitet die eigene Familiengeschichte auf und schafft Klarheit. Im Ergebnis entsteht das Buch „Die Stasi, der König und der Zimmermann“, das am 25. September um 19:00 Uhr im Foyer der Kammerspiele erstmalig in Meiningen von der Autorin präsentiert wird.

Riemann wurde 1968 in Meiningen geboren und arbeitet als Filmschnittmeisterin beim Rundfunk Berlin Brandenburg. Ihr Studium absolvierte sie an der Hochschule für Film und Fernsehen / Filmuniversität „Konrad Wolf“ in Potsdam.

Der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED Diktatur lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich zu der Veranstaltung ein, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Blauer Salon" in Kooperation mit der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Meiningen und dem Meininger Staatstheater stattfindet.

Der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (ThLA) führt am Donnerstag, den 19. September zwischen 12:00 und 17:00 Uhr in der Stadtverwaltung Apolda (Raum 36 des Stadthauses, Am Stadthaus 1, 99510 Apolda) in Kooperation mit dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) einen Bürgerberatungs- und Informationstag durch. Die Ansprechpartner für Betroffene und Interessierte sind Matthias Morawski (ThLA) und Mitarbeiter*innen des BStU.

Alles zur Einsicht in Stasi-Akten, Rehabilitierung und Opferrente

Matthias Morawski informiert Betroffene und deren Angehörige und Hinterbliebene zu den Rehabilitierungsmöglichkeiten nach den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen und den daran geknüpften sozialen Ausgleichs- und Unterstützungsleistungen. Er berät und unterstützt bei den entsprechenden Antragstellungen und bietet die Möglichkeit des Gesprächs über Erlebtes oder Erlittenes in der ehemaligen DDR in einem geschützten Rahmen.

20190524 Nationalmuseum Albanien GruppeUnsere wissenschaftliche Mitarbeiterin, Dr. Anke Geier, nahm an der diesjährigen Studienfahrt der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Albanien teil. Mit ihr reisten Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Aufarbeitungs-, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie Journalisten. Das Land auf der Balkanhalbinsel grenzt im Norden an Montenegro und den Kosovo, im Osten an Nordmazedonien und im Süden an Griechenland und ist geprägt von einer eindrucksvollen Landschaft und gastfreundlichen, interessierten Menschen. In Albanien leben 2,87 Millionen Menschen. Während der einwöchigen Reise tauchte die Reisegruppe tief in Albaniens jüngere Geschichte ein, die zwischen 1944 und 1990 geprägt war von kommunistischem Terror und der totalen Isolation des Landes ab 1978.
Zeitzeuge Luigj Uci und AnkeDie Studiengruppe besuchte vom 19. bis zum 26. Mai 2019 zahlreiche Stätten der kommunistischen Diktatur sowie Gedenkstätten und Museen, die an dieses traurige Kapitel der jüngeren albanischen Geschichte erinnern. Daneben traf die Studiengruppe Zeitzeugen und Akteure der dortigen Aufarbeitungslandschaft. Die kommunistische Diktatur in Albanien – eines der härtesten Regime Osteuropas –  ist bis heute nur wenig aufgearbeitet. Im ihrem Reisebericht beschreibt Anke Geier die Geschichte der kommunistischen Diktatur in Albanien und die besuchten Orte der Erinnerung sowie die Eindrücke, die diese Orte hinterließen. Sie gibt Einblicke in die Biografien von Betroffenen und in die Aufarbeitungsbemühungen seit 1991. Der Reisebericht ist hier über diesen Link abrufbar

Auf den Bildern zu sehen: Die Teilnehmer der Studienreise vor dem Historischen Nationalmuseum auf dem Skanderbeu-Platz in Tirana am 24. Mai 2019 (Foto oben) und Dr. Anke Geier, mit dem Zeitzeugen Luigj Uci im ehemaligen Gefängnis und Arbeitslager Spaç am 21. Mai 2019 (Foto unten).

Der Stiftungsrat der Stiftung für ehemalige politische Häftlinge in Bonn hat zum 1. Juli 2019 die Einkommensgrenze für Unterstützungsleistungen nach § 18 des Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes (StrRehaG) um rund 5 % erhöht. Aufgrund der im Sommer 2019 in Kraft getretenen Rentenerhöhungen sowie der bereits seit Jahresbeginn geltenden zweiten Stufe der Mütterrente konnte sich die Stiftung mit den zuständigen Bundesministerien auf diese Erhöhung verständigen. 
Bei der Feststellung der wirtschaftlichen Bedürftigkeit gelten nach Abzug der Wohnkosten jetzt folgende neue Grenzwerte: bei Alleinstehende/r 1.160 Euro, bei Zwei-Personen-Haushalt 1.580 Euro, für jede weitere Person im Haushalt erhöht sich der Grenzwert um 525 Euro. Damit erhalten die meisten der bisher schon Leistungsberechtigten auch künftig Unterstützungen und weitere Berechtigte können nun neu hinzu kommen.
Unterstützungsleistungen nach dem Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetz (den gesamten Gesetztestext finden Sie hier) können ehemalige politische Häftlinge mit weniger als 180 Tagen rechtsstaatswidriger Freiheitsentziehung und Hinterbliebene von ehemaligen politischen Häftlingen erhalten, wenn sie in Ihrer wirtschaftlichen Lage besonders beeinträchtigt sind. Hinterbliebene von ehemaligen politischen Häftlingen, die auf dem Gebiet der SBZ/ DDR hingerichtet wurden oder auf der Flucht umgekommen sind oder im Anschluss an die Freiheitsentziehung an deren Folgen verstorben sind, erhalten die Unterstützungsleistungen auch dann, wenn sie nicht in ihrer wirtschaftlichen Lage besonders beeinträchtigt sind.
Weitere Informationen sowie Kontaktdaten zur Stiftung für ehemalige politische Häftlinge finden Sie hier

BuergerfestSeit ihres Bestehens sahen sich die Machthaber in der DDR dem Wunsch der Menschen nach einer ständigen Ausreise ausgesetzt. Millionen Bürger*innen kehrten dem sozialistischen Versuch auf deutschem Boden den Rücken.
Auch 1989 entwickelten die Ausreiser*innen eine Kraft der revolutionären Bewegung: Sie stimmten mit den Füßen ab und zeigten ganz deutlich ihre Unzufriedenheit mit den politischen und sozialen Verhältnissen. Gleichwohl kam es zu Diskussionen mit den Menschen die in der DDR blieben und friedlich für Veränderungen in ihrem Land eintreten wollten. „Wir bleiben hier“ und „Wir wollen raus“ wurden gleichermaßen in den ostdeutschen Städten im Herbst 1989 skandiert.
Wir wollen zu unserem 6. Bürgerfest den Fokus auf die Gründe, die Sorgen und Nöte der Ausreisenden von 1989 legen sowie nach den Gründen der Anderen zum Bleiben fragen. Gleichzeitig wird der Blick auf die Aufnahmegesellschaft Westdeutschlands geschärft. Denn Migration hat immer mindestens zwei Ebenen: Die Ankommenden und die Aufnehmenden. Wir freuen uns über Ihren Besuch - auch am Stand des Landesbeauftragten. Detaillierte Informationen zum Programm des Bürgerfests, das am 8. September um 14:00 Uhr in der Gedenk - und Bildungsstätte Andreasstraße Erfurt beginnt, finden Sie hier.

billmuth 1Zusammen mit der Umweltministerin Anja Siegesmund und dem Ministerpräsidenten Bodo Ramelow besuchte der Thüringer Landesbeauftragte Dr. Peter Wurschi am vergangenen Montag das Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth. Anja Siegesmund startete dort ihre diesjährige Sommertour entlang des Grünen Bandes Thüringen. Tags drauf empfing der Landesbeauftragte die Umweltministerin am Gedenkort Billmuthausen, wo an die Schleifung des Dorfes und das Schicksal der dort bis 1978 zwangsausgesiedelten Familien erinnert wird. Eingeladen waren nach Billmuthausen auch die kommunalen Verantwortlichen vor Ort, Fachleute und Zeitzeug*innen.
Zusammen mit den anwesenden Gästen wurde über die Entwicklung des Gedenkortes gesprochen und mit einer Kranzniederlegung an die Opfer der innerdeutschen Grenze erinnert. (Siehe Bild oben)

billmuth 2Dr. Wurschi verwies darauf, dass die Spuren der jüngeren Vergangenheit ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur sind. Das jetzt unter Schutz gestellte Nationale Naturmonument „Grünes Band Thüringen“ biete die Chance, dass sich Geschichte und Naturschutz im ehemaligen Grenzstreifen gleichberechtigt begegnen können. Beispiel dafür ist ein ehemaliger Beobachtungsturm der DDR-Grenztruppen, der vom Deutschen Kuratorium e.V. als Artenschutzzentrum insbesondere für Fledermäuse umgewidmet wurde. (Bild links) Dieser ist Teil des deutsch-deutschen Freilandmuseums, weitere Informationen dazu finden Sie hier auf der Webseite des Museums.

In den achtziger Jahren zog der Fotograf Harald Hauswald durch Ost-Berlin und fotografierte, was ihm vor die Linse kam. Er hielt mit der Kamera fest, was andere Fotografen übersahen oder für uninteressant hielten: Kleine Szenen des Alltags, einsame und alte Menschen, verliebte junge Pärchen, Rocker, Hooligans und junge Leute, die sich in der Kirche für Frieden und Umweltschutz einsetzten.
Die Ausstellung „Voll der Osten – Leben in der DDR“ präsentiert über 100 bekannte und unbekannte Fotos von Harald Hauswald. Via QR-Codes können Ausstellungsbesucher zudem kurze Videointerviews im Internet abrufen, in denen der Fotograf darüber berichtet, wie und in welchem Kontext das jeweils zentrale Foto der Tafel entstanden ist. Die Texte der Ausstellung hat der Historiker und Buchautor Stefan Wolle verfasst, der wie der Fotograf in der DDR aufgewachsen ist. 
Das Stasi-Unterlagen-Archiv Erfurt präsentiert die Sonderausstellung ab dem 1. August. Sie ist täglich zwischen 9:00 und 18:00 Uhr bis zum 29. Oktober 2019  in der BStU-Außenstelle Erfurt (Petersberg, Haus 19, 99084 Erfurt) zu sehen. "Voll der Osten" wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und Ostkreuz, Agentur der Fotografen, herausgegeben.

 

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat nach der Klage eines 56 Jahre alten Mannes aus Berlin entschieden, dass ehemalige DDR-Bürger für erlittene gesundheitliche Schäden durch die Flucht über die ehemalige deutsch-deutsche Grenze grundsätzlich entschädigt werden können.
Das Bundesveraltungsgericht begründet die Entscheidung in der Rechtsstaatswidrigkeit der Grenzsicherungsanlagen der DDR. Gleichzeitig stellte der oberste Gerichtshof des Bundes fest, dass sich die Grenzsicherungsmaßnahmen explizit gegen Einzelpersonen richteten und somit eine individuelle Entschädigung möglich ist. Einem vorhergehenden Urteil des Verwaltungsgerichts Potsdam, das die Forderung nach Entschädigung abgelehnt hatte, wurde damit widersprochen.

Der Landesbeauftragte Dr. Peter Wurschi begrüßt das aus Sicht der Behörde wegweisende Urteil. „Das individuelle psychische wie physische Leid, das Menschen bei der Flucht erlitten haben, muss auch individuelle Berücksichtigung erfahren. Es ist ein wichtiger Schritt, dass auch diese Betroffenen von DDR-Unrecht nunmehr rechtliche Sicherheit erhalten und Anträge auf verwaltungsrechtliche Rehabilitierung stellen können“, so Dr. Wurschi.

Mit dem Urteilsspruch steht DDR-Flüchtlingen etwa offen, von Versorgungsämtern Leistungen bezüglich der Behandlung von Folgeschäden einzufordern. Somit auch dem 56-jährigen Kläger aus Berlin, der im Verfahren schlüssig dargestellt hat, dass seine Flucht am 20. Dezember 1988 nach West-Berlin traumatische Folgeschäden ausgelöst hat. Sein Verteidiger erläuterte, dass er während der Flucht von DDR-Grenzsoldaten mit Maschinengewehren bedroht wurde, auch seien Minen explodiert.

Gerber2Wer gilt wann als Opfer? Und: wer entscheidet eigentlich darüber? Die neue Ausgabe der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ thematisiert die Schicksale und den Alltag vergessener Opfer(gruppen). Die Beiträge des Heftes erstrecken sich dabei auf beide deutsche Diktaturen im 20. Jahrhundert und reichen bis in unsere Gegenwart.
Gerade in der Frage, wer als Opfer staatlich anerkannt und entschädigt wird, prallen die Befunde der Forschung auf die Erfahrungen der Betroffenen. Am Beispiel des Ende 2018 beendeten „Fonds Heimerziehung“ wird deutlich, dass die als Entschädigung deklarierten Sachersatzleistungen den erlittenen Schaden in den Augen der Antragsteller kaum lindern, sondern oft erneut stigmatisieren. Die langjährigen Verfahren in Behörden und vor Gerichten erzeugen nicht selten eine zweite Leidensgeschichte. Doch der Kampf mit Antragsfristen und Rehabilitierungsverfahren ist auch heute noch, 30 Jahre nach Ende der DDR, für viele Menschen Realität – nicht wenige haben inzwischen aufgegeben. Für Betroffene geht es aber um weit mehr als „nur“ um materielle Aspekte: Sie wollen sich nicht ein Leben lang in die Rolle des Opfers drängen lassen, sie möchten selbstbestimmt und Handelnde ihrer Biografie sein.
Am Beispiel des Durchgangsheims Schmiedefeld bei Neuhaus stellt der als Künstler und Kurator tätige Manfred May seine Forschungen zur Heimerziehung in der DDR vor. Parallel erscheint die von ihm herausgegebene Buchreihe „edition H“, die Selbstzeugnisse ehemaliger Heimkinder sammelt: nüchtern, eigen, unpathetisch, verstörend. Die sozialen Benachteiligungen und erheblichen Spätfolgen bei vielen Betroffenen zeigen, dass zerstörte Biografien nicht mehr repariert werden können. Einige Überlebende finden aber durch künstlerische Mittel einen Weg der Verarbeitung, wie May in seinem Text erläutert.
Weitere Beiträge des Heftschwerpunktes beleuchten die politische Verfolgung der Religionsgemeinschaft Jehovas Zeugen, die zweifache Enteignung eines jüdischen Hotelbesitzers in Binz auf Rügen, den Kampf mosambikanischer Vertragsarbeiter („Madgermanes“ genannt) um durch die DDR einbehaltene Lohnanteile, die Suche nach in Speziallagern und Gefängnissen der Nachkriegszeit geborenen Kindern sowie die behördliche Ausweisung von als „asozial“ stigmatisierten Personen aus dem Wismutgebieten Anfang der 1950er Jahre.
Die neue Ausgabe 2/2019 der „Gerbergasse 18“ (Heft 91) ist ab sofort im Buchhandel oder direkt bei der Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.

Vor wenigen Wochen hat der Landesbeauftragte in Kooperation mit der Evangelische Erwachsenenbildung Thüringen und der Evangelischen Studentengemeinde ein Seminar zum Thema „Mentalitäten von Menschen im postsowjetischen Raum – der ‚Homo sovieticus‘ als gesellschaftliches Phänomen“ in Erfurt durchgeführt. Für die Veranstaltung konnten der DDR-Bürgerrechtler, Philosoph und Publizist Wolfram Tschiche und die ukrainische Schriftstellerin Natalka Sniadanko als Referenten gewonnen werden. 
Eingangs ging Wolfram Tschiche in der Veranstaltung auf das russische Meinungsforschungsinstitut "Lewada-Zentrum" ein, das in fünf großen öffentlichen Meinungsumfragen in Russland in den Jahren 1989, 1994, 1999, 2003 und 2008 das Thema "Homo sovieticus" beleuchtet hat. Tschiche beschrieb dabei die Entstehungsgeschichte, die Arbeitsweise des Meinungsforschungsinstituts in der späten Sowjetunion und im gegenwärtigen Russland sowie staatliche Repressalien, derer sich das Institut heute ausgesetzt sieht. 

Kathrin ZimmerDie ehemalige Leiterin der Gedenkstätte Amthordurchgang, Kathrin Zimmer, ist nach längerer Krankheit am 22. Juni 2019 verstorben.
Der Landesbeauftragte betrauert den Verlust um eine engagierte Thüringerin, die sich um den Aufbau der Thüringer Aufarbeitungs- und Erinnerungslandschaft verdient gemacht hat. Maßgeblich beteiligt war Frau Zimmer 1999 an der Besetzung der ehemaligen politischen Haftanstalt des MfS in Gera. Auf dem Foto ist sie in einem Interview während der Besetzung zu sehen. Durch ihren couragierten Einsatz konnte der geplante Abriss des Gebäudes dahingehend verhindert werden, dass zumindest das Torhaus für eine Gedenkstätte politischen Unrechts zweier Diktaturen erhalten blieb.
In der Folge arbeitete sie schließlich als Projektleiterin an dem Aufbau der heutigen Gedenkstätte Amthordurchgang. Ab 2005 war Kathrin Zimmer Leiterin der Gedenkstätte und bis zu ihrem Ausscheiden 2015 verlässliche Partnerin des Landesbeauftragten; etwa bei der Umsetzung vieler gemeinsamer Veranstaltungen oder der Betreuung und Initiierung diverser Schulprojekte. Auch als Initiatorin und Herausgeberin verschiedener Broschüren und mit dem Aufbau eines Zeitzeugenarchivs hat sie viel zur Aufarbeitung des SED-Regimes beigetragen.
1984 saß Kathrin Zimmer selbst in der heutigen Gedenkstätte für drei Monate in Untersuchungshaft, nachdem sie von der Stasi wegen der Verteilung von Flugblättern mit pazifistischem Inhalt verhaftet wurde. Nach ihrer Verurteilung wurde sie nach mehrmonatiger Haft im Frauengefängnis Hoheneck von der Bundesrepublik freigekauft.
Kathrin Zimmer wird fehlen.

Anlässlich des internationalen Sommer-Symposiums des Hennebergischen Museums Kloster Veßra „Grenzen: denken und überwinden“ (weitere Informationen dazu über diesen Link) wird unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Anke Geier am 11. Juli um 19:30 Uhr in der Torkirche von Kloster Veßra (Anger 35, 98660 Kolster Veßra) einen Überblicksvortrag zum Thema „Grenze und Gewalt in Südthüringen 1945 bis 1989“ halten. Im Fokus stehen die innerdeutsche Grenze ab 1945 und die zunehmende Verschärfung des Grenzregimes. Im Mai 1952 wurde die Grenze endgültig abgeriegelt und tausende Bewohner des Grenzgebietes ins Landesinnere umgesiedelt. 1961 fanden erneut Zwangsumsiedlungen statt. Diese repressiven Kapitel der DDR-Geschichte werden ebenso beleuchtet wie die überraschende Grenzöffnung am 9. November 1989.
Der Vortrag ist Teil des Rahmenprogrammes des Internationalen Sommer-Symposiums „Grenzen: denken und überwinden“, das vom 7. bis zum 14. Juli im Hennebergischen Museum Kloster Veßra stattfindet. Während des Symposiums arbeiten sieben internationale Bildhauer*innen in der Museumsanlage. Besucher*innen können das Entstehen der Kunstwerke zum Thema beobachten und mit den Künster*innen in den Dialog treten. Die fertigen Skulpturen und Installationen werden im Anschluss im Museum ausgestellt. Ein weiterer Rahmenprogrammpunkt ist die Filmvorführung von „Ballon“, der am 9. Juli um 20 Uhr in der Torkirche gezeigt wird. Wir freuen uns über Ihr Kommen. 

Web1Derzeit findet am Gymnasium Georgianum Hildburghausen in Kooperation mit dem Landesbeauftragten eine Projektwoche zum Thema „Die DDR – die andere Demokratie?“ statt. Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Anke Geier hat dazu gestern vor Schülern der 11. Klassenstufe des Georgianum im Zweiländermuseum Rodachtal (http://www.zweilaendermuseum.de) in Streufdorf einen Vortrag zu den Zwangsaussiedlungsmaßnahmen der DDR im Jahr 1952 gehalten; von diesen Zwangsaussiedlungsmaßnahmen zur Sicherung des Grenzregimes waren DDR-weit 8.331 Menschen betroffen; darunter auch hunderte Personen aus dem Kreis Hildburghausen, zu dem auch Streufdorf gehört.
Die Aussiedlungsaktion im Landkreis Hildburghausen startete am Donnerstag, den 5. Juni 1952 und wurde erst am 7. Juni beendet. Denn sie lief nicht so ab, wie von den Behörden zunächst geplant. In Streufdorf kam es zu massivem Widerstand gegen den Abtransport der Nachbarn und auch die Durchfahrt der LKW aus anderen Orten zum Verladebahnhof Hildburghausen wurde durch improvisierte Barrikaden und Straßensperren hinausgezögert.
Inspiriert wurde der Widerstand durch den DEFA-Propaganda-Film „Das verurteilte Dorf“ von Martin Hellberg, der einige Monate zuvor mit großem propagandistischen Aufwand auch in Streufdorf gezeigt wurde. In dem Film geht es um den Ort Bärenweiler in Bayern, der einem amerikanischen Truppenübungsplatz weichen sollte. Die Anwohner von Bärenweiler protestieren nach der Ankündigung der bevorstehenden Räumung und als dies wirkungslos verpuffte, läuteten sie am Tag als die Räumkommandos anrückten, die Kirchenglocken des Dorfes Sturm und die Bewohner wehrten sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, im Film mit Erfolg.
Web2Nach diesem Muster widersetzten sich auch die Streufdorfer und auch Arbeiter von auswärts, die mit Rodungsarbeiten im 10-Meter-Streifen beschäftigt waren, schlossen sich teilweise an. Bereits in den frühen Morgenstunden des 5. Juni läuteten die Glocken der Kirche. Die Streufdorfer versammelten sich und bauten Barrikaden und rückten mit Äxten und Mistgabeln an. Bereits beladene LKWs wurden wieder abgeladen. Als klar wurde, dass der Widerstand nicht mit ein paar SED-Agitatoren aufgelöst werden konnte, rückten zwei Schnellkommandos der Volkspolizei, zwei Löschfahrzeuge der Feuerwehr, die Grenzpolizei, zwei Gruppen der motorisierten Schutzpolizei Meiningen und weitere Polizeiangehörige an. Gegen 12.15 Uhr wurde ein Wasserwerfer eingesetzt. Schließlich wurde der Widerstand mit Hilfe der massiven Polizeipräsenz gebrochen.

Ab morgen haben die Schüler im Gymnasium Georgianum die Möglichkeit, den Zeitzeugen Karl Westhäuser zu seinen diesbezüglichen Erlebnissen zu befragen. Westhäuser war einer der couragierten Streufdorfer, die 1952 Widerstand gegen die Aussiedlung der Freunde und Nachbarn geleistet hatten. Er wurde deshalb damals verhaftet und zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. Zur Vorbereitung haben die Schüler dazu im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Dr. Matthias Wanitschke heute entsprechende Stasi-Akten eingesehen und quellenkritisch besprochen. Mehr zu dem Quellen-Zeitzeugen-Projekt, das der Landesbeauftragte auch an anderen Schulen durchführt, finden Sie hier.

Auf dem unteren Bild ist ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Zwangsausgesiedelten zu sehen, daneben befindet sich das Zweiländermuseum.

Sonderpreis GWS Jena 2019 WebDie Zeitschrift „Gerbergasse 18“ wurde am 13. Juni 2019 mit einem Sonderpreis des Karl-Wilhelm-Fricke-Preises 2019 ausgezeichnet. Der Verein Geschichtswerkstatt Jena gibt die Zeitschrift vierteljährlich gemeinsam mit dem Landesbeauftragten des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur heraus. Seit der ersten Ausgabe 1996 sind inzwischen über 90 Ausgaben erschienen.
Mit dem Karl-Wilhelm-Fricke-Preis zeichnet die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Persönlichkeiten, Projekte und Initiativen aus, die mit ihrer Arbeit das Bewusstsein für Freiheit, Demokratie und Zivilcourage stärken. Ermöglicht wird die Preisvergabe durch eine Spende des Mediziners, Autors und ehemaligen Fluchthelfers Dr. Burkhart Veigel. Seit der ersten Verleihung 2017 an den Publizisten Karl Wilhelm Fricke für sein Lebenswerk trägt die Auszeichnung dessen Namen.
Mit dem Hauptpreis wurde die Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau ausgezeichnet. Aus Anlass von 30 Jahren Friedlicher Revolution hat die Jury 2019 einmalig drei Sonderpreise vergeben. Neben der „Gerbergasse 18“ gingen diese an die Autorin Ines Geipel und den niedersächsischen Politiker Hartmut Büttner. Weitere Informationen zu der Thüringer Vierteljahresschrift für Zeitgeschichte und Politik finden Sie hier auf der Webseite der Geschichtswerkstatt Jena.
Foto: Im Bild zu sehen sind der Vorstandsvorsitzende der Geschichtswerkstatt Jena, Dr. Henning Pietzsch (re.), und die aktuelle Redaktion der Zeitschrift, Katrin Sauerwein und Daniel Börner (li.). Quelle: Bundesstiftung Aufarbeitung / Fotografin: Ladan Rezaeian

 

Am Tag der offenen Tür des Thüringer Landtags (22. Juni, 10 Uhr - 17 Uhr) ist der Landesbeauftragte im Funktionsgebäude des Landtages mit seinem Stand vertreten. Dort bietet die Behörde gemeinsam mit der Beratungsinitiative SED-Unrecht die Möglichkeit zu Beratungsgesprächen für politisch Verfolgte der Sowjetischen Besatzungszone/DDR an. Außerdem gibt es die Möglichkeit, an einem Quiz zur DDR-Geschichte teilzunehmen. Wer sich auskennt, kann tolle Preise gewinnen. Daneben haben wir dieses interessante Programm rund um das Thema Aufarbeitung:

12:00 Uhr und 15:00 Uhr 
Funktionsgebäude, EG, Raum F 002
Buchpräsentation mit Dr. Anke Geier
„Vertreibung im Kommunismus. Zwangsmigration als Instrument kommunister Politik“
und
Vortrag von Dr. Dietmar Müller
„Bodenreform und Zwangsmigration in den Volksrepubliken des östlichen Europa (1945-1948)“

Weitere Informationen zum Tag der offenen Tür finden Sie hier im Programmheft und auf www.dein-landtag.de. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! 

Der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (ThLA) führt am Dienstag, den 18. Juni zwischen 12:00 und 17:00 Uhr im Mühlhausener Stadtratssaal "Brotlaube" (Obermarkt 21, 99974 Mühlhausen) in Kooperation mit dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) einen Bürgerberatungs- und Informationstag durch. Die Ansprechpartner für Betroffene und Interessierte sind Matthias Morawski (ThLA) und Mitarbeiter*innen des BStU.

Beratungs- und Gesprächsangebot am 18. Juni in Mühlhausen

Matthias Morawski informiert Betroffene und deren Angehörige und Hinterbliebene zu den Rehabilitierungsmöglichkeiten nach den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen und den daran geknüpften sozialen Ausgleichs- und Unterstützungsleistungen. Er berät und unterstützt bei den entsprechenden Antragstellungen und bietet die Möglichkeit des Gesprächs über Erlebtes oder Erlittenes in der ehemaligen DDR in einem geschützten Rahmen.

Bundesarchiv Bild 146 1985 021 09 FlüchtlingeAnlässlich des Thüringer Gedenktages für die Opfer des SED-Unrechts spricht Dr. Anke Geier am Sonntag, 16. Juni 2019 um 15:00 Uhr in der Hessenhalle des Grenzmuseums Schifflersgrund (Platz der Wiedervereinigung 1, 37318 Asbach-Sickenberg) über die Zwangsaussiedlungen im Eichsfeld. In den Jahren 1952 und 1961 wurden hunderte Menschen aus dem Grenzgebiet der damaligen Kreise Heiligenstadt und Worbis vertrieben und ins Landesinnere deportiert. 1952 waren in Thüringen über 3.700 Personen von den Zwangsaussiedlungen betroffen. Der Mauerbau und die folgenden Absperrmaßnahmen seit dem 13. August 1961 leiteten am 3. Oktober 1961 eine zweite erzwungene Aussiedlungswelle ein, bei der 1.705 Thüringer vertrieben wurden. Der Vortrag geht auf die Entstehung des Grenzregimes im Eichsfeld ab 1945, die Verschärfung der Situation an der Grenze ab Mai 1952 und die Zwangsaussiedlungen in den Kreisen Heiligenstadt und Worbis ein. Dr. Anke Geier ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Außenstelle Suhl des Landesbeauftragten. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Grenzmuseum Schifflersgrund statt und wird gefördert durch die Bundesstiftung Aufarbeitung.

Über diesen Link ist zu der Thematik ein propagandistischer Artikel der SED-Bezirkszeitung für den Bezirk Erfurt einzusehen, in dem suggeriert wurde, dass die Bewohner des Grenzgebietes einen verstärkten Schutz der Grenze fordern würden. (Das Volk, Ausgabe Heiligenstadt, 27.5.1952). 
Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1985-021-09 / Unbekannt / CC-BY-SA 3.0

IMG 3073Am 29. Mai hat der Landesbeauftragte eine Tagung zum „Fonds Heimerziehung in der DDR“ im Thüringer Landtag veranstaltet. Auf der Tagung haben Expert*innen aus Politik und Wissenschaft Bilanz zu dem Fonds gezogen und sich mit Betroffenen über die Arbeit von Beratungsstellen, Möglichkeiten der Selbsthilfe und der wissenschaftlichen Aufarbeitung ausgetauscht.

Vor allen Dingen in DDR-Spezialheimen (etwa in Jugendwerkhöfen, im Besonderen im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau) wurde erzieherischer Missbrauch mit dem Ziel der politischen Umerziehung angewendet. Menschen, die zu DDR-Zeiten in einem Kinder- oder Jugendheim der DDR waren und dort schweres Unrecht erlitten haben, konnten deshalb bis Ende 2018 Entschädigungszahlungen aus dem „Fonds Heimerziehung in der DDR in den Jahren 1949 bis 1990" erhalten. Seit 2012 wurden diesbezüglich allein in Thüringen über 24.000 Beratungsgespräche mit Betroffenen geführt, deren Erlebnisse ihrer Kindheit und Jugend besprochen und Ansprüche an den Fonds geklärt. Mehr als 4.000 ehemalige Heimkinder haben in Thüringen Leistungen aus dem Fonds erhalten.
Die tiefsitzenden persönlichen Erinnerungen bleiben jedoch bestehen. Oftmals wurde erst durch die Existenz des Heimkinderfonds eine Auseinandersetzung mit der frühen Biografie begonnen. „Mit dem Ende des Fonds kann das Kapitel Heimerziehung in der DDR nicht abgeschlossen werden, vielmehr müssen nachhaltige Hilfsansätze entwickelt und etabliert werden, die den Betroffenen die Möglichkeit geben, aktiver am gesellschaftlichen Alltag teilzuhaben“, erläutert der Landesbeauftragte Dr. Peter Wurschi dazu.

In Thüringen stehen trotz Auslaufens des Fonds und unabhängig von der Veranstaltung weiterhin Beratungsangebote für ehemalige Heimkinder zur Verfügung. Die Thüringer Anlauf- und Beratungsstelle für ehemalige DDR-Heimkinder befindet sich in der Wallstr. 18 (Thüringenhaus / Eingang C) in 99084 Erfurt.
Sofern Betroffene heute in Thüringen leben und wohnen, können sie sich dort an die Berater*innen Katrin Oswald und Ingo Greßler wenden, erreichbar unter 0361 21300-40 und Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

PlakatAufbruch1989 ZuschnittUnter der Überschrift „Die Zeit ist reif! – Aufbruch 89 in Erfurt“ wird heute ab 19:00 Uhr und morgen ab 11:00 Uhr mit historischen Streifzügen, Diskussionen, Vorträgen, Konzerten mit Rap und Bluesrock sowie einer Ausstellung der Friedlichen Revolution von 1989 gedacht. Veranstalter sind die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM), die Stiftung Ettersberg und der Landesbeauftragte mit weiteren Partnern. Die vier Erfurter Veranstaltungsorte Offene Arbeit, Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße, Kunsthaus und Michaeliskirche stehen dabei exemplarisch für den emanzipatorischen Geist des Jahres 1989. 
Mit den Veranstaltungen wird an die Geschehnisse in Erfurt im Jahr 1989 erinnert. „Die Zeit ist reif!“ war damals der Gründungsaufruf des Neuen Forums überschrieben. Mutige Erfurter deckten im Mai 1989 die Wahlfälschung der SED zur Kommunalwahl auf und der geplante Abriss großer Teile des Andreasviertels traf auf anhaltenden Protest. „Der Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung und politischem Aufbruch wuchs, doch die SED-Funktionäre stellten sich taub. Von Erfurt gingen in diesen Wochen viele Impulse aus, die für die Friedliche Revolution wichtig wurden“, erinnert Christhard Wagner, Beauftragter der Evangelischen Kirchen beim Land Thüringen. Jörg Ganzenmüller, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Ettersberg, ergänzt: „Wir wollen mit den Neugierigen, den damals Beteiligten, den heute Fragenden, den jungen und alten Menschen über ihre Träume und Motivationen, ihren Glauben und ihre Bereitschaft zur Tat als eine Quelle zur Veränderung diskutieren“.

c Matthias Stange WEB 2019 05 18 23.Bundeskongress Podium 1Am 17. und 18. Mai kamen zum 23. Bundeskongress in Berlin 170 Akteure zusammen, um sich über Gegenwart und Zukunft der Verfolgtenverbände und Aufarbeitungsinitiativen auszutauschen. Der Kongress wird jährlich von den Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Folgen der kommunistischen Diktatur sowie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zusammen mit den Verfolgtenverbänden und Aufarbeitungsinitiativen ausgerichtet.
Die Veranstalter begrüßten ausdrücklich den Beschluss des Bundeskabinetts, die SED-Unrechtsbereinigungsgesetze zu entfristen. Erst dadurch wird es Betroffenen des SED-Unrechts möglich, Anträge auf Rehabilitierung auch über das Jahr 2019 hinaus zu stellen. Auch das Anliegen, die Rehabilitierung ehemaliger Heimkinder zu erleichtern, gehe in die richtige Richtung. Doch sind die vorgeschlagenen Lösungen nicht ausreichend. Um Gerechtigkeitslücken zu schließen, müssten weitere Opfergruppen berücksichtigt werden, zum Beispiel verfolgte Schülerinnen und Schüler.
c Matthias Stange WEB 2019 05 18 23.Bundeskongress Podium 3

„Ich freue mich, dass die Entfristung beschlossen wurde. Gleichwohl bleibt es Aufgabe, die soziale Lage von bedürftigen Opfern der SED-Diktatur zu verbessern. Bisher weniger oder kaum berücksichtigte Betroffenengruppen müssen ihre Ansprüche einfacher durchsetzen können“, erklärte der Thüringer Landesbeauftragte Dr. Peter Wurschi in diesem Zusammenhang.

Zur Eröffnung des Bundeskongresses würdigte die Berliner Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement, Sawsan Chebli, die „immense Bedeutung“ der Opfer- und Aufarbeitungsinitiativen bis heute: „Diese Verbände leisteten von Anfang an eine unverzichtbare Aufklärungsarbeit als Anlaufstelle, als Interessenvertretung und starke Stimme der Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft.“ Viele der aus den demokratischen Umwälzungen in der DDR hervorgegangenen Aufarbeitungsinitiativen seien inzwischen weltweit angesehene Einrichtungen, „die Menschen auch der jüngeren Generation sehr anschaulich zeigen, was Kalter Krieg, kommunistische Diktatur und Unterdrückung bedeuteten“.

forschungDer Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (ThLA) führt am Dienstag, den 21. Mai zwischen 12:00 und 17:00 Uhr im Rathaus der Stadt Bad Frankenhausen (Sitzungsraum 118 / Ratssaal 119, Markt 1, 06567 Bad Frankenhausen) in Kooperation mit dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) einen Bürgerberatungs- und Informationstag durch. Die Ansprechpartner für Betroffene und Interessierte sind Matthias Morawski (ThLA) und Mitarbeiter*innen des BStU.

Matthias Morawski informiert Betroffene und deren Angehörige/Hinterblieben zu den Rehabilitierungsmöglichkeiten nach den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen und den daran geknüpften sozialen Ausgleichs- und Unterstützungsleistungen. Er berät und unterstützt bei den entsprechenden Antragstellungen und bietet die Möglichkeit des Gesprächs über Erlebtes oder Erlittenes in der ehemaligen DDR in einem geschützten Rahmen.

Das Strafrechtliches Rehabilitierungsgesetz (StrRehaG) ermöglicht die Aufhebung rechtsstaatswidriger Entscheidungen der DDR-Justiz (u. a. Passvergehen/ versuchte Republikflucht, Boykott- oder staatsfeindliche Hetze, Spionage, Wehrdienst-verweigerung). Ebenso können politisch motivierte Verurteilungen mit überzogenem Strafmaß oder die außerhalb eines Strafverfahrens erfolgte gerichtliche oder behördliche Entscheidung mit Anordnung zur Freiheitsentziehung, sofern diese der politischen Verfolgung oder sonstigen sachfremden Zwecken gedient hat, rehabilitiert werden (Einweisung in die Psychiatrie oder die Anordnung zur Unterbringung in einem Heim für Kinder oder Jugendliche).

Das Verwaltungsrechtliches Rehabilitierungsgesetz (VwRehaG) dient der Erklärung oder der Aufhebung von elementar rechtsstaatswidrigen Maßnahmen von DDR Organen, wenn die Maßnahmen zu einer gesundheitlichen Schädigung, einem Eingriff in Vermögenswerte oder einer beruflichen Benachteiligung geführt haben und die Folgen noch heute unmittelbar schwer und unzumutbar für den Betroffenen fortwirken.

Das Berufliches Rehabilitierungsgesetz (BerRehaG) knüpft mit dem Ziel eines rentenrechtlichen Nachteilsausgleichs bei politisch motivierten Eingriffen in Ausbildung oder Beruf an StrRehaG und VwRehaG an. Erfasst sind auch Maßnahmen des Betriebes oder staatlicher Organe (u. a. Nichtzulassung oder Exmatrikulation zu EOS oder Fach-/Hochschule, Kündigung wegen politischer oder religiöser Überzeugungen, Entzug der Gewerbeerlaubnis/Seefahrtsbuch).

Das Bundeskabinett hat am heutigen Mittwoch die Entfristung der Rehabilitierungsgesetze beschossen, die nach bisheriger Rechtslage zum 31.12.2019 ausgelaufen wären. Damit einher geht ein Gesetzentwurf zur Verbesserung rehabilitierungsrechtlicher Vorschriften für Opfer der politischen Verfolgung in der ehemaligen DDR.

Der Landesbeauftragte begrüßt diese Entscheidung. „Ich freue mich, dass die Entfristung beschlossen wurde. Gleichwohl bleibt es Aufgabe, die soziale Lage von bedürftigen Opfern der SED-Diktatur zu verbessern. Bisher weniger oder kaum berücksichtigte Betroffenengruppen müssen ihre Ansprüche einfacher durchsetzen können“, erklärt Dr. Peter Wurschi dazu.

Mehr zu dem Beschluss der Bundesregierung finden Sie hier auf bundesregierung.de.

FB Riemann PlakatHeute findet um 18:00 Uhr im Erfurter Haus Dacheröden (Anger 37) die Buchpremiere der neuen Publikation „Die Stasi, der König und der Zimmermann“ von Petra Riemann statt. Die Autorin stellt das Buch, das die eigene Familiengeschichte und Stasi-Vergangenheit ihres Vaters und bekannten DDR-Schauspielers Lutz Riemann aufarbeitet, erstmalig in Deutschland vor.

Im Sommer 2013, mitten im Bundestagswahlkampf, berichtet die „WELT am Sonntag“: Der DDR-Schauspieler Lutz Riemann arbeitete als Inoffizieller Mitarbeiter für die Stasi. Unter dem Decknamen „Richard König“ habe Riemann in den 1970er Jahren den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück bespitzelt und Künstlerkollegen in Thüringen ausspioniert.
Lutz Riemann, bekannt als "Oberleutnant Zimmermann" aus der Fernsehserie „Polizeiruf 110“, gibt seine Stasi-Tätigkeit unumwunden zu.
Petra Riemann ist schockiert. Sie kann nicht glauben, dass ihr Vater ein linientreuer Spitzel war. Im Gegenteil: Sie kennt ihn als liberalen Familienvater, der seine Kinder zu freiem Denken und Widerspruch in der Diktatur ermunterte. Wie passt das zusammen? Wer verbirgt sich hinter „Richard König“?
Petra Riemann arbeitet die eigene Familiengeschichte auf und schafft Klarheit. Im Ergebnis entsteht das Buch „Die Stasi, der König und der Zimmermann“, das am 9. Mai um 18:00 Uhr im Erfurter Haus Dacheröden erstmalig von der Autorin präsentiert wird.

Petra Riemann wurde 1968 in Meiningen geboren und arbeitet als Filmschnittmeisterin beim Rundfunk Berlin Brandenburg. Ihr Studium absolvierte sie an der Hochschule für Film und Fernsehen / Filmuniversität „Konrad Wolf“ in Potsdam.

GerberDie aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ widmet sich im Schwerpunkt der sogenannten „Ost-Moderne“. Das architektonische Pendant zur westeuropäischen Nachkriegsmoderne ist bis heute prägend in vielen ostdeutschen Städten und teilweise schon unter Denkmalschutz gestellt. Neben einem illustrierten Überblick zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR bietet das Heft Einblicke in die Biografie des Städteplaners Egon Hartmann, der als Urbanist in Ost und West wirkte. Als Architekt war Hartmann verantwortlich für das 1951 eingeweihte Verwaltungshochhaus in Erfurt. Ein anderer Baustein der Ost-Moderne in Thüringen ist das Ende der 1980er Jahre fertiggestellte Schiller-Museum in Weimar, wie der seinerzeit beteiligte Architekt Jürgen Beyer im Interview erläutert.
Gerade im Jubiläumsjahr des Bauhauses ist der Bezug zu Fragen nach bezahlbarem Wohnraum und innovativen Wohnkonzepten nicht nur eine historische oder museale Folie, sondern eine direkte Gegenfrage an unsere Gegenwart: Wie modern baute man im Osten und was können wir heute daraus ableiten? Wie vielfältig der Umgang mit dem Erbe der DDR-Architektur aussehen kann, zeigt etwa der Rückblick auf ein Kunstfestival in Leipzig-Grünau. Auch in Jena ist vom 2. bis 5. Mai mit dem „72 Hour Urban Action“ in Lobeda ein Echtzeit-Architektur-Wettbewerb der besonderen Art geplant, der im Heft vorgestellt wird.

Die weiteren Beiträge der Ausgabe befassen sich mit geheimen Urlaubsobjekten der Stasi im Ferienort Masserberg, dem Heavy Metal in der DDR oder der sprachlichen Spurensuche zum ambivalenten Begriff „Mitteldeutschland“. Mit dem kontroversen Essay „DDR neu erzählen“ wird die gegenwärtige Erinnerungspolitik kritisch beleuchtet und etablierte Deutungs- und Erzählmuster hinterfragt. Ein weiterer Artikel erklärt anhand von Beispielen der virtuellen Rekonstruktion zerrissener Stasi-Akten die Relevanz der „Schnipsel-Maschine“ , die in einem Modellprojekt mittels Scantechnologie Millionen von Papierfetzen lesbar zusammensetzt. Im konkreten Fall wird gezeigt, wie Oppositionelle in den 1980er Jahren auf Festnahmelisten der Geheimpolizei gesetzt wurden.

Die neue Ausgabe 1/2019 der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ (Heft 90) ist im Buchhandel oder direkt bei der Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.

Grenzlandmuseum Eichsfeld 2013 0240 003

Die Volkshochschule „Karl Mundt“ Suhl und der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur laden am 25. April um 18:00 Uhr in den Ratssaal im historischen Heinrichser Rathaus in Suhl (Meininger Str. 89, 98529 Suhl) ein. Dr. Anke Geier hält dort einen Vortrag im Rahmen des 100. Geburtstages der Volkshochschule zum Thema „Grenze und Gewalt in Südthüringen“.

Als Deutschland 1945 in vier Besatzungszonen aufgeteilt wurde, entstand zugleich eine provisorische Grenze zwischen der sowjetischen und der britischen und amerikanischen Besatzungszone: die sogenannte Demarkationslinie. Die Zuspitzung des Ost-West-Konflikts führte dazu, dass entlang der über 1.300 Kilometer langen innerdeutschen Grenze ein verschärftes Grenzregime eingeführt wurde. Neben einem dreifach gestaffelten und gesicherten Grenzsperrgebiet (10-Meter-Streifen, 500-Meter-Zone, 5-Kilometer-Sperrgebiet) fanden zudem Zwangsaussiedlungen statt. Es wurden Listen mit Namen erarbeitet, die (vermeintlich) „unzuverlässige“ Personen enthielten, die umzusiedeln waren. Zwischen dem 5. und 8. Juni 1952 wurden in Thüringen insgesamt 3.754 Personen aus dem Grenzgebiet ins Landesinnere umgesiedelt. Der Mauerbau und die folgenden Absperrmaßnahmen seit dem 13. August 1961 leiteten am 3. Oktober 1961 eine zweite erzwungene Aussiedlungswelle ein.

Der Vortrag geht auf die Entstehung des sogenannten Grenzregimes in Südthüringen ein, wobei vor allem die Grenzkreise Hildburghausen, Meiningen, Bad Salzungen und Sonneberg betrachtet werden. Es werden dann vor allem die Zwangsaussiedlungen im Jahr 1952 erörtert.
Dr. Anke Geier ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Außenstelle Suhl des Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die Veranstaltung erfolgt in Kooperation von Volkshochschule Suhl und dem Landesbeauftragten. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Foto: Polizeiverordnung vom 26.5.1952 (Bildarchiv Grenzlandmuseum Eichsfeld, 2013-240)

Foto 1 HomepageDer Landesbeauftragte Dr. Peter Wurschi hat heute den Tätigkeitsbericht der Jahre 2017 und 2018 an die Präsidentin des Thüringer Landtages, Birgit Diezel übergeben. Im Besonderen ist der Landesbeauftragte auf den behördlichen Arbeitsschwerpunkt der Beratungstätigkeit eingegangen und betont: „Auch in den vergangenen zwei Jahren konnte eine Kontinuität hinsichtlich Beratungsanfragen festgestellt werden. Der Bedarf an individueller Schicksalsklärung ist bei den über 1.500 Beratungskontakten während des Berichtszeitraums ungebrochen. Umso wichtiger ist die vorgesehene Entfristung der SED-Unrechtsbereinigungsgesetze; nur so kann Betroffenen die notwendige Zeit für deren Rehabilitierungs- und Beratungsprozesse gegebenen werden“, so Dr. Wurschi. Auch 2017 und 2018 hat sich gezeigt, dass sich viele Menschen erst nach geraumer Zeit - häufig erst nach Eintritt in die Rente - mit ihren traumatischen Erlebnissen im Zusammenhang mit der SED-Diktatur auseinandersetzen.

Von Bedeutung war im Berichtszeitraum auch die Arbeit im Bereich der politisch-historischen Bildung, der Wissenschaft und Erinnerungskultur. In über 45 Veranstaltungen hat der Landesbeauftragte als Veranstalter von Vorträgen, Lesungen und Podiumsdiskussionen Bürgerinnen und Bürger über die SED-Diktatur Foto 2 Homepage1aufgeklärt. Schwerpunkte lagen dabei auf den Städten Erfurt, Jena, Suhl und Gera. Aber auch in ländlichen Regionen wurden Veranstaltungen realisiert, um Stadt- und Landbevölkerung gleichermaßen zu erreichen. Darüber hinaus waren der Landesbeauftragte und seine Mitarbeiter*innen auch außerhalb der Landesgrenze aktiv, beispielsweise bei Vorträgen und Podiumsdiskussionen in Bad Sachsa (Niedersachsen), in Leipzig während der Buchmesse sowie bei der Veranstaltung „Fluchthelfer im geteilten Berlin“ in der Berliner Landesvertretung des Freistaats Thüringen.

Im Rahmen von 42 Quellen-Zeitzeugenprojekten setzten sich über 1.400 Teilnehmende, vornehmlich Schülerinnen und Schüler, mit der Arbeitsweise der Staatssicherheit und der Machtsicherung durch die SED auseinander.
Auch auf wissenschaftlicher Ebene konnte der Landesbeauftragte etwa in Form einer internationalen Tagung zum Thema „Vertreibungen im kommunistischen Herrschaftsgebiet“ wichtige Impulse geben. Durch die Unterstützung bei der Einrichtung eines Gedenksteins für die Opfer der lokalen Zwangsaussiedlungen im südthüringischen Pottiga förderte der Landesbeauftragte in den vergangenen zwei Jahren zudem die regionale Erinnerungs- und Gedenkkultur.

Der aktuelle Tätigkeitsbericht ist über diesen Link zum Nachlesen abrufbar:

45291735035 77b150ead5 kHeute halten Prof. Dr. Olaf Kretzer, Leiter der Schul- und Volkssternwarte mit Planetarium in Suhl und Lehrbeauftragter für Astronomie- und Physikdidaktik an der FSU Jena, und unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Anke Geier Vorträge zur Rolle deutscher Wissenschaftler und Ingenieure im Space Race, dem Wettlauf um die Vorherrschaft der Systeme im Weltall während des Kalten Krieges. Der Veranstaltungsabend beginnt um 18:00 Uhr im Suhler Historischen Rathaus in der Meininger Str. 89; wir freuen uns auf Sie!

Am 21. Juli 1969 betraten Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen den Mond. Dieser technischen Leistung gingen jahrzehntelange Forschungen und Entwicklungen voraus. Auch deutsche Wissenschaftler und Ingenieure hatten daran im Rahmen der "Operation Paperclip" und "Aktion Ossawakim" wesentlichen Anteil. Mit zwei Vorträgen wird in der Volkshochschule Suhl an dieses markante Ereignis der Menschheitsgeschichte erinnert. Prof. Dr. Olaf Kretzer porträtiert die Lebensläufe, Entwicklungen und Leistungen von Südthüringer Wissenschaftlern und Ingenieuren, die vor allem in Amerika wirkten. Dr. Anke Geier beleuchtet die zeitgeschichtlichen Hintergründe der Verbringung deutscher Techniker und Ingenieure in die die Sowjetunion, des Wettrüstens und Abschöpfens von Wissen sowie die „Systemkonkurrenz“ von USA und Sowjetunion im Kalten Krieg.

Kooperationspartner ist die VHS Suhl.
Fotocredits: ESA/A.Gerst, CC BY-SA 3.0 IGO

Bundesjustizministerin Katarina Barley hat einen Gesetzentwurf zur Entfristung der Rehabilitierungsgesetze für die Opfer des SED-Unrechts vorgelegt. Der Landesbeauftragte forderte bereits seit geraumer Zeit die Entfristung und befürwortet den Schritt; in den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass nach wie vor viele Menschen Anträge auf Ausgleichsleistungen und Rehabilitierungen stellen, die auf den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen basieren. Nach derzeitiger Rechtslage können Ansprüche nur noch bis zum 31. Dezember 2019 gelten gemacht werden.

Landesbeauftragter Dr. Peter Wurschi begrüßt Gesetzesentwurf von Bundesjustizministerin Katarina Barley

„Die mögliche Entfristung ist ein wichtiges Signal für politisch Verfolgte der SED-Diktatur“, so Dr. Peter Wurschi. „Unsere langjährige Beratungserfahrung zeigt, dass sich viele Menschen erst nach geraumer Zeit, häufig erst nach Eintritt in die Rente, mit ihren traumatischen Erlebnissen im Zusammenhang mit der SED-Diktatur auseinandersetzen. Im kommenden Jahr betrifft das zahlreiche Menschen, die nach 1955 geboren wurden. Entsprechend wichtig ist es, dass hier kein Schlussstrich gesetzt wird und Betroffene auch weiterhin ihr Recht auf Ausgleichsleistungen und Rehabilitierungen einfordern können. Die Aufarbeitung der SED-Diktatur kann und soll nicht zu einem Stichtag enden“, so der Landesbeauftragte weiter. In diesem Zusammenhang zeigt sich, dass die Unrechtsbereinigung knapp 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution bei Weitem nicht abgeschlossen ist.

Der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (ThLA) führt am Dienstag, den 19. März zwischen 13:00 und 18:00 Uhr im Erfurter Stadtarchiv (Gotthardtstr. 21, 99084 Erfurt) gemeinsam mit dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) eine Sprechstunde durch. Die Ansprechpartner für Betroffene und Interessierte sind Matthias Morawski (ThLA) und ein/e Berater/in des BStU.

„Alles zur Einsicht in Stasi-Akten, Rehabilitierung und Opferrente“

Matthias Morawski berät vor Ort zu den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen, die zur Minderung der Folgen von SED-Unrecht durch den Deutschen Bundestag beschlossen wurden. Nach derzeitiger Rechtslage endet die Frist zur Stellung von Rehabilitierungsanträgen zum 31.12.2019.
Ein/e Berater/in des BStU gibt Bürgerinnen und Bürgern am 19. März außerdem die Möglichkeit zur Antragstellung auf Akteneinsicht. Auch Fragen rund um die persönliche Akteneinsicht, zu Wiederholungsanträgen, zur Decknamenentschlüsselung und über die Arbeit der Behörde des Bundesbeauftragten werden gerne beantwortet.

Jüngst wurde ein Konzept des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) und des Bundesarchivs zum weiteren Umgang mit den Stasi-Unterlagen vorgestellt. Das Konzept (abrufbar über diesen Link) sieht vor, die Behörde des BStU organisatorisch in das Bundesarchiv zu integrieren. Es soll zukünftig nur einen Archivstandort pro Bundesland geben. In den weiteren Außenstellen sollen die bisherigen Dienstleistungen wie Beratung, Antragstellung und Akteneinsichtnahme weiterhin möglich sein.

Aktuelles Konzept zur Zukunft der Stasi-Unterlagen hat Konsequenzen für Thüringen

Der Landesbeauftragte begrüßt das erarbeitete Konzept. Die Zusammenführung der Stasi-Unterlagen mit den Akten des Bundesarchives wird zu deutlichen Synergieeffekten führen. Eine dauerhafte wie bestandserhaltende Aufbewahrung der Stasi-Akten ist dadurch genauso möglich, wie eine bestandsübergreifende Forschung zur Geschichte der DDR.
Allerdings: Die Zentralisierung der thüringischen Akten auf einen Standort hat Konsequenzen für die Gestalt der Aufarbeitungslandschaft im Freistaat. Zwei Standorte werden den Status als Archiv verlieren.
Aus Sicht des Landesbeauftragten muss deshalb jetzt eine Diskussion geführt werden, wie die neue Ausrichtung der bestehenden drei Außenstellen aussehen und umgesetzt werden soll.
„Die BStU-Außenstellen müssen auch weiterhin Teil der Thüringer Aufarbeitungslandschaft sein. Es ist wichtig, dass dort der Platz für Informationsveranstaltungen und politisch-historische Bildung bestehen bleibt“, so der Landesbeauftragte Dr. Peter Wurschi. „In der Konsequenz sollten die neu zu gestaltenden „Außenstellen ohne Akten“ mit den lokalen Aufarbeitungsinstitutionen verbunden werden, um somit regionale Zentren der Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur zu schaffen“, so Dr. Wurschi weiter.

Am 31. Dezember 2018 endete der „Fonds Heimerziehung in der DDR in den Jahren 1949 bis 1990". Allein in Thüringen wurden über 24.000 Beratungsgespräche mit Betroffenen geführt, deren Erlebnisse ihrer Kindheit und Jugend besprochen und Ansprüche an den Fonds geklärt. Dank der qualitätsvollen Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der thüringischen Anlaufstelle erhielten mehr als 4.000 ehemalige Heimkinder Leistungen. Zu Zeiten der DDR waren annähernd 500.000 Kinder und Jugendliche in Heimen untergebracht, darunter etwa 135.000 in so genannten Spezialheimen und Jugendwerkhöfen. Hier wurden sie „umerzogen“, denn „neue sozialistische Menschen“ sollten sie werden. Viele Kinder und Jugendliche erlitten in diesen Einrichtungen traumatische Schäden, die bis heute anhalten. Mit dem Fonds Heimerziehung hatten der Deutsche Bundestag und die Jugendministerinnen und -minister der Länder am 1. Juli 2012 finanzielle Mittel bereitgestellt, um betroffene ehemalige Heimkinder in Form von Sach- und Rentenersatzleistungen zu unterstützen. Der Landesbeauftragte begrüßt, dass sich das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport dazu entschlossen hat, die Anlauf- und Beratungsstelle für ehemalige DDR-Heimkinder in der Erfurter Wallstraße 18 weiterhin zu erhalten. „Der Fonds war ein Instrument, um mit finanziellen Mitteln erlittenes Leid auszugleichen. Oftmals begann durch die Existenz des Heimkinderfonds für viele Betroffene überhaupt erst eine Auseinandersetzung mit der frühen Biografie. Umso wichtiger ist es nun, ihnen in beratender Tätigkeit weiterhin und langfristig zur Seite zu stehen. Insofern plädiere ich nicht nur für den Erhalt der Anlauf- und Beratungsstelle, sondern für eine bessere Strukturierung der Beratungsangebote in Thüringen sowie konzeptionelle Schritte zum Ausbau von Hilfsangeboten für die Betroffenen“, so Dr. Wurschi.

Am 29. Mai 2019 findet im Thüringer Landtag ein Veranstaltungstag des Landesbeauftragten zu dieser Thematik statt. Dabei werden Expertinnen und Experten sowie Betroffene Bilanz zur Wirksamkeit des Fonds Heimerziehung ziehen und versuchen, Perspektiven für den weiteren persönlichen wie gesellschaftlichen Umgang mit dem Heimerziehungs-Unrecht zu entwickeln. Weitere Informationen dazu in Kürze auf der Webseite des Landesbeauftragten.

Morgen findet im Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung um 18:30 Uhr eine Podiumsveranstaltung zum Thema "Sozialistische Erinnerung und postsozialistische Aufarbeitung" statt. Der Landesbeauftragte Dr. Peter Wurschi ist Teil des Podiums und disktutiert mit Dr. Katharina Lenski (Historikerin und Soziologin an der Universität Jena), Dr. Martina Weyrauch (Leiterin der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung) und Dr. Jens Schöne (Stellvertretender Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur im Land Berlin), inwiefern drei Jahrzehnte Aufarbeitung erfolgreich waren und wo sich für politische Bildung und Wissenschaft weiterhin Herausforderungen ergeben.

Das 30. Jubiläum von „1989“ bietet Anlass, mit dem Realsozialismus verbundene Erfahrungen und Erinnerungen neu zu reflektieren. Dabei kommt insbesondere der gesellschaftlichen Aufarbeitung der sozialistischen Diktatur eine besondere Rolle zu. Jedoch sprechen kritische Stimmen aktuell von einer „Krise“ der Aufarbeitungslandschaft: Zu sehr habe sie den Blick auf eine Gegenüberstellung von Täter*innen und Opfern verengt, zu wenig die vielschichtigen und ambivalenten gesellschaftlichen Realitäten in der DDR thematisiert.

Folgende Fragen werden diskutiert: Gibt es tatsächlich eine Krise der Aufarbeitung? Hat sie gar ihr Ziel verfehlt, Demokratie zu befördern? Welche Auswirkungen hat die DDR-Erinnerungsarbeit auf aktuelle politische Diskurse und Strömungen? Sind bestimmte Erfahrungen in der historisch-politischen Bildungsarbeit unter- oder überrepräsentiert? Welches Potenzial für eine inklusivere Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit bieten neue Forschungen und eine stärkere Verknüpfung mit der Wissenschaft? Was lehrt uns der Blick über den (deutsch-)deutschen Tellerrand? 

Weitere Informationen zu der Veranstaltung gibt es hier auf der Webseite des Zentrums für Zeithistorische Forschung.

50503825 2491278714432639 8821748103112556544 oMit der 12. Geschichtsmesse fand Ende Januar eine bedeutende Fachtagung zur Auseinandersetzung mit der deutschen und europäischen Zeitgeschichte in Suhl statt.
Der Landesbeauftragte Dr. Peter Wurschi (links im Bild) diskutierte auf dem Eröffnungspodium gemeinsam mit dem Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, der Sächsischen Staatsministerin für Gleichstellung und Integration Petra Köpping, dem ehemaligen Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer Dr. Christoph Bergner und dem Bürgerrechtler Frank Richter (vrnl). Zentrales Thema der Runde war, welche Demokratieerfahrungen die Deutschen in den vergangenen drei Jahrzehnten gemacht haben und welches Demokratieverständnis sich daraus entwickelt hat.

Auf die Frage nach seinem eindringlichsten Demokratieerlebnis erläuterte der Landesbeauftragte, dass ihn als Schüler in Suhl 1990 besonders jene Möglichkeiten prägten, die sich mit der Friedlichen Revolution eröffneten. Dazu gehörten vor allen Dingen die Kraft von Freiheit und Selbstmotivation. „Es war ein tolles Gefühl, endlich jene Dinge umsetzen zu können, die vorher als Idee im Kopf entstanden waren: So organisierten wir z.B. Studentendemos oder gründeten die erste Schülerzeitung in Thüringen", erinnert sich Dr. Wurschi.
Zum Nachhören gibt es jetzt die Diskussion des Eröffnungspodiums und weiterer Vorträge als Audiomitschnitte online hier auf der Webseite der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Die Geschichtsmesse findet jährlich im Januar in Suhl statt; dabei finden sich rund 300 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, politischer Bildung, Schule und Aufarbeitung zusammen und tauschen sich an drei Veranstaltungstagen über aktuelle Themen und Projekte im Bereich der politisch-historischen Bildung aus.

Heute findet um 19:00 Uhr in der Erfurter Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße (Andreasstraße 37a, 99084 Erfurt) ein Veranstaltungsabend zum Thema „Zwangsaussiedlung und Grenzbau in Thüringen“ statt, wozu der Landesbeauftragte interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich einlädt.

1952 und 1961 werden tausende Grenzbewohner der DDR dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und in das Landesinnere umgesiedelt. Die SED gibt dazu den Auftrag, Staatsicherheit und Volkspolizei setzen ihn um. Dabei werden Menschen entwurzelt, Höfe geschliffen und die Landschaft nachhaltig verändert. Die Ereignisse hinterlassen ihre Spuren - bis in die heutige Zeit. Zynischerweise bezeichnete das Ministerium für Staatssicherheit die Zwangsaussiedlungsaktion 1952 mit dem Tarnnamen „Aktion Ungeziefer“.

Häufig mussten sich die vermeintlich „politisch unzuverlässigen“ Personen im Zuge der „Aktion Ungeziefer“ über Nacht in über 240 Grenzorten mitsamt ihrer Familie von Haus und Hof trennen. Gerd Schrimpf ist gerade einmal 13 Jahre alt, als er mit seinen Eltern aus Probstzella umgesiedelt wird. Über seine Erlebnisse und Eindrücke spricht er mit der Historikerin Dr. Anke Geier. Einleitend wird die wissenschaftliche Mitarbeiterin des ThLA einen Impulsvortrag zu den Zwangsaussiedlungsaktionen 1952 halten und ihre aktuellen Forschungsergebnisse präsentieren. Moderiert wird das Zeitzeugengespräch durch den Landesbeauftragten Dr. Peter Wurschi.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße, der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur statt. Wir freuen uns auf Sie! 

Bei der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur können noch bis 1. März Vorschläge für den Karl-Wilhelm-Fricke-Preis 2019 eingereicht werden. Vorgeschlagen werden können Persönlichkeiten, Initiativen und Einzelprojekte, die mit ihrer Arbeit das Bewusstsein für Freiheit, Demokratie und Zivilcourage stärken. Die prämierten Werke können herausragende wissenschaftliche Arbeiten, literarische oder künstlerische Werke, innovative und lebendige Bildungsprojekte, Dokumentarfilme oder journalistische Arbeiten sein.

Über die Verleihung des mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreises und des mit 5.000 Euro ausgelobten Sonderpreises entscheidet die Jury unter Leitung der ehemaligen Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Marianne Birthler. Dem Gremium gehören außerdem Altbundespräsident Horst Köhler, die russische Menschenrechtlerin Irina Scherbakova, der Schriftsteller Marko Martin, der Spender Burkhart Veigel und die Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbeitung Anna Kaminsky an. Die Preisverleihung findet am 13. Juni 2019 in Berlin statt.

Der Mediziner, Autor und ehemalige Fluchthelfer Burkhart Veigel hat den Karl-Wilhelm-Fricke-Preis durch eine Spende aus seinem Privatvermögen ermöglicht. Seit der Verleihung des ersten Aufarbeitungspreises an den Publizisten Karl Wilhelm Fricke für sein Lebenswerk 2017 trägt die Auszeichnung dessen Namen.
Weitere Informationen zum Karl-Wilhelm-Fricke-Preis und zum Vorschlagsverfahren finden Sie hier.

Cover WebDer Schriftsteller, Journalist und Dokumentarfilmer Peter Wensierski präsentiert heute um 18:00 Uhr in der Gedenkstätte Amthordurchgang (Amthordurchgang 9, 07545 Gera) seine aktuelle Publikation „Berlin. Stadt der Revolte“.

Überall in Berlin finden sich Orte, die Schauplätze von Revolten waren: der Studentenbewegung im Westen, der Oppositionellen im Osten, der Feministinnen, Hausbesetzer und Punks in beiden Teilen der Stadt. So sehr sich die Reaktionen der jeweiligen Staatsmacht auf die jungen Rebellen beiderseits der Mauer auch unterschieden, überraschend ähnlich waren die Motive und der Mut der Menschen, die gegen überholte Ordnungen und Autoritäten aufbegehrten.

Peter Wensierski erzählt im Rahmen der Vorstellung seines neuen Buches die jüngere Geschichte einer aufsässigen Metropole - anhand von Wohnungen, Häusern, Straßen und Plätzen. Gestützt auf umfassende Recherchen und Gespräche mit den Beteiligten, lässt er ein Berliner Panorama entstehen, das zum Flanieren, Entdecken und Staunen einlädt.

Wensierski, geboren 1954 im Ruhrgebiet, begann 1979 seine Arbeit als Journalist mit Berichten und Reportagen aus der DDR. Er war damals der jüngste westliche Reisekorrespondent. Als Dokumentarfilmer, Reporter und Buchautor berichtete er dort über die aufkommende Oppositionsbewegung.

Der Landesbeauftragte lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich zu der Veranstaltung in die Geraer Gedenkstätte Amthordurchgang ein, an die sich eine Diskussionsrunde anschließen wird. Kooperationspartner ist der Verein Gedenkstätte Amthordurchgang.

Im Auftrag des Landesbeauftragten lädt die Beratungsinitiative SED-Unrecht zur fünften Selbsterfahrungsgruppe für Menschen mit den unterschiedlichsten Erfahrungen von SED-Unrecht ein.
Die Teilnehmer/-innen können sich in einem geschützten und fachlich begleiteten Rahmen mit ihren biografischen Erfahrungen und Erlebnissen in der SED-Diktatur auseinandersetzen. Dabei werden sie selbst Handelnde und steuern eigenverantwortlich, wie und in welchem Maß ihr Anliegen mit Unterstützung der Gruppe und der Anleiter zum Thema wird.
Die Selbsterfahrungsgruppe legt ihren Fokus besonders auf die Förderung von zwischenmenschlichen Beziehungen bzw. (Selbst-) Vertrauen und die Steigerung der Selbstwirksamkeit gerade in Bezug auf eigene Erfahrungen mit dem SED-Unrecht.

Anmeldung für Vorgespräche bis zum 19. Februar 2019

Eine regelmäßige Teilnahme ist für ein gutes gemeinsames Arbeiten notwendig und wird von uns bei einer Entscheidung für die Gruppe erwartet. Interessierte melden Sie sich bitte zu einem Vorgespräch bei Robert Sommer unter folgender Telefonnummer bzw. E-Mailadresse an (Sprechzeiten: Dienstag 9.00 – 12.00 und 13.00 – 16.00 Uhr, Freitag 9.00 – 12.00 Uhr und nach Vereinbarung):
Telefon: 0361-78969752 oder 0176-70513462 / E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Die Eckdaten zur Selbsterfahrungsgruppe:

Zeit: 8 Termine, 16.30 – 19.00 Uhr
Beginn: Mittwoch, den 21. Februar 2019, 16.00Uhr
Termine: 21. Februar, 28. Februar, 11. März, 19.März, 11. April, 25. April, 9. Mai, 16. Mai 2019
Leitung: Robert Sommer, Diplom-Sozialpädagoge, Psychodrama-Leiter (FEPTO), Supervisor
Co-Leitung: Bernd Seifert, Theologe, Systemischer Familientherapeut (SG), Psychodrama-Leiter (FEPTO)
Ort: Marienstift, Hugo Aufderbeck Seminar, Raum Ehrenamtskolleg, Hopfengasse 8, 99084 Erfurt
Kosten: Die Teilnahme ist kostenfrei (für auswärtige Teilnehmer/-innen aus Thüringen kann ein Fahrtkostenzuschuss gewährt werden).
Teilnehmerzahl: 8-10 Teilnehmer/-innen

Geschichtsmesse„Was heißt hier Demokratie?“ fragt die 12. Geschichtsmesse vom 24. bis 26. Januar im thüringischen Suhl. Welche Erfahrungen die Deutschen in den 30 Jahren seit der Friedlichen Revolution 1989 mit der Demokratie gemacht haben, diskutieren beim Eröffnungspodium der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow, die Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration Petra Köpping, Autorin der Streitschrift „Integriert doch erstmal uns!“, der Schriftsteller Dr. Klaus-Rüdiger Mai, der Bürgerrechtler und Theologe Frank Richter sowie der Landesbeauftragte des Freistaates Thüringen für die Aufarbeitung der SED-Diktatur Dr. Peter Wurschi. Zuvor spricht der Zeithistoriker Frank Bösch in seinem Einführungsvortrag über das Demokratieverständnis in Ost und West.

Ein weiteres Thema mit hoher Aktualität ist der Umgang mit populistischen Haltungen, antidemokratischen Meinungsäußerungen und politischem Extremismus, der für Gedenkstätten, Erinnerungsorte und andere Akteure der politisch-historischen Bildung sowie nicht zuletzt den Schulunterricht eine wachsende Herausforderung darstellt. Wie diese unter Wahrung der Meinungsfreiheit und des Gebots der Multiperspektivität angenommen werden kann, diskutieren der vormalige Präsident der KMK, Thüringens Bildungsminister Helmut Holter, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Ettersberg Jörg Ganzenmüller, der Historiker Alfons Kenkmann, die Autorin Tina Uebel und die Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung Brandenburg Martina Weihrauch am 26. Januar.

Die Geschichtsmesse der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ist ein bundesweites Forum zur Auseinandersetzung mit der deutschen und europäischen Zeitgeschichte. Rund 300 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, politischer Bildung, Schule und Aufarbeitung tauschen sich an drei Veranstaltungstagen über aktuelle Themen und Projekte aus. So bietet das Programm neben Podiumsdiskussionen und Vorträgen rund 50 Präsentationen zu aktuellen Ausstellungen, Schulprojekten, Dokumentarfilmen, Publikationen und Veranstaltungsvorhaben. Der Thüringer Landesbeauftragte freut sich, dass dieses zentrale Ereignis der politisch-historischen Bildung regelmäßig in Thüringen stattfindet. Weitere Informationen rund um die Geschichtsmesse finden Sie hier

7PAPTlMEFNQyTcdiiF5F ZuschnittDer Bürgersaal im Historischen Rathaus in Hildburghausen war am 17. Januar zum Vortrag unserer Mitarbeiterin, Dr. Anke Geier, sehr gut gefüllt: 65 Bürger kamen am vergangenen Donnerstagabend und hörten gespannt den Ausführungen zur Grenzsicherung in den 1950er Jahren und zur ersten Zwangsaussiedlungsaktion im Juni 1952 im Kreis Hildburghausen. Der Vortrag, aber auch die anschließende Fragerunde war für alle im Saal sehr aufschlussreich: Die Zuhörer signalisierten mit ihren Beiträgen, dass das Thema noch immer interessiert und die Menschen berührt. Viele Zuhörer berichteten über ihre Wahrnehmungen der Aussiedlung. Einige waren mit Zwangsausgesiedelten und ihrem Schicksal bekannt und andere hatten das Aufbegehren gegen die Aussiedlung der Nachbarn in Streufdorf miterlebt. 

So beleuchtete ein Streufdorfer mit seiner Wortmeldung das Geschehen, das er als 14-jähriger erlebt hatte: Es machte die Streufdorfer bereits im Vorfeld der Aussiedlungsmaßnahme stutzig, dass sie die Hausnummern kenntlich machen sollten. Auch dass unmittelbar vor Beginn der Aktion jegliche LKW-Fahrer aus dem Ort mit ihren Fahrzeugen und genügend Proviant nach Hildburghausen beordert wurden, irritierte die Bewohner. Vier Wochen nach der Zwangsaussiedlungsaktion vom 5. Juni 1952 predigte Landesbischof Moritz Mitzenheim in der Streufdorfer Kirche, die voll wie nie war. Die Staatssicherheit hielt über die Predigt fest, dass Mitzenheim mehrfach das Sprichwort „Der größte Lump im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant“ gebrauchte. Möglicherweise, so die Interpretation des Geheimdienstes damals, um unter den in die Aussiedlungsaktion eingebundenen Personen im Ort Angst vor Entdeckung zu streuen.
Ein weiterer Zeitzeuge schilderte seine Erfahrungen als Grenzsoldat im Kreis Hildburghausen während der zweiten Aussiedlungsaktion am 3. Oktober 1961 und machte auch auf die nur wenig bekannte Rolle der Kampfgruppen aufmerksam.

UnbenanntDie aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ widmet sich dem vielfältigen Spannungsfeld zwischen Medien und Macht. Das Titelthema enthält unter anderem einen biografischen Essay über die Gallionsfigur der DDR-Medien: Karl-Eduard von Schnitzler (1918–2001). Vor allem bekannt als Protagonist der Sendung „Der Schwarze Kanal“, die zwischen März 1960 bis Ende Oktober 1989 im Fernsehen der DDR ausgestrahlt wurde. Der renommierte Historiker Gunter Holzweißig, der Schnitzlers Leben intensiv erforschte, zeichnet ein vielschichtiges Porträt des einstigen Chefkommentators, dessen Widersprüchlichkeit in der Überschrift „Agitator und Bourgeios“ zum Ausdruck kommt. Der Leser erfährt im Artikel aber auch mehr über den Ursprung der Schmähung „Sudel-Ede“, zu Schnitzlers letztlich erfolgloser Strategie im Herbst 1989 und wie er seinen Lebensabend als streitlustiger Politrentner verbrachte.

Weitere Beiträge beleuchten das dichte Beziehungsgeflecht aus Kommunikation, Zensur und Berichterstattung anhand von konkreten Fällen: die linguistische Fahndungshilfe durch Wissenschaftler mittels Schriftgutachten und Stimmanalysen anonymer Anrufer für das Ministerium für Staatssicherheit, quellenkritische Fragen an das gerettete Bildarchiv eines Pressefotografen in Saalfeld, die weitreichenden Auswirkungen des sogenannten „Sputnik-Verbotes“ 1988 an einer Jenaer Schule sowie die kaum bekannten ausländerfeindlichen Ausschreitungen gegen algerische Vertragsarbeiter im August 1975 in Erfurt.

In den zusätzlichen Heftrubriken informieren weitere Texte aus Zeitgeschichte und Zeitgeschenen. Etwa über den Post- und Paketverkehr als Spiegelbild der deutsch-deutschen Teilung, die Legendenbildung um den Tod des Erfurter Kommunisten Paul Schäfer, die Rolle der Widerstandskämpferin Greta Kuckhoff oder den Ablauf einer einzigartigen Jugendversammlung in Gotha im Vorfeld der Friedlichen Revolution. Abschließend zeigt eine Filmrezension über die neuen Produktionen „Gundermann“ und „Ballon“, wie innovativ und differenziert DDR-Geschichte inzwischen filmisch erzählt und inszeniert werden kann.

Die neue Ausgabe der „Gerbergasse 18“ (Heft 89) ist ab sofort im Buchhandel oder direkt bei der Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.

Als Deutschland 1945 in vier Besatzungszonen aufgeteilt wurde, entstand zugleich eine provisorische Grenze zwischen der sowjetischen und der britischen und amerikanischen Besatzungszone: die sogenannte Demarkationslinie. Die Zuspitzung des Ost-West-Konflikts führte dazu, dass entlang der über 1.300 Kilometer langen innerdeutschen Grenze ein verschärftes Grenzregime eingeführt wurde. Im Juni 1952 wurden mehrere Tausend Menschen in einer ersten Zwangsaussiedlungsaktion aus dem Grenzgebiet ins Landesinnere umgesiedelt. Der Mauerbau und die folgenden Absperrmaßnahmen seit dem 13. August 1961 leiteten am 3. Oktober 1961 eine zweite erzwungene Aussiedlungswelle ein.

Dr. Anke Geier spricht am 17. Januar 2019 im Hildburghäuser Rathaussaal über die Entstehung des Grenzregimes in Südthüringen, wobei speziell die Ereignisse im Kreis Hildburghausen beleuchtet werden. Es werden die Aussiedlungen 1952 und hier vor allem die Ereignisse in Streufdorf, als sich viele Einwohner des Dorfes gegen die Aussiedlung ihrer Nachbarn wehrten, betrachtet. Ebenso wird auf die geschliffenen Orte sowie auf die heutige Erinnerung an die ehemalige Grenze eingegangen.

Der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger zum Vortrag am 17. Januar 2019 um 19.30 Uhr in den Bürgersaal des Historischen Rathauses Hildburghausen am Markt 25 ein. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Volkshochschule und der Kreisbibliothek Hildburghausen statt; weitere Informationen finden Sie über diesen Link.

Wurschi Peter 4932 Web"Am 21. November habe ich mein Amt als Landesbeauftragter angetreten. Das Team der Behörde hat mich freundlich empfangen und ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Ich habe die ersten Wochen genutzt, um die Abläufe der Behörde kennenzulernen und viele Gespräche geführt. Der Terminkalender füllt sich dabei wie von selbst. Vor 29 Jahren wurden die Bezirksverwaltungen der Staatssicherheit besetzt: Mir war es ein Anliegen diesen Tag mit Suhler*innen und ihrem Oberbürgermeister Knapp zu begehen", erläutert Dr. Peter Wurschi. Das Grußwort des Landesbeauftragten kann über diesem Link nachgelesen werden.
"Thüringer Frauen und Männer waren zu jener Zeit Vorreiter der Friedlichen Revolution. Am 4. Dezember 1989 wurde tagsüber die erste Bezirksverwaltung der Stasi in Erfurt besetzt und am Abend forderten ca. 5.000 Demonstrierende Einlass in die Suhler Staatssicherheit. Es erforderte Mut, sich dem Staatsapparat entgegenzustellen und den Obersten und Majoren zu sagen: Halt! Stopp! Ihr geht jetzt nach Hause, die Staatssicherheit wird zugemacht!
Diese Tage der Selbstbestimmung und Selbstbemächtigung sollten häufiger erinnert und besprochen werden. Sie zeugen von demokratischen Bewusstsein und Zivilcourage. Im aktuellen "Interview der Woche" des MDR wurde ich über die damalige Zeit und meine Pläne für die Zukunft befragt. Vor allem das Reden ist wichtig: Über die persönlichen Erfahrungen in der Diktatur, Hoffnungen und Realitäten."

Der Landesbeauftragte und sein Team wünscht Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Start für 2019.

Grußwort Peter Wurschi 8 12 2018 Neu 2

Über 100 Bürgerinnen und Bürger aus Suhl und Umgebung kamen am vergangenen Samstag in die ehemalige Stasi-Bezirksverwaltung Suhl, die im Rahmen eines Bürger- und Informationstages ihre Pforten geöffnet hatte. Der Tag der offenen Tür in der Hölderlinstraße wurde vom Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde Suhl, Stefan Walter, eröffnet. Der Suhler Oberbürgermeister, André Knapp, richtete dann Grußworte der Stadt Suhl aus und betonte die historische Bedeutung des Ortes. Der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen, Dr. Peter Wurschi, sprach folgend in seiner Begrüßung vor allem das Engagement der damaligen Bürgerrechtler an. Er würdigte ihren Mut, am 4. Dezember 1989 den Ort zu besetzen und damit die weitere Aktenvernichtung durch die Staatssicherheit zu stoppen. Heute erinnert nur wenig an diesen einstigen Ort der staatlichen Repression. Das Grußwort von Dr. Peter Wurschi können Sie hier über diesen Link herunterladen. (Auf dem Foto zu sehen: Dr. Peter Wurschi begrüßt die Gäste zum Tag der offenen Tür). 
Den ersten Vortrag hielt Dr. Philipp Springer (BStU, Berlin) über „Verschluss-Sachen“, also Dokumente, Fotos und Objekte aus dem Archiv der Staatssicherheit. Jedes der vorgestellten Archivalien erzählt eine eigene, unerwartete Geschichte über den DDR-Geheimdienst. An der folgenden Geländeführung von Sascha Münzel (BStU, Ast. Suhl) beteiligten sich ebenfalls sehr viele Bürger, die so zum ersten Mal in die Geschichte der Stasi-Bezirksverwaltung Suhl eintauchten. Anschließend wurden Kaffee und Kuchen gereicht; bei dieser Gelegenheit kamen die Mitarbeiter des ThLA und des Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen mit den interessierten Bürgern ins Gespräch. Im Rahmen des Tags der offenen Tür wurde außerdem die Ausstellung „Die Stasi“ und Originaltöne der DDR-Geheimpolizei an der gut besuchten „Stasi-Hörbar“ präsentiert. Ebenfalls wurden viele Anträge auf Einsicht in die eigene Stasi-Akte gestellt.
Abschließend verfolgten die Besucher gespannt die Ausführungen von Dr. Anke Geier zur Friedlichen Revolution 1989/90 in Suhl. Der Vortrag ist über diesen Link abrufbar. Im anschließenden Gespräch meldeten sich dann auch einige an der Stasi-Besetzung beteiligte Suhler zu Wort und dankten für die würdigende Darstellung der Ereignisse. Die Erstürmung der Stasi-Bezirksverwaltung war ein „Wunder der Gewaltlosigkeit“, wie es Bernd Winkelmann so treffend formulierte. Winkelmann gehörte zu den maßgeblichen Akteuren der Besetzung der einstigen Stasi-Bezirksverwaltung.
Mit dem Tag der offenen Tür in der Suhler „Stasi-Burg“ wurde deutlich, dass diese lokale Geschichte noch lange nicht auserzählt ist. Die erfreuliche Resonanz zeigt: nach wie vor interessieren sich viele Suhler Bürger für diesen Ort.

Gemeinsam mit der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße lädt der Landesbeauftragte am Dienstag, den 11. Dezember 2018, um 19:00 Uhr zu einer Buchpremiere ein. Der Gedenkstättenleiter Dr. Jochen Voit und die Künstlerin Gabriele Stötzer stellen in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße ihre neue Publikation »Rädelsführer. Studentischer Protest in der DDR 1976« vor.

 

Plakat
Szenische Lesung mit Musik- und Tanzperformance

Erfurt 1976: Ein Student schreibt einen kritischen Artikel für die Hochschulzeitung. Der Artikel wird nie gedruckt, der Student zwangsexmatrikuliert. Seine Mitstudierenden setzen sich für ihn ein und schreiben einen Brief an Bildungsministerin Margot Honecker. Darin wünschen sie sich »offene Diskussionen«. Honecker reagiert mit Härte. Die Studierenden sollen ihre Unterschrift zurückzuziehen. Einige werden mit Zwangsexmatrikulation bestraft und erhalten Studienverbote für sämtliche Hochschulen der DDR. Andere müssen sich in hysterisch anmutenden Anhörungen öffentlich distanzieren. Die Wege der drei von der Hochschulleitung zu »Rädelsführern« erklärten Personen führen: ins Berufsleben, aufs Abstellgleis und ins Gefängnis. Eine spannende Erfurter Skandalchronik und noch viel mehr: Wie unterm Brennglas zeigt sich hier die Unterdrückung einer aufkeimenden Jugendbewegung am Vorabend der Biermann-Ausbürgerung.

Die szenische Lesung mit Musik- und Tanzperformance findet statt mit Ester Ambrosino (Tanztheater Erfurt), Daniel Hoffmann (Ensemble für Intuitive Musik), Prof. Dr. Christiane Kuller (Universität Erfurt), dem Autor Dr. Jochen Voit und der Künstlerin Gabriele Stötzer sowie Erfurter Studierenden.

Bundesarchiv Bild 1Am Morgen des 4. Dezember 1989 besetzte ein Kreis couragierter Menschen, darunter die Erfurter Künstlerin Gabriele Stötzer, die Stasi-Bezirksverwaltung in Erfurt. Damit wurde in der heutigen Landeshauptstadt die erste Stasi-Zentrale der ehemaligen DDR besetzt - und unter die Kontrolle der Bürger gebracht. Sie stoppten maßgeblich die Vernichtung der MfS-Akten, die Auflösung des DDR-Geheimdienstes war eingeleitet. Noch am selben Tag folgten andere Städte, wie Leipzig, Suhl oder Rostock, dem Erfurter Beispiel. 

Jenem historischen Jahrestag wird in Erfurt heute ab 18:00 Uhr an der Tafel der Gesellschaft für Zeitgeschichte e.V. vor dem Eingang der Erfurter Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße gedacht. Jörn Mothes (DDR-Bürgerrechtler) wird die Ereignisse im Dezember 1989 in Jena und die Abläufe der Besetzung der Stasi in Gera in den Fokus nehmen.

Das Foto zeigt die einige Wochen später erfolgte Erstürmung der Stasi-Zentrale in der Berliner Normannenstraße am 15. Januar 1990. Fotocredits: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0116-013, CC BY-SA 3.0 DE.

Heute um 19:30 Uhr veranstaltet die Point Alpha Stiftung in Kooperation mit dem Gedenkort Kaßberg Gefängnis in Chemnitz, dem politischen Bildungsforum Thüringen der Konrad-Adenauer-Stiftung und dem Landesbeauftragten des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur im Haus auf der Grenze einen öffentlichen Zeitzeugenabend zum Thema „Häftlingsfreikauf aus der DDR“.
Über Jahre hinweg wurden Menschen aus politischen Gründen in der DDR inhaftiert. Von 1962 bis 1989 sind immer wieder politische Häftlinge aus der DDR durch die Bundesrepublik freigekauft worden, teilweise gegen Devisen, teilweise im Tausch gegen westliche Warenlieferungen. Insgesamt konnten 33.755 Menschen auf diese Weise den unmenschlichen Bedingungen in den Haftanstalten der DDR entkommen. Nichtsdestotrotz gab es Stimmen im Westen, die die Freikaufgeschäfte als Menschenhandel bezeichneten.
Die Point Alpha Akademie und das Politische Bildungsforum Thüringen der Konrad-Adenauer-Stiftung veranstalten vom 29.-30. November im Gangolfisaal des Geisaer Schlosses ein Seminar zur historischen Betrachtung dieses Kapitels deutsch-deutscher Geschichte. Begleitend hierzu findet am Abend des 29. November ein öffentlicher Zeitzeugenabend mit den ehemaligen Häftlingen Sabine Popp und Michael Schlosser statt. Beide waren im Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit auf dem Kaßberg in Chemnitz inhaftiert und wurde von dort aus unter größter Geheimhaltung in die Bundesrepublik abgeschoben.
Das Kaßberg Gefägnis, bereits von den Nationalsozialisten als Haftanstalt genutzt, entwickelte sich zu einem zentralen Drehkreuz für die Unterbringung jener Häftlinge, die der Bundesrepublik zum Freikauf angeboten worden waren. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen des heutigen Gedenkortes Kaßberg Gefängnis wird außerdem eine Ausstellung zu den Schicksalen der dort inhaftierten Menschen im Haus auf der Grenze präsentiert.
Moderiert wird die Veranstaltung von Christian Dietrich, der von 2013 bis 2018 Landesbeauftragter des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur war. Eine Voranmeldung ist nicht nötig. Für Rückfragen steht Ihnen das Team der Point Alpha Stiftung jederzeit zur Verfügung.

MfS BV Suhl ZPL Fo 0007 Bild 0002 zuschnittDie Bezirksverwaltung der Staatssicherheit des Bezirkes Suhl thronte über drei Jahrzehnte auf einer Anhöhe oberhalb der Stadt Suhl, weswegen sie von der Bevölkerung auch als „Stasi-Burg“ bezeichnet wurde. In der Nacht vom 4. zum 5. Dezember 1989 wurde die „Burg“ durch couragierte Bürger besetzt und die bereits begonnene Vernichtung von Akten gestoppt. Die Auflösung der Bezirksverwaltung und der Kreisdienststellen des Ministeriums für Staatssicherheit begann mit diesem Ereignis.

Bürger- und Informationstag in der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung Suhl

Der Ort, der auch entscheidend für den Übergang von der Diktatur in die Demokratie im Raum Suhl war, öffnet sich am 8. Dezember 2018 für Interessierte. Ein gemeinsamer Bürger- und Informationstag des Stasi-Unterlagen-Archives und des Landesbeauftragten des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erinnert an die Ereignisse vor 29 Jahren.
Hierzu wird ein vielfältiges Programm von 13:00 bis 18:00 Uhr geboten: Um 13:00 Uhr eröffnen der Oberbürgermeister der Stadt Suhl, André Knapp, der Leiter der Außenstelle des Stasi-Unterlagen-Archives, Stefan Walter, und der neue Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Peter Wurschi, die Veranstaltung. Um 16:00 Uhr informiert unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Anke Geier über die Akteure, Ereignisse und Folgen der Friedlichen Revolution 1989/90 in Suhl. Außerdem können Sie an der „Stasi-Hörbar“, die im ehemaligen Dienstzimmer des letzten Leiters dieser Bezirksverwaltung, Gerhard Lange, aufgebaut wird, die Arbeit der DDR-Geheimpolizei in Tondokumenten erhören. Weitere Informationen und Details zum Bürger- und Informationstag finden Sie hier auf der Webseite des BStU.

Der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich zu der Veranstaltung am Samstag, den 8. Dezember 2018 von 13:00 bis 18:00 Uhr in die Suhler Hölderlinstraße 1 ein. (Foto: Neubau der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung Suhl. BStU, MfS, BV Suhl, ZPL, Fo, Nr. 7.2)

 

„Auseinandersetzung mit SED-Diktatur ist wichtiger Bestandteil der Demokratie- und Menschenrechtsbildung“

Nach seiner deutlichen Wahl durch den Thüringer Landtag vor rund zwei Monaten tritt Dr. Peter Wurschi heute sein Amt als vierter Landesbeauftragter des Freistaats Thüringen zu Aufarbeitung der SED-Diktatur an. Zuvor war Wurschi als leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Stiftung Ettersberg tätig, die der vergleichenden Erforschung europäischer Diktaturen und der Aufarbeitung der SED-Diktatur gewidmet ist.
Im Zuge seines Amtsantritts macht der neue Thüringer Landesbeauftragte deutlich, dass die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur ein wichtiger Bestandteil der Demokratie- und Menschenrechtsbildung in unserer heutigen Gesellschaft ist. Zudem darf Aufarbeitung kein „Ein-Generationen-Projekt“ werden.

„Ich möchte an einem generationenübergreifenden Dialog mitwirken, der die historischen Realitäten nicht verklärt und gleichzeitig die vielfältigen Lebenserfahrungen der Ostdeutschen einschließt“, erläutert Wurschi zu Beginn seiner fünf Jahre andauernden Amtszeit. „Dabei ist es wichtig, die Lebensgeschichten der politischen Opfer der SED-Diktatur wahrzunehmen und ihnen aufmerksam zuzuhören“, so der neue Landesbeauftragte weiter.

Der promovierte Politikwissenschaftler und Soziologe wurde in Suhl geboren und während der Friedlichen Revolution als Jugendlicher politisiert. Wurschi hat zur DDR-Jugendprotestkultur in Thüringen promoviert und schrieb 2007 ein erstes Konzept zur Entwicklung der Gedenk- und Bildungsstätte in der ehemaligen Erfurter Stasi-Untersuchungshaftanstalt Andreasstraße.
Bei der Stiftung Ettersberg koordinierte er unter anderem das Veranstaltungsprogramm und die historisch-politische Bildungsarbeit. Der neue Landesbeauftragte war außerdem während der Aufbauphase des „Geschichtsverbundes Thüringen“ für dessen Organisation zuständig und kennt so die Thüringer Aufarbeitungslandschaft im Detail.
Seit 2010 ist Dr. Peter Wurschi Lehrbeauftragter an der Universität Erfurt. Zudem war er Mitglied der Expertenkommission des Deutschen Bundestages zur Zukunft der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR.

Christian DietrichMeine Amtszeit geht zu Ende. In den vergangenen fünf Jahren veränderte sich die politische Landschaft in Thüringen gravierend. Mit der Regierungsbeteiligung der Partei DIE LINKE wurde die Frage virulent, wie sich diese aus der SED hervorgegangene Partei zum Rechtsstaat bekennt und von der SED-Diktatur distanziert.
Ein Schlüsselthema dabei ist die fehlende Religionsfreiheit in der DDR und deren Folgen. Dazu bedarf es der wissenschaftlichen Forschung (nicht nur in Richtung Christen, sondern auch hinsichtlich jüdischer Gemeinden) und einer politischen Debatte, wie das Fundament einer modernen Demokratie geschützt wird (z.B. Feiertagsgesetz) und die Diktatur-Opfer würdig leben können. Neben der Würdigung verfolgter Schüler hatte sich die Regierungskoalition auch das Thema Zwangsausgesiedelte auf die Agenda gesetzt. Zum einen ermutigte meine Behörde die Bürgermeister der betroffenen Kommunen, an die Aussiedlung von Mitbürgern zu erinnern. Andererseits unterstützten wir die Verortung der Zwangsaussiedlungen als Teil der kommunistischen Entheimatungspolitik. Ich bin in diesen Jahren vielen Menschen begegnet, die sich trotz der zurückgewonnen Freiheit nicht frei entfalten können. Ihren Zorn und ihre Verbitterung für Machtkämpfe zu missbrauchen, gibt ihnen nicht ihre Würde zurück. Hier bedarf es eines politischen Konsenses; angefangen bei freizügigen Entschädigungen und Gedenkfeiern für die Betroffenen, die von allen Parteien getragen werden und bei denen Opfervertreter zu Wort kommen, bis hin zu einer Erinnerungskultur auch in den Schulbüchern. Meinem Nachfolger, Dr. Peter Wurschi, wünsche ich die nötige Unterstützung im Lande, die zur Erfüllung seines gesetzlichen Auftrags notwendig ist. Ich danke allen, die mich unterstützt haben, insbesondere der Landtagsverwaltung und den Präsidenten Birgit Diezel und Christian Carius.

Herzlich 
Christian Dietrich 

EnqueteEhemalige DDR-Bürgerrechtler forderten 1991 im Deutschen Bundestag die Einsetzung einer Enquete-Kommission zur DDR-Geschichte. Im März 1992 stimmte der Bundestag dem Antrag fraktionsübergreifend zu, so dass zwei Monate später die Enquete-Kommission „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“ (1992–1994) ihre Arbeit aufnehmen konnte. Als sich nach zwei Jahren zeigte, dass die Arbeit noch nicht beendet werden konnte, beschloss der Bundestag die zweite Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozess der deutschen Einheit“ (1995–1998) einzurichten. Neben den Sitzungen gab es vielbeachtete Anhörungen - auch in Thüringen - und es wurde eine Fülle an Expertisen erarbeitet. Sie wurden in 32 Bänden (29.000 Seiten) veröffentlicht und sind seit dem 2. November 2018 mit vielen Begleitmaterialien hier unter enquete-online.de im Netz einzusehen. Erstellt wurde die Seite von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

pech zuschnittKürzlich hielt Michael Beleites in der Stadt- und Regionalbibliothek Gera einen Vortrag anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Untergrundzeitschrift „Pechblende“. Dabei beschrieb der ehemalige Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur seine risikoreiche Arbeit als Umweltschützer in der DDR und skizzierte die Erarbeitung einer Recherche-Dokumentation zum Uranbergbau in der DDR; die Veröffentlichung jener Enthüllungen von Michael Beleites im Rahmen der Untergrundzeitschrift "Pechblende" 1988 hatte weitreichende Folgen:
"Als im Juni 1988 die im Selbstdruck hergestellte Untergrundschrift „Pechblende“ fertiggestellt war, glich ihr „Erscheinen“ einer Sensation: Eine 40-jährige Geheimhaltung zu den Hintergründen des gigantischen sowjetisch-deutschen Uranbergbauprojekts „Wismut“ wurde gebrochen. Nicht von staatlicher Seite, nicht von den westlichen Medien – sondern von einer kleinen kirchlichen Umweltinitiative in der DDR; recherchiert, geschrieben und gedruckt von einem damals 23-jährigen Autor aus Gera. Die gut 60-seitige Dokumentation über die Folgen des Uranbergbaus in der DDR löste sowohl eine breite Resonanz in der westdeutschen Presse aus als auch heftige Reaktionen des SED-Staates und der Stasi. Wie es dazu kam und welche Wirkungen diese Schrift hatte, sei im Folgenden dargelegt.", erläutert Michael Beleites am 10. Oktober 2018 im Stadt- und Regionalbibliothek Gera.
Der vollständige Vortrag von Michael Beleites steht ab sofort in unserer Rubrik "Reden und Vorträge" als Download zur Verfügung oder kann direkt über diesen Link nachgelesen werden. (Foto: Schlammabsetzanlage der Wismut, Andreas Bley)

Das Bürgerkomitee des Landes Thüringen e.V. sucht ab sofort, spätestens zum 01.01.2019 für die Beratungsinitiative SED-Unrecht im Freistaat Thüringen eine/n Sozialarbeiter/in in der Beratungstätigkeit mit einem Beschäftigungsumfang von 40 Wochenstunden. Der Dienstsitz ist das Behördenhaus Gera, Puschkinplatz 7. Die Stelle ist zunächst befristet.

Die Tätigkeit umfasst folgendes Aufgabengebiet:
Beratung zu den Leistungen nach den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen für die Opfer politischer Verfolgung in SBZ und DDR sowie deren Angehörigen oder Hinterbliebenen
Unterstützung bei der Antragstellung zur Rehabilitierung und Wiedergutmachung nach dem strafrechtlichen, dem verwaltungsrechtlichen und dem beruflichen Rehabilitierungsgesetz und deren Änderungen
Hilfe bei der Aufklärung des eigenen Schicksals sowie des Schicksals Vermisster und Verstorbener durch Recherchen bei Gerichts-, Bundes-, Landes-, Kreis- und Stadtarchiven für den Nachweis erlittener Haft oder anderer politischer Verfolgung
Unterstützung bei der Antragstellung auf Einsicht in die Stasi-Unterlagen
Vorhaltung dezentraler Beratungsangebote in den Landkreisen und Städten des Freistaates in Form von Beratungstagen in öffentlichen Einrichtungen
Zusammenarbeit und Vernetzung mit Einrichtungen, die mit der Umsetzung und Durchführung der SED-Unrechtsbereinigungsgesetze beauftragt sind die Fachaufsicht hat der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

In ihrem fesselnden Roman erzählen Andreas B. Bengsch und Udo Scheer von den unerhörten Nächten und Tagen des Carl Graff, der ausbricht aus Rostland [DDR/Ostdeutschland], möglichst weit weg. Als Berber, Alkoholiker und feinsinniger Beobachter lässt er sich treiben nach Rom, Monte Carlo, Paris… Als Auserwählter trifft er auf illustre Gestalten aus dem Heute und Gestern, bis er auf der kleinen griechischen Insel Chalki seinen inneren Frieden findet. Die außergewöhnliche Geschichte beruht auf einem nachgelassenen Fragment des früh verstorbenen Rundfunkjournalisten Andreas B. Bengsch (1953 – 2017) . Mit dem „Taucher in der Wüste“ wird ein literarischer Schatz gehoben. (Foto: Renate Bengsch 2011, Udo Scheer und Andreas B. Bengsch)

Bengsch Scheer 2011 Renate BengschTaucher

Die Buchlesung findet statt am:
2. November, 20:00 Uhr, Buchhandlung Albert Steen, Fürstengraben 3, 07743 Jena
3. November, 19:00 Uhr, Buchhandlung Peterknecht, Anger 28, 99084 Erfurt
 
Der Folkmusiker Andreas Schirneck begleitet die Lesung mit einem exklusiv gestalteten Programm. 

Ein ausführliches Interview mit Udo Scheer in der Thüringer Allgemeinen vom 16.10.2018 finden Sie hier

Nach dem Volksaufstand des 17. Juni 1953, dem sogenannten „Tag X“, befürchteten die Staatspartei SED und die Staatssicherheit der DDR neuerliche Aufstände. Den Aufruhr der eigenen Bevölkerung in inneren Spannungsperioden, aber auch im Fall der Mobilmachung im Kriegsfall, sollten detailliert ausgearbeitete Pläne verhindern. Eine wichtige Aufgabe der Staatssicherheit der DDR wären „Vorbeugemaßnahmen“ gewesen: missliebige Bürger wären im Ernstfall rasch in bestimmten Gebäuden und Lagern vom Rest der Bevölkerung isoliert worden. Nach dem Stand von 1988 wären im Bezirk Suhl 196 Personen isoliert worden.

Dr. Anke Geier spricht am 30. Oktober 2018 in der Suhler BStU-Außenstelle über diese Thematik. Der Vortrag, der im Rahmen der BStU-Vortragsreihe „Geschichte lesen“ stattfindet, beleuchtet den „Vorbeugekomplex“ der Staatssicherheit anhand von Quellenfunden. Es wird auf die zu isolierende Personengruppe und die Orte der Isolierung und Internierung (ausländische Bürger wären im Mobilmachungsfall inhaftiert worden) im Bezirk Suhl eingegangen. Auch über die Bedeutung der sogenannten Kreis- und Bezirkseinsatzleitung und ihre Rolle in der „Mobilmachungsarbeit“ referiert Dr. Geier.
Vor dem Vortrag besteht ab 16 Uhr die Möglichkeit an einer Führung durch das örtliche Stasi-Unterlagen-Archiv teilzunehmen sowie einen Antrag auf Akteneinsicht zu stellen. Um 17 Uhr spricht Dr. Anke Geier zu den Isolierungs- und Internierungsplanungen. Weitere Informationen finden Sie hier auf bstu.de

Der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich zu der Veranstaltung am 30. Oktober 2018 in die BStU-Außenstelle Suhl in der Weidbergstraße 34 ein.
Am 6. Dezember 2018 um 19.30 Uhr spricht die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Landesbeauftragten zu diesem Thema auch im Bürgersaal des Historischen Rathauses Hildburghausen. Diese Veranstaltung findet dann in Kooperation mit der Volkshochschule Hildburghausen und der Kreisbibliothek Hildburghausen statt. Mehr dazu über diesen Link

Der Landesbeauftragte Christian Dietrich und unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Anke Geier referieren am 5. und 6. November 2018 in der Point Alpha Akademie in Geisa zu den Zwangsaussiedlungen in Thüringen. Christian Dietrich spricht am 5. November um 19.30 Uhr in einem öffentlichen Abendvortrag zur Geschichte der Zwangsaussiedlungen in Thüringen im Kontext der kommunistischen Zwangsmigrationen.
Dr. Anke Geier, wird am folgenden Tag auf Basis einiger Quellenfunde - unter anderem aus dem Hauptstaatsarchiv Weimar - ausführlich zu den Zwangsaussiedlungen im Jahr 1952 berichten. Anhand spezifischer Thüringer Grenzkreise beschreibt Dr. Geier dabei regionale Besonderheiten. Ebenfalls am 6. November wird außerdem der Dokumentarfilm „Vertreibung 1961“ gezeigt, der die Aussiedlungen aus dem Geisaer Raum thematisiert. 

Die Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze, die im Mai und Juni 1952 und am 3. Oktober 1961 stattfanden, sind nur am Rande Thema der wissenschaftlichen Aufarbeitung des SED-Unrechtes, dabei können die Vertreibungen in das Spektrum der kommunistischen Zwangsmigrationen eingeordnet werden. Um den Forschungsstand zu den Zwangsaussiedlungen in der DDR und darüber hinaus im kommunistischen Herrschaftsbereich zu diskutieren, findet am 5. und 6. November 2018 in Geisa ein Seminar statt.

Die Veranstaltung wird von der Point Alpha Akademie in Kooperation mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung veranstaltet. Weitere Informationen zum Programm, zur Anmeldung, den Tagungsgebühren und zur Anreise nach Geisa finden Sie hier
Der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich zum Seminar am 5. und 6. November 2018 in die Point Alpha Akademie, Schlossplatz 4 in Geisa ein.

Frei CoverHeute findet um 18:30 Uhr im Erfurter Augustinerkloster (Augustinerstr. 10) eine Buchlesung nebst Autorengespräch zum neuen Roman "Frei" mit Roswitha Quadflieg und Burkhart Veigel statt.
Die erfolgreiche Schriftstellerin und der bekannte ehemalige Fluchthelfer im geteilten Berlin werfen in ihrem Roman „Frei“ einen spannenden Blick auf das Ende der DDR, rückblendend auf zeitgeschichtliche Ereignisse in den frühen Jahren nach dem Mauerbau und auf die Wirkungen des Kalten Krieges und schließlich der Wiedervereinigung - bis in die Gegenwart.
Dabei halten sie sich zum einen konzise an die historischen Fakten und erdenken darüber hinaus eine romanhafte Handlung, die dem Historischen eine neue narrative Qualität gibt. „Frei“ ist ein temporeich und mitreißend erzähltes Buch, das die Frage nach individueller Verantwortung angesichts der politischen Umwälzungen stellt – damals wie heute.

Die beiden Autoren erläutern zur Intention ihres Romans mit dem Titel Frei: "Zwei kontrastierende Lebensläufe sollen die deutsch-deutsche Geschichte lebendig werden lassen, auf den existentiellen Wert von Freiheit aufmerksam machen und ermutigen, eigenverantwortlich zu handeln.“

Das Buch erzählt eine Geschichte von Janus Emmeran. Als Student in den Sechzigerjahren war er einer der erfolgreichsten Fluchthelfer im geteilten Berlin: sehr vielen Menschen verhalf er zur Flucht in die Freiheit. Vierzig Jahre später kehrt Janus in seine Schicksalsstadt zurück. Per Kontaktanzeige lernt er hier die fast 30 Jahre jüngere Colette kennen, Tochter eines linientreuen Hochschulprofessors in der DDR und Inhaberin eines kleinen Verlags. Zwischen den beiden, die verschiedener nicht sein könnten, entwickelt sich eine Amour fou, die bald auch Janus’ bewegte Vergangenheit wieder lebendig werden lässt – vom Tag des Mauerbaus am 13. August 1961 bis zum Aufbau des Fluchthilfenetzwerks.
So verschieden ihre Lebensläufe in Ost und West waren, versuchen Colette und Janus doch zueinanderzufinden. Bald wird ihnen klar, dass es nicht nur die deutsche Vergangenheit ist, die zwischen ihnen steht: Janus wird von einem Freund und ehemaligen Fluchthelfer gebeten, Anisa, eine verfolgte junge Frau syrisch-kurdischer Abstammung, in seinem Haus in der Schweiz zu verstecken. Anisas Schwester wurde von ihrem Vater und ihrem Onkel umgebracht, Anisa droht ein ähnliches Schicksal. In Janus erwacht aufs Neue der Drang, zu helfen.

Frei Autoren webRoswitha Quadflieg, in Zürich geboren, wuchs in Hamburg auf. Nach dem Kunststudium gründete sie 1973 die Raamin-Presse, eine Verlagswerkstatt, in der sie bis 2003 Texte der Weltliteratur mit eigenen Bildern druckte. Seit 1985 ist sie als Schriftstellerin tätig. Sie schreibt Romane, Essays, Theaterstücke, Hörspiele und Drehbücher. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Sie lebt seit 2012 in Berlin.
Burkhart Veigel, geboren in Thüringen, aufgewachsen in Schwaben, studierte Medizin in West-Berlin. Facharzt-Ausbildung zum Unfallchirurgen und Orthopäden: 30 Jahre führte er eine eigene Praxis in Stuttgart. Seit 2007 lebt er wieder in Berlin. In den Jahren 1961 bis 1970 war er einer der erfolgreichsten Fluchthelfer in Berlin. 2012 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. 2011 erschien sein Sachbuch „Wege durch die Mauer. Fluchthilfe und Stasi zwischen Ost und West”. (Fotocredits: Milena Schlösser)

Der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich zu der Buchlesung am 23. Oktober um 18:30 Uhr in das Erfurter Augustinerkloster (Augustinerstr. 10, 99084 Erfurt) ein, an die sich ein von Christian Dietrich moderiertes Autorengespräch anschließen wird. 

Die Konferenz der Landesbeauftragten begrüßt die am vergangenen Freitag einstimmig gefasste Entschließung des Bundesrates, mit der die Bundesregierung gebeten wird, zu prüfen, wie bestehende Gerechtigkeitslücken der SED-Unrechtsbereinigungsgesetze (SED-UnBerG) geschlossen werden können.
Prüfungs- und Handlungsbedarf sieht der Bundesrat in acht Punkten, die alle dazu geeignet sind, die soziale Lage unterschiedlicher Gruppen in der SBZ/DDR politisch Verfolgter zu verbessern. Angestrebt wird, den berechtigten Personenkreis für Unterstützungsleistungen zu erweitern und den Zugang zu diesen Leistungen zu erleichtern. Der Bundesrat sieht Gerechtigkeitslücken bei der Unterstützung von anerkannten Opfern von Zersetzungsmaßnahmen, von rehabilitierten verfolgten Schülern, von beruflich Rehabilitierten, von Haftopfern, die weniger als 180 Tage rechtsstaatswidrige Haft verbüßten und bei der Anerkennung von verfolgungsbedingten Gesundheitsschäden.
Die Landesbeauftragten stellen im Rahmen ihrer Bürgerberatungen seit vielen Jahren fest, dass die Folgen der politischen Repression in den meisten Fällen unmittelbar schwer und unzumutbar fort wirken. Ehemals politisch Verfolgte verfügen deshalb meistens über ein geringes Einkommen aus Arbeit oder Rente, leiden zunehmend unter gesundheitlichen Verfolgungsschäden, ihre Teilhabemöglichkeiten am gesellschaftlichen Leben sind deshalb reduziert, was zusätzlich zu geringerer Integration im Vergleich zur Normalbevölkerung führt.
Die Landesbeauftragten wünschen, dass die Bundesregierung die Empfehlungen des Bundesrates gründlich prüft und sich bei ihrer Entscheidung davon leiten lässt, dass denjenigen, die in der SBZ/DDR für Freiheit und Demokratie eintraten oder durch diktatorische Willkür zu Schaden kamen, ein würdiges Altern ermöglicht wird. So wie die Einführung der besonderen Zuwendung 2007 die materiellen Verhältnisse der meisten strafrechtlich Rehabilitierten verbesserte, bedarf es einer analogen Anstrengung für die im Entschließungsantrag benannten Opfergruppen.
Die vollständige Entschließung des Bundesrates zur Verbesserung der sozialen Lage anerkannter politisch Verfolgter durch Novellierung der SED-Unrechtsbereinigungsgesetze kann hier auf bundesrat.de nachgelesen werden. 

Jürgen Unbereit verteilte in Mühlhausen nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 und einer Mühlhausener Demonstration Flugblätter auf denen er an den 17. Juni erinnerte. Seine "Rebellion des Jahres 1968" endete am 17. Oktober während des Staatsbürgerkunde-Unterrichts. Die Tür des Klassenzimmers ging auf, jemand trat herein und befahl: "Unbereit, Jürgen, zum Direktor! Ranzen mitnehmen!"
Es ging nicht zum Direktor, sondern raus auf die Straße, dort klemmten ihn zwei Herren recht unsanft in ihre Mitte auf die Rückbank eines Wartburg, fuhren in ein kasernenartiges Gebäude; doch alle Männer waren in Zivil.
"Wissen Sie, weshalb Sie hier sind?"
"Nein."
"Sie haben Hetzschriften verteilt." Der Schüler antwortete nicht.
"Wen haben Sie mit reingezogen?" "Ich war alleine."
"Nein, Sie waren nicht alleine."
Der 17-Jährige wurde abgeführt. Unbereit erinnert sich: "Ich musste diese ganze erniedrigende Prozedur einer Gefängniseinweisung über mich ergehen lassen: nackt ausziehen, untersucht bis in den After, danach abgetragene Gefangenenuniform anziehen, Schnürsenkel abgeben und am Ende in eine gut zwei Meter breite Einzelzelle."
Wochenlange Verhöre folgten. Ein Brief, den er an seine Tante in Hessen geschrieben hatte, wurde ihm vorgehalten. Darin hatte er von der Demonstration in Mühlhausen, der Brutalität und der gezückten Pistole des Polizisten geschrieben. Die Stasi hatte den Brief abgefangen.
Er solle das mit der Pistole widerrufen, forderte ihn die Stasi auf. Nach drei, vier Monaten, die der Inhaftierte stur blieb, wechselten die Vernehmer ihre Taktik, wurden freundlicher, boten das Du und Zigaretten an. Er wolle doch einen Trabi kaufen, da könnten sie ihm helfen. Außerdem stünden doch immer solche Jugendlichen am Bahnhof rum, da kämen sie schlecht ran und brauchten seine Hilfe. Er könne sich dort doch mal umhorchen, dann käme er auch sofort frei.
Der 17-Jährige versprach, Informationen zu beschaffen, wurde zwei Tage vor Weihnachten entlassen. Bei der Mühlhausener Stasi-Stelle meldete er sich jedoch bald nicht mehr.
Ein paar Monate später stand plötzlich ein höherer Stasi-Mann bei ihm zu Hause in der Tür, der ihn wütend zur Rede stellte. "Erst war ich eingeschüchtert und bekam Angst", erzählt Unbereit, "dann sagte er aber, das mit dem Trabi würde nun nie mehr etwas werden - da wurde ich einfach nur noch trotzig." (Stefan Berg und Peter Wensierski in: SPIEGEL vom 10.03.2008)

Weitere Informationen und Hintergründe zum Schülerprojekt, das der Landesbeauftragte gemeinsam mit Jürgen Unbereit durchgeführt hat, finden Sie hier auf zeigefingerblog und auf unserer Webseite

pechVortrag und Gespräch über die Untergrundschrift zu den Folgen des Uranbergbaus in der DDR

Heute findet in der Stadt- und Regionalbibliothek Gera um 19:30 Uhr ein Veranstaltungsabend mit Michael Beleites zum Thema 30 Jahre „Pechblende“ - statt. 
Im Jahr 1988 zieht der junge Friedens- und Umweltaktivist Michael Beleites den Zorn der Stasi auf sich. Der Grund: Unter dem Schutz der evangelischen Kirche gelingt es ihm, seine „illegale“ Dokumentation zu drucken. Die sogenannte „Pechblende“ deckte die verheerenden Folgen des Uranbergbaus im Süden der DDR für Mensch und Umwelt auf. Wegen seiner militärischen Bedeutung als Rohstofflieferant für die sowjetische Atomwaffenherstellung war das sowjetisch deutsche Uranbergbau-Unternehmen Wismut ein absolutes Tabu-Thema. Von Gera aus hatte Beleites mit Unterstützung des Ost-Berliner Physikers Sebastian Pflugbeil ab 1986 heimlich und systematisch Fakten zusammengetragen. Die Stasi erfuhr erst aus westlichen Medien davon und reagierte mit „umfangreichen Offensivmaßnahmen“. Über Vorgeschichte, Hintergründe und Folgen dessen spricht der Autor Michael Beleites. Reinhard Keßler, Leiter des Stasi-Unterlagen-Archivs Gera, untermauert dies anhand der Stasi-Akten. 
Eine gemeinsame Veranstaltung der BStU-Außenstelle Gera und des Landesbeauftragten, wir freuen uns über Ihr Kommen. (Foto: Schlammabsetzanlage der Wismut, Andreas Bley)

Vortrag Bad Sachsa 3 10 2018 Bild 3 002Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Anke Geier sprach im Rahmen des Grenzland-Talks im Grenzlandmuseum Bad Sachsa am 3. Oktober über die Zwangsaussiedlungen 1952 und 1961 in Thüringen. Fokus ihres Vortrages waren die Vertreibungen aus dem Kreis Nordhausen. Am Beispiel der Aussiedlungsmaßnahme im Juni 1952 verdeutlichte sie unter anderen das Vorgehen der beteiligten Institutionen im Kreis Nordhausen. Im Unterschied zur „Aktion Festigung“, die am 3. Oktober 1961 stattfand und vorrangig vom Ministerium für Staatssicherheit akribisch vorbereitet wurde, war 1952 vor allem die Volkspolizei an der Ausführung beteiligt. Die SED war dennoch der maßgebliche Initiator der Aussiedlungsaktion. So instruierten und überwachten Partei-Instrukteure des Zentralkomitees der SED aus Berlin die Vorbereitung und Umsetzung auch im Kreis Nordhausen. 1961 übernahmen dann die sogenannten Bezirks- und Kreiseinsatzleitungen diese Aufgabe. Mit dem Vortrag wurde deutlich, dass die Aussiedlungen an der innerdeutschen Grenze zu den Zwangsmigrationen im kommunistischen Herrschaftsbereich gezählt werden können: die – im Verständnis des SED-Regimes – „unerwünschten“ Personen wurden aus dem Grenzgebiet vertrieben, um diese zu bestrafen, aber auch, um die verbliebenen Sperrgebietsbewohner zu disziplinieren.
Zuvor sprach die Zeitzeugin Marie-Luise Tröbs, die als Zehnjährige mit ihrer Familie am 3. Oktober 1961 von Geisa nach Ilmenau umgesiedelt wurde, über ihre Erlebnisse und die Tätigkeit des Bundes der Zwangsausgesiedelten. Im Festsaal des Kurhauses Bad Sachsa verfolgten etwa 100 Zuhörer die Veranstaltung. Einen Bericht des HarzKuriers zur Veranstaltung finden Sie hier. Den Vortrag von Dr. Anke Geier finden Sie in unserer Rubrik "Reden und Vorträge" oder direkt über diesen Link. (Foto: Gerhard Oberländer)

Die Sonderausstellung „DURCHGANG – Stimmen/ Spuren/ Schritte aus dem Durchgangsheim Schmiedefeld“, konzipiert von Manfred May, ist ab heute bis zum 21. Januar 2019 in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt zu sehen.
Das Durchgangsheim Schmiedefeld bei Neuhaus war das zentrale Durchgangsheim des Bezirkes Suhl, das von 1974 bis 1987 bestand. Etwa 1.500 Kinder und Jugendliche waren dort zwischen einem Tag oder mehreren Monaten untergebracht. In der DDR waren Durchgangsheime für Kinder und Jugendliche häufig eine leidvolle Tortur. Sie dienten im DDR-Jugendhilfe-System zur kurzzeitigen Unterbringung der Heimkinder, bis diese meist in ein Spezialkinderheim oder einen Jugendwerkhof kamen. Das jüngste Kind war bei seiner Einweisung 7 Jahre alt. Die meisten wurden im Alter zwischen 13 und 17 Jahren im Durchgangsheim untergebracht. Die Einweisung erfolgte über die Referate Jugendhilfe/ Heimerziehung bei den Räten der Kreise des Bezirkes Suhl, über die Volkspolizei, das Ministerium für Staatssicherheit und andere Heime. 
Die meisten der Kinder und Jugendlichen stammten aus dem ehemaligen Bezirk Suhl; andere wurden im Bezirk Suhl bei Fluchten aus dem Elternhaus oder aus anderen Einrichtungen der DDR-Jugendhilfe aufgegriffen, viele unter dem Verdacht, die DDR illegal verlassen zu wollen.
Viele der Kinder und Jugendlichen erfuhren im Durchgangsheim Schmiedefeld psychische und physische Gewalt. Auch im Ort hinterließ das Heim seine Zeichen: umgeben war es von einem hohen Zaun mit Stacheldraht-Übersteigschutz, die Fenster waren vergittert, nachts wurden die Insassen eingeschlossen. Ein streng reglementierter Tagesablauf mit unablässigen Kontrollen bestimmte das Leben der Kinder: Sie arbeiteten für die volkseigenen Betriebe in Lauscha und Schmiedefeld und stellten Christbaumschmuck und Elektroarmaturen her; hierbei mussten sie strenge Normen erfüllen. 

Gerbergasse18 Cover Heft88 002Mauern und Grenzzäune erleben derzeit eine Wiederkehr, Abschottung hat Konjunktur. Selbst in Europa sind Grenzanlagen – gut 30 Jahre nach Ende des Eisernen Vorhangs – häufig die erste Wahl der Mittel. Die neue Ausgabe der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ widmet sich dem Themenfeld Grenzen und Gewalt in der Geschichte und spannt dabei den Bogen in die Gegenwart.
Wo sich entlang des früheren Todesstreifens mittlerweile ein „Grünes Band“ bildet, zielt der Rückblick auf die sichtbaren und auch unsichtbaren Narben des DDR-Grenzregimes bis heute. Dass wir die Grenzopfer namentlich kennen und um ihre Biografien wissen, ist Ergebnis intensiver und jahrelanger Recherchen, etwa in Form eines biografischen Handbuchs des Forschungsverbundes SED-Staat der FU Berlin, das kürzlich erschien. Andere Beiträge des Titelthemas fragen nach den Folgen der Zwangsaussiedlungen 1952 in Thüringen, spektakulären Fluchtwegen von DDR-Bürgern, der Zwangsmigration in der Tschechoslowakei ab 1948 oder dem dichten Netz an Agentenschleusen der Stasi in Richtung Oberfranken. In einem Interview berichtet die amerikanische Autorin Isabel Fargo Cole über die Entstehung ihres Romans „Die grüne Grenze“.
Daneben bietet die neue „Gerbergasse 18“ wieder eine Fülle an weiteren Beiträgen zur Zeitgeschichte, darunter ein biografischer Rückblick auf die Verfolgung der kirchlichen Jugendarbeit in der DDR, die Ausbürgerung des russischen Schriftstellers Alexander Solschenizyn im Jahr 1974 und neue Forschungen zum berüchtigten Militärgefängnis Schwedt. In der Rubrik Diskussion plädiert der 1953 in Jena geborene Roland Jahn, seit 2011 Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, für einen veränderten Umgang mit den Lebenserfahrungen in der Diktatur. Jahn argumentiert, dass das Aufklären, das Erzählen und das Reflektieren des eigenen Verhaltens in der DDR eine Chance für gegenseitigen Respekt vor der Biografie ist, denn Schweigen und Wegsehen lässt das Geschehen nicht verschwinden.

Die Ausgabe 3/2018 der „Gerbergasse 18“ (Heft 88) ist ab sofort im Buchhandel und direkt bei der Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.

Die Zwangsaussiedlungen aus dem Thüringer Grenzgebiet in den Jahren 1952 und 1961 sind Thema eines Vortrages von Dr. Anke Geier, den die wissenschaftliche Referentin des Landesbeauftragten morgen im Kurhaus Bad Sachsa halten wird. Anlass ist der 57. Jahrestag der Aussiedlungen vom 3. Oktober 1961, als in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Tausende Bürger aus der Grenzregion ins Landesinnere umgesiedelt wurden. Als Begründung für die Vertreibungsmaßnahme wurde die Sicherung der Staatsgrenze genannt. Der Geheimdienst der DDR, die Staatssicherheit, bereitete die repressive Aktion penibel vor und die Staatspartei SED zog im Hintergrund die Fäden. Die Genossen beteiligten sich aber auch aktiv an der Durchführung. 
Auf Einladung des Grenzlandmuseums Bad Sachsa wird die Wissenschaftlerin über die Methodik, Art und Weise der Vorbereitungen und die Durchführung der Vertreibungen sprechen. Fokus ihrer Ausführungen wird die Region Nordwestthüringen sein.
Vor diesem Vortrag wird Frau Marie-Luise Tröbs, die 1961 als junges Mädchen mit ihrer Familie aus Geisa ausgesiedelt wurde, in einem Zeitzeugengespräch ihre Erlebnisse bezüglich der Zwangsaussiedlung berichten. Ihre Lebensgeschichte ist eng verbunden mit den damaligen Ereignissen.
Nach dem Zeitzeugengespräch mit Frau Tröbs und dem Vortrag von Frau Dr. Geier werden in einer Diskussionsrunde unter anderen die heutigen Nachwirkungen der Zwangsaussiedlungen betrachtet. Hier besteht auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur freut sich über Ihr Kommen und lädt herzlich zu der Veranstaltung am 3. Oktober 2018 um 19:00 Uhr in das Kurhaus Bad Sachsa (Am Kurpark 6, 37441 Bad Sachsa) ein.

IMG 4174Mit einem gemeinsamen Stand, Zeitzeugengesprächen und Aktionen präsentieren sich die Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Folgen der kommunistischen Diktaturen am Tag der Deutschen Einheit 2018 in Berlin beim Bürgerfest im Themenbereich „Geschichte & Erinnern“. Der Thüringer Landesbeauftragte freut sich auf Ihren Besuch. 
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Berlin und den fünf östlichen Bundesländern, in denen es Landesbeauftragte gibt, informieren über ihre Arbeit und beantworten Fragen zur Einsicht in die Stasi-Unterlagen, zur Rehabilitierung und zur Opferrente.
Mit Quizspielen zur DDR-Geschichte und einer Postkartenaktion laden die Gastgeber die Besucher zum Mitmachen ein – gemäß dem Motto: Nur mit euch.

Alle Veranstaltungen und Aktionen der Landesbeauftragten auf einen Blick:

Bundesarchiv Bild 183 L1108 0028 Suhl Stadthalle 002Am 29. September 1983 startete die Band SAGA ihre Europatournee „Heads or Tales“ in der DDR und zwar in der Suhler Stadthalle. Das Konzert wurde vom Fernsehen der DDR komplett übertragen und im Jugendfernsehen wurden Interviews mit der Band gezeigt (zu sehen auf Youtube über diesen Link). Die Gruppe, die sich dem Progressive Rock der 1970-er Jahre verschrieben hat, gründete sich 1977 in Toronto/ Kanada. Ihr erstes Studioalbum hatte 1978 in Deutschland, Schweden und den Niederlanden durchschlagenden Erfolg. SAGA war auch die erste kanadische Band, die hinter dem Eisernen Vorhang auftrat: Am 14. Februar 1982 spielte die Band in Budapest vor 10.000 Fans.
1983 wählte die Band Suhl als Auftakt für die Tour zum fünften Studioalbum „Heads or Tales“ – damit war sie die erste westliche Rockgruppe, die ein Konzert in der DDR spielte. Der Auftritt war in Licht und Ton für die damaligen Verhältnisse auf dem höchsten Stand der technischen Entwicklung. Das Equipment wurde in drei riesigen Trucks und etlichen Bussen nach Suhl gefahren, so dass sich SAGA-Sänger Michael Sadler später in einem Interview erinnerte, dass die ganze Stadt zugeparkt gewesen sein soll, nachzulesen auf hier auf Freie Presse online. (Bildnachweis: Bundesarchiv_Bild_183-L1108-0028_Suhl_Stadthalle)

CDPW2Der leitende wissenschaftliche Mitarbeiter der Stiftung Ettersberg, Dr. Peter Wurschi, wurde heute im Thüringer Landtag zum neuen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gewählt. Seine Amtszeit beginnt zum 21. November 2018.

Der Landesbeauftragte Christian Dietrich (Foto rechts) gratuliert Dr. Peter Wurschi (Foto links) zur heutigen Wahl als Nachfolger im Amt des Landesbeauftragten. Christian Dietrich wünscht ihm die Unterstützung im Freistaat, die im Interesse der Opfer der SED-Diktatur und im Sinne der Auseinandersetzung mit den Folgen der SED-Herrschaft nötig ist.
Weitere Informationen zur Vita von Dr. Peter Wurschi finden Sie hier auf der Webseite der Stiftung Ettersberg.

Ballon Teaserplakat A4Am 29. September wird im Jenaer Kino am Markt (Markt 5, 07743 Jena) im Rahmen einer einmaligen Veranstaltung um 15:00 Uhr der „Ballon“ gezeigt, die zweite große Kinoverfilmung einer der spektakulärsten Fluchten per selbstgebauten Heißluftballon aus der DDR. Im Anschluss wird ein Gespräch zwischen dem tatsächlichen Ballonkonstrukteur, Günter Wetzel, und Roland Jahn dem Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen (* Jena) unter der Moderation des Landesbeauftragten Christian Dietrich (* Jena) stattfinden.

Im Sommer 1979 hatten die Thüringer Familien Strelzyk und Wetzel bereits über zwei Jahre hinweg einen waghalsigen Plan geschmiedet: Sie wollen mit einem selbst gebauten Heißluftballon aus der DDR fliehen. Doch der Ballon stürzt kurz vor der westdeutschen Grenze ab. Die Stasi findet Spuren des Fluchtversuchs und nimmt sofort die Ermittlungen auf, während die beiden Familien sich gezwungen sehen, unter großem Zeitdruck einen neuen Flucht-Ballon zu bauen. Mit jedem Tag ist ihnen die Stasi dichter auf den Fersen – ein nervenaufreibender Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Und dennoch: Am 16. September 1979 glückt es den Familien Strelzyk und Wetzel, mit ihrem selbstgebauten Heißluftballon die Grenze zu überwinden und in die Bundesrepublik zu fliehen. Günter Wetzel wird im Zuge des Gesprächs im Anschluss an den Film von seinen damaligen Erlebnissen, Schwierigkeiten und Gefahren im Zuge seiner kühnen Flucht aus der DDR berichten. Weitere Informationen zu Tickets und Reservierungen finden Sie hier auf der Webseite des Kino am Markt in Jena. 

MfS AGM Nr 1838 Bl 001 WebAm 25. September 2018 findet in der Erfurter Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße um 19:00 Uhr die exklusive Vorpremiere des Dokumentarfilmes „Honeckers unheimlicher Plan“ statt. Im Film wird das Vorgehen der Staatssicherheit am „Tag X“, also im Falle innerer Krisen oder der Mobilmachung der DDR, aufgezeigt. So wären etwa 10.000 DDR-Bürger in geheime Isolierungslager verschleppt worden. Neben der Vorpremiere in Erfurt ist der Film am 24. September in Leipzig, am 26. September in Weimar und am 27. September in Berlin zu sehen. Der Film von Katharina und Konrad Herrmann wird dann am 1. Oktober 2018 um 23:30 Uhr in der ARD gezeigt.
Dr. Anke Geier, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim ThLA, hat sich ebenfalls mit der Thematik der Isolierungsobjekte der Staatssicherheit in den drei Thüringer Bezirken Erfurt, Gera und Suhl befasst. Ihren Vortrag zum sogenannten Vorbeugekomplex des MfS in Thüringen und speziell zum Bezirk Erfurt finden Sie hier. Am 30. Oktober 2018 wird Frau Dr. Geier um 17:00 Uhr in der BStU-Außenstelle Suhl über die Internierungs- und Isolierungsobjekte im ehemaligen Bezirk Suhl vortragen. Weitere Infos dazu finden Sie hier auf der Webseite des BStU.
(Bildbeschreibung / Quelle: Titelblatt der Direktive 1/67 zur Mobilmachung des Ministeriums für Staatssicherheit / Signatur: BStU, MfS, AGM, Nr. 1838, Bl. 1).

Flyer FB ZuschnittKatholisch geprägt, schwach industrialisiert und deutsch-deutsches Grenzgebiet - das Eichsfeld war aufgrund dieser Gemengelage von Anfang an ein politisches Ausnahmegebiet in der DDR. „Wenn wir im Eichsfeld nicht vorankommen, nicht hier die Lehren ziehen, Erfahrungen sammeln, nicht hier das Beispiel schaffen, werden wir nicht in der Lage sein, in Bayern oder einem anderen katholischen Gebiet den Sozialismus aufzubauen“, mahnte Politbüromitglied Alfred Neumann auf der Sitzung des ZK Sekretariats am 1. Oktober 1958. Nur ein halbes Jahr später wurde von der SED der sogenannte „Eichsfeldplan“ beschlossen, um das katholische Milieu zu einem sozialistischen Industrieproletariat zu entwickeln. Es folgte die Ansiedlung gigantischer Industriebetriebe, ein massiver Ausbau der sozialen und wirtschaftlichen Infrastruktur, der Aufbau einer kirchenfernen, staatlich gelenkten und betriebsnahen Kulturszene sowie der systematische Import von regimeloyalen Kadern. In Leinefelde sollte sogar eine sozialistische Musterstadt errichtet werden. Nach der offiziellen Darstellung in der DDR-Historiographie und Propaganda sei der Eichsfeldplan eine einzigartige Erfolgsgeschichte gewesen. Doch welche Bilanz lässt sich tatsächlich ziehen? Neben der Entstehung, Zielsetzung und Umsetzung werden im Rahmen der Veranstaltung die Auswirkungen und Folgen des SED-Eichsfeldplans diskutiert. Es sprechen Dr. Christian Stöber vom Grenzmuseum Schifflersgrund und Dr. Torsten W. Müller vom Eichsfeldmuseum Heiligenstadt.

Die Veranstaltung findet am 27. September um 19:00 Uhr in der Erfurter Gedenkstätte Andreasstraße statt. 

Buergefest Plakat„Ho, Ho, Ho Chi Minh!“ hallt es im Sommer 1968 durch Westberliner Straßen. „Viva Dubček“ skandieren Demonstrierende zur gleichen Zeit auf dem Prager Wenzelsplatz. Nur in der DDR bleibt es ruhig. Der Sommer vergeht und es passiert – Nichts. Doch stimmt diese Wahrnehmung? Geht ’68 an der DDR vorbei? Oder gibt es doch Aufbruch, Veränderung, gar Revolution?
Wir machen uns auf die Suche und wollen herausbekommen, wie Ostdeutsche die Ereignisse damals jenseits ihrer Grenze wahrnehmen, welche Konsequenzen sie ziehen und was sich davon im kollektiven Gedächtnis verankert.
Der Thüringer Geschichtsverbund möchte mit Ihnen ins Gespräch kommen. Wir wollen zeigen, dass gesellschaftlicher Wandel auch in der DDR stattfindet und es viele Spielarten des Protestes gibt: politisch, künstlerisch, alltäglich. Der Traum von einer demokratischen Veränderung gräbt sich 1968 in viele ostdeutsche Köpfe ein und überlebt bis 1989. Diesem Aufbruchsgeist Ostdeutschlands wollen wir an unserem 5. Bürgerfest nachspüren.

Das Bürgerfest des Thüringer Geschichtsverbundes findet am kommenden Sonntag, 9. September, von 14:00 - 21:00 Uhr in der Erfurter Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße statt. 

Vortrag und Podiumsdiskussion mit Heike Knechtel, Gesine Tettenborn und Thomas Purschke

Foto WebIm staatlichen Auftrag wurden Hochleistungs- und Nachwuchssportler in der DDR gedopt. Sie erlitten hierdurch erhebliche gesundheitliche Schäden, deren Spätfolgen teilweise erst jetzt zu Tage treten. In seinem Vortrag spricht der Journalist Thomas Purschke über die Verstrickungen von Thüringer Medizinern und Wissenschaftlern im DDR-Staatsdopingsystem.
Darauf folgend liest Gesine Tettenborn (ehemalige Erfurter Spitzensportlerin) aus ihren bisher unveröffentlichten Zeitzeugenerinnerungen. Heike Knechtel von der Doping-Opfer-Hilfe informiert schließlich im Rahmen der Veranstaltung zur Lage der Dopingopfer, der Rehabilitierungspraxis und zum aktuellen Hilfsfonds.
Abschließend diskutieren Heike Knechtel, Gesine Tettenborn und Thomas Purschke unter der Moderation von Christian Dietrich über den Stand der Aufarbeitung des DDR-Sports in Thüringen. 
Der Landesbeautragte lädt interesserierte Bürgerinnen und Bürger herzlich zu der Veranstaltung am 26. September um 18:30 Uhr in das Erfurter Haus Dacheröden (Anger 37, 99084 Erfurt) ein. 

Die militärische Beendigung der Prager Frühlings lag in der Tradition der kommunistischen Herrschaft in Mitteleuropa. Die kritischen Reaktionen innerhalb der Staaten des sowjetischen Imperiums schufen jedoch eine neue Situation. Es entwickelte sich eine neue Generation des Widerstands, Dissidenten. Nach einem halben Jahrhundert wird der Blick darauf differenzierter. Gerade der vielfältige individuelle und sich stärker vernetzende Widerstand, den die Geheimpolizeien brutal unterdrückte, schuf ein neues Europa.
Prof. Dr. Jurko Prochasko (Lviv/Ukraine) wird am 5. September, 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr, in der "Akademie am Vormittag" in Gera (Lutherhaus, Joliot-Curie-Straße 1a) seine Erfahrungen darstellen. Er ist Übersetzer und Psychologe und sagte, wie auf die russische Propaganda zu reagieren sei... "besser singen bedeutet keineswegs zu versuchen, eine Gegenpropaganda zu betreiben, um die Propaganda zu übertönen. Sondern das, was Sigmund Freud empfiehlt: erinnern, wiederholen, durcharbeiten."

Ostk1Der Landesbeauftragte Christian Dietrich erinnert sich: Anfang 1988 besuchte ich den Philosophen und Mitbegründer der Charta 77 Jiří Dienstbier. Seit seiner Haftentlassung 1982 arbeitete er nachts als Heizer und schrieb wertvolle Beiträge im Samisdat zur Überwindung der kommunistischen Diktatur. Ich bat ihn um einen Beitrag für die in der DDR unter schwierigsten Umständen herausgegebene Samisdat-Zeitschrift OSTKREUZ. Anlass war der 20. Jahrestags der Niederschlagung des Prager Frühlings. „Was hat der Widerstand gegen die Normalisierung seit August 1968 gebracht?“ Zur gleichen Zeit formulierten Bürgerrechtler aus Ungarn, der CSSR und der DDR (dabei u.a. Miklós Haraszti, Petr Uhl und Gerd Poppe) eine gemeinsame Erklärung, wie sie es schon zum 30. Jahrestag der Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstandes im Jahre 1986 getan hatten. Dann kam der 21. August 1988 und erstmals gab es wieder Massenproteste in Prag. Das Motto der Demonstrationen war: DIE WAHRHEIT WIRD SIEGEN. Aus dem Rückblick kann man sagen, mit diesen Demonstrationen begann die Samtenen Revolution.

Noch während der Widerstand gewaltsam gebrochen und Demonstranten inhaftiert wurden, schrieb Jiří Dienstbier im September 1988:
„Kürzlich zeigte sich der Wille nach Herstellung einer wirklichen Normalität in der Gesellschaft bei einer ruhigen und würdevollen Demonstration zum zwanzigsten Jahrestag der sowjetischen Invasion, dem größten politischen öffentlichen Auftritt seit dem Jahre 1969. Es wurde keine einzige destruktive Losung gezeigt. Die Demonstranten forderten den Abzug sowjetischer Armeen, die Wahrheit über das Jahr 1968 und über die „Normalisierung“, die Freilassung politischer Häftlinge, die Aufhebung der Zensur, die Ermöglichung der Publikation unabhängiger Zeitschriften und die Beseitigung der Hindernisse für die Tätigkeit der Bürgerinitiativen. Einige Leute waren überrascht, da junge Demonstranten, von denen viele im Jahre 1968 nicht einmal geboren waren, nicht nur nach Freiheit riefen, sondern außer dem Namen des ersten Präsidenten der Republik, Tomás G. Masaryk, auch den Namen des Repräsentanten des Prager Frühlings, Alexander Dubcek, also den eines Kommunisten, der bis heute seine kommunistische Überzeugung nicht aufgab, skandierten.

Frei CoverRoswitha Quadflieg und Burkhart Veigel werfen in ihrem aktuellen Roman „Frei“ einen spannenden Blick auf das Ende der DDR, rückblendend auf zeitgeschichtliche Ereignisse in den frühen Jahren nach dem Mauerbau und auf die Wirkungen des Kalten Krieges und schließlich der Wiedervereinigung - bis in die Gegenwart.
Dabei halten sie sich zum einen konzise an die historische Fakten und erdenken darüber hinaus eine romanhafte Handlung, die dem Historischen eine neue narrative Qualität gibt. „Frei“ ist ein temporeich und mitreißend erzähltes Buch, das die Frage nach individueller Verantwortung angesichts der politischen Umwälzungen stellt – damals wie heute.

Das Verlangen nach Freiheit – und eine deutsch-deutsche Amour fou.

Frei Autoren webDas Buch handelt von Janus Emmeran, der als Student in den Sechzigerjahren einer der erfolgreichsten Fluchthelfer im geteilten Berlin war: sehr vielen Menschen verhalf er zur Flucht in die Freiheit. Vierzig Jahre später kehrt Janus in seine Schicksalsstadt zurück. Per Kontaktanzeige lernt er hier die fast 30 Jahre jüngere Colette kennen, Tochter eines linientreuen Hochschulprofessors in der DDR und Inhaberin eines kleinen Verlags. Zwischen den beiden, die verschiedener nicht sein könnten, entwickelt sich eine Amour fou, die bald auch Janus’ bewegte Vergangenheit wieder lebendig werden lässt – vom Tag des Mauerbaus am 13. August 1961 bis zum Aufbau des Fluchthilfenetzwerks.
So verschieden ihre Lebensläufe in Ost und West waren, versuchen Colette und Janus doch zueinanderzufinden. Bald wird ihnen klar, dass es nicht nur die deutsche Vergangenheit ist, die zwischen ihnen steht: Janus wird von einem Freund und ehemaligen Fluchthelfer gebeten, Anisa, eine verfolgte junge Frau syrisch-kurdischer Abstammung, in seinem Haus in der Schweiz zu verstecken. Anisas Schwester wurde von ihrem Vater und ihrem Onkel umgebracht, Anisa droht ein ähnliches Schicksal. In Janus erwacht aufs Neue der Drang, zu helfen.

Am Dienstag, den 23. Oktober 2018 wird um 18:30 Uhr eine Lesung nebst Gespräch mit den Autoren im Erfurter Augustinerkloster stattfinden. Mehr dazu in Kürze auf der Webseite des Landesbeauftragten. 

Reiner Kunze feiert am 16. August seinen 85. Geburstag.
Er war als junger Mann in die SED eingetreten und hatte in Leipzig Philisophie und Journalistik studiert. Als Assistent an der Journalisik-Fakultät kam es zu politischen Auseinandersetzungen, die ihn bewogen, die Universitätslaufbahn zu beenden. 1961 heiratete er die tschechische Kierferorthopädin Elisabeth Littnerová und beide zogen 1962 nach Greiz. Reiner Kunze übersetzte tschechische Lyrik und wurde als Dichter bekannt. Die SED-Kulturpolitik unterstützte ihn jedoch nicht und dach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Prag trat er aus der SED aus. Nun wurde er von der SED als möglicher Feind behandelt. Sein Kurzprosa-Band "Die wunderbaren Jahre" (1976) deckte die Verlogenheit der SED-Diktatur auf, nun wurde er zum Feind erklärt. Es folgten Drangsalierungen, die sowohl ihn aber auch seine Ehefrau Elisabeth und die Tochter Marcela betrafen. Bei einer Vernehmung wurde ihnen ein Autounfall vorhergesagt. 1977 stellte die Familie einen Ausreiseantrag und verlies wenig später die DDR.
In den letzten Tagen wurde mehrfach auf die mangelnde Anerkennung der Lebensleistung von politischen Häftlingen und Opfern der SED-Staats-Zersetzung verwiesen. Viele der Betroffenen, die vor Ende der SED-Herrschaft in die Bundesrepublik kamen, erlebten diese Nichtanerkennung schon „im Westen“ und mussten dann beobachten, dass führende Genossen wie Markus Wolf und Gregor Gysi hofiert wurden. Ilko-Sascha Kowalczuk spricht in diesem Zusammenhang von einer „unglaublichen Wut, die man ernst nehmen sollte (Interview mit Markus Decker zum 57. Jahrestag des Mauerbaus, in Berliner Zeitung am 13.08.2018).
Reiner Kunze beschrieb 2009 unter dem Titel „Wenn wieder eine Wende kommt“ seine Erfahrung der Zersetzung durch die SED in der DDR bis hin zu der nach seiner Ausreise in der bundesdeutschen Gesellschaft, wo die SED offenkundig viele Unterstützer fand. An vielen konkreten Beispielen machte er deutlich, der SED-Terror wirkt weit über die SED-Herrschaft hinaus. 2009 beendete Reiner Kunze seine Rede programmatisch:
„Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es, aber es gibt Ideologien, deren die Menschheit nie Herr werden wird, und der Weg von der Demokratie in die Diktatur kann demokratisch sein. Möge uns die Freiheit erhalten bleiben und in der Freiheit die Humanität.“

Im Auftrag des Landesbeauftragten führt die Beratungsinitiative SED-Unrecht ab dem 29. August einen Selbsterfahrungskurs für Menschen mit den unterschiedlichsten Erfahrungen von SED-Unrecht durch. Die Teilnehmer/-innen können sich in einem geschützten und fachlich begleiteten Rahmen mit ihren biografischen Erfahrungen und Erlebnissen in der SED-Diktatur auseinandersetzen. Dabei werden sie selbst Handelnde und steuern eigenverantwortlich, wie und in welchem Maß ihr Anliegen mit Unterstützung der Gruppe und der Anleiter zum Thema wird. Die Selbsterfahrungsgruppe legt ihren Fokus besonders auf die Förderung von zwischenmenschlichen Beziehungen bzw. (Selbst-) Vertrauen und die Steigerung der Selbstwirksamkeit gerade in Bezug auf eigene Erfahrungen mit dem SED-Unrecht.

Zeitrahmen: 8 Abende für jeweils 2 ½ Stunden, 16.30 – 19.00 Uhr
Beginn: Mittwoch, den 29. August 2018, 16.30Uhr
Weitere Termine: Do. 13.9.18, Do. 11.10.18, Mo. 22.10.18, Do. 08.11.18, Do. 22.11.18, Do. 29.11.18, Mi. 12.12.18.
Ort: Hugo-Aufderbeck-Seminar im Marienstift, Hopfengasse 8, Erfurt
Kosten: Die Teilnahme an der Selbsterfahrungsgruppe für Menschen mit Diktaturerfahrung ist für Sie kostenlos. Die Kosten trägt die Beratungsinitiative SED-Unrecht. Für auswärtige Teilnehmer/-innen aus Thüringen kann ein Fahrtkostenzuschuss gewährt werden.
Teilnehmerzahl: 8-10 Teilnehmer/-innen
Leitung: Robert Sommer, Diplom-Sozialpädagoge, Mitarbeiter der BI-SED-Unrecht, Psychodrama-Leiter (FEPTO) 
Co-Leitung: Bernd Seifert, Theologe, Systemischer Familientherapeut (SG), Psychodrama-Leiter (FEPTO) 

Eine regelmäßige Teilnahme ist für ein gutes gemeinsames Arbeiten notwendig und wird von uns bei einer Entscheidung für die Gruppe erwartet.
Interessierte melden sich bitte zu einem Vorgespräch bei Robert Sommer: Telefon: 0361/78969752 bzw. 0176/70513462 oder per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

gerbergasse sportDie neue Ausgabe der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ widmet sich dem populären Themenfeld Sport. Parallel zur momentan stattfindenden Fußball-Weltmeisterschaft blicken die Beiträge des Heftes vor allem auf das „Sportwunderland“ DDR und seine Folgen bis in die Gegenwart.
Vor 30 Jahren stand die DDR auf dem 2. Platz des Medaillenspiegels der Sommerspiele von Seoul. Hinter der Sowjetunion und vor den Vereinigten Staaten sammelte das kleine Land in Südkorea 102 mal Edelmetall im Vergleich zur Bundesrepublik mit „nur“ 40 Medaillen. Die 1990 endende deutsch-deutsche Sportkonkurrenz gehörte als Leitmotiv zur Teilungsgeschichte, weil sportliche Wettkämpfe stets als Duelle im Systemvergleich stilisiert und interpretiert wurden: Wer ist besser, wer ist dem anderen überlegen? Die Gegenfrage stellt sich für viele ehemalige Sportlerinnen und Sportler oft erst nach Jahrzehnten, wenn ihre Körper nicht mehr mitspielen: Wie hoch war der Preis? Zu diesen und weiteren Folgefragen an die Rolle des Sports sprechen Ines Geipel, Vorsitzende des Doping-Opfer-Hilfe e.V., und Harald Freyberger, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Klartext in zwei lesenswerten Interviews.
Die weiteren Beiträge im Heft richten sich unter anderem auf den Städtevergleich zwischen Leipzig und Potsdam während der Friedlichen Revolution 1989, die Überwachung des Gesundheitswesens und der Arbeitsmedizin im Bezirk Magdeburg, die Biografie des vor 20 Jahren verstorbenen Musikers Gerulf Pannach sowie originelle Fundstücke aus dem Stasi-Unterlagenarchiv. Eine Filmrezension stellt das 1956 spielende „Das schweigende Klassenzimmer“ und die umstrittene Satire „The Death of Stalin“ als Beispiele für anregende Geschichte(n) im Film gegenüber. Ein kritischer Blick auf den mühsamen Prozess der historischen Aufarbeitung an der Hochschule für Musik in Weimar rundet die neue „Gerbergasse 18“ ab.

Die neue Ausgabe 2/2018 der „Gerbergasse 18“ (Heft 87) im Buchhandel oder direkt bei der Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.

Der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (ThLA) führt heute zwischen 12:00 und 18:00 Uhr in der Erfurter Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße (Andreasstraße 37a) gemeinsam mit dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) eine Außensprechstunde durch. Die Ansprechpartner für Betroffene und Interessierte sind Thomas Heinemann (ThLA) und Sylvia Lechner (BStU).

Thomas Heinemann berät vor Ort zu den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen, die zur Minderung der Folgen von SED-Unrecht durch den Deutschen Bundestag beschlossen wurden:

DSC02738Vergangenen Freitag hat auf Einladung des Landtagspräsidenten Christian Carius und des Landesbeauftragten Christian Dietrich im Industriedenkmal Gasmaschinenzentrale Maxhütte in Unterwellenborn eine Gedenkveranstaltung anlässlich des Gedenktags für die Opfer des SED-Unrechts stattgefunden. Eröffnet wurde die Veranstaltung im Rahmen einer Begrüßung durch Christian Carius, gefolgt von einer Rede des Landesbeauftragten. Christian Dietrich erläuterte in Unterwellenborn: "Die SED-Diktatur ist fast 30 Jahre überwunden. In einem Gespräch sagte eine Enkelin zu ihrem Großvater „Wenn ihr nicht sprecht, können wir nicht fragen!“ Schön, wenn die alt Gewordenen dann sagen: „Vielleicht können wir zu sprechen beginnen, wenn ihr fragt!“ 
Gibt es ein Gespräch dann gibt es auch ein persönliches Verstehen: Erkennen, was es heißt, in einer Diktatur zu leben und seinen Eigensinn zu bewahren. Mensch zu bleiben, gerade wenn ein Staat Dir die Würde nimmt. Der Landtagspräsident verbindet die Gedenkfeiern für die Opfer des SED-Unrechts mit einer Zeugenbefragung durch Schüler. Menschen, die sich nicht mit dem Unrechtsstaat gemein machten und dafür Diskriminierung, Verfolgung und Verlust ihrer Heimat in Kauf nahmen, sind eine bleibende Inspirationsquelle für uns. Gestatten Sie mir, heute eine eigene Erinnerung dazu zu legen. Mitte der 1980er Jahre hatten wir einen Stalinismusarbeitskreis gegründet, der die verschwiegenen und tabuisierten Verbrechen ans Licht und ins Gespräch bringen wollte. Vor 30 Jahren schrieben wir in einem offenen Brief [Offener Brief des Naumburger Stalinismusarbeits-kreises und weiterer Dissidenten vom November 1988]"... Lesen Sie die vollständige Rede des Landesbeauftragten hier

Gedenkveranstaltungen in Thüringen anlässlich des Gedenktags für die Opfer des SED-Unrechts

Heute veranstaltet der Thüringer Landtag gemeinsam mit dem Landesbeauftragten um 14:00 Uhr im Industriedenkmal Gasmaschinenzentrale Maxhütte in Unterwellenborn (Bergweg 1) eine Gedenkveranstaltung anlässlich des Gedenktags für die Opfer des SED-Unrechts. Eröffnet wird die Veranstaltung durch Landtagspräsident Christian Carius, gefolgt von einem Grußwort vom Landesbeauftragten Christian Dietrich.

"Die Opfer des SED-Unrechts dürfen nicht vergessen werden", sagt Christian Dietrich vorab. "Die Würdigung der Diktaturopfer und die Stärkung des Rechtsstaates sind nicht zu trennen. Das Rechtfundament unseres Landes „Schutz der Menschenwürde als Staatsaufgabe und Staatsverpflichtung“ erwuchs aus der Diktaturerfahrung der Mütter und Väter des Grundgesetzes. Menschen, die sich nicht mit dem Unrechtsstaat gemein machten und dafür Diskriminierung, Verfolgung und Verlust ihrer Heimat in Kauf nahmen, sind eine bleibende Inspirationsquelle unseres Rechtsstaates", so der Landesbeauftragte weiter.

Vor 65 Jahren fand in der DDR die erste Massenerhebung gegen die kommunistische Diktatur in Mitteleuropa statt. Am 17. Juni 1953 beteiligten sich über eine Million Menschen in mehr als 700 Orten an den Protesten gegen Normenerhöhungen und für freie Wahlen, die Freilassung der politischen Häftlinge und die Einheit Deutschlands. Der Aufstand wurde brutal niedergeschlagen, doch sein Beben erreichte sogar die Häftlinge im sibirischen GULAG.
Auch an vielen Orten in Thüringen mussten Gefangene unter oft menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten. In Unterwellenborn wurde 1949 ein Haftarbeitslager errichtet. Zeitweilig waren hier 600 Männer inhaftiert und wurden zur Arbeit gezwungen. Schüler des Staatliches Gymnasium "Erasmus Reinhold" Saalfeld haben sich mit Akten aus dem Leben von vier Zeitzeugen auseinandergesetzt und im Rahmen der Veranstaltung die Möglichkeit, ihnen Fragen zu stellen.

Die Zeitzeugen sind Günther Rehbein (geb. 1933, aus Gera) 1952 als junger Familienvater verhaftet und wegen Spionage und Hetze zu 25 Jahren „Zwangsarbeitslager“ verurteilt. Erst 1955 kam er aus Workuta (Sowjetunion) frei. Seine politische Verfolgung endete erst 1989.
Ralf Weber (geb. 1955) war vom sechsten bis zum 17. Lebensjahr in Heimeinrichtungen. Vom Jugendwerkhof Hummelshain aus wurde der 15-Jährige zur Arbeit im VEB „Maxhütte“ (Unterwellenborn) eingesetzt.
Ehepaar Bause (geb. 1961 u. 1963) stellte 1985 einen Ausreiseantrag in die Bundesrepublik. Um ihren Freiheitswillen zu verdeutlichen, organisierte Gerhard Bause zusammen mit zwei weiteren Eichsfeldern den ersten lokalen Widerstand.
Neben den drei „Anführern“ der „Protesterklärung“ wurde aber auch Dorit Bause am 29.02.1988 verhaftet. Erst nach dem Mauerfall kam Gerhard Bause frei.

Der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich zu der Veranstaltung ein.
Ort: Gasmaschinenzentrale, Bergweg 1, 07333 Unterwellenborn
Zeit: 15.06.2018, 14:00 Uhr

Weitere Gedenkveranstaltungen anlässlich des 17. Juni 1953:

Im vergangenen Jahr wurde auf Initiative der Pottigaer Einwohner ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Zwangsaussiedlungen eingeweiht. Am morgigen Samstag um 11 Uhr wird nun ein Pavillon an der Aussichtsplattform am sogenannten Wachhügel eingeweiht, der zum Verweilen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze einlädt. Unsere Mitarbeiterin, Dr. Anke Geier, wird aus diesem Anlass um 13:00 Uhr im Infozentrum in Pottiga einen Vortrag über die Zwangsaussiedlungen aus Pottiga halten. Hierbei geht sie auch auf die Geschichte der Grenze ein. Sie sind herzlich eingeladen nach Pottiga zu kommen. Neben der Pavillon-Einweihung und dem Vortrag findet in der Gemeinde ein Familientag statt.
Zu DDR-Zeiten lag die Gemeinde Pottiga im 500-Meter-Streifen des Sperrgebietes. Die bayrische Grenze war zum Greifen nah. Bevor die Grenze in den 1950er Jahren zunehmend abgeriegelt und immer schärfer bewacht wurde, nutzten viele Menschen die Möglichkeit über die „Grüne Grenze“ zu fliehen. 1952 und 1961 wurden dann auch aus Pottiga zahlreiche Einwohner ins Landesinnere ausgesiedelt. Sie wurden vertrieben und durften nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stärkt die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der DDR und dem SED-Unrecht. Dafür wurden jetzt 14 Forschungsverbünde ausgewählt. Sie werden in den nächsten vier Jahren mit bis zu 40 Millionen Euro gefördert. Zu den Forschungsfragen zählen begangenes Unrecht, etwa in Haftanstalten, Erziehungsheimen, im Gesundheitswesen sowie gegen Ausreisewillige, aber auch Modernisierungsblockaden in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein weiterer Fokus liegt auf den Nachwirkungen der DDR und des Transformationsprozesses nach 1989/90 auf aktuelle Entwicklungen.

Zwei Thüringer Forschungsverbünde werden gefördert 

Zur Förderung wurden auch zwei Thüringer Verbünde ausgewählt: Zum einen der Verbund "DuT. Diktaturerfahrung und Transformation: Biographische Verarbeitungen und gesellschaftliche Repräsentationen in Ostdeutschland seit den 1970er Jahren" (Verbundkoordination: Prof. Dr. Jörg Ganzenmüller) mit den beteiligten Einrichtungen Friedrich-Schiller-Universität Jena, Stiftung Ettersberg, Weimar, Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora sowie der Universität Erfurt. Zum anderen forscht das Universitätsklinikum Jena gemeinsam mit der Fachhochschule Dortmund, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Universitätsmedizin Greifswald unter der Koordination von Prof. Dr. Bernhard Strauß in dem Verbund  "SiSaP. Seelenarbeit im Sozialismus – Die ambivalente Rolle der Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie im Gesundheitssystem der DDR". 

Landesbeauftragter begrüßt Entscheidung 

Der Landesbeaftragte Christian Dietrich begrüßt die Entscheidung des Bundes und sagte gegenüber dem MDR: "Gerade die Forschung zur 'Seelenarbeit' in der DDR hat enge Bezüge zu Fragen der Rehabilitierung und Begleitung von Betroffenen". Weitere Hintergrundinformationen finden Sie hier auf MDR online.  

W1bVertreterinnen und Vertreter von Verfolgtenverbänden und Aufarbeitungsinitiative trafen sich vom 8. bis 10. Juni 2018 in Potsdam zum 22. Bundeskongress der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Folgen der kommunistischen Diktatur sowie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Betroffene dreier Generationen tauschten sich darüber aus, wie es heute gelingen kann, Erfahrungen mit politischer Verfolgung miteinander zu teilen und in die Gesellschaft einzubringen. „Geschichte braucht Geschichten“, sagte Dr. Maria Nooke, die brandenburgische Aufarbeitungsbeauftragte, „um das damals Geschehene zu verstehen. Daher wollen wir zum Dialog miteinander ermutigen“.
Die 200 Teilnehmenden des Bundeskongresses forderten die Entfristung und Erweiterung der SED-Unrechtsbereinigungsgesetze und des 2. Doping-Opferhilfegesetzes - noch für dieses Jahr. 
Viele ehemals politisch Verfolgte sind heute noch benachteiligt. Vor diesem Hintergrund erklärte der brandenburgische Ministerpräsident, Dr. Dietmar Woidke, bei der Eröffnung: „Die Landesregierung werde eine Bundesratsinitiative ergreifen mit dem Ziel, die SED-Unrechtsbereinigungsgesetze so zu novellieren, dass die soziale Lage ehemals politisch Verfolgter der SBZ bzw. DDR verbessert wird.“
W2Mit einer Gedenkveranstaltung am „Mahnmal gegen das Vergessen“ auf dem Friedhof Werder (Havel) endete der Kongress am vergangenen Sonntag. Dort wird an acht Werderaner Jugendliche erinnert, die zu Beginn der 1952er Jahre von einem Sowjetischen Militärtribunal zum Tode verurteilt und in Moskau erschossen wurden.
Auf den Fotos zu sehen: Werner Bork hält vor dem "Mahnmal gegen das Vergessen" eine Erinnerungsrede. Bork war bis zu seiner Flucht nach West-Berlin Schüler in Werder und Teil der Widerstandsgruppe, die Flugblätter schrieb und verteilte. Auf private Initiative hin wurde vor zehn Jahren dieser Gedenkort geschaffen.
Einen ausführlichen Bericht von Peter Gärtner über den diesjährigen Bundeskongress finden Sie hier auf Freie Presse online

Der Landesbeauftragte führt am Dienstag, den 26. Juni zwischen 12:00 und 18:00 Uhr in der Erfurter Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße (Andreasstraße 37a) gemeinsam mit dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) eine Außensprechstunde durch. Die Ansprechpartner für Betroffene und Interessierte sind Thomas Heinemann (ThLA) und Sylvia Lechner (BStU).

Thomas Heinemann berät vor Ort zu den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen, die zur Minderung der Folgen von SED-Unrecht durch den Deutschen Bundestag beschlossen wurden:

1. Strafrechtliches Rehabilitierungsgesetz (StrRehaG)
Ermöglicht die Aufhebung rechtsstaatswidriger Entscheidungen der DDR-Justiz (u. a. Passvergehen/ versuchte Republikflucht, Boykott- oder staatsfeindliche Hetze, Spionage, Wehrdienstverweigerung). Ebenso politisch motivierte Verurteilungen mit überzogenem Strafmaß oder die außerhalb eines Strafverfahrens erfolgte gerichtliche oder behördliche Entscheidung mit Anordnung zur Freiheitsentziehung, sofern diese der politischen Verfolgung oder sonstigen sachfremden Zwecken gedient hat. (Einweisung Psychiatrie oder Anordnung zur Unterbringung in einem Heim für Kinder oder Jugendliche).
2. Verwaltungsrechtliches Rehabilitierungsgesetz (VwRehaG)
Dient der Aufhebung von elementar rechtsstaatswidrigen Maßnahmen von DDR Organen, wenn die Maßnahmen zu einer gesundheitlichen Schädigung, einem Eingriff in Vermögenswerte oder einer beruflichen Benachteiligung geführt haben und die Folgen noch unmittelbar schwer und unzumutbar für den Betroffenen fortwirken.
3. Berufliches Rehabilitierungsgesetz (BerRehaG)
Knüpft mit dem Ziel eines Nachteilsausgleichs verfolgungsbedingter Eingriffe in Ausbildung oder Beruf an StrRehaG und VwRehaG an. Erfasst auch Maßnahmen des Betriebes oder staatlicher Organe (u. a. Nichtzulassung oder Exmatrikulation zu EOS oder Fach-/Hochschule, Kündigung oder Lohn- bzw. Gehaltsminderung, Entzug Gewerbeerlaubnis). 
Zielstellung dieser Rehabilitierungsgesetze ist es, Verfolgten einen Weg zu eröffnen, sich vom Makel persönlicher Diskriminierung zu befreien, einen Nachteilsausgleich in der Rente zu ermöglichen und soziale Ausgleichsleistungen (z.B. „Opferrente“) in Anspruch zu nehmen.

Sylvia Lechner (BStU) gibt Bürgerinnen und Bürgern am 26. Juni außerdem die Möglichkeit zur Antragstellung auf Akteneinsicht. Auch Fragen rund um die persönliche Akteneinsicht, zu Wiederholungsanträgen, zur Decknamenentschlüsselung und über die Arbeit der Behörde werden gerne beantwortet.

Jahn1 003Genau 35 Jahren nach der Ausbürgerung Roland Jahns aus der DDR wurde dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen die Ehrendoktorwürde Dr. h.c. phil. vom Institut für Politikwissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena verliehen. Es war der Höhepunkt des Tags der Politikwissenschaften im Jahr des 25-jährigen Bestehens des Instituts für Politikwissenschaften. Die Laudatio hielt der Jenenser Bürgermeister Albrecht Schröder.
In seiner Dankesrede sprach Roland Jahn über seine Zwangsausweisung aus der DDR und der Beschädigung der Beziehung zu seinen Eltern, insbesondere zu seinem Vater. Der Thüringer Landeszeitung hatte er zuvor ein Interview gegeben, in dem er ausführlich über den Heimatverlust sprach: „Als ich auf der Akropolis stand und auf Athen schaute, da schob sich vor mein inneres Auge plötzlich die Sicht von den Kernbergen auf Jena. . . Seither ist mir klar: Gerade wenn man zwangsweise weg ist aus der Heimat, gewinnt sie eine ganz besondere Bedeutung.“ (Das vollständige Interview finden Sie auf  Thüringische Landeszeitung online)
Jahn5 003Der Landesbeauftragte gratulierte dem Inspirator der friedlichen Revolution und erinnerte daran, dass die Staatssicherheit einen operativen Vorgang unter dem Codewort „Weinberg“ gegen ihn eingeleitet hatte, nachdem er in West-Berlin lebte. In mehrfacher Hinsicht ließ ihn die Heimat nicht los. Die Universität interpretierte die Ehrenpromotion als eine Wiedergutmachung – insbesondere für seine Relegierung von der Universität im Jahre 1977, nach dem er sich mit Wolf Biermann solidarisiert hatte. Dieser Vorgang ist eine Schlüsselgeschichte in Roland Jahns DDR-Analyse „Wir angepassten“. (Foto oben links: Jürgen Scheere/FSU Jena. Foto rechts: MH/CL)

IMG 3471Auch in diesem Jahr sind wir am Tag der offenen Tür des Thüringer Landtags (9. Juni, 10:00 - 17:00 Uhr) im Funktionsgebäude des Landtages mit einem Stand vertreten. Dort gibt es die Möglichkeit, an einem Quiz zur DDR-Geschichte teilzunehmen. Wer sich auskennt, kann tolle Preise zu gewinnen. Am Stand bieten wir zudem gemeinsam mit der Beratungsinitiative SED-Unrecht die Möglichkeit zu Beratungsgesprächen für politisch Verfolgte der Sowjetischen Besatzungszone/DDR an. Daneben haben wir ein folgendes Programm rund um das Thema DDR, SED-Unrecht und Aufarbeitung: 

Filmvorführungen: 
Funktionsgebäude des Thüringer Landtags, EG, Raum F 002

11.00 Uhr
„Die letzten Zeugen des Gulag“
Ein Film von Dean Caceres und Lars Henze (2014)

13.00 Uhr
„Die letzten Zeugen des Gulag“
Ein Film von Dean Caceres und Lars Henze (2014)

15.00 Uhr
„Die letzten Zeugen des Gulag“
Ein Film von Dean Caceres und Lars Henze (2014)

Ausstellungen: 
Funktionsgebäude des Thüringer Landtags / Politik- und Geschichtsmeile 

10.00 Uhr - 17.00 Uhr 
Ausstellung "Straßen überwinden Grenzen" 

Wir freuen uns, Sie an unserem Stand begrüßen zu dürfen! 

Der Schutz der Menschenwürde ist Staatsaufgabe und Staatsverpflichtung. Es war die Diktaturerfahrung einiger Mütter und Väter des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, die zu dieser fundamentalen Staatsdefinition führte. Nie wieder sollte der „Normenstaat“ durch einen „Maßnahmenstaat“ (so Ernst Fraenkel) ersetzt werden. In der politischen Bildung wird die Sensibilisierung für die Menschenwürde mit der Erinnerung an die Folgen des Allmachtswahns von Diktatoren und der „Überflüssigmachung des Menschen als Menschen“ (Hannah Arendt) verbunden. Menschen, die sich nicht mit dem Unrechtsstaat gemein machten und dafür Diskriminierung, Verfolgung und Verlust ihrer Heimat in Kauf nahmen, sind eine bleibende Inspirationsquelle unseres Rechtsstaates. Umso wichtiger ist es, dass wir sie nicht als Bittsteller behandeln, sondern ihnen nach der nötigen Rehabilitierung auch eine angemessene Entschädigung zuerkennen.
In letzter Zeit wurden immer wieder Härtefallfonds für verschiedenste Opfergruppen ins Gespräch gebracht, um deren heutige wirtschaftliche Situation zu verbessern. Es scheint, dass dabei die im Koalitionsvertrag benannten verfolgten Schüler aus dem Blick geraten. Deren Rentenbiografie wurde von Arbeitsbeginn an beeinflusst, von den laufenden Ausgleichsleistungen nach § 8 BerRehaG sind sie ausgeschlossen. Ein Härtefallfonds kann hier weder Abhilfe für die erlittene Benachteiligung leisten, noch eine angemessene Anerkennung und Würdigung (wie für die Rehabilitierungsgesetzgebung durch den Einigungsvertrag vorgegeben) sein. Deshalb empfiehlt der Landesbeauftragte nicht nur die Entfristung der Gesetze zur Rehabilitierung der SED-Opfer, sondern fordert auch, die Angemessenheit der Entschädigungen für die anerkannten Verfolgungsgruppen aus den Rehabilitierungsgesetzen zu überprüfen.
Da unter politischer Verfolgung auch die Angehörigen zu leiden hatten, sollte auch die „Stiftung für ehemalige politische Häftlinge“, die ausdrücklich mitbetroffene Hinterbliebene unterstützt, gestärkt werden.

Am 18. Mai wird Hartmut Rosinger 70. Es ist seit 1989 in der Aufarbeitung der SED-Diktatur engagiert. Er engagiert sich im „Bürgerkomitee des Landes Thüringen e. V“., veröffentlichte u.a. über die Funktion der K I [Kriminalpolizei Dezernat I], dem verdeckten Ableger der Staatssicherheit innerhalb der Polizei. Ein großes Werk ist sein Grenzlexikon (1. Auflage 2005, 2. Auflage 2018).

1980 kündigte er seine inoffizielle Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit auf. Erst in der Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur in den 1990er Jahren offenbarte er seine IM-Tätigkeit (IM „Hans Kramer“, 1974-1980). Er wandte sich an sein Opfer, Peter Wulkau, der auch aufgrund seines Verrats zu vier Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt wurde. Peter Wulkau erklärte sich bereit, mit seinem Verräter im Rahmen von Schülerprojekten sich der eigenen Vergangenheit zu stellen.
Seit 2006 führt der Landerbeauftragte dieses besondere Schüler(„Opfer-Täter“)-Projekt durch. Der einzigartige Dokumentarfilm „Feindberührung“ von 2011 spiegelt diesen Versöhnungsprozess wider. „Feindberührung“ wurde für das ZDF in Co-Produktion mit Cinétévé in Paris für France 3 hergestellt und am Tag der deutschen Einheit 2011 ausgestrahlt. Er erhielt den PRIX EUROPA für den besten Dokumentarfilm 2011. Im vergangenen Jahr gab Hartmut Rosinger ein Interview zu diesem (Selbst)Versöhungsprozess.
Der Landerbeauftragter und seine Mitarbeiter haben ihm viel zu verdanken und freuen sich auch auf weitere Projekte.

 

Am 13. Mai – dem diesjährigen Muttertag – feiert Annegret Büttner ihren 80. Geburtstag.
Aus diesem Anlass machen wir erneut auf ihr Schicksal und das ihrer Familie aufmerksam. Während der großen Zwangsumsiedlungsaktion in der DDR kurz nach dem Mauerbau wurde Frau Büttner mit ihrem Ehemann Andreas und ihren Eltern aus dem eichsfeldischen Schönau zwangsausgesiedelt. Die Büttners kamen im Oktober 1961 nach Bad Berka. Die Eltern Frau Büttners, Hermann und Anna Jünnemann, wurden nach Töttleben bei Erfurt ausgesiedelt. Ihre Geschichte steht stellvertretend für die vielen Geschichten von Vertreibung aus dem Grenzgebiet der DDR. Neben dem Verlust der Heimat bedeutete die Aussiedlung auch die Enteignung von Haus- und Grundbesitz. Frau Büttner kämpfte nach 1990 viele Jahre um die Rückgabe des elterlichen Anwesens, einem Bauernhof mit Gaststätte, und von 5 Hektar Ackerland.
Annegret Büttner wurde 1938 in Schönau bei Uder geboren. Ihr Vater war Land- und Gastwirt. Mit der Einführung eines verschärften Grenzregimes im Jahr 1952 lag das Heimatdörfchen von Annegret Büttner in der 5-Kilometer-Sperrzone an der innerdeutschen Grenze. Durch die Einführung dieser Sperrzone wurde im Mai 1952 die elterliche Gastwirtschaft „Zum lahmen Frosch“ geschlossen. Annegret Büttner beendete in diesem Jahr ihre Schulzeit und half in der Landwirtschaft der Familie aus. 1955 absolvierte sie ein Haushaltsjahr bei den Nonnen im Missionskonvikt in Borken/Westfalen. Hier blieb sie für ein Jahr ohne DDR-Genehmigung. Auf Bitten ihres Vaters kehrte sie schließlich in die DDR zurück. Aufgrund ihrer fehlenden Ausreisegenehmigung galt sie nun als sogenannter „Republikflüchtling“. Sie musste sich zunächst „bewähren“: Sie arbeitete in einem Konsumladen in Talwenden und später als Bedienung in einer Gaststätte in Uder. 1960 lernte sie ihren Mann kennen. Sie heirateten im April 1961. Im Juli desselben Jahres überschrieb ihr Vater Hermann die Landwirtschaft und das Anwesen auf seine Tochter Annegret. Ihre vier Geschwister lebten mittlerweile nicht mehr in der DDR. Ein Großteil des Ackerlandes hatte die Familie an die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) verpachtet. Frau Büttner und ihr Mann arbeiteten in Heiligenstadt, wo sie ein Milchgeschäft der Handelsorganisation (HO) betreuten.
Am 3. Oktober 1961 wurden sie und ihre Angehörigen früh um 6 Uhr von unbekannten Männern lautstark geweckt und ihnen ihre sofortige Aussiedlung aus dem Grenzgebiet mitgeteilt. Einen Rechtsgrund gab es nicht. Weshalb sie ihre Heimat verlassen mussten, erfuhren sie erst nach der Wiedervereinigung: Büttners wurden aufgrund von „staatsfeindlicher Einstellung“ und „organisiertem Westfernsehen“ – so die Sprache in den Akten – ins Innere der DDR umgesiedelt. Ihre Habseligkeiten wurden auf einen Transporter geladen und die Büttners getrennt wie Schwerverbrecher weggefahren. Keinem wurde gesagt, wohin sie gebracht werden würden. Die pflegebedürftige, bettlägerige Großmutter blieb allein im Haus zurück.

Flyer FB Rehbein

Günther Rehbein hat den Gulag überlebt. Seine Erinnerungen belegen, dass das an ein Wunder grenzt. 1952 wurde er in Gera mit gerade einmal 19 Jahren verhaftet: Ihm wurde vorgeworfen, als Spion in einer antisowjetischen Gruppe tätig zu sein. Eine Odyssee durch die Haftanstalten der DDR begann: Gera-Amthorstraße, die Gefängnisse des sowjetischen Geheimdienstes NKWD in Berlin-Karlshorst und Chemnitz. Unter Folter unterschrieb er im November 1952 ein russischsprachiges Geständnisprotokoll und das sowjetische Militärtribunal fällte ein vorgefertigtes Urteil: 15 Jahre für Spionage, 10 Jahre für antisowjetische Hetze und 20 Jahre für versuchte Diversion (Feindtätigkeit, Sabotage), das hieß 45 Jahre Haft im Zwangsarbeitslager in der Sowjetunion.

Unmittelbar nach dem Urteilsspruch wurde er nach Workuta am Nordende des Uralgebirges in Russland verschleppt. Im sogenannten Besserungsarbeitslager Workuta, eines der größten und härtesten Zwangsarbeitslager, arbeitete Günther Rehbein in den Kohleminen. Oft war der Tod näher als das Leben. Viele seiner Kameraden verstarben. Die Hoffnung, seine Familie wiederzusehen, stärkten seinen Willen zu überleben, auch wenn er während seiner Haftzeit keinen Kontakt zu ihnen aufnehmen durfte. Er erlebte extreme Lebensbedingungen in der Tundra, ebenso den im Sommer 1953 ausgebrochenen Häftlingsaufstand, der blutig niedergeschlagen wurde. Nach Verhandlungen des Bundeskanzlers Konrad Adenauer mit dem sowjetischen Parteichef Nikita Chruschtschow wurden die deutschen Gulag-Häftlinge entlassen. Im Oktober 1955 kehrte auch Günther Rehbein in die DDR zurück. Dort wurde er vom Staatssicherheitsdienst auf eine Weise bespitzelt und schikaniert, die ihn fast in den Wahnsinn trieb. Vier Jahre lang saß er schließlich im „Gelben Elend“ in Bautzen ein.
Der 85jährige Günther Rehbein ist Autor des Buches „Gulag und Genossen. Aufzeichnungen eines Überlebenden“, aus dem er am 12. Juni 2018 in der Stadtbücherei Suhl lesen wird. Zudem erzählt er auf der Veranstaltung von seinen Erlebnissen in Workuta und in der DDR.

Am kommenden Mittwoch wird Heino Falcke mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet, seine Vita erklärt die Ehrung: Heino Falcke wurde am 12. Mai 1929 in Westpreußen geboren. Nach dem Krieg studierte er in Berlin, Göttingen und Basel evangelische Theologie. 1952 entschied er sich, Pfarrer in der DDR zu werden. Nach zwei Jahren als Studieninspektor am Predigerseminar in Wittenberg wurde Heino Falcke Assistent am Lehrstuhl für Systematische Theologie in Rostock. Hier wurde er 1958 promoviert. 1961 erfolgte seine Habilitation. Von 1963 bis 1973 war er Direktor der kirchlichen Ausbildungsstätte Predigerseminar in Gnadau bei Magdeburg. Daran anschließend, leitete Falcke von 1973 bis 1994 als Propst den Propstsprengel Erfurt. Die christliche Existenz im sozialistischen Staat, die Sicherung des Friedens und die Erhaltung der Umwelt waren vor allem Gegenstand seiner Arbeit.
Vor 50 Jahren, nach der Niederschlagung des Prager Frühlings, prägte er zusammen mit seinem Bischof die Formel von der „kritischen Solidarität“. Während die SED alle Brücken zwischen den Kirchen in den beiden Teilen Deutschlands zerschlagen wollte, beteiligte sich Heino Falcke an einem gesamtdeutschen Friedenswort der Evangelischen Kirchen in Deutschland. 1972 hielt er den Hauptvortrag der Synode des Bundes evangelischer Kirchen in der DDR: „Christus befreit - darum Kirche für andere“. Es war eine eindrucksvolle Freiheitsrede, in der er die Differenz zur SED-Herrschaft mit der „Hoffnung eines verbesserlichen Sozialismus“ und der Hoffnung auf Christi Befreiung markierte. Nach dem Ende der SED-Diktatur stellte Heino Falcke fest: „Alle Versuche, mehr Toleranz im Bildungssystem zu erreichen, sind eigentlich gescheitert. Wir mussten zum Schluss doch sagen: Im Bildungswesen haben wir eigentlich nichts erreicht.“

Als Erfurter Propst prägte er die Kirchentage in Erfurt mit symbolischen Aktionen (1983) und dem Ruf: „Menschen ohne Rückgrat haben wir schon genug“ (1978). Der Landesbeauftragte Christian Dietrich erinnert sich an den Kommentar des Propsts zu einem symbolischen Kerzen-Protest im Jahr 1986: „Die Kerze ist der gewaltlose Widerstand gegen die Finsternis.“ Im Mai 1987 gründete sich eine kirchliche Initiative gegen die Abgrenzungspolitik der SED. Den Antrag „Absage an Prinzip und Praxis der Abgrenzung" brachte Heino Falcke in die Bundessynode ein. Er begründete ihn u. a. mit den Bekenntnisworten nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur: „Wir sind in die Irre gegangen, als wir meinten, eine Front der Guten gegen die Bösen, des Lichts gegen die Finsternis, der Gerechten gegen die Ungerechten im politischen Leben und mit politischen Mitteln bilden zu müssen." So ermutige er über Jahre zur Friedlichen Revolution und gestaltete sie mit. Als die Erfurter Staatssicherheitszentrale im Dezember 1989 besetzt wurde, stellte er sein Auto quer in die Zufahrt, um den Abtransport von Dokumenten zu verhindern. Heino Falcke hatte die DDR-Kirchen im Weltrat der Kirchen vertreten und war Mitinitiator des Konziliaren Prozesses für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Diese internationale kirchliche Bewegung begleitete das Ende des sowjetischen Imperiums.
Der Landesbeauftragte gratuliert dem Erfurter Theologen zur Verleihung des Bundesverdienstordens und freut sich, dass Heino Falcke die Ehrung durch die Bundesregierung und den Freistaat Thüringen annimmt. Er war und ist ein Inspirator der Befreiung.

Flyer FB StoetzerDie Thüringer Schriftstellerin und Künstlerin Gabriele Stötzer liest am 16. Mai um 18:30 Uhr in der Bücherstube „Hannah Höch“ in Gotha (Hauptmarkt 15) aus ihrer aktuellen Publikation „das brennen der worte im mund“. Die Autorin beschreibt darin, was staatliche Unterdrückung und Bespitzelung für Auswirkungen hatten; nicht nur auf Künstler, sondern jeden Einzelnen in der DDR. Dabei ruft sie eindringlich Gewalterfahrung in Erinnerung.
In Kommunikation mit dem Weimarer Duo „Klang-Zeichen“, bestehend aus Daniel Hoffmann und Michael von Hintzenstern, wird daraus Lebensfreude für heute. „das brennen der worte im mund“ enthält autobiografische Lyrik- und Prosatexte sowie Grafiken der Autorin.

Gabriele Stötzer wurde 1976 aus politischen Gründen von der Pädagogischen Hochschule in Erfurt exmatrikuliert und verbüßte im Frauenzuchthaus Hoheneck ein Jahr Haft wegen Unterschriftensammlungen gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Anschließend arbeitete sie in einer Schuhfabrik und schließlich seit 1980 freischaffend als Künstlerin. 1982 erfolgten erste Veröffentlichungen von Texten und Fotografien in Untergrundzeitschriften, ab 1984 arbeitete die Thüringerin an Performances mit einer Erfurter Künstlerinnengruppe.
Stötzer war 1989 Teil der „Frauen für Veränderung“ und Mitinitiatorin der ersten Besetzung einer Zentrale der Staatssicherheit in der DDR (BV Erfurt).
Seit 1990 hat sie diverse Bücher publiziert, internationale Ausstellungen und Lesungen führten Stötzer u.a. in die USA, Niederlande und China. Derzeit ist sie als Dozentin für Performance-Seminare an der Universität Erfurt tätig.

Das Duo „Klang-Zeichen“ ist 2004 aus dem „Ensemble für Intuitive Musik Weimar“ (EFIM) hervorgegangen und besteht aus Daniel Hoffmann (Trompete/Flügelhorn/Röhrenradio/Grammophon/Stimme) und Michael von Hintzenstern (Harmonium/Röhrenradio/Klangerzeuger/Stimme). Es knüpft an Traditionslinien des Dadaismus an und ist durch die musikalischen Positionen von Erik Satie und John Cage geprägt.

Europa zwischen gewaltsamer Neuordnung und Nationalstaatsbildung

Unter dem Titel "Das lange Ende des Ersten Weltkriegs. Europa zwischen gewaltsamer Neuordnung und Nationalstaatsbildung" veranstaltet die Stiftung Ettersberg gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen am 21. April, von 9:15 bis 17:30 Uhr, in der Gedenk- und Bildungstätte Andreasstraße in Erfurt ihr Wissenschaftliches Tagesseminar.

Mit dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 wurden die Kampfeshandlungen an der Westfront des Ersten Weltkrieges eingestellt. Doch nicht überall war der Krieg damit zu Ende. Der Zerfall des Russischen Imperiums, der Habsburgermonarchie und des Osmanischen Reiches hatte kriegerische Auseinandersetzungen in den Jahren nach dem proklamierten Ende des Ersten Weltkriegs zur Folge. Bürgerkriege, Revolutionen, Grenzkonflikte, Vertreibungen, Pogrome und die Entfesselung ethnischer Konflikte begleiteten im östlichen Europa die Gründung neuer Nationalstaaten. Das Tagesseminar möchte diese Nachfolgekonflikte des Ersten Weltkrieges und den Zerfall der europäischen Imperien betrachten und das Jahr 1918 als historische Zäsur in Frage stellen. Dabei sollen einerseits die historischen Ursprünge jener Konflikte und andererseits die unterschiedlichen Wege der Nationalstaatsbildung in den Blick genommen werden. Abschließend soll darüber nachgedacht werden, inwieweit der Erste Weltkrieg und seine Nachfolgekonflikte gewohnte Hör- und Sehgewohnheiten verändert haben und als Geburtsstunde neuer Formen von Gewalt anzusehen sind, die konstitutiv für das 20. Jahrhundert als ein ›Zeitalter der Extreme‹ wirkten. Weitere Informationen und Details zu der Veranstaltung finden Sie hier.

IMG 0356Sie wollte Lehrerin werden, aber die SED versuchte, sie zu zerbrechen. Wegen Staatsverleumdung wurde sie 1977 inhaftiert. Als sie aus der politischen Haft entlassen wurde, fand sie sich als Künstlerin wieder. Die staatliche Anerkennung blieb ihr verwehrt. Um so deutlicher wurde ihre Sprache; und als die Friedliche Revolution die SED hinwegfegte, war sie in Erfurt eine der ersten Stasibesetzerinnen. Bis dahin hatte Gabriele Stötzer über zehn Künstlerbücher vorgelegt und hoch sensible Texte zur Selbstrettung bei staatlicher Zersetzung und Gewalt geschrieben, die nun auch außerhalb des Samisdat erscheinen konnten. Sie hatte Menschen ermutig, sich künstlerisch auszudrücken und mit Performancekunst und Ausstellungen dabei mitgewirkt. Zuletzt wurde mit Unterstützung des Landesbeauftragten ein Kunstbuch („das brennen der worte im mund“) und ein Band zum Thema Studieren in der DDR ("Zwischen Humor und Repression - Studieren in der DDR: Zeitzeugen erzählen") herausgegeben. Mit vielen Preisen wurde außerdem ihr Film KAPUTT geehrt. Sie ist inzwischen Pädagogin und international gefragte Künstlerin.

Gabriele Stötzer wurde am 14. April 1953 in Elmleben geboren und wird Morgen 65. Der Landesbeauftragte wünscht alles Gute, Gottes Segen und uns noch viel Anteil an ihrer Poesie und Wirklichkeitsaufklärung!

Gerbergasse18 NeuDie neue Ausgabe der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ richtet den Blick auf das facettenreiche Epochenjahr 1968. Nicht nur weltweite Jugendproteste fordern die etablierten Gesellschaften (in Ost und West) heraus, mehrere Schlüsselmomente verdichten sich vor fünfzig Jahren: erstmals treten zwei deutsche Mannschaften bei Olympia an, politische Attentate in den USA und der sich radikalisierende Vietnam-Krieg erschüttern die Öffentlichkeit, die Sprengung der Universitätskirche in Leipzig versinnbildlicht die kirchenfeindliche Politik der SED, eine neue DDR-Verfassung wird im April per Schein-Entscheid mit 94,5 % Ja-Stimmen angenommen und im Juli tritt ein reformiertes Strafgesetzbuch in Kraft, dass „staatsfeindliche Hetze“ und „Republikflucht“ als Delikte nennt sowie die Verfolgung politisch Andersdenkender verschärft.
Im Mittelpunkt stand für viele Zeitzeugen der „Prager Frühling“ in der Tschechoslowakei. Doch der gesellschaftliche Aufbruch ohne Zensur und Repression dauerte nur wenige Monate, bevor am 21. August sowjetische Panzer alle Hoffnungen blutig niederschlugen. Mit Interviews, Zeitzeugenberichten und Analysen erinnert der Themenschwerpunkt „1968“ an diese Ereignisse. Beispielsweise durch seltene Farbaufnahmen des damaligen Theologiestudenten Manfred Hermann, der die Invasion in Prag fotografierte.
Ein anderer Jahrestag ist 30 Jahre her: Eine unabhängige Demonstration für Meinungsfreiheit und Menschenrechte in Naumburg, die am 2. Februar 1988 nur wenige Minuten andauerte, bevor sie von „Sicherheitskräften“ aufgelöst wurde. Was die 18 mutigen Demonstranten vorwegnahmen, wurde als Friedliche Revolution im Herbst 1989 zur Massenbewegung. Einer der damaligen Akteure, der heutige Geraer Pfarrer Michael Kleim, rekonstruiert die Geschehnisse. Weitere Heftbeiträge behandeln den geheimen Handel mit Kunst und Antiquitäten aus der DDR in den Westen, die Fahrten der Westalliierten durch DDR-Gebiet unter der Chiffre Militärverbindungsmissionen, Chancen und Grenzen der Einbindung von DDR-Zeitzeugen in den Unterricht sowie die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Albanien.

In letzter Zeit häufen sich Berichte über vermutete politisch motivierte Adoptionen und Kindesentziehungen in der DDR. Die Konferenz der Landesbeauftragten spricht sich für eine Versachlichung in der emotional aufgeladenen Debatte aus. Es gibt bisher wenige belegte Einzelfälle, aber noch keine wissenschaftlich seriösen Belege für systematische, flächendeckende und in hoher Zahl vorgenommene Zwangsadoptionen in der DDR, bei denen Kinder aus politischen Gründen gegen den Willen der Eltern und ohne Gefährdung des Kindeswohls der Familie entzogen und adoptiert wurden. Ungeachtet dessen bleibt jeder einzelne Fall eine Tragödie.

Aufgrund des Leidensdrucks von betroffenen Familien erachten es die Landesbeauftragten als notwendig, dass jeder einzelne Fall vorbehaltlos aufgeklärt wird. Sie bieten diesen Familien entsprechende Beratungsmöglichkeiten an. Die Skandalisierung der äußerst sensiblen Thematik schadet den Betroffenen.

Kürzlich wurde im Auftrag der Ost-Beauftragten die Vorstudie „Dimensionen und wissenschaftliche Nachprüfbarkeit politischer Motivation in DDR-Adoptionsverfahren 1966-1990“ veröffentlicht. Aufgaben der Vorstudie waren eine Bestandsaufnahme bisheriger Erkenntnisse, die Definition von Fallgruppen und die Untersuchung von Fragestellungen und Machbarkeit künftiger Forschungen.
Dem wird die Studie nur bedingt gerecht, insbesondere weil die Schätzung von Zahlen völlig verfrüht ist.
Die Landesbeauftragten sprechen sich für eine umfassende Weiterarbeit an dieser Thematik aus. Elementar wichtig und notwendig ist eine vorurteilsfreie wissenschaftliche Erforschung der Praxis von Kindesentziehungen und Adoptionen in der DDR. Zu berücksichtigen sind auch die Fälle, in denen Eltern vermuten, dass ihnen das Versterben der Kinder vorgetäuscht wurde, um eine Zwangsadoption zu verschleiern.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Thomas Heinemann
Stellvertretender Landesbeauftragter des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Ref. Bürgerberatung und Rehabilitierung
Tel.: +49 361 57 3114-957 | Fax: +49 361 57 3114-952
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Beim Landesbeauftragten des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (ThLA) ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt die Stelle als Juristische/r Mitarbeiter/in zu besetzen. Das Aufgabengebiet umfasst die Unterstützung der Beratung, die im Auftrag des Landesbeauftragten erfolgt, und die Erarbeitung von Expertisen. Daneben sind Rechtsinformationen im Zusammenhang der Rehabilitierung von SED-Unrecht zu erteilen, Beratungen nach den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen und nach dem StUG durchzuführen, Gutachten zu erstellen, der Haushalt des ThLA zu führen und Firmen zu beauftragten. Weitere Informationen zum Anforderungsprofil und den Bewerbungsmodalitäten finden Sie hier.

Außerdem ist mit Wirkung zum 01.09.2018 die Stelle als Referent/in Bürgerberatung und Beratung öffentlicher Stellen zu besetzen. Das Aufgabengebiet umfasst u.a. die Durchführung von Beratungen nach den SEDUnrechtsbereinigungsgesetzen und nach dem Stasi-Unterlagen-Gesetz sowie die Planung, Vorbereitung und Ausführung von Veranstaltungen (Buchlesungen, Referentenvorträgen und Opfertreffen) und Beratungstagen in den Landkreisen und kreisfreien Städten Thüringens. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Landesbeauftragter am 15. und 16. März mit zwei Publikationen bei „Leipzig liest“ vertreten

Im Rahmen der Leipziger Buchmesse moderiert der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Christian Dietrich am 15. und 16. März zwei Buchvorstellungen, die sich dem staatlichen Mobbing gegen Studenten in der DDR widmen:

DefekteGünter Knoblauch / Roland Mey: Defekte einer Hochschulchronik
Lesung und Gespräch am 15. März um 16:00 Uhr in der Leipziger Gedenkstätte Runde Ecke (Dittrichring 24, 04109 Leipzig); mit dem Autor Roland Mey, Dr. Jochen Staadt (Forschungsverbund SED-Staat, Berlin) und Hildigund Neubert (2003-2013 Thüringer Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen), Moderation Christian Dietrich.
Weitere Informationen und eine Rezension zum Buch finden Sie hier.  

 

 

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Rainer Jork / Günter Knoblauch (Hg.): Zwischen Humor und Repression - Studieren in der DDR: Zeitzeugen erzählen

Lesung und Gespräch am 16. März um 18:00 Uhr in der Leipziger Außenstelle des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (Dittrichring 24, 04109 Leipzig); mit den Zeitzeugen Dr. Martin Böttger, Reinhard Keller, Gabriele Stötzer, Martina Pontius und Prof. Hans-Hendrik Grimmling, Moderation Christian Dietrich.

Weitere Informationen und eine Rezension zum Buch finden Sie hier.

 

Christian Dietrich lädt herzlich zu den Buchvorstellungen am 15. und 16. März ein. Die Bücher können im Anschluss an die Veranstaltungen erworben werden.

Vor 50 Jahren endete in Polen der kulturelle „Frühling“ und es begann eine umfassende Vertreibung vor allem jüdischer Bürger.
Die dramatische Entwicklung setzte mit Protesten gegen die staatliche Zensur nach der Absetzung von Theaterinszenierungen in Warschau ein. Am 8. März 1968 kam es dort zu einer Studentendemonstration, woraufhin einige der Studentenführer inhaftiert wurden, viele Sympathisanten erhielten zudem Berufsverbote. Nach dem Arabisch-Israelischen Sechstagekrieg (5. bis 10. Juni 1967) hatte die Polnische Staatspartei bereits zuvor eine antisemitische Kampagne gestartet. Nun wurden die Studenten und ihre Verbündeten als Zionisten und „Feinde des polnischen Volkes“ verfolgt. Viele Intellektuelle und Künstler, insbesondere Juden (ca. 13.000 Menschen), mussten Polen daraufhin verlassen.
Halina JaworskiHalina Jaworski (* 13.12. 1952 in Danzig, heute Düsseldorf) schreibt: „Wir hatten 10 Tage, vom 25. September bis 5. Oktober um - Mitten in Europa im Jahr 1968 - 1.000 Jahre in einen Koffer zu packen - bloß aber keine Sachen die zu neu sind und keine die älter sind als 1945. Aber auch keine Manuskripte, Doktorarbeiten, Noten, Schulzeugnissen, Tagebücher... Der Zollbeamte zog mein Tagebuch heraus und fing an laut darin zu lesen. Ich sagte, er soll mir das zurückgeben. Er lachte nur. Ich sprang über die Absperrung und riss ihm das Tagebuch aus den Händen. Er war sprachlos vor so viel ungehorsam. Ich zerriss es in tausend Stücke. Ich war mit meinen 15 Jahren zur Persona non grata erklärt worden.“ Ausgereist war sie mit dem blauen Pass der Staatenlosen, mit dem in Israel, Österreich, Großbritannien oder Deutschland Asyl beantragt wurde. (Siehe Foto rechts)

Einige interessante Artikel wurden jüngst zu der Vertreibung jüdischer Polen im Jahr 1968 veröffentlicht, darunter:
Gerhard Gnauck auf Welt online: "Das Ende eines hoffnungsvollen Frühlings in Verzweiflung und Scham: Ein Besuch bei der polnischen Schriftstellerin Hanna Krall"
David Kowalski auf Jüdische Allgemeine online: „Zionistische Agenten“
Florian Kellermann auf Deutschlandfunk online: "Polen - schwierige Geschichte"
Monika Sieradzka auf der Deutsche Welle online: "Polen und die Ausbürgerung der Juden"

Nachtrag 08.03.2018: Der polnische Präsident Andrzej Duda bat zum 50. Jahrestag um Entschuldigung: "Bitte verzeihen Sie, verzeihen Sie der Republik und den Polen, dem Polen von damals." (siehe Welt online)

RehbeinMorgen feiert Günther Rehbein seinen 85. Geburtstag. Bis heute hat er sich zur Aufgabe gemacht, als Zeitzeuge darüber zu berichten, wie die die kommunistische Diktatur mit Menschen umging, welches Unrecht und welche Verbrechen einstmals passiert sind: 
Der 6. August 1952 veränderte das Leben des jungen Familienvaters Günther Rehbein (geboren am 6. März 1933 in Gera), als er an seiner Arbeitsstelle in Gera verhaftet wurde. Einige Tage vor der Verhaftung hatte er gegenüber einem Bekannten seinen Unmut über die Reparationsleistungen und die schlechte Versorgung der DDR Bevölkerung zum Ausdruck gebracht. Nun wurde ihm vorgeworfen, als Spion in einer antisowjetischen Gruppe tätig zu sein und die sowjetische Kommandantur in die Luft sprengen zu wollen. Unter dieser Anschuldigung begann seine Odyssee durch die Haftanstalten „Gera-Amthorstraße“, des NKWD in Berlin-Karlshorst und Chemnitz. Hier wurde er am 13. November 1952 vor ein sowjetisches Militärtribunal gestellt und unter Folter zu einer Unterschrift auf dem russischen Geständnisprotokoll gezwungen, das er nicht lesen konnte.
Das vorgefertigte Urteil wurde ohne Anhörung des Angeklagten und unter Ausschluss der Öffentlichkeit erlassen: „Für Spionage 15 Jahre, für antisowjetische Hetze 10 Jahre und für versuchte Diversion 20 Jahre Zwangsarbeitslager.“ 45 Jahre, die dann auf 25 Jahre herabgesetzt wurden. Unmittelbar nach dem Prozess wurde er nach Workuta am Nordende des Uralgebirges in Russland verschleppt. „Die Jugend musste“ [ich] „in dieser Eiswüste verbringen, ohne eine Straftat begangen zu haben.“ Er wurde im Arbeitslager in den Kohleminen eingesetzt, wo im Liegen oder auf Knien die Kohle ohne Hilfsmittel gefördert wurde. Oft war der Tod näher als das Leben. Viele seiner Kameraden verstarben. Die Hoffnung, seine Familie wiederzusehen, stärkten seinen Willen zu überleben, auch wenn er während seiner Haftzeit keinen Kontakt zu seiner Familie aufnehmen durfte.
Nach Stalins Tod nährte sich die Hoffnung, dass sich die Haftbedingungen besserten. Dies war nicht der Fall. Günther Rehbein erlebte, wie einige seine Kameraden während des Häftlingsaufstand in Workuta im Juli / August 1953 erschossen wurden. Erst Ende 1955, nach den Gesprächen zwischen Bundeskanzler Adenauer und Chruschtschow, änderte sich seine Lage. Er wurde vor die Wahl gestellt in die Bundesrepublik oder zurück in die DDR zu gehen. Er entschied sich für seine Heimatstadt Gera, wo seine Frau mit den Kindern und seine Großeltern lebten.

FBAm 6. März findet um 19:30 Uhr in der Jenaer Ernst-Abbe-Bücherei (Carl-Zeiss-Platz 15) ein Veranstaltungsabend mit der Vorsitzenden des Doping-Opfer-Hilfe Vereins (DOH), Prof. Ines Geipel, und dem Sportjournalisten Thomas Purschke zum Thema Doping in der DDR statt.

Ines Geipel, einst eine Weltklassesprinterin beim DDR-Sportclub Motor Jena, spricht über das systematische Doping in der DDR. Im staatlichen Auftrag wurden Hochleistungs- und Nachwuchssportler gedopt. Sie erlitten hierdurch erhebliche gesundheitliche Schäden, deren Spätfolgen teilweise erst jetzt zu Tage treten. Prof. Ines Geipel informiert zur Geschichte des DDR-Staatsdopings, zur Lage der Dopingopfer und zum aktuellen Hilfsfonds: Im August 2002 wurde ein Dopingopfer-Hilfegesetz verabschiedet und ein Hilfsfonds eingerichtet, der jedoch nicht alle Betroffenen erfasst hatte und bereits Ende 2007 ausgeschöpft war. Nach langem Einsatz der Doping-Opfer-Hilfe beschloss die Bundesregierung im Jahr 2016 ein zweites Entschädigungsgesetz, nach dem Betroffene des DDR-Staatsdopings noch bis zum 31.12.2018 Antrag auf eine einmalige Hilfe in Höhe von 10.500 Euro stellen können.

Auf den Vortrag von Prof. Ines Geipel folgend spricht Thomas Purschke über die Verstrickungen von Thüringer Medizinern und Wissenschaftlern im DDR-Staatsdopingsystem und die besondere Rolle des VEB Jenapharm. Anschließend diskutieren beide unter der Moderation des Landesbeauftragten Christian Dietrich über den Stand der Aufarbeitung des DDR-Sports in Thüringen.

Der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur lädt gemeinsam mit dem Doping-Opfer-Hilfe-Verein e.V. interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich zu der Veranstaltung am 6. März um 19:30 Uhr in das Foyer der Ernst-Abbe-Bücherei in Jena ein, an die sich eine Diskussionsrunde anschließen wird.

Beratungstag des Doping-Opfer-Hilfe e.V.
Am darauffolgenden Mittwoch veranstaltet der Doping-Opfer-Hilfe e.V. einen Beratungstag für Doping-Opfer mit den Beratern des DOH, genauer am Mittwoch, 7. März 2018, 10.00 bis 16.00 Uhr, ebenfalls in der Ernst-Abbe Bücherei, Carl-Zeiss-Platz 15, 07743 Jena. Hierzu wird gebeten um vorherige Anmeldungen in der Bundesgeschäftsstelle des DOH e.V. in Berlin unter: 030-80 49 33 12.

Ludwig Große wurde am 27. Februar 1933 in Zeutsch bei Rudolstadt geboren. Er studierte in den Jahren der Verfolgung der Jungen Gemeinden und der Jenaer Studentengemeinde in Jena Theologie. In Tannroda war er Gemeindepfarrer und geriet hier in den Fokus der Staatssicherheit. 1970 wurde er zum Superintendent von Saalfeld gewählt. Zuletzt war er Oberkirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen für Ausbildung und Erziehung. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings forderte er einen Einspruch seiner Kirche bzw. eine Versöhnungsgeste gegenüber dem Nachbarn, der 1938 vom nationalsozialistischen Deutschland besetzt worden war. Seit 1964 war er in der Synode seiner Landeskirche und ab 1974 auch in der Synode des Bundes der evangelischen Kirchen in der DDR und in der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen. Sein Mandat nutze er immer wieder zur Erweiterung der Freiräume in der DDR. In seinen Ämtern unterstützte er kirchliche Gruppen, die vom SED-Staat bedrängt wurden und leitete viele Jahre die Lutherische Bekenntnisgemeinschaft, die die Tradition des Widerstands gegen die Deutschen Christen bewahrte und aktualisierte.

Das Bürgerkomitee des Landes Thüringen e.V. sucht zum 01.05.2018 für die Beratungsinitiative im Freistaat Thüringen eine/n Sozialarbeiter/in in der Beratungstätigkeit mit einem Beschäftigungsumfang von 24 Wochenstunden. Der Dienstort ist das Behördenhaus Gera, ThLA, Ast Gera, Puschkinplatz 7.

Die Tätigkeit als Sozialarbeiter/in umfasst folgende Aufgaben:

- Organisation von Beratungstagen in den Landkreisen Weimarer Land, Saale-Holzland-Kreis, Saale-Orla-Kreis, Greiz und Altenburger Land
- Aufsuchende Beratung von Betroffenen des SED-Regimes
- Information zu den Reha-Gesetzen
- Hilfen bei der Antragstellung und Geltendmachung von Leistungen nach den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen
- Unterstützung im Kontakt mit mit beratungsrelevanten Behörden, Einrichtungen und Diensten

Dieses Profil sollten Sie erfüllen:

- FH-Abschluss in sozialer Arbeit (oder vergleichbarer Abschluss)
- Bereitschaft zum Erwerb von Kenntnissen in der Arbeit mit Betroffenen des SED-Unrechts
- Bereitschaft zum Erwerb von Kenntnissen in Bezug auf die Reha-Gesetze und anwendbare Sozialgesetzgebungen
- Bereitschaft zum Erwerb von Kenntnissen zur Krisenintervention und Konfliktlösung
- Hohe fachliche und menschliche Kompetenz, Sensibilität und Empathie, Konfliktfähigkeit und Belastbarkeit im Umgang mit Betroffenen

Am Freitag, den 16. Februar 2018 findet um 18:00 Uhr in der Erfurter Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße (Andreasstraße 37a, 99084 Erfurt) ein Veranstaltungsabend im Gedenken an Alexander Kobylinski statt.

WebDer gebürtige Erfurter und Pfarrerssohn erhielt 1983 wegen seiner systemkritischen Abiturrede keinen Studienplatz. Nach einer Flugblattaktion wurde er 1984 zu zwei Jahren Haft verurteilt und ein Jahr später von der Bundesregierung freigekauft. Nun konnte Kobylinski studieren, wurde Journalist und war unter anderem für das Fernsehmagazin Kontraste tätig. Zuletzt veröffentlichte er die Biografie „Der verratene Verräter: Wolfgang Schnur: Bürgerrechtsanwalt und Spitzenspitzel“ und produzierte den Film „IM Dienst der Stasi - Der Fall Wolfgang Schnur“. Kobylinski lebte in Berlin und verstarb im vergangenen Jahr.
In den Veröffentlichungen porträtierte Kobylinski seinen Anwalt Wolfgang Schnur, der zu den wenigen politischen Anwälten in der DDR gehörte, die Mandate für Bürgerrechtler und Wehrdienstverweigerer übernahmen. Nach der friedlichen Revolution wurde Schnur schon als künftiger DDR-Ministerpräsident gehandelt – bis kurz vor den Volkskammerwahlen im März 1990 bekannt wurde, dass Schnur seit den 1960er Jahren für die Stasi tätig war.

Nach einem Grußwort von Dr. Jochen Voit (Leiter der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße) liest Holm Kirsten (wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte Buchenwald) aus der Publikation „Macht aus dem Staat Gurkensalat“. Kirsten war ein Jugendfreund von Kobylinski, der seinerzeit im Vorfeld des Nationalfeiertags der DDR im Oktober 1983 mit Graffitis wie „Wehr Dich“, „Schlag zurück“ und „Macht aus dem Staat Gurkensalat“ gegen das SED-Regime protestierte und schließlich zu fünf Monaten Haft verurteilt wurde.
Dr. Matthias Wanitschke (Referent beim Thüringer Landesbeauftragten) skizziert anschließend die Entwicklung des Weimarer Jugendwiderstandes der 1980er Jahre am Beispiel von Alexander Kobylinski. Darauf wird der Film „IM Dienst der Stasi - Der Fall Wolfgang Schnur“ gezeigt. Beendet wird dieser Teil des Abends mit einer Gedenkminute, die Dr. Ehrhart Neubert (Theologe und Politologe, Seelsorger der Weimarer Opposition um 1985) einleitet.

Gemeinsam mit der Stiftung Ettersberg laden wir herzlich zu der Gedenkveranstaltung mit anschließendem Empfang am 16. Februar 2018 um 18:00 Uhr in die Erfurter Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße ein.

Im September 2016 erklärte Minister Benjamin-Immanuel Hoff, dass die Diskriminierung von Christen unter der SED-Diktatur ein Thema der Aufarbeitung sei. Er sagte in der Aula der Friedrich-Schiler-Universität: "Auch wir als Partei DIE LINKE haben zur Diskriminierung von Christen unter der SED-Diktatur noch nicht laut genug gesprochen. Es ist Zeit, dies zu tun. Ich bin froh, dass meine römisch-katholisch getauften Kinder heute im weltanschaulich besten Sinne des Wortes nach ihrer Fasson ihr Leben eigenständig gestalten können. Dies konnten Christinnen und Christen unter der SED-Diktatur nicht. Daran müssen wir erinnern. Dies darf sich nicht wiederholen – für keinen Angehörigen einer Religion oder Weltanschauungsgemeinschaft."

Im Juni 2017 wurde im Thüringer Landtag mündlich angefragt, warum die Rede nicht von der Staatskanzlei veröffentlicht wurde (TLT-Drs. 6/4079 und TLT-Protokoll vom 23.06.2017). Nun ist diese auf der Webseite der Thüringer Staatskanzlei zu finden: http://thueringen.de/mam/th1/tsk/Aufarbeitung_SED_Diktatur/2016_09_17_gw_min_landesgeschichtstag_christen_sed.pdf

Im Rahmen der Besuchertage in der ehemaligen Erfurter SED-Zentrale hielt Dr. Anke Geier, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim ThLA, einen spannenden Vortrag zum Thema „Der Vorbeugekomplex des MfS in Thüringen“. Darin stellte die Historikerin jene Maßnahme der Staatssicherheit vor, die im Falle der Mobilmachung und der Herstellung des Verteidigungszustandes der DDR ergriffen worden wäre. Genauer ging Dr. Geier dabei auf die Isolierung von DDR-Bürgern durch das Ministerium für Staatssicherheit in sogenannten Isolierungsobjekten ein. Die Isolierung des vermeintlichen Gegners war ein Teilbereich im sogenannten Vorbeugekomplex des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Der Vorbeugekomplex wiederum war in die gesamtstaatliche Mobilmachungsarbeit des Nationalen Verteidigungsrates eingebettet. Mit Vorbeugemaßnahmen bereitete sich das SED-Regime auf einen Krieg, aber auch auf eine innere Krisensituation vor.
Seit dem Volksaufstand des 17. Juni 1953 befürchteten die Staatspartei SED und die Staatssicherheit der DDR neuerliche Volksaufstände. Den Aufruhr der eigenen Bevölkerung in inneren Spannungsperioden, aber auch während des Verteidigungszustandes der DDR, sollten detailliert ausgearbeitete Vorbeugemaßnahmen verhindern, die durch die Staatssicherheit ergriffen worden wären. Eine Vorbeugemaßnahme des MfS hätte daher am sogenannten „Tag X“ darin bestanden, missliebige Bürger rasch in bestimmten Objekten bzw. Lagern vom Rest der Bevölkerung zu isolieren. Hierzu arbeitete die Staatssicherheit seit den 1960er Jahren detaillierte Pläne aus.

Wie diese Pläne konkret aussahen, lesen Sie hier im vollständigen Vortrag von Dr. Anke Geier.

„Wende: Wandel, Wundetüte?“ so heißt die aktuelle Veranstaltungsreihe der Gedenkstätte Amthordurchgang e.V. Von Januar bis Mai 2018 sind Interessierte herzlich eingeladen, sich an die Umbruchjahre Ende der 80er – Anfang der 90er Jahre zu erinnern und deren Folgen zu erörtern.
Auftakt der Veranstaltungsreihe ist die Buchvorstellung „Die Unheimliche Leichtigkeit der Revolution“ von Peter Wensiersky am 25. Januar 2018, um 18 Uhr in der Gedenkstätte Amthordurchgang. Der Autor liest und spricht über sein Buch, dessen Protagonisten einer Gruppe junger Leipziger angehörten, die 1989 ihre Angst überwanden und gegen den Willkürstaat DDR aufbegehrten.

Am 8. März 2018 folgt um 18 Uhr die Podiumsdiskussion "Todesstreifen und Naturrefugium - Von der innerdeutschen Grenze zum Naturmonument (?)". Dann stehen die Veränderungen und Entwicklungen des ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens im Fokus. Aktuell wird darüber diskutiert, ob dieser zum Nationalen Naturmonument erklärt werden soll. Ein ehrbares Ziel, doch welche Folgen hat das für die Erinnerungs- und Aufarbeitungskultur vor Ort, beispielsweise für die Grenzlandmuseen? Mira Keune (Geschäftsführerin des Grenzlandmuseum Eichsfeld), Beate Schrader (Leiterin der Geschäftsstelle der Stiftung Naturschutz Thüringen) und Lothar Wandt (Zeitzeuge aus dem Eichsfeld) sind an diesem Abend unsere Podiumsgäste.

Gemeinsam mit Bianca Ely wollen wir am 19. April 2018, um 18 Uhr einen Blick zurückwerfen. Sie stellt als eine Mitherausgeberin das Buch "Wie war das für euch? Die dritte Generation Ost im Gespräch mit Ihren Eltern" vor. Die Generation, die im Kindes- oder Jugendalter war als die Mauer fiel, fragt darin ihre Eltern, welche Erfahrungen sie in der DDR gemacht haben und wie es für sie nach der Wende weiterging.
Am 31. Mai 2018 liest Jana Hensel in der Stadtbibliothek Gera aus ihrem Buch „Keinland“. Ein Buch „über Schuld, Erinnerung, Herkunft und Grenzen“ (Wallstein Verlag). Und ein Liebesroman über ein Paar, deren Beziehung geprägt ist von ihrer individuellen Vergangenheit, die sich immer wieder zwischen die Beiden schiebt.

Die Veranstaltungsreihe findet in Kooperation mit dem Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Heinrich-Böll-Stiftung und der Konrad-Adenauer-Stiftung statt. Sie wird unterstützt von der Stadt- und Regionalbibliothek Gera und der Stiftung Naturschutz Thüringen.

26906999 2084958271791105 7560092832090635949 nDr. Peter Schicketanz, Förderer der Wehrdienstverweigerer in der DDR, ist am 17. Januar verstorben.

Der kluge Theologe, weitsichtige Kirchenbeamte, Pädagoge und Kirchenhistoriker hat in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR die Ausbildung und Weiterbildung von kirchlichen Mitarbeitern verantwortet. Die Begleitung der Wehrdienstverweigerer in der DDR war eines seiner herausragenden Themen. 1965 formulierte er die Handreichung der evangelischen Kirchen zur Seelsorge an Wehrpflichtigen mit; er baute das Netzwerk der Begleitung von Wehrdienstverweigern mit Unterstützung seines Bischof Johannes Jänicke DDR-weit auf. In der Handreichung hieß es: "Es wird nicht gesagt werden können, dass das Friedenszeugnis der Kirche in allen drei der heute in der DDR gefällten Entscheidungen junger Christen in gleicher Deutlichkeit Gestalt angenommen hat. Vielmehr geben die Verweigerer, die im Straflager für ihren Gehorsam mit persönlichem Freiheitsverlust leidend bezahlen und auch die Bausoldaten, welche die Last nicht abreißender Gewissensfragen und Situationsentscheidungen übernehmen, ein deutlicheres Zeugnis des gegenwärtigen Friedensgebots unseres Herrn. Aus ihrem Tun redet die Freiheit der Christen von politischen Zwängen."

Wenig später veröffentlichte er eine Reflexion zur Bedeutung des Pietismus für Gemeinden in der DDR. Als immer mehr Gemeindeglieder die DDR verlassen wollten und Oskar Brüsewitz die Verfolgung der jungen Christen anklagte, forderte Peter Schicketanz auf Gemeindeseminaren die "Durchbrechung der gegenwärtigen Machtverhältnisse mit Hilfe des gesunden Menschenverstandes, mit Kaltschnäuzigkeit, guten Nerven und Gewaltlosigkeit". Auf dem Bausoldatenkongress 2014 würdigte er noch einmal die Totalverweigerer, ohne die es wohl nie zur Bausoldatenreglung gekommen wäre. Gemeinsam mit Bernd Eisenfeld verfasste er die "Monografie Bausoldaten in der DDR: Die »Zusammenführung feindlich-negativer Kräfte« in der NVA" (2012). Er hat die Ausbildung für Gemeindepädagogen in Potsdam mitkonzipiert und 1979 bis 1996 geleitet. Seine Schüler und Freunde vermissen ihn, seiner Kirche wird er fehlen. Der Leiter des gemeinnützigen Vereins „Escola popular“ Hans-Jürgen Neumann schreibt: „Peter Schicketanz habe ich mit zu verdanken, dass ich als Wehrdiensttotalverweigerer studieren konnte und vor allem eine Motivation dafür bekam. Sein pädagogisches Lehr- und Unterrichtsverständnis begleitet mich bis heute.“

Buchvorstellung und Vortrag mit Peter Wensierski am 25. Januar in Gera über eine Gruppe junger Leipziger, die 1989 die Rebellion in der DDR wagte

Fotocredits Archiv Buergerbewegung Leipzig e.V. Armin Wiech WebDer Schriftsteller, Journalist und Dokumentarfilmer Peter Wensierski präsentiert am Donnerstag, den 25. Januar um 18:00 Uhr in der Gedenkstätte Amthordurchgang (Amthordurchgang 9, 07545 Gera) sein aktuelles Sachbuch „Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution“. Darin beschreibt Wensierski, „wie eine Gruppe junger Leipziger die Rebellion in der DDR wagte“ und mit den ersten Montagsdemonstrationen maßgeblich zur Friedlichen Revolution 1989 beitrug.
Wensierski, geboren 1954 im Ruhrgebiet, begann 1979 seine Arbeit als Journalist mit Berichten und Reportagen aus der DDR. Er war damals der jüngste westliche Reisekorrespondent. Als Dokumentarfilmer, Reporter und Buchautor berichtete er dort über die aufkommende Oppositionsbewegung. Seine Erfahrungen und Erlebnisse von damals beschreibt der Autor nunmehr in seiner aktuellen Publikation; und zeigt dabei in einer Nahaufnahme, wie sich couragierte junge Menschen in Leipzig zusammenschlossen, um für Freiheit und Demokratie zu kämpfen.

Christian Dietrich, Thüringer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, gehörte zu jenen, die bei der verbotenen Montagsdemonstration am 4. September 1989 in Leipzig in der ersten Reihe liefen (Siehe Foto, Mitte).

Am 4. Januar 2018 verstarb Herbert Sander. Der Thüringer Maler und Grafiker schuf das Symbol der kirchlichen Friedensbewegung "Schwerter zu Pflugscharen" nach einer Plastik, die die Sowjetunion 1959 den Vereinten Nationen geschenkt hatte und deren Foto in den DDR-Jugendweihe-Büchern verwendet wurde. Als Aufnäher war die Grafik in den 1980er Jahren das Symbol der unabhängigen Friedensbewegung in der DDR. 

Schwerter

Herbert Sander wurde am 28.10.1938 in Nordhausen geboren. Nach einem Studium der Grafik und Malerei an der Fachhochschule Berlin-Potsdam war er bis 1965 im Filmstudio der DEFA tätig. Seit 1967 war er freischaffender Maler, Fotograf und Grafiker und lebte in Kleinmachnow. Auch in Thüringen war er mit Einzelausstellungen präsent. In den letzten Jahren dokumentierte er mehr als 60 jüdische Friedhöfe in Brandenburg.
Sein antimilitaristisches Symbol ließ die evangelische Kirche in der DDR auf Stoff-Flies drucken. Eine staatliche Druckgenehmigung wurde dafür nicht benötigt. Als Jugendliche begannen das Symbol als Aufnäher zu tragen, wurde das schließlich polizeilich verfolgt. Aus der Bildidee erwuchs eine politische Kraft, sie wurde Symbol der Kritik an der Militarisierung in der DDR und der Autonomie- und Friedenssehnsucht vieler DDR-Bürger. Das Symbol wirkt über seinen Tod hinaus.

Nachtrag 13.01.2018:
Nachtrag bzgl. der Meldungen des mdr, den Dresdner Neuesten Nachrichten und anderen Medien am 10./11.1.2018 unter der Überschrift: "Der Schöpfer der Grafik "Schwerter zu Pflugscharen" ist tot."

Die Konferenz der Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Folgen der kommunistischen Diktatur haben sich in ihrer ersten Sitzung in diesem Jahr nachdrücklich dafür ausgesprochen, die Erschließung der Stasi-Akten mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten weiter voranzubringen. Dazu gehört besonders auch die Rekonstruktion der Akten, die das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) 1989 und 1990 versuchte zu vernichten, um seine Machenschaften zu vertuschen.
Das zur Rekonstruktion dieser Akten eigens vom Fraunhofer-Institut entwickelte Verfahren sollte weiter genutzt und der noch zu langsame Scanner sollte technologisch optimiert werden. Die vom Bundestag 2015 dafür beschlossenen Mittel von zwei Millionen Euro sind schnellstmöglich freizugeben.
Zur Aufarbeitung der Tätigkeit des Ministeriums für Staatssicherheit ist die technologisch gestützte Rekonstruktion der Akten wichtig. In den letzten Jahren sind damit wichtige Erkenntnisse über die Tätigkeit der Staatssicherheit u.a. in der Bundesrepublik, das Staatsdoping und über Personen des öffentlichen Lebens gewonnen worden. Dieser Weg sollte weiter beschritten werden.

Tom Sello, Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur des Landes Berlin
Dr. Maria Nooke, Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur
Anne Drescher, Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR in Mecklenburg-Vorpommern
Lutz Rathenow, Sächsischer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Birgit Neumann-Becker, Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Christian Dietrich, Landesbeauftragter des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Zum Hintergrund: Anfang dieses Jahres meldete die dpa, dass die Rekonstruktion der vorvernichteten Stasi-Akten (15.000 Säcke) vorerst gestoppt sei. Mehr dazu finden Sie hier auf faz.net
Weitere Informationen zur Rekonstruktion der Stasi-Akten gibt es hier auf der Webseite des Bundesbeauftragten.

 

Der Student Hartmut Rosinger glaubt in der DDR an den sozialistischen Weg und versucht, Gleichaltrige der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) vom Marxismus zu überzeugen. Nicht nur das - er lässt er sich zudem von der Stasi als IM "Hans Kramer" anwerben und berichtet über ESG-Veranstaltungen. Dabei trifft er auf Peter Wulkau, der als Philosophie-Student exmatrikuliert wurde, weil er zu viele Fragen gestellt hat, aber weiter öffentlich seine Meinung äußert. Hartmut Rosinger wird von der Stasi auf den aufmüpfigen Marxisten angesetzt. Er soll sich näher mit dem "Feind" anfreunden und berichtet fortan auftragsgemäß über seinen Freund, der an den Sozialismus des „Prager Frühlings“ glaubt und einen Roman über den tristen „Realsozialismus“ verfasst - mit fatalen Folgen. Die SED-Justiz verurteilt ihn aufgrund seines Manuskripts wegen „Staatsfeindlicher Hetze“ zu 4 Jahren und 6 Monaten Haft. 

Der Film „Feindberührung“ zeigt, wie die Leben von Peter Wulkau und Hartmut Rosinger durch den Stasi-Apparat aus den Fugen geraten. Die Akten der Staatssicherheit von damals und die emotionale Begegnung der beiden Männer heute fügen sich in diesem Dokumentarfilm von der Regisseurin Heike Bachelier zu einer Geschichte über Freundschaft und Verrat, Hoffnung und Enttäuschung, Schuld und Vergebung.
Im Zuge der Abendveranstaltung wird die 90-minütige Dokumentation gezeigt. Im Anschluss daran hat das Publikum die Möglichkeit mit Hartmut Rosinger ins Gespräch zu kommen. Die Moderation übernimmt Dr. Matthias Wanitschke, Referent beim Landesbeauftragten des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Die Point Alpha Stiftung zeigt den Dokumentarfilm in Kooperation mit dem Landesbeauftragten des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED Diktatur am 17. Januar um 18.00 Uhr im Haus auf der Grenze der Gedenkstätte Point Alpha (Platz der Deutschen Einheit 1, 36419 Geisa).

WeihachtsbaumDer Landesbeauftragte und sein Team in Suhl, Gera und Erfurt wünschen allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr; wir beschließen 2017 mit dieser "Weihnachtsgeschichte":

Seit wenigen Wochen ist das Paulinum in Leipzig öffentlich zugänglich. Es wurde an Stelle der mittelalterlichen Universitätskirche errichtet, die 1968 abgerissen wurde. Dr. Dietrich Koch protestierte im Mai 1968 vor der Kirche gegen die Sprengung der Leipziger Paulinerkirche. Er wurde festgenommen und von seinem Arbeitgeber, der Akademie der Wissenschaften, fristlos entlassen. Wenige Wochen später konstruierte er gemeinsam mit seinem Bruder Eckhard einen Mechanismus, mit dessen Hilfe während der Abschlussveranstaltung des Internationalen Bachwettbewerbes in der Leipziger Kongresshalle ein Plakat mit der Forderung nach dem Wiederaufbau der Paulinerkirche entrollt wurde. Erst zwei Jahre später gelang es dem Staatssicherheitsdienst der DDR, die Täter festzustellen. Dietrich Koch wurde inhaftiert und erzählt folgende "Weihnachtsgeschichte" über seine Untersuchungshaft:
„Wenn Sie endlich einmal bereit sind, von sich aus wahrheitsgemäß auszusagen, melden Sie sich morgens beim Posten zum Vernehmer“, hatte mir der Leutnant gesagt. Am 24. Dezember 1970 war es soweit.
Nach dem Wecken meldete ich mich beim Wachhabenden: „Zum Vernehmer.“ Als ich ins Vernehmungszimmer gebracht wurde, saß der Leutnant in freudiger Erwartung da:
„Herr Koch, Sie haben sich zum Vernehmer gemeldet? Sie haben mir etwas zu sagen?“
„Ja, ich habe Ihnen etwas sehr Wichtiges zu sagen: Es begab sich aber zu derselbigen Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augusto ausging, dass alle Welt...“ - Der Leutnant wurde unruhig, und ich kürzte: „Da machte sich auch auf Josef aus Galiläa ...“
„Koch, was soll das“, unterbrach er mich. „Warten Sie, Herr Leutnant, ich bin noch nicht fertig; das Wichtigste kommt noch“, setzte ich fort: „... mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger“ - erregt erhob sich der Leutnant etwas von seinem Stuhl, so dass ich noch einmal kürzte: „... und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln ...“
Der Leutnant brüllte: „Koch, Sie wollen mich wohl verarschen? Heute ist Heiligabend. Und gerade da lassen Sie mich wegen so was von zu Hause holen. Ich dachte, Sie wollten mir etwas Wichtiges sagen.“
„Aber das ist doch wichtig, auch für Sie“, erwiderte ich. „Das ist die frohe Weihnachtsbotschaft. Herr Leutnant, auch für Sie ist heute der Heiland geboren.“
Der Vernehmer guckte mich wie einen Irren an. Ich fuhr fort: „Jetzt weiß ich endlich, warum ich hier in Haft bin.“
„Wegen Ihrer Straftaten, das ist doch klar“, schrie der Leutnant.
„Mir war es nicht klar“, sagte ich, „weil ich keine Straftaten begangen habe. Jetzt weiß ich, dass ich allein deshalb hier bin, weil Gott mich Ihnen geschickt hat, um Ihnen heute die frohe Weihnachtsbotschaft zu verkünden.“
Ein Protokoll wurde nicht aufgenommen. Der Leutnant ließ mich in meine Zelle zurückbringen.
(Aus: Dietrich Koch: Das Verhör: Zerstörung und Widerstand, Hille-Verlag 2001, S. 291  /  Bildcredits: Malene Thyssen, http://commons.wikimedia.org/wiki/User:Malene, CC BY-SA 3.0)

Gerbergasse 18 Cover Heft 85Wie betrachten wir Filme, die selbst schon Teil der Geschichte geworden sind, etwa die Film- und Fernseh-Produktionen der DDR bis 1990? Was erwarten wir uns von verfilmter Geschichte und wie beeinflusst sie unsere Sichtweise auf historische Ereignisse? Das sind nur einige der Fragen, die das letzte Heft der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ in diesem Jahr thematisiert. In den Titelbeiträgen wird die Geschichte im Film auf verschiedene Weise hinterfragt: Als Generationenporträt zwischen dem brandenburgischen Dorf Golzow und dem Berliner Kanzleramt („Die Kinder von Golzow“), anhand der DDR-Kriminalserie „Polizeiruf 110“, am Beispiel eines „Heimatfilms“ zwischen Thüringen und Japan („Sushi in Suhl“) sowie als verstörende Realität durch Archivfilme der bulgarischen Geheimpolizei DS.

Auch das übrige Heft ist gefüllt mit vielen spannenden Texten zur Zeitgeschichte. Unter anderem mit einer biografischen Spurensuche zur „Villa Hase“ in Jena, der gewaltsamen Umformung der sorbischen Gesellschaft zwischen 1948 und 1964 oder der vergessenen Geschichte der „Buchenwaldbahn“ zwischen Weimar und dem Ettersberg. Verlauf, Ausmaß und Folgen eines kaum bekannten Medizinskandals Ende der 1970er Jahre untersucht ein Beitrag von Medizinhistorikern der Universität Ulm. Wie auch in der Bundesrepublik Lebensläufe durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) negativ beeinflusst wurden, wird an einem Beispiel aus Gütersloh dargestellt. In den Rezensionen werden aktuelle Publikationen über die Rechtsanwälte in der DDR, die hauptamtlichen MfS-Mitarbeiter sowie Publikationen der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt besprochen.

Die neue Ausgabe ist ab sofort im Buchhandel und bei der Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.
Die Zeitschrift „Gerbergasse 18“ wird auch im Jahr 2018 wieder mit vier Ausgaben erscheinen. Schwerpunkte werden dann das Epochenjahr 1968, Machtinszenierungen, Sportsysteme und das aktuelle Thema Grenzen und Gewalt sein.

Pottiga Geier Web

Jüngst wurde in Pottiga zur Erinnerung an die Zwangsausgesiedelten des Ortes feierlich ein Gedenkstein eingeweiht, womit Thüringen um einen Gedenkort für die Opfer der SED-Diktatur reicher ist. In Pottiga und vielen anderen Thüringer Orten kam es im Juni 1952 und am 3. Oktober 1961 in Nacht-und-Nebel-Aktionen zu Zwangsaussiedlungen ins Landesinnere, wovon über 5.000 Personen aus dem Grenzgebiet betroffen waren.

Im Zuge der Veranstaltung hielt Dr. Anke Geier, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Landesbeauftragten, einen interessanten Vortrag zu den Verantwortungsstrukturen und Vorgängen der Zwangsaussiedlungen in Pottiga in den Jahren 1952 und 1961. In ihrem Vortrag setze Dr. Geier dabei den Schwerpunkt auf die Aussiedlungsaktion am 3. Oktober 1961. Deutlich wurde etwa die entscheidende Rolle der Staatspartei SED, die der maßgebliche Initiator der Aussiedlungsaktionen war. Außerdem wurde das Leben im Grenzgebiet und die Errichtung des sogenannten „Grenzregimes“ lebendig von der Historikerin beschrieben.

Ab sofort kann der vollständige Vortrag von Dr. Anke Geier über diesen Link abgerufen werden. 

Logo SED BI Web 20132002 wurde die Beratungsinitiative SED-Unrecht gegründet, um Menschen, die unter den Folgen der SED-Herrschaft leiden, zu unterstützen. Im Dezember feiert die Beratungsinitiative ihr 15-jähriges Bestehen. Träger sind das Bürgerkomitee Thüringen e.V. und der Caritasverband für das Bistum Erfurt. Die Fachaufsicht hat der Landesbeauftragte.
Aufgabe ist nicht nur die Unterstützung bei der Antragstellung und Geltendmachung von Ansprüchen auf Leistungen nach den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen. Die Beratungsinitiative unterstützt Hilfesuchende seit über einem Jahrzehnt dabei, im beratenden Gespräch nach Wegen des Umgangs mit der belastenden Vergangenheit zu suchen.
Dieses Jahr wurde mit einige Betroffene erstmals das Tagesseminar „Überlebt und dann? Vom Umgang mit Traumafolgestörungen“ veranstaltet.
Die Ausrichtung dieses Tagessseminars für Betroffene von SED-Unrecht und ihren Partnern bzw. Familienangehörigen war ein wichtiger Meilenstein für die Mitarbeiter in diesem Beratungsdienst.
Matthias Morawski, Leiter der Beratungsinitiative, sagte: „Wir haben uns über die Jahre immer als Lernende begriffen, die mit den Betroffenen unterwegs sind und damit sind wir noch nicht am Ende. Der hohe persönliche Einsatz der Teilnehmer/innen während der Veranstaltung, die Offenheit, die klaren Worte und der gegenseitige Respekt ließ diesen Tag gelingen. Das Ausmaß an innerer Stärke und Kraft, sich diesem Thema einen ganzen Tag lang zu stellen, war beeindruckend. Mit Thore Volquardsen vom IPSE-Projekt hatten wir einen Referenten und Menschen gewonnen, der diesen Prozess der Selbstwahrnehmung und -annahme bei uns allen mit Engagement, Klarheit, hoher fachlicher Kompetenz und einer ordentlichen Portion Humor gestaltet und begleitet hat.“
Anfang 2018 startet die dritte Selbsthilfegruppe für Menschen, deren Selbstwirksamkeit aufgrund traumatischer Erfahrungen mit staatlicher Gewalt in der DDR nachhaltig behindert ist. In der Selbsthilfegruppe wird ein beziehungsorientierter Weg der Beratung beschritten, was sich in vorherigen Tagesseminaren bereits als sinnvoll und gewinnbringend erwiesen hat. Weitere Informationen zu den Seminar und zu den Anmeldemöglichkeiten finden Sie hier
Gefördert wird die Beratungsinitiative von ihren Trägern, dem Freistaat Thüringen und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Im Auftrag des Landesbeauftragten lädt die Beratungsinitiative SED-Unrecht zur dritten Selbsterfahrungsgruppe für Menschen mit den unterschiedlichsten Erfahrungen von SED-Unrecht ein.
Die Teilnehmer/-innen können sich in einem geschützten und fachlich begleiteten Rahmen mit ihren biografischen Erfahrungen und Erlebnissen in der SED-Diktatur auseinandersetzen. Dabei werden sie selbst Handelnde und steuern eigenverantwortlich, wie und in welchem Maß ihr Anliegen mit Unterstützung der Gruppe und der Anleiter zum Thema wird.
Die Selbsterfahrungsgruppe legt ihren Fokus besonders auf die Förderung von zwischenmenschlichen Beziehungen bzw. (Selbst-) Vertrauen und die Steigerung der Selbstwirksamkeit gerade in Bezug auf eigene Erfahrungen mit dem SED-Unrecht.

 

Anmeldung für Vorgespräch bis zum 15. Januar 2018

Eine regelmäßige Teilnahme ist für ein gutes gemeinsames Arbeiten notwendig und wird von uns bei einer Entscheidung für die Gruppe erwartet. Interessierte melden Sie sich bitte zu einem Vorgespräch bei Robert Sommer unter folgender Telefonnummer bzw. E-Mailadresse an (Sprechzeiten: Dienstag 9.00 – 12.00 und 13.00 – 16.00 Uhr, Freitag 9.00 – 12.00 Uhr und nach Vereinbarung):
Telefon: 0361 78969752 oder 0176 70 51 34 62 / E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Die Eckdaten zur Selbsterfahrungsgruppe:

Zeit: 8 Termine, 16.30 – 19.00 Uhr
Beginn: 18. Januar 2018
Termine: angestrebt ist ein 14-tägiger Rhythmus
Leitung: Robert Sommer, Diplom-Sozialpädagoge, Psychodrama-Leiter
Co-Leitung: Bernd Seifert, Theologe, Systemischer Familientherapeut (SG), Psychodrama-Leiter
Ort: Marienstift, Hugo Aufderbeck Seminar, Raum Ehrenamtskolleg, Hopfengasse 8, 99084 Erfurt
Kosten: Die Teilnahme ist kostenfrei (für auswärtige Teilnehmer/-innen aus Thüringen kann ein Fahrtkostenzuschuss gewährt werden).
Teilnehmerzahl: 8-10 Teilnehmer/-innen

Bürgerberatung am 7. Dezember in der Erfurter Gedenkstätte Andreasstraße

Der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (ThLA) führt am Donnerstag, dem 7. Dezember, zwischen 12:00 und 18:00 Uhr in der Erfurter Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße (Andreasstraße 37a) gemeinsam mit dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) eine Außensprechstunde durch. Die Ansprechpartner für Interessierte und Betroffene sind Thomas Heinemann (ThLA) und Sylvia Lechner (BStU).

Thomas Heinemann berät vor Ort zu den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen, die zur Minderung der Folgen von SED-Unrecht durch den Deutschen Bundestag beschlossen wurden:

1. Strafrechtliches Rehabilitierungsgesetz (StrRehaG)
Ermöglicht die Aufhebung rechtsstaatswidriger Entscheidungen der DDR-Justiz (u. a. Passvergehen/ versuchte Republikflucht, Boykott- oder staatsfeindliche Hetze, Spionage, Wehrdienstverweigerung). Ebenso politisch motivierte Verurteilungen mit überzogenem Strafmaß oder die außerhalb eines Strafverfahrens erfolgte gerichtliche oder behördliche Entscheidung mit Anordnung zur Freiheitsentziehung, sofern diese der politischen Verfolgung oder sonstigen sachfremden Zwecken gedient hat. (Einweisung Psychiatrie oder Anordnung zur Unterbringung in einem Heim für Kinder oder Jugendliche).

2. Verwaltungsrechtliches Rehabilitierungsgesetz (VwRehaG)
Dient der Aufhebung von elementar rechtsstaatswidrigen Maßnahmen von DDR Organen, wenn die Maßnahmen zu einer gesundheitlichen Schädigung, einem Eingriff in Vermögenswerte oder einer beruflichen Benachteiligung geführt haben und die Folgen noch unmittelbar schwer und unzumutbar für den Betroffenen fortwirken.

3. Berufliches Rehabilitierungsgesetz (BerRehaG)
Knüpft mit dem Ziel eines Nachteilsausgleichs verfolgungsbedingter Eingriffe in Ausbildung oder Beruf an StrRehaG und VwRehaG an. Erfasst auch Maßnahmen des Betriebes oder staatlicher Organe (u. a. Nichtzulassung oder Exmatrikulation zu EOS oder Fach-/Hochschule, Kündigung oder Lohn- bzw. Gehaltsminderung, Entzug Gewerbeerlaubnis). Zielstellung dieser Rehabilitierungsgesetze ist es, Verfolgten einen Weg zu eröffnen, sich vom Makel persönlicher Diskriminierung zu befreien, einen Nachteilsausgleich in der Rente zu ermöglichen und soziale Ausgleichsleistungen (z. B. „Opferrente“) in Anspruch zu nehmen.

Sylvia Lechner (BStU) gibt Bürgerinnen und Bürgern außerdem die Möglichkeit zur Antragstellung auf Akteneinsicht. Auch Fragen rund um die persönliche Akteneinsicht, zu Wiederholungsanträgen, zur Decknamenentschlüsselung und über die Arbeit der Behörde werden gerne beantwortet.

pottigaThüringen hat einen neuen Gedenkort für die Zwangsausgesiedelten. Möglich wurde das durch die Kommune Pottiga und diverse Spender. Am vergangenen Samstag, just vor dem Volkstrauertag 2017, wurde der Gedenkstein im Pottigaer Ortszentrum (Schulstraße 4) eingeweiht. An der Einweihung durch Bürgermeister Wolfgang Sell und in Gegenwart der Präsidentin des Bundes der Zwangsausgesiedelten Marie-Luise Tröbs und des Landrats Thomas Fügmann nahmen Vertreter fast aller Thüringer Grenzgedenkstätten, viele Gäste und einige Einwohner Pottigas teil.

Der Landesbeauftragte Christian Dietrich sagte in seiner Rede u.a.: "Liebe Pottigaer, Sie markieren mit diesem Stein einen Verlust: Mitbürger, die deportiert wurden und nicht mehr hier leben durften. Schulfreunde, Nachbarn, Kollegen, vielleicht auch Verwandtschaft. Liebe Pottigaer, mit diesem Stein markieren Sie aber auch eine Scham. Die Deportationen wurden nicht verhindert, konnten nicht verhindert werden und dann wurden sie verschwiegen oder so lange gutgeredet, bis der Verlust gar als Gewinn interpretiert wurde. Ich glaube, nur dort, wo der Schmerz über die Verluste und über die Folgen der SED-Politik zuglassen wird, kann es auch Heilung geben. Ohne diese Trauer werden wir nicht zueinander kommen können. In der Trauer öffnet sich das Herz. Da sind wir verwundet und verwundbar. Ja, Trauer ist eine Ohnmachtserfahrung. Aber die Unfähigkeit zu trauern ist gepaart mit der Unfähigkeit zur Freiheit. Dem zu entgehen, haben sie diesen Stein gesetzt. Ich gratuliere Pottiga! Lassen sich Zeit! Geben Sie sich Raum für Beides: Trauer und Freiheit." (Die vollständige Rede finden Sie hier)

Frau Dr. Geier, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Landesbeauftragten, hielt im Anschluss einen Vortrag zu den Verantwortungsstrukturen und Vorgängen der Zwangsaussiedlungen in Pottiga 1952 und 1961. (Der Vortrag kann über diesen Link abgerufen werden.) Zudem wurde im vollbesetzten Saal der Film "Vertreibung 1961" (Hier abrufbar auf dem Youtube-Kanal der Point Alpha Stiftung) gezeigt.

Interessierte Bürgerinnen und Bürger können im Online-Diskussionsforum des Thüringer Landtags zum Gesetzentwurf der Landesregierung über das Nationale Naturmonument „Grünes Band Thüringen“ mitdiskutieren und alle relevanten Parlaments-Dokumente einsehen. 

Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ermöglicht die Ausweisung von Gebieten als „Nationales Naturmonument“, die aus „wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, kulturhistorischen oder landeskundlichen Gründen und wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit von herausragender Bedeutung sind“ und daher den gleichen Schutzbestimmungen wie ein Naturschutzgebiet unterliegen sollen.

Das Thüringer Gesetz für Natur und Landschaft (ThürNatG) enthält bisher keine Regelung zur Ausweisung eines Nationalen Naturmonuments. Mit dem Gesetzentwurf der Landesregierung soll das Gebiet zwischen der Thüringer Landesgrenze und dem Kolonnenweg wegen seiner historischen und landeskundlichen Bedeutung als „Grünes Band Thüringen“ auf der Grundlage des BNatSchG unter besonderen Schutz gestellt werden. Die ehemalige innerdeutsche Grenze soll nicht nur als Teil der deutschen Geschichte, sondern auch als Lebensraum für die Pflanzen- und Tierwelt erhalten bleiben.

Weitere Informationen finden Sie hier.  

Interessierte Bürgerinnen und Bürger können im Online-Diskussionsforum des Thüringer Landtags (https://forum-landtag.thueringen.de/) zum Gesetzentwurf der Landesregierung über das Nationale Naturmonument „Grünes Band Thüringen“ mitdiskutieren und alle relevanten Parlaments-Dokumente einsehen. 
 
Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ermöglicht die Ausweisung von Gebieten als „Nationales Naturmonument“, die aus „wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, kulturhistorischen oder landeskundlichen Gründen und wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit von herausragender Bedeutung sind“ und daher den gleichen Schutzbestimmungen wie ein Naturschutzgebiet unterliegen sollen.
 
Das Thüringer Gesetz für Natur und Landschaft (ThürNatG) enthält bisher keine Regelung zur Ausweisung eines Nationalen Naturmonuments. Mit dem Gesetzentwurf der Landesregierung soll das Gebiet zwischen der Thüringer Landesgrenze und dem Kolonnenweg wegen seiner historischen und landeskundlichen Bedeutung als „Grünes Band Thüringen“ auf der Grundlage des BNatSchG unter besonderen Schutz gestellt werden. Die ehemalige innerdeutsche Grenze soll nicht nur als Teil der deutschen Geschichte, sondern auch als Lebensraum für die Pflanzen- und Tierwelt erhalten bleiben.
 
Weitere Informationen gibt es unter: 
https://forum-landtag.thueringen.de/dokument/nationales-naturmonument-und-gruenes-band-thueringen

DDR-weit fanden 1952 und 1961 zwei große Aussiedlungsaktionen statt. Auch Pottigaer Einwohner waren hiervon betroffen. Das Dorf lag in der 500-Meter-Sperrzone an der innerdeutschen Grenze. Im Zusammenhang mit Grenzsicherungsmaßnahmen wurden am 6. Juni 1952 und am 3. Oktober 1961 vermeintlich politisch "unzuverlässige" Personen und ihre Familien ins Landesinnere umgesiedelt:
In Nacht-und-Nebel-Aktionen zwang man die Menschen aus ihren Häusern und Wohnungen. Das Hab und Gut wurde innerhalb von Stunden auf LKW und Züge verladen und die Betroffenen für immer aus ihrer Heimat weggebracht. In den neuen Wohnorten fühlten sie sich fremd und waren mitunter sozialen Anfeindungen ausgesetzt.

Gedenkstein-Einweihung am 18. November 

Ein Gedenkstein in Pottiga erinnert nun an die Betroffenen und an die Ereignisse vor 65 und vor 56 Jahren. Am 18. November 2017 wird der Gedenkstein durch den Bürgermeister Pottigas, den Leiter des Deutsch-Deutschen Museums Mödlareuth und den Landesbeauftragten des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur eingeweiht. Gäste sind die Point Alpha Stiftung, das Grenzlandmuseum Eichsfeld und das Zweiländermuseum Rodachtal. Mit der Veranstaltung soll zugleich auf die über 5000 Thüringer aufmerksam gemacht werden, die aus über 235 Grenzorten ausgesiedelt wurden.

Weitere Informationen zu der Veranstaltung finden Sie hier. Wir freuen uns auf Sie. 

Titel

Eine der größeren DDR-Samisdat-Zeitschriften, "Ostkreuz" (herausgegeben von György Dalos, Christian Dietrich, Peter Grimm, Siegfried Neher, Gerd Poppe, Wolfram Tschiche und Reinhard Weißhuhn) machte die Diktatur in Rumänien zum zentralen Thema von Heft 1 (Januar 1989).

Am kommenden Samstag, dem 11. November,  wird in der Erfurter Kleinen Synagoge (An der Stadtmünze 5) ab 10:00 Uhr eine Tagung zum Thema "Rumänien und Deutschland im Kommunismus" stattfinden. Bezugnehmend auf die erste Ausgabe von "Ostkreuz" werden im Besonderen Aktionen der DDR-Opposition gegen die Diktatur in Rumänien ein zentrales Thema der Tagung sein.
Am Vormittag spricht Dr. Georg Herbstritt (BStU) zunächst zu den Beziehungen zwischen den ostdeutschen und rumänischen Geheimdiensten Stasi und Securitate; der Landesbeauftragte Christian Dietrich referiert dann folgend über die DDR-Opposition und Aktionen gegen die Diktatur in Rumänien.

Im Anschluss an die Mittagspause rückt Helmuth Frauendorfer (Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen) die deutsche Minderheit und ihre Bedrohung durch den Geheimdienst unter Nicolae Ceaușescu in den Fokus. Schließlich wird Dr. Martin Jung (Jena/Trier) den Blick auf die Zeit nach dem Fall des Eisernen Vorhangs richten: Welchen Weg ging Rumänien in der Auseinandersetzung mit der kommunistischen Diktatur nach 1990?

Weitere Informationen zu der Veranstaltung finden Sie hier

Zur Einstimmung auf die Veranstaltung veröffentlichen wir den Beitrag "Vierzig rumänische Jahre im Report" von Christian Dietrich aus der besagten Samisdat-Zeitschrift "Ostkreuz", Heft 1:  

Foto FB

Buchvorstellung und Podiumsdiskussion zur internationalen Tagung „Jürgen Fuchs: Sagen was ist! Diktatur als grenzüberschreitende Erinnerungslandschaft“ am 8. November um 18:00 Uhr im Thüringer Landtag

Ende 2016 fand an der Universität Wrocław eine internationale Tagung zu Jürgen Fuchs statt, u.a. mit Unterstützung der Präsidenten des Sächsischen und Thüringischen Landtags, sowie der Landesbeauftragten von Sachsen und Thüringen. Im Zentrum stand die Rezeption der literarischen Werke von Jürgen Fuchs und seines Ansatzes der opferorientierten Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in Ostmitteleuropa. Ein besonderes Augenmerk der Tagung lag in der Rezeption von Leben und Werk des Jürgen Fuchs in Polen und Tschechien. Kürzlich ist der Tagungsband „Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik“ erschienen.

Am 8. November wird der Herausgeber der Publikation, Politologe und Germanist Dr. Ernest Kuczyński, im Thüringer Landtag die Forschungsergebnisse präsentieren. Zudem referiert Doris Liebermann, Autorin und Journalistin, über die Geschichte jenes Tonbandes, das die SED zum Anlass nahm, Jürgen Fuchs, Christian Kunert und Gerulf Pannach zu inhaftieren und später aus der DDR abzuschieben. Die Tonband-Aufnahmen werden im Zuge der Veranstaltung zu hören sein.

Um Anmeldung wird gebeten, per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! .

Am 4. November 1992 trat das Strafrechtliche Rehabilitierungsgesetz (StrRehaG) in Kraft. Es ist die Grundlage für die Rehabilitierung rechtsstaatswidriger Urteile der SED-Justiz. In Thüringen wurde dafür im Dezember 1992 in Hildburghausen das Landesamt für Rehabilitierung und Wiedergutmachung unter der Leitung von Michaela Ecker geschaffen. Inzwischen haben mehr als 215.000 Menschen eine Rehabilitierung auf Grundlage dieses Gesetzes gestellt. In Thüringen wurden bis Ende Oktober 2017 mit Bezug zum StrRehaG 29.850 Rehabilitierungen ausgesprochen. 2016 wurde an 4.900 Personen die besondere Zuwendung für Haftopfer (§ 17a StrRehaG), insgesamt 18.069.260,52 € gezahlt. Deutschlandweit wurden bis Ende vergangenen Jahres über 2 Milliarden € Anerkennungsleistungen nach § 17a StrRehaG ausgezahlt.

Es gehört zum gesetzlichen Auftrag der Landesbeauftragten für Stasiunterlagen bzw. Aufarbeitung, die Betroffenen zu unterstützen. In dem letzten Vierteljahrhundert haben sie mit vielen der Betroffenen individuelle Wege der Rehabilitierung und öffentlichen Anerkennung gefunden. Dieser Weg ist gefährdet, da in den Unrechtsbereinigungsgesetzen als Antragsfrist der 31.12.2019 genannt wird. Noch immer haben viele Betroffene keine Anträge gestellt. Allein im Oktober 2017 wurden zwei ehemalige Haftopfer von uns beraten, die den Antrag auf Rehabilitierung erste jetzt stellten.
Die Landesbeauftragten, die Bundesstiftung Aufarbeitung und viele der Opferverbände plädieren für eine Entfristung der Unrechtsbereinigungsgesetze. Der Bundesrat hat am 3.11.2017 dazu beschlossen, die Frist um 10 Jahre zu verlängern und die Rehabilitierung von ehemaligen Kinderheimkindern, deren Eltern rehabilitiert wurden, zu erleichtern. Die Landesbeauftragten weisen außerdem darauf hin, dass der Wille des Gesetzgebers nur umzusetzen ist, wenn die Opferrente regelmäßig an die Inflationsrate angepasst und entsprechend erhöht wird. Das Gesetz wurde inzwischen achtzehnmal novelliert
(siehe dazu auch Tätigkeitsbericht des Landesbeauftragten der Jahre 2015 - 2016):

StraRehaGHaftopfer, die weniger als 180 Tage Haft erlitten, haben Anspruch auf eine Anerkennungsleistung durch die Häftlingshilfestiftung. Hier ist darauf zu achten, dass die Stiftung nicht unterfinanziert ist.

Der Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen Roland Jahn brachte Erfurt als zukünftigen Standort des Thüringer Zentralarchivs der Stasiunterlagen (ca. 12 km Akten) ins Gespräch: „Zu beachten sind sowohl die symbolische Bedeutung als auch Erreichbarkeit und Anbindung an eine Wissenschaftslandschaft, das spricht eher für Erfurt.“ Die Landesregierung plädiert für eine "dezentralen, zivilgesellschaftlichen Aufarbeitungslandschaft" und möchte, dass das zukünftige Archiv sich darin einfügt. (Thüringer Allgemeine am 2. November 2017)

Am 26. Oktober findet um 18:00 Uhr in der Thüringer Landesvertretung beim Bund in Berlin ein Veranstaltungsabend zum Thema Fluchthelfer im geteilten Berlin statt; auf einen Impulsvortrag über die Fluchthelferszene im Berlin der 60er Jahre folgt ein Gespräch mit zwei Zeitzeugen, die seinerzeit als Tunnelbauer und Fluchthelfer aktiv waren.

Plakat Fluchthelfer Web

Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 gruben couragierte Fluchtwillige und Fluchthelfer bis 1982 mindestens 39 Tunnel unter der Sektorengrenze hindurch – die meisten von West- nach Ost-Berlin. Damit ermöglichten sie mehr als 254 Menschen auf spektakuläre Weise die Flucht nach West-Berlin. Sie verhalfen den Flüchtlingen zu einem Leben in Freiheit, ermöglichten Familienzusammenführungen und bewahrten jene Menschen vor Verfolgung und politischer Haft.

Einer jener mutigen Tunnelbauer ist Klaus-Michael v. Keussler, der unter anderem am Bau des berühmten „Tunnel 57“ beteiligt war. Er wird im Rahmen der Veranstaltung über seine Intention, seine Erlebnisse und die Herausforderungen sprechen, die mit dem Bau von Fluchttunneln in Zusammenhang standen. „Für uns werden diese eindringlichen Augenblicke, in denen ein Mensch sich den letzten Ruck gibt und innerhalb von Minuten sein gesamtes Hab und Gut, aber auch die .... Freunde zurücklässt, um in die Freiheit zu gelangen, für immer unvergessen bleiben!", sagt v. Keussler rückblickend.

Daneben berichtet Dr. Günther Heinzel als Zeitzeuge über die langwierige und hürdenreiche Vorbereitung der riskanten Flucht seiner jetzigen Frau über den Checkpoint Charlie im Kofferraum eines alliierten Militärfahrzeugs. Eingeleitet wird der Abend durch den renommierten Historiker und Journalisten Sven Felix Kellerhoff, der einen allgemeinen Einführungsvortrag zur Entwicklung der Fluchthelferszene im geteilten Berlin geben wird.

Der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich zu der Veranstaltung am 26. Oktober in die Thüringer Landesvertretung beim Bund in Berlin (Mohrenstraße 64) ein. An Vortrag und Podiumsdiskussion schließt sich ein Empfang an. Wir freuen uns auf Sie!

Hartumut Rosinger spricht über seine Vergangenheit bei der Stasi, über Verrat, Reue und Vergebung 

Unter dem Decknamen »Hans Kramer« lieferte Hartmut Rosinger der DDR-Staatssicherheit in den siebziger Jahren Spitzelberichte über seinen Freund aus der Evangelischen Studentengemeinde. Die Berichte trugen dazu bei, dass Peter Wulkau 1978 zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt wurde.
Heute engagieren sich beide gemeinsam für die Aufarbeitung des DDR-Unrechts. Für den Dokumentarfilm »Feindberührung« haben sie von ihren Erlebnissen erzählt. Regelmäßig tun sie dies auch vor Schüler- und Lehrergruppen. Dr. Matthias Wanitschke, Referent beim Landesbeauftragten, hat den einstigen »Täter« interviewt. Das Interview ist in der Herbst-Ausgabe des Vivat!-Magazins ab Seite 18 zu lesen und kann über diesen Link online aufgerufen werden. 

In stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe bzw. Psychiatrie kam es in der Vergangenheit zu Leid und Unrecht. Viele Menschen, die als Kinder oder Jugendliche dort lebten, leiden noch heute an den Folgen ungerechtfertigter Zwangsmaßnahmen, Strafen, Demütigungen oder unter finanziellen Einbußen, weil sie in den Einrichtungen gearbeitet haben, ohne dass dafür in die Rentenkasse eingezahlt wurde. Um diese Menschen zu unterstützen, rufen der Bund, die Länder und die Kirchen die Stiftung Anerkennung und Hilfe ins Leben.
Qualifizierte Beraterinnen und Berater in den Anlauf- und Beratungsstellen unterstützen die Betroffenen persönlich bei der Schilderung und Bearbeitung der Erlebnisse und der Anmeldung zur Stiftung. Sind die Voraussetzungen erfüllt, erhalten die Betroffenen eine Geldpauschale. Diese soll die Folgewirkungen des Erlebten abmildern und damit einen Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation leisten. Betroffene, die während ihres Aufenthaltes in der Einrichtung in erheblichem Umfang gearbeitet haben, ohne dass die Einrichtung dafür Sozialversicherungsbeiträge gezahlt hat, können unter bestimmten Voraussetzungen eine einmalige Rentenersatzleistung erhalten. Eine Meldung für ein Beratungsgespräch in der Anlauf- und Beratungsstelle der Stiftung Anerkennung und Hilfe ist bis zum 31. Dezember 2019 möglich.
Ab 1. September 2017 haben Betroffene der Stiftung Anerkennung und Hilfe in Thüringen die Möglichkeit, sich für ein Beratungsgespräch sowie Anerkennungs- und Unterstützungsleistungen in einer Anlauf- und Beratungsstelle anzumelden. Die Anlauf- und Beratungsstelle in Thüringen ist im Sozialministerium angesiedelt:

Ansprechpartner:
Manuel Schmidt (Leiter), Nadine Böttger (Beraterin), Thomas Bähr (Berater)

Tel.: 0361 / 573811-260
Fax: 0361 / 573811-820
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Telefonsprechzeiten: 
Dienstag: 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr und 14.00 Uhr bis 16.30 Uhr
Donnerstag: 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr

Adresse: Werner-Seelenbinder-Straße  6, 99096 Erfurt

 

Tagung mit Vorträgen von Dr. Martin Jung, Dr. Georg Herbstritt, Helmuth Frauendorfer und Christian Dietrich

Am 11. November findet ab 10:00 Uhr in der Kleinen Synagoge in Erfurt (An der Stadtmünze 5) eine Tagung zum Thema "Rumänien und Deutschland im Kommunismus" statt. Wie eng waren die Beziehungen zwischen Stasi und Securitate? In welchem Fokus stand die deutsche Minderheit Rumäniens für den Geheimdienst unter Nicolae Ceaușescu? In welcher Form war die DDR-Opposition gegenüber der kommunistischen Diktatur in Rumänien aktiv? Und wie wurde der rumänische Widerstand in der DDR wahrgenommen? Diese und weitere Fragen werden im Rahmen der Rumänientagung von renommierten Rumänien-Experten diskutiert.

Wir freuen uns über Ihr Kommen. Das Programm im Detail: 

Begrüßung
Foto WebseiteChristian Dietrich, Landesbeauftragter

„Beziehungen zwischen Staatssicherheit und Securitate“
Dr. Georg Herbstritt, BStU

„DDR-Opposition und Diktatur in Rumänien“
Christian Dietrich, Landesbeauftragter

Mittagspause

„Rumäniendeutsche und die Ceaușescu-Diktatur“
Helmuth Frauendorfer, Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen

„Die Auseinandersetzung mit der kommunistischen Diktatur in Rumänien nach 1990“
Dr. Martin Jung, Trier

Schlusspodium
Christian Dietrich, Helmuth Frauendorfer, Dr. Georg Herbstritt, Dr. Martin Jung

Gerbergasse 84Im neuen Heft der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ stehen diesmal Fragen zur Wirtschaftsgeschichte Ostdeutschlands im Mittelpunkt.

Wie vielfältig und kontrovers die Perspektiven bis heute ausfallen, zeigt die Bandbreite der Titelthemen. Zu Beginn verfolgt eine Spurensuche die statistische Karriere der DDR als „eine der führenden Wirtschaftsnationen der Welt“. Ausgangspunkt dafür ist die SED-Propagandaformel „Unter den ersten zehn“, die Mitte der 1960er Jahre verstärkt auftauchte und sogar von westlichen Korrespondenten übernommen wurde. In einem anderen Beitrag analysiert der Historiker Dietmar Remy, der bald eine umfangreiche Biografie über Wolfgang Biermann (1927–2001) veröffentlicht, das Wirken des umstrittenen Zeiss-Generaldirektors, der von 1975 bis Ende 1989 an der Spitze des Kombinats Carl Zeiss Jena stand. Weitere Beiträge untersuchen die ökonomische Bedeutung der Bausoldaten für das SED-Regime, die Wirtschaftsspionage in West-Berlin oder die Struktur des ostdeutschen Treuhandpersonals.

Doch auch die zusätzlichen Texte im Heft zur Zeitgeschichte bieten neue Einsichten. Etwa eine Darstellung über die wenig bekannte Gruppe der Auskunftspersonen (AKP), die abseits der Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) ein dichtes Informanten-Netz in den Wohngebieten bildeten. Der „Weiße Kreis“ war im Sommer 1983 eine lose Gruppe von Ausreisewilligen, die friedlich und zumeist weiß gekleidet auf dem Platz der Kosmonauten (heute Eichplatz) demonstrierten. Heidelore Rutz war mit ihrer Familie dabei und wurde inhaftiert. Sie schildert in einem persönlichen Bericht ihren langen Weg in die Freiheit. Ein Artikel zu den Erinnerungen von Opfern politischer Gewalt, ein Nachruf auf die verstorbene DDR-Fußballlegende Manfred Kaiser sowie eine Betrachtung zum Phänomen „DDR-Alltags-Museen“ runden das Heft ab.

Die neue Ausgabe 3/2017 der „Gerbergasse 18“ (Heft 84) ist ab sofort im Buchhandel und bei der Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.

Am 2. Oktober ist Wolfgang Mayer nach längerer Krankheit verstorben.

Wolfgang Mayer besetzte am 9. September 1988 die Dänische Botschaft in Ostberlin zusammen mit weiteren Ausreisewilligen. Der dänische Botschafter verständigte die DDR-Regierung, die in der darauffolgenden Nacht in das Botschaftsgelände eindrangen und die Botschaftsbesetzer inhaftierten. Die dreizehn Erwachsenen wurden einen halben Tag lang verhört, die fünf Kinder in ein Heim verbracht. Später wurden die Flüchtlinge zu mehrjährigen Gefängnisstrafen „auf Bewährung“ verurteilt und durften am 22. März 1989 ausreisen.

Wolfgang Mayer nahm seinen Wohnsitz in Cochem an der Mosel und verarbeitete seine Erfahrungen mit der Ausreise in den beiden Büchern „Dänen von Sinnen“ (1990) und „Die mit dem Storch zogen“ (1992). Er studierte Politikwissenschaft und promovierte zur Rechtslage und DDR-Praxis gegenüber Ausreisewilligen („Flucht und Ausreise“, publiziert 2002).

Zuvor hatte er von 1970 bis 1975 Pädagogik an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg studiert. Anschließend war er bis 1986 in Ilmenau und Hildburghausen als Lehrer für Mathematik und Polytechnik angestellt. Am 10. März 1987 stellte Wolfgang Mayer zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern einen Ausreiseantrag. Er wurde daraufhin fristlos entlassen. Nach längerem Kampf wurde er 2002 in Thüringen wieder in den Thüringer Schuldienst eingestellt. 2007 begründete er das Internetforum „Flucht und Ausreise“.

"Ich habe ihn als einen aufmerksamen Zeitgenossen und streitbaren Demokraten und Erwachsenenbildner kennengelernt", sagt der Landesbeauftragte Christian Dietrich. Er wird uns fehlen. 
Die Trauerfeier findet am Samstag, den 14.10.2017 um 13:30 Uhr in der Trauerhalle des Großen Friedhofs in der Leonhardtstraße in Greiz / Thüringen statt.

fuchs einband 300dpiEnde 2016 fand an der Universität Wrocław/Breslau eine internationale Tagung zu Jürgen Fuchs mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung und der Landtage bzw. Landesbeauftragten von Sachsen und Thüringen statt. Im Zentrum stand die Rezeption der literarischen Werke von Jürgen Fuchs und seines Ansatzes der opferorientierten Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in Ostmitteleuropa.
Inzwischen ist der von Ernest Kuzcynski (Łódź/Lodz) herausgegebene Tagungsband „Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik“ erschienen. Ein besonderes Augenmerk der Tagung lag in der Rezeption von Leben und Werk des Jürgen Fuchs in Polen und Tschechien. Im polnischen Samisdat waren seine Texte schon während des Kriegsrechts 1985 erschienen. Sein Einsatz für die Öffnung der Akten der Geheimpolizei fand jedoch unter den Demokraten Polens nicht die nötige Unterstützung.
In einer Münchner Rezension (Volker Strebel) der Publikation heißt es: „Dass ausgerechnet die Nachfolgepartei der SED das Monopol auf ostdeutsche Befindlichkeiten für sich in Anspruch nimmt, … ist in weiterer Fingerzeig“ für die Dringlichkeit der Lektüre von Jürgen Fuchs.
Am 8. November wird der Politologe und Germanist Dr. Ernest Kuzcynski im Thüringer Landtag mit einigen Autoren des Bandes die Forschungsergebnisse präsentieren. Dabei wird es auch um die Geschichte des Tonbandes gehen, das die SED zum Anlass nahm, um Jürgen Fuchs, Christian Kunert und Gerulf Pannach zu inhaftieren und später aus der DDR abzuschieben.

Ausschnitt Fluchthelfer Web

Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 gruben couragierte Fluchthelfer mindestens 39 Tunnel unter der Sektorengrenze zwischen Ost- und West-Berlin hindurch. Damit ermöglichten sie mehr als 254 Menschen auf spektakuläre Weise die Flucht nach West-Berlin. Sie verhalfen den Flüchtlingen zu einem Leben in Freiheit, ermöglichten Familienzusammenführungen und bewahrten jene Menschen vor Verfolgung und politischer Haft.

Einer jener mutigen Tunnelbauer war Klaus-Michael v. Keussler. Er wird im Rahmen der Veranstaltung "Fluchthelfer im geteilten Berlin" über seine Intention, seine Erlebnisse und die Herausforderungen sprechen, die mit dem Bau von Fluchttunneln in Zusammenhang standen.
Daneben berichtet Dr. Günther Heinzel als Zeitzeuge über die Vorbereitung der riskanten Flucht seiner jetzigen Frau über den Checkpoint Charlie im Kofferraum eines alliierten Militärfahrzeugs.

Eingeleitet wird der Abend durch den renommierten Historiker und Journalisten Sven Felix Kellerhoff, der einen allgemeinen Einführungsvortrag zur Entwicklung der Fluchthelferszene im geteilten Berlin geben wird.

Die Veranstaltung findet am 26. Oktober 2017 um 18:00 Uhr in der Thüringer Landesvertretung in Berlin statt. Wir freuen uns auf Sie! 

Erinnerung an das Schaffen des gebürtigen Jenensers

Lutz Rathenow feiert heute seinen 65. Geburtstag. Er ist ein Revolutionär, der das Florett des Humors beherrscht und Raum schafft für die nötigen Verunsicherungen in der deutschen Erinnerungslandschaft. Thüringen hat ihm viel zu verdanken.
Er wurde 1952 in Jena geboren und kehrte nach dem Grundwehrdienst als Grenzsoldat in seine Heimatstadt zurück, um Geschichte und Deutsch auf Lehramt zu studieren. Zugleich gründete er im Herbst 1973 den Jenenser Arbeitskreis Literatur und Lyrik, zu dem auch Udo Scheer und Siegfried Reiprich gehörten. Lutz Rathenows Freude an Sprache und Hintersinn brachte ihn schnell mit SED-kritischen Autoren und Liedermachern zusammen. Nach fast zwei Jahren wurde der Arbeitskreis verboten. Jürgen Fuchs, ein wichtiger Freund, wurde zur gleichen Zeit exmatrikuliert und floh aus Jena. Rathenow schloss sich dem Protest gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann an. Daraufhin wurde er inhaftiert und exmatrikuliert. Mit Hilfe seiner Frau fand er 1977 in Ostberlin eine neue Wirkungsmöglichkeit und wurde freischaffender Autor und Förderer vieler Autoren, die in der DDR nicht veröffentlichen konnten.
1980 wurde er von der Staatssicherheit inhaftiert, doch nach internationalen Protesten wieder freigelassen. Er veröffentlichte Essays, Gedichte und Dramen in der Bundesrepublik und war einer der klugen Kommentatoren zum Ende der SED-Diktatur. In der Initiative für Frieden und Menschenrechte arbeitete er auch mit dem Landesbeauftragten Christian Dietrich zusammen. Sein Oeuvre ist kaum zu überblicken, reich an gezielten Irritationen. Zuletzt vor allem Gedichte, Kinderbücher und Kolumnen, auch in Thüringer Tageszeitungen.

Lutz Rathenow ist seit 2011 Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Sachsen. In seinem jüngsten Band „Gedichte zum Größerwerden. Der Elefant auf dem Trampolin“ hat er Erfahrungen und Sprachlogik gemischt. Auf dem Weg „zum Größerwerden“ gehört es auch, sich der eigenen Bedürftigkeit anzunehmen. Der Text dazu bekam die Überschrift „Empörung“ und der Illustrator Egbert Herfurth setzte ihn in Beziehung zum Amt des Autors: Empörung Ein Mensch schleicht rennt läuft um ein Haus, er will nur eins – möglichst rasch hinein hinein. Und ist er drin, will er nur noch: heraus heraus. Ich bin wirklich ein Opfer, sagt der Mann, schrecklich, dass ich ohne Luft nicht atmen kann. Verflixte Erde, die mich sonst nicht leben lässt. Und die Schwerkraft hält mich zudem fest. Was brauch ich zum Leben? Wird es mir gegeben? Kann ich es mir nehmen?

Vielen hat Lutz Rathenow bei diesen Fragen geholfen. Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag Lutz Rathenow!

Akten zu den Zwangsaussiedlungen im Bezirk Suhl benutzerfreundlich auffindbar

Das Findbuch zu den Akten der Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Suhl (BdVP Suhl) kann seit Kurzem über das Archivportal Thüringen (www.archive-in-thueringen.de) online eingesehen werden. Im Bestand der BdVP Suhl finden sich unter anderen Akten zu den Zwangsaussiedlungen, die 1952 und 1961 in den Grenzkreisen stattfanden. Betroffen von den Aussiedlungsmaßnahmen waren im Bezirk Suhl die Kreise Hildburghausen, Meiningen, Bad Salzungen, Sonneberg und Neuhaus am Rennweg: Aus etwa 100 Ortschaften wurde ins Landesinnere zwangsausgesiedelt. Einige Orte sind dann im Zuge der weiteren Grenzsicherung geschleift worden, zum Beispiel Billmuthausen im heutigen Landkreis Hildburghausen. Der Bestand der BdVP Suhl eröffnet, nach seiner teilweisen Neuerschließung und technischen Neubearbeitung durch das Staatsarchiv Meinungen und das Hauptstaatsarchiv Weimar, den Forschern interessante Einblicke. In den Abteilungen Chef der BdVP Suhl, Operativstab und Pass- und Meldewesen sind aussagekräftige Dokumente zu erwarten. Entsprechend dem Online-Findbuch sind zahlreiche Unterlagen zur „Aktion Blümchen“ – der Deckname der Aussiedlungsaktion 1961 im Bezirk Suhl – in der Abteilung Operativstab enthalten.

Hier sind beispielsweise Quellen auffindbar, die die detaillierte Planung im Vorfeld dokumentieren, aber auch Informationen der Begleitoffiziere, Lagemeldungen während der Durchführung und Einzelberichte über die Aussiedlungen enthalten. In den Akten der Abteilung Pass- und Meldewesen finden sich zudem Namensverzeichnisse der Zwangsausgesiedelten aus den Kreisen Meiningen, Sonneberg und Hildburghausen, die zwischen dem 5. und 7. Juni 1952 in der sogenannten „Aktion Ungeziefer“ umgesiedelt wurden. Des Weiteren umfasst der Bereich Pass- und Meldewesen auch drei Unterlagenbände, die die Namen und die Gründe der Aussiedlung im Jahr 1961 enthalten. (Siehe Bild. Das abgebildete Dokument veranschaulicht die perfide Begründung zur Aussiedlung der Familie Bernoth und die 1961 an der Zwangsaussiedlung beteiligten Institutionen Staatssicherheit, Volkspolizeikreisamt, Grenzpolizei und als Vorsitzender der Kreiseinsatzleitung (KEL), der 1. Sekretär der SED im Kreis. Die in der Quelle erwähnte Familie Bernoth hat dieses Dokument dem Staatsarchiv Meiningen zur Nutzung freigegeben. An dieser Stelle möchten wir der Familie Bernoth und dem Staatsarchiv Meiningen danken, das vertrauliche Dokument abbilden zu dürfen.) 

Da Akten personenbezogene Angaben aufweisen, können diese erst nach Erlöschen der Schutzfrist von 90 Jahren nach der Geburt bzw. 10 Jahren nach dem Tod der Person eingesehen werden. Eine Aufhebung dieser Schutzfrist kann im Rahmen eines Schutzfristenverkürzungsverfahrens im Archiv beantragt werden. Für die weitere Erforschung der Zwangsaussiedlungen in Thüringen stellt die benutzerfreundliche Aufarbeitung des Bestandes BdVP Suhl einen wichtigen Schritt dar. Für ein ausgewogenes Bild der damaligen Ereignisse empfiehlt es sich zudem mit Zeitzeugen zu sprechen und weitere schriftliche Überlieferungen in den Staats- und Kreisarchiven zu sichten.

"Auf dem Weg zur Zivilgesellschaft“

Plakat WebEnde der 1980er Jahre ächzt die DDR. Die Führungsriege ist alt, die sozialistische Utopie verbraucht und die Hoffnung vieler auf eine glückliche Zukunft dahin. Zugleich engagieren sich einige Menschen in kleinen Umwelt-, Friedens- und Menschenrechtsgruppen, um ihre Zukunft mitzugestalten. Vor dreißig Jahren, im November 1987, stürmt die Staatssicherheit die Umweltbibliothek in der Zionskirche und die Arbeit dieser Gruppen wird auf einmal für die Öffentlichkeit wahrnehmbar.
Vor vierzig Jahren wurde mit der Charta 77 in der ČSSR bereits ein Grundstein für die ost(mittel)-europäische Demokratieentwicklung gelegt. An die Menschen, die sich im letzten Jahrzehnt der DDR für eine ostdeutsche Zivilgesellschaft einsetzten, will der Thüringer Geschichtsverbund erinnern. Zusammen mit den Referenten und Besuchern wollen wir uns über den Sinn oder Unsinn, die Freude und auch Last von gesellschaftlichem Engagement, damals wie heute, austauschen.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch - das Bürgerfest findet am 10. September 2017 zwischen 15:00 Uhr - 21:00 Uhr in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße, Andreasstraße 37a, 99084 Erfurt statt. 

Nach jüngster Studie des Forschungsverbunds SED-Staat kamen 327 Menschen an innerdeutscher Landgrenze ums Leben

Mit dem Bau der Berliner am 13. August 1961 wurde das letzte Schlupfloch in den Westen geschlossen. Nach jüngsten Forschungen des Forschungsverbunds SED-Staat kamen 327 Menschen an der innerdeutschen Landgrenze (ohne die Todesopfer an der Berliner Mauer) bis 1989 ums Leben. Die Leiterin des Berliner Mauermuseums, Alexandra Hildebrandt, geht aktuell von insgesamt 1899 Todesopfern des Grenzregimes aus.
Nicht zuletzt wegen des stetigen Ausbaus der Sicherungsanlagen an der deutsch-deutschen Grenze versuchten Menschen auch außerhalb der DDR, den „Eisernen Vorhang“ zu überqueren. Allein an der Grenze der CSSR verloren mehr als 770 Menschen auf der Flucht ihr Leben, unter ihnen mindestens 17 Personen aus der DDR.

„Der 13. August 1961 ist ein Schlüsseldatum der europäischen Geschichte und Anlass jenen zu danken, die Menschen aus der DDR gerettet haben, die die Grenze durchlässiger machten und letztlich einrissen“, sagt der Landesbeauftragte Christian Dietrich. „Es ist aber auch ein Tag der Trauer. Nicht nur die Toten sind unvergessen, auch die erzwungenen Beziehungsabbrüche. Schuld und Verrat gerade innerhalb der Familien wirken ist bis heute“, fügt Dietrich hinzu.

Faktisch war der SED-Staat nach dem Bau der Berliner Mauer ein Gefängnis. Der Versuch einer Flucht aus der DDR, sowie dessen Vorbereitung oder Nichtanzeige konnten bestraft werden. Mit dem verschärften Passgesetz von 1957 wurde jede nichtgenehmigte Ausreise aus der DDR strafrechtlich verfolgt. Das Strafmaß konnte seit 1979 bis zu acht Jahren Haft betragen. Verurteilt wurde auch, wer Fluchtvorbereitungen - selbst innerhalb der eigenen Familie - nicht angezeigt hatte. Über 60.000 Menschen erhielten als DDR-Flüchtlinge und Fluchthelfer Haftstrafen. Zudem wurden Kinder und Jugendliche in diesem Zusammenhang in geschlossene Jugendeinrichtungen eingewiesen.

Jenen Opfern des DDR-Grenzregimes wird am 13. August in Thüringen im Rahmen von mehreren Veranstaltungen gedacht, etwa in Form eines Gottesdienstes und der Kranzniederlegung in Eisenach oder einer Gedenkstunde im Grenzmuseum Schifflersgrund. Im Menschenrechtszentrum Cottbus wurde zum 50. Jahrestag des Mauerbaus vor sechs Jahren die Gedenkaktion "1 Ziegel für 1 Maueropfer" begonnen. Am Sonntag wird diese Gedenkmauer nunmehr eingeweiht.

Der Landesbeauftragte gratuliert dem wichtigen Aufarbeiter der SED-Diktatur herzlich zum Geburtstag.

Auerbachs Vita steht ganz im Zeichen des Widerstands gegen Diktatur und Unrecht. 1965 verweigerte er den Militärdienst und widerstand den Anwerbeversuchen der Staatssicherheit. 1971 wurde Auerbach Stadtjugendwart der evangelischen Kirche in Jena und prägte die Junge Gemeinde Stadtmitte und deren Offene Arbeit nachhaltig (Mehr dazu hier auf jugendoppostion.de. Diesbezüglich auch lesenswert ist die Publikation "Jugend zwischen Kirche und Staat: Geschichte der kirchlichen Jugendarbeit in Jena 1970-1989" von Henning Pitzsch, Köln / Weimar 2005).

Nachdem er Ende 1976 gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestiert und Unterschriftensammlungen organisiert hatte, wurde er inhaftiert (sein Haftbefehl ist hier in der BStU-Mediathek einsehbar) und Anfang September 1977 nach zehn monatiger Untersuchungshaft gegen seinen Willen mit einigen Freunden nach West-Berlin abgeschoben und ausgebürgert. Von West-Berlin aus unterstütze er gemeinsam mit Jürgen Fuchs, Roland Jahn und anderen die Oppositionsbewegung in der DDR. Nach der Öffnung der innerdeutschen Grenzen beteiligte sich Auerbach schließlich an der Besetzung der MfS-Bezirksverwaltung in Gera. Maßgeblich engagierte er sich dann im Fortgang an der Aufarbeitung der SED-Diktatur; so war der gebürtige Leipziger bis zu seinem Ruhestand 2009 leitender Mitarbeiter des BStU. Er publizierte u.a. zu den Planungen der SED gegen die Opposition im Ausnahmezustand ("Vorbereitungen auf den Tag X. Die geplanten Isolierungslager des MfS"), zum Terroreinsatz in der Bundesrepublik ("Einsatzkommandos an der unsichtbaren Front“) und zur Geschichte des Widerstands gegen die SED in Thüringen.

Wir danken Thomas Auerbach für seinen Mut in den Zeiten der Diktatur und für die Klarheit in den Jahren der Demokratisierung und wünschen ihm Kraft für den Alltag, Nähe der Freunde und Gottes Segen für die Zukunft.

Todesstrafe ZuschnittVor 30 Jahren, am 17. Juli 1987, wurde in der DDR die Todesstrafe aus dem Strafgesetzbuch gestrichen. Es war ein notwendiger Schritt, damit Staats- und Parteichef Erich Honecker in die Bundesrepublik reisen konnte. Wie so oft, entschied der Staatsrat auf Empfehlung des SED-Politbüros, die Volkskammer wurde erst danach gefragt.

Der Friedensarbeitskreis Naumburg (u.a. mit Michael Kleim und Christian Dietrich) forderte bereits seit Ende 1986 die Abschaffung der Todesstrafe. Der Landesbeauftragte wurde dafür als Sympathisant der NS-Kriegsverbrecher denunziert; dabei war er ein Sympathisant der DDR-Flüchtlinge, auf die geschossen wurde.

Die Forderung wurden seinerzeit über ein Flugblatt publik gemacht; in einem aktuellen Artikel von Michael Kleim hier auf meinanzeiger.de lesen Sie mehr zu den Hintergründen der Protestaktion. 

Vor 25 Jahren wurde eine akribisch erarbeitete Liste der fast 5.000 Hallenser inoffiziellen Mitarbeiter der Staatssicherheit veröffentlicht. Die Dekonspirierten wehrten sich, doch nach acht Jahren Rechtstreit bekamen die Aufklärer recht: Veröffentlichungen zur Stasimitarbeit können nicht mit dem Hinweis auf den Persönlichkeitsschutz verhindert werden. Außerdem stellten die Bundesverfassungsrichter fest: "Die Feststellung des Bundesgerichtshofs, die Liste habe zur Aufarbeitung der Stasi-Vergangenheit praktisch nichts beitragen können, hält verfassungsrechtlicher Prüfung ebenfalls nicht stand. Der Bundesgerichtshof hat insoweit die Suggestivkraft, die mit der Veröffentlichung der Liste verbunden war, nicht hinreichend berücksichtigt: Die Liste vermittelt aufgrund ihrer Länge einen nachhaltigen Eindruck von der massiven Durchdringung der Gesellschaft der DDR durch das MfS, verliert sich wegen der konkreten Angaben, insbesondere der Namensnennungen, aber nicht in der Abstraktheit bloßer Zahlen. Die fehlende Spezifizierung der Tätigkeit der in der Liste Aufgeführten, die für den Bundesgerichtshof gerade Anlass war, die Auslegung der Liste im Hinblick auf die Klägerin als rechtswidrig anzusehen, verdeutlichte, dass der potentielle Zugriff des MfS auf Informationen weit reichte und vielfältig war. Die Liste war damit aus Sicht des Beschwerdeführers ein geeignetes Mittel, die Realität des breit gefächerten Informantensystems - so, wie er es sah - vor Augen zu führen." (Beschluss der 1. Kammer des Ersten Senats vom 23. Februar 2000)

Mehr zu jenem in dieser Form einmaligen Fall in einem kurzen Video hier auf Spiegel Online und einem aktuellen Artikel auf Mitteldeutsche Zeitung Online.
Ausführlich beschäftigt sich auch eine Publikation der Landesbeauftragten von Sachsen-Anhalt dazu: Der Titel "Darf man das? Die Veröffentlichung von Stasi-Listen in Halle an der Saale im Sommer 1992 und die Folgen." ist zugleich Dokumentation und Auseinandersetzung mit der Thematik und beinhaltet Beiträge von Steffen Reichert und Peter Raue sowie den ungekürzten Text des Bundesverfassungsgerichts.

Gerbergasse18 Heftcover 83Wie wichtig sind Gedenktage und historische Jubiläen für unsere Erinnerungskultur? Mit der sogenannten Oktoberrevolution vor hundert Jahren haben wir es besonders schwer. Weder die zeitliche Begrenzung auf die Ereignisse im Oktober 1917 noch die Einordnung als Revolution oder die verkürzte Deutung als Ursprung des Weltkommunismus sind hinreichend. Obwohl die „Große Sozialistische Oktoberrevolution“ zum ideologischen Kern des DDR-Geschichtsunterrichts gehörte, blieben oft nur Schlagworte hängen. Die Zeitschrift „Gerbergasse 18“ fragt deshalb nach Folgen und Wirkungen des „Roten Oktober“.

Das Heft 83 bietet aber noch viele weitere spannende Beiträge, etwa zum Tabuthema Prostitution in der DDR, den Vertreibungen in Thüringen durch Kreisverweise zwischen 1945 und 1951, der Jazzszene in Jena der 1980er Jahre oder den Herausforderungen der Geschichtsvermittlung durch innovative Spieleformate (digital und analog). Eine Charakterskizze des Autors Dietmar Ebert stellt den Juristen und Vater der Thüringer Landesverfassung Eduard Rosenthal (1853–1826) prägnant und facettenreich vor. Das biografische Porträt des Ehrenbürgers Rosenthal schildert dessen vielfältiges und weitsichtiges Wirken in der Stadt Jena und darüber hinaus, wobei seine Bedeutung und Ausstrahlungskraft bis heute kaum bekannt sind. Seit 2007 besteht mit der Villa Rosenthal, unterhalb des Westbahnhofs gelegen, ein eindrucksvoller Veranstaltungs- und Erinnerungsort, zugleich eine Würdigung des engagierten Ehepaars Clara und Eduard Rosenthal. Weitere Informationen zur "Gerbergasse 18" finden Sie hier

TdTAuch in diesem Jahr sind wir am Tag der offenen Tür im Thüringer Landtag (17. Juni, 10:00 - 17:00 Uhr) mit einem Stand vertreten. Dort gibt es die Möglichkeit, an einem Quiz zur DDR-Geschichte teilzunehmen. Wer sich auskennt, kann tolle Preise zu gewinnen. Daneben haben wir ein breites Programm rund um das Thema DDR, SED-Unrecht und Aufarbeitung: 

FIlmvorstellungen in Raum F 002: 

11.00 Uhr:
„Der 17. Juni in Jena. Skizzen eines Aufstandes.“ (2014)
Eine filmische Zeitzeugendokumentation von Torsten Eckold und Daniel Börner. Im Anschluss an den Film folgt ein Gespräch mit Regisseur Daniel Börner.

12.30 Uhr:
„Vertreibung 1961“ (2017)
Ein Film von Peter Grimm und Eckardt Reichl über die Zwangsaussiedlungsaktionen in der DDR. Eine Spurensuche.

13.30 Uhr:
„Kaputt“ (2016)
Kurzfilm von Alexander Lahl und Volker Schlecht über das zentrale Frauengefängnis der DDR. Im Anschluss an den Film folgt ein Gespräch mit Zeitzeugin und Künstlerin Gabriele Stötzer.

14.00 Uhr:
„Die letzten Zeugen des Gulag“ (2014)
Ein Film von Dean Cáceres und Lars Henze, der sich auf Spurensuche nach den letzten Überlebenden der stalinistischen Arbeitslager begibt. Im Anschluss an den Film folgt ein Gespräch mit Regisseur Dr. Dean Cáceres. 

Podiumsdiskussion im Plenarsaal

15.30 - 17.00 Uhr:
"Stand der Aufarbeitung der SED-Diktatur in Thüringen im Jahr 2017"

Am Gedenktag der Opfer des SED-Unrechts werden Vertreter aller Landtagsfraktionen über Erwartungen und Ziele eins solchen Gedenktages debattieren. Außerdem soll es um die fehlende Würdigung bestimmter Opfer der SED-Diktatur und Perspektiven der Aufarbeitung in Thüringen gehen. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung, ob die Frage "Was bzw. wer beschädigt die Würde des Parlaments?" ein Mittel der Diktaturaufarbeitung ist.Grundsätzlich soll dabei der Stand der Aufarbeitung der SED-Diktatur in Thüringen im Jahr 2017 beleuchtet werden.
Der Landesbeauftragte Christian Dietrich übernimmt die Moderation der Podiumsteilnehmer, bestehend aus Herbert Wirkner (CDU), Mike Huster (DIE LINKE), Birgit Pelke (SPD), Corinna Herold (AfD) und Dirk Adams (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN).

Ausstellungen: 

10.00 - 17.00 Uhr, Funktionsgebäude EG: 
"Flucht und Ausreise" 

10.00 - 17.00 Uhr,  Außengelände vor dem Verwaltungshochaus:
"Aufbruch nach Europa"

Der Journalist und Publizist Dr. h. c. Karl Wilhelm Fricke wird am 15. Juni für sein Lebenswerk mit dem Aufarbeitungspreis der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ausgezeichnet, der 2017 erstmals verliehen wird. „Wie kaum ein anderer hat sich Karl Wilhelm Fricke vor und nach 1989 mit der Repression in der DDR auseinandergesetzt, seine sachlichen und faktenreichen Analysen als Autor und jahrelanger Redakteur des Deutschlandfunks sind bis heute von herausragender wissenschaftlicher Bedeutung“, erklärte die Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbeitung Anna Kaminsky.

Karl Wilhelm Fricke zählt außerdem zu den bekanntesten Entführungsopfern des Kalten Kriegs. Weil seine Veröffentlichungen über Verfolgung und Repression in der DDR den kommunistischen Machthabern gefährlich wurden, stellte ihm die Staatssicherheit am 1. April 1955 in West-Berlin eine Falle und verschleppte ihn in die DDR. In einem Geheimprozess wurde Fricke zu vier Jahren Haft verurteilt, die er in Einzelhaft verbüßen musste.

Ermöglicht wurde der Aufarbeitungspreis durch eine Spende des Publizisten und ehemaligen Fluchthelfers Dr. Burkhart Veigel an die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Der Preis würdigt das herausragende Engagement für Freiheit, Demokratie und Zivilcourage im vereinten Deutschland und in Europa. Verliehen wird die Auszeichnung durch Bundespräsident a. D. Horst Köhler, der Vorstandsvorsitzende der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Rainer Eppelmann hält die Laudatio.

Mit der Wahl des Datums der Preisverleihung erinnert die Bundesstiftung Aufarbeitung zugleich an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR, als über eine Million Menschen ihren Protest gegen die kommunistische Herrschaft in der gesamten DDR auf die Straße trugen und das Ende der SED-Herrschaft, freie Wahlen und die Einheit Deutschlands forderten.

Schon früh machte die Thüringer Regierungskoalition klar, dass sie die Bewertung von Abgeordneten als "parlamentsunwürdig" kritisiert. Die Debatte nimmt derzeit neue Fahrt auf, laut dieses aktuellen Artikels auf MDR online soll etwa der ehemalige IM "Kaiser", Frank Kuschel, nicht mehr als "parlamentsunwürdig" erklärt werden. Erneut besprochen wird auch der Fall Herbert Wirkner hier auf Thüringische Landeszeitung online. Wirkner wurde seinerzeit von der Stasi zur Gewinnung als Spitzel umworben.
Der Landesbeauftragte Christian Dietrich erklärte gegenüber dem Thüringer Landtag bezüglich der Debatte u.a.: "Die Streichung des Begriffs 'parlamentsunwürdig' ist nur zu erklären als eine Resignation aufgrund der Differenz zwischen der Bewertung und dem faktischen Vollzug der Bewertung. Es wäre jedoch eine Selbstbeschränkung des Parlamentes, deshalb zugleich die Bewertung zu streichen. In der FORSA-Umfrage der Brandenburgischen Enquetekommission zur Aufarbeitung war eine deutliche Mehrheit der Befragten der Meinung, dass Stasibelastung und Mandat sich ausschließen. Unter denen, die angaben, DIE LINKEN zu wählen, waren es jedoch lediglich 50%. Während das Werturteil 'parlamentsunwürdig' von der Regierungskoalition abgelehnt wird, hat die Koalition zugleich die 'Regierungsunwürdigkeit' von Menschen, die offiziell oder inoffiziell für die Staatssicherheit gearbeitet haben bestätigt. Die Koalition hat dies sogar verschärft, in dem auch 'Menschen, die leugnen, dass die DDR kein Rechtsstaat war' keine Regierungsverantwortung übernehmen dürfen. Es bleibt dabei, wenn eine Belastung eines Mandatsträger festgestellt wird, sind die bzw. der Abgeordnete und ihre bzw. seine Partei in der moralischen Verpflichtung zu handeln." (Siehe dazu diesen Artikel aus Januar 2016)
Nachtrag 02.06.2017: Interview im Deutschlandfunk (Henry Bernhard) mit Frank Kuschel, Uwe Höhn, Astrid Rothe-Beinlich, Herbert Wirkner unter Wendehälse: Wie Thüringens Parlament mit Stasi-Spitzeln umgeht

Anlässlich der befreienden Ausreise von Reiner Kunze aus der DDR vor 40 Jahren wurde am 26. April im Thüringer Landtag Oppositioneller im SED-Regime gedacht, Fluchtgeschichten erzählt und die zurückgewonnene Heimat gefeiert. Reiner Kunze liest aus seinem Werk. Wir haben die Veranstaltung in Bild und Ton begleitet:

Geboren 1933 in Oelsnitz/Erzgebirge lebte der Schriftsteller von 1962 bis 1977 in Greiz/Thüringen. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings trat Kunze aus der SED aus. Mit dem Prosawerk "Die wunderbaren Jahren" (erschienen 1976 in Frankfurt/Main) beschrieb er die Bedrohung der Individualität junger Menschen in der DDR. Kunze wird zum Staatsfeind erklärt und aus dem DDR-Schriftstellerverband ausgeschlossen. Das kam einem Berufsverbot gleich. Familie Kunze stellte aufgrund dieser Entwicklung einen Ausreiseantrag und konnte vor 40 Jahren die DDR verlassen.
Unter dem Titel "Deckname Lyrik" veröffentlichte Kunze 1990 unmittelbar nach den Stasibesetzungen Auszüge aus den Akten der Staatssicherheit, die dokumentieren, wie perfide das SED-Regime den Schriftsteller und seine Freunde verfolgt hatten.

IMG 2087 Zuschnitt WebHeute hat der Landesbeauftragte Christian Dietrich den Tätigkeitsbericht der Jahre 2015 und 2016 im Thüringer Landtag an den Präsidenten des Thüringer Landtags, Christian Carius, übergeben und im Rahmen einer Pressekonferenz über die Arbeit der Behörde in den vergangenen zwei Jahren informiert. 

Der Tätigkeitsfokus des Landesbeauftragten lag wie in den Jahren zuvor in der Beratung. Christian Dietrich ging zentral auf folgende Fragen ein: Wie hat sich die Beratungssituation ehemaliger politisch Verfolgter entwickelt? Wie entwickelt sich die Rechtslage der Betroffenen?
Der Landesbeauftragte dazu:  „Die Zeitzeugen der frühen Jahre der DDR werden weniger. Jetzt werden die Leiden der späteren DDR-Generationen in den Beratungen präsenter. Der Gesetzgeber hat die Rehabilitierungen bis Ende 2019 befristet. Ein Schlussstrich ist unserem Land unwürdig. In Thüringen leben statistisch gesehen besonders viele Opfer der SED-Herrschaft. Entsprechend hoch sind die Entschädigungsleistungen und Hilfen, die ausgezahlt werden. Allein für die Opferrente in Thüringen wurde im vergangenen Jahr über 18 Millionen € gezahlt. Der Bedarf nach Beratung, Aufklärung und Hilfe ist groß. In der letzten Zeit wurde die Würdigung derer, die wegen ihrer Religion in der DDR verfolgt wurden, zur Herausforderung für den Freistaat.“

IMG 2098 Zuschnitt WebIm Zuge der Pressekonferenz erläuterte der Landesbeauftragte auch die eigene Bildungsarbeit in Kooperation mit Bildungsträgern und in eigener Verantwortung. Im Berichtszeitraum hat die Behörde über 70 Veranstaltungen im Bereich der Erwachsenenbildung in Form von Vorträgen, Podiumsdiskussionen oder Buchlesungen sowie 60 Veranstaltungen mit Schulen und anderen Bildungsträgern durchgeführt. 
Auch auf die erfolgreiche Nutzung der Neuen Medien im Berichtszeitraum verwies Dietrich. Mit über 700 Posts zu Veranstaltungen, aktuellen Debatten und historisch relevanten Diskursen zeigt die Webseite des ThLA eine hohe Dynamik und einen erheblichen Informationsmehrwert für die Zielgruppe. Der Landesbeauftragte beteiligt sich an der politischen Bildung in Thüringen maßgeblich über die neuen Medien. Eine besondere Bedeutung erlangte in diesem Zusammenhang eine interaktive Karte, die von Zwangsaussiedlungen betroffene Orte anzeigt und Hinweise auf die Gedenkkultur liefert. Die Karte ist in die Webseite des Landesbeauftragten eingebettet. Nahezu 22.000 Personen haben diese bereits aufgerufen. Ebenso verzeichnet die Facebook-Seite des Landesbeauftragten ein stetiges Wachstum, mittlerweile gefällt über 400 Personen die Seite des Landesbeauftragten auf Facebook. Über einen neu eingerichteten YouTube-Kanal sollen noch mehr interessierte Menschen erreicht werden: Zukünftig werden die Veranstaltungen des Landesbeauftragten auch durch Videoaufnahmen begleitet. 

Den Tätigkeitsbericht des Landesbeauftragten finden Sie hier. 

Zugleich hat der Landesbeauftragte den Tätigkeitsbericht der Beratungsinitiative SED-UNRECHT für das Jahr 2016 veröffentlicht. Schwerpunkte der Beratungstätigkeit in 2016 waren, wie auch schon in den Vorjahren, weiterhin die Anfragen zu allen Formen der Rehabilitierung und den sich anschließenden Verfahren zur Beantragung von sozialen Ausgleichsleistungen. Die Beratungsinitiative arbeitet im Auftrag des Landesbeauftragten und unterstützt die Behörde in oben genannten Tätigkeitsfeld. Den Tätigkeitsbericht der Beratungsinititative können Sie hier einsehen. 

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Interaktive Karte
Zwangsaussiedlungen in Thüringen

Diese interaktive Karte zeigt über 200 Orte in Thüringen, die von Zwangsaussiedlungen betroffen waren. Klicken Sie auf die Markierungen, um mehr zu erfahren. 

Legende: 
Gelb: Zwangsaussiedlungen 1952
Orange: Zwangsaussiedlungen 1961
Rot: Zwangsaussiedlungen in mehreren Jahren

Beratungstermine Sidebar 2020

Seiten aus Taetigkeitsbericht ThLA 2019 20

Kontakt

Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (ThLA)

Postfach 90 04 55 | 99107 Erfurt

Tel.: 0361 57 3114-951
Fax: 0361 57 3114-952
E-Mail:  info@thla.thueringen.de

Der Landesbeauftragte auf Facebook:

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Bundesstiftung Aufarbeitung

Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur trägt zur umfassenden Aufarbeitung von Ursachen, Geschichte und Folgen der Diktatur in der SBZ und in der DDR bei.

www.bundesstiftung-aufarbeitung.de

der bundesbeauftragte

Der Bundesbeauftragte
für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik

www.BStU.bund.de

Cover Gerbergasse18 Heft 93